Fühle mich isoliert und ausgegrenzt

Jahresarchiv
Lamo84

Fühle mich isoliert und ausgegrenzt

Beitrag von Lamo84 »

Hallo,

Ich wende mich an euch, weil ich momentan wieder richtig verzweifelt bin. Keine Ahnung, ob das an der Jahreszeit liegt, zwischendurch ging es mal besser, aber ich habe mich nun entschieden, dass ich dringend etwas (für mich) tun muss.

Ich bin seit einem Jahr wissenschaftlicher Mitarbeiter, habe schnell ein gutes Thema gefunden und bin dabei zu schreiben. Bei uns gibt es insgesamt 4 Doktoranden, einer davon extern, 2 ebenso wissenschaftliche Mitarbeiter.
Die Betreuung durch meinen Doktorvater ist gut. Er ist begeistert von meinem Thema und fördert mich wo er nur kann. Er ist allerdings nur selten anwesend. Nach seinen Vorlesungen ist er selten länger als 15 Minuten da und reist in der halben Welt herum. Es gab Phasen, in denen ich in fast 6 Wochen nicht gesehen habe. Für mich ist das OK, per Mail und Telefon kann ich gut Kontakt halten und er reagiert dann auch sehr schnell.
Aber genau da liegt der Hase im Pfeffer: das Klima bei uns ist extrem schlecht. Was da abläuft, könnte man schon als Mobbing bezeichnen.

Die beiden Kollegen machen sich ständig über meine Arbeit lustig. Ich bin "uncool", weil ich engagiert bin und es nicht ausnutze, dass unser Doktorvater nie da ist. Ständig kommen Sprüche wie "Schon Post vom Nobelpreis bekommen?" oder "Was machen die Bewerbungen für die Junior-Professur?". Als ich heute 5 Bücher aus der Bibliothek geholt habe, kam mir einer der Kollegen entgegen und meinte: "Wieder Angst, dass das Wochenende zu langweilig wird?". Anfangs war es noch lustig, ich habe es mit Humor genommen, aber ich merke mittlerweile wie es mich mürbe macht.
Aus meiner Sicht bin ich wirklich kein Extrem-Doktorand, wie ich es anderswo schon erlebt habe. Ich mache meine normale Arbeitszeit, bin selten mehr als 8-9 Stunden an der Uni. Klar, wenn mich gerade etwas fesselt, ich eine gute Idee habe, dann lese oder schreibe ich auch mal am Wochenende. Freunde, Familie und Hobbies kommen nicht zu kurz.
Als ich angefangen habe, war noch eine Kollegin bei uns, die nun zum 31.06. angeblich aus persönlichen Gründen die Uni gewechselt hat. Angeblich deshalb, weil ich mit ihr noch einen losen E-Mail Kontakt habe und sie mir mehrmals durch die Blume mitgeteilt hat, dass ihr Hauptgrund die Situation bei uns war.
Seitdem sie weg ist, fühle ich mich total isoliert, bekomme immer nur diese dämlichen Sprüche reingehauen. Zusammenarbeit = 0.

Ich stelle mir die Frage, wie lange ich das noch aushalten werde. Meine Promotion würde ich sehr gut abschließen können (denke ich), denn für mein Thema habe ich schon viele positive Rückmeldungen erhalten. Aber kann man das wirklich 2-3 Jahre als Einzelkämpfer durchziehen?

Würde mich freuen, wenn ihr mir weiterhelfen könnt. Vielleicht habt ihr auch gute Ideen?
Jucy

Re: Fühle mich isoliert und ausgegrenzt

Beitrag von Jucy »

Hallo Lamo84,

oje, ich kann gut verstehen, dass dich das fertig macht. Mir würde es zumindest auch schwer fallen, die Ohren auf Durchzug zu stellen. Allerdings wäre es sicher schade, wenn du da aufgeben würdest, wo du ansonsten doch tolle Bedingungen hast.

Vielleicht hilft es dir, mal darüber nachzudenken, was du denn von den beiden Kollegen gern hättest. Du schreibst, Zusammenarbeit = 0, was würde denn Zusammenarbeit an eurem Bereich konkret bedeuten? Und hast du diese Dinge (ich habe da so Austausch, Interpretationsgruppe, gemeinsame Vorbereitung von XYZ im Kopf, vielleicht ist es bei dir ja auch etwas völlig anderes) schon mal aktiv vorgeschlagen? Evtl. ist das ja ein Weg, um wieder ins (sachliche) Gespräch zu kommen und auch zu zeigen, dass du dich nicht als der Überflieger siehst sondern durchaus Interesse an deinen Kollegen hast (könnte ja sein, dass das so bei denen noch nicht angekommen ist).

Falls ja und du da auf Granit beisst bzw. mittlerweile auch keine Lust mehr hast, mit den Beiden über deine/eure Arbeit zu sprechen, wie sieht es denn aus mit dem externen Doktorand? Vielleicht kann man sich ja da mehr vernetzen?

Alles Gute :blume:
Jucy
Lamo84

Re: Fühle mich isoliert und ausgegrenzt

Beitrag von Lamo84 »

Hi,

Danke für Deine Antwort.

Mein Traum wären Kollegen, mit denen man sich über die fachlichen Themen austauschen kann. Momentan hänge ich bei meiner Arbeit an einer Entscheidung: nehme ich Konzept A oder B? Ich würde gerne mit einem Kaffee zu den Kollegen gehen, erzählen welche Ideen ich habe und sie fragen, was sie für besser halten. Bei solchen Fragen ist die Antwort immer: "Musst du wissen" oder "Ist mir egal".
Letzte Woche hat einer der beiden beim Mittagessen erzählt, dass er seit August nichts mehr für seine Dissertation gemacht hat und hat sich darüber amüsiert. Ich verstehe dieses Verhalten nicht. Das habe ich zuletzt vielleicht in der 8. Klasse erlebt, als man nicht als Streber gelten wollte.
Ich versuche immer offen zu sein, helfe gerne und ehrlich, wenn ich gefragt werde. Aber mittlerweile macht mir das auch keine Freude mehr, wenn ich weiß, dass es einseitig ist.
Nur was soll ich tun? Mich dumm stellen, schlechte Artikel schreiben, damit mich meine Kollegen mögen und ich dazu gehöre? Das wäre bizarr.

Der Kontakt zum Externen ist ganz gut, allerdings arbeitet er Vollzeit, ist also wenig da und wir haben außerdem sehr unterschiedliche Themen. Kontakte ausserhalb der Uni habe ich auch, aber das hilft leider auch nur wenig, wenn ich mich 90% des Arbeitsalltags komplett isoliert fühle.

Aufgeben möchte ich nicht, weil mir meine Arbeit viel zu viel Spaß macht.
Meggy

Re: Fühle mich isoliert und ausgegrenzt

Beitrag von Meggy »

Oh Weh, das tut mir sehr leid - solche "Kollegen" können einem das Leben wirklich schwer machen kann ich mir denken :trost: Ich meine, einige von uns stellen auch von Zeit zu Zeit mal fest "hey schon wieder 3 Monate um und nix an der Diss passiert" (das kann im VL-/Lehre-Stress schonmal gut passieren) aber amüsiert ist da bei uns keiner drüber - verstehe solches zwanghaft-coole pupertier-Verhalten ehrlich gesagt auch nicht...
Einen guten Rat habe ich ehrlicherweise auch nicht - wenn auf die Kollegen zugehen nix bringt, weil von denen kein Interesse da ist: so what. Ich würde mich aber weder verstellen - schlechter schreiben und weniger arbeiten um als cool zu gelten ist einfach quatsch, das bringt KEINEN von Euch weiter; wenn die anderen das wollen OK, aber da würde ICH nicht mitspielen - sei einfach weiter höflich, wenn nötig, aber musst ja Deine Hilfe oder zB Paper-Kooperation etc niemandem aufdrängen. Ansonsten wie schon gesagt wurde: kannst Du Dich evtl mit dem externen MA vernetzen? Oder gibts bei Euch Institutsweite Doktoranden-Veranstaltungen bei denen Du Leute von anderen Lehrstühlen kennenlernen kannst? Vielleicht passen die fachlich dann nicht optimal, aber oft kann man sich auch über die spezifischen Fachrichtungen hinaus gut austauschen... Viel Erfolg, und weiter viel Durchhaltevermögen. Würde jedenfalls eine gute Betreuungssituation (das ist echt gold wert wenn man mit seinem DV gut auskommt/zusammenarbeitet) nicht wegen ein paar komischer Kollegen kampflos hinschmeißen :wink:
DoneXY

Re: Fühle mich isoliert und ausgegrenzt

Beitrag von DoneXY »

Tut mir leid, dass Dich Deine Situation so bedrückt!
Lamo84 hat geschrieben:Anfangs war es noch lustig, ich habe es mit Humor genommen, aber ich merke mittlerweile wie es mich mürbe macht.
Ich frage mich, was sich verändert hat, dass Du es nicht mehr mit Humor nimmst? Ist das gleiche, was Dich jetzt mürbe macht, anfangs nicht böse gemeint gewesen? Oder waren Dir Bosheiten anfangs egal? Oder ist es vielleicht auch jetzt nicht böse gemeint, aber Du verstehst es so?
Lamo84 hat geschrieben:Als ich heute 5 Bücher aus der Bibliothek geholt habe, kam mir einer der Kollegen entgegen und meinte: "Wieder Angst, dass das Wochenende zu langweilig wird?".
5 Bücher sind wirklich nicht viel. Der Spruch mit dem WE kann es sein - liegt vor allem daran, wie man es versteht, s.o. Hast Du schon mal deutlich gemacht, dass Du es nicht (mehr) witzig findest? Immerhin geht ihr noch gemeinsam essen, da scheint es doch noch eine (kleine) gemeinsame Basis zu geben.
MastaofDissasta

Re: Fühle mich isoliert und ausgegrenzt

Beitrag von MastaofDissasta »

Hallo Lamo84,

das ist natürlich alles nicht schön, aber vielleicht kann ich mal die andere Perspektive einbringen.

Mir ist genauso wie Meggy die Situation mit dem Kollegen aufgefallen, der "stolz" erzählt, dass er schon seit August nichts mehr an der Diss gemacht hätte. Ich traue mich zu sagen, dass das "Protzen" mit dem fehlenden Arbeitsfortschritt nichts ist als eine Übersprungshandlung. Niemand freut sich, wenn er ein Projekt brachliegen lässt, ganz besonders nicht, wenn das vor der Drohkulisse des Wissenschaftsbetrieb stattfindet ("Wie jetzte? Nicht innerhalb von zwei einhalb Jahren summa cum laude promoviert? Urteil: Wissenschaftsuntauglich!").

Ich weiß, dass man gerade, wenn man anfängt mit der Diss, sich Unterstützung von denen erhofft, die schon ein paar Jahre dabei sind. Ging mir auch so. Jetzt, ein paar Jahre später, sehe ich das vollkommen anders. Als gute Ökonomin mache ich da eine Kosten-Nutzen-Bilanz auf und komme zu dem Ergebnis, dass ich für die Unterstützung von "jüngeren" Kollegen nicht ausreichend fachlichen Input zurückbekomme, der mich persönlich in meiner Arbeit weiterbringt - aber die Drohkulisse gilt für mich auch und ich muss sehen, dass ich meine eigene Arbeit voranbringe, bin also nur begrenzt bereit mich mit den Vorhaben anderer auseinander zu setzen.

Solche Situationen sind normal, da an den Unis aber regelmäßig ein Führungsvakuum herrscht, entwickeln sie hier explosives Potential, der Nährboden für Mobbing. Der nicht-anwesende DV schafft keine ausreichenden Betreuungsstrukturen (und auch da möchte ich daran erinnern, dass mit dieser Wahrnehmung als Doktorvater schon ein extrem hoher Anspruch verbunden ist) und baut darauf, dass die Kollegialität vor Ort diese schon irgendwie ersetzen wird. Das tut sie aber nicht, wenn alle gleichermaßen sehr hohem Druck ausgesetzt sind und es nicht einen gibt, der den Spielraum hat, Strukturen zu schaffen, die den Charakter eines öffentlichen Gutes haben. Nach deinen Erzählungen frage ich mich nun mal auch, wer bei euch den ganz normalen Lehrstuhlbetrieb aufrecht erhält, wenn der Lehrstuhlinhaber kaum präsent ist: Wer beantwortet Studierenden-E-Mails, wer achtet darauf, dass die Institutshomepage gepflegt wird, wer organisiert Beamer und den Raum für Kolloquien, wer formatiert Veröffentlichungen und korrespondiert mit den Journalen, wer schreibt die dämlichen Kosten- und Zeitpläne für Projektanträge? Gibt es klare Absprachen, um solche Aufgaben zu verteilen oder gibt es das Potential, dass derjenige, der sich stärker in die eigene Forschung vertieft, solche Aufgaben quasi für diejenigen "liegenlässt", die sich unausgesprochen aufegfordert fühlen, sich stark im Alltagsbetrieb einzubringen? Falls es da wirklich ein Vakuum gibt, dann ist deine Begeisterung für dein eigenes Thema tatsächlich (so tragisch das auch ist) nahezu bedrohlich für deine Kollegen: Wenn du dich in dein Thema vertiefst, hast du weniger einen Blick für die dröseligen Aufgaben des Alltagsgeschäfts, in dem universitären Führungsvakuum wird die gleichmäßige Verteilung solcher Aufgaben aber auch nicht durchgesetzt und deine Kollegen können den Eindruck haben, dass sie deinen Forschungsfortschritt quasi subventionieren - zu Lasten ihrer eigenen Arbeit. Ich sage nicht, dass das wirklich so ist, ich sage nur, dass die fehlenden Strukturen dazu führen, dass jeder von sich selbst denken kann, er sei der Einzige, der hier wirklich was tut. Wenn du das fachliche Gespräch regelmäßig vor dem Hintergrund beginnst, dass du eine konkrete Frage hast, bei der du dir Unterstützung erhoffst, dann verschärft sich die Situation natürlich weiter.

Ich möchte hier quasi für deine Kollegen in die Bresche springen und dich bitten, an sie einen realistischen Maßstab anzulegen: Sie können die Betreuung durch den DV nicht ersetzen und das bedeutet nun mal, dass sie auch nicht das produktive Klima mit gegenseitigem Austausch schaffen können, das du dir für deine Arbeit wünschst. Du kannst nur Angebote machen, z.B. für ein regelmäßiges Treffen zur Präsentation des Arbeitsfortschrittes, solltest dabei aber im Auge behalten, dass das Treffen dann so gestrickt sein muss, dass nicht nur du als Organisator daraus etwas mitnimmst, sondern so, dass die anderen auch für sich einen Vorteil darin sehen. Dafür ist es natürlich notwendig, sich mit der Arbeit der anderen auseinander zu setzen: Wo hakt es? Welche Umsetzungsprobleme könnten z.B. durch einen Methoden-Workshop überwunden werden? Wenn diese Angebote nicht angenommen werden (und das kann ja sein, wenn die Situation schon sehr verfahren ist und sich die Fronten verfestigt haben), dann ist dem eben so. Viel Unterstützung kann man sich auch von den fachlichen Inhalten losgelöst holen, z.B. in interdisziplinären Doktorandengruppen mit Coaching-Charakter. Für dich bedeutet das dann eben, dass du für deine Arbeit stark auf dich allein gestellt bist, das hat aber eben auch den Vorteil, dass du dich darauf konzentrieren kannst und in intensiven Phasen gut vorankommen kannst, ohne durch die Bitten um Unterstützung von anderen "gestört" zu werden.

Und für die ganz konkrete Situation, wenn wieder ein Spruch gedrückt wird: Mobbing niemals um des lieben Friedens Willens einreißen lassen. Wenn etwas geäußert wird wie "Wieder Angst, dass das WE zu langweilig wird?" dann ist die einzig sinnvolle Reaktion die Offensive: "Ich kann mich für mein Thema begeistern und ich will die Diss nunmal zügig hinter mich bringen - ist ja nun mal kein Lebensstadium, das man für lange haben will.". Ist eine Ich-Aussage, aber mit der zentralen Aussage: "Wo ist denn dein (= Kollege) Problem? Geht es dich irgendetwas an, was ich am WE mache?". Sie müssen nicht deine Freunde werden, das einzige, was du realistisch erwarten kannst, ist, dass sie ihren Teil der Arbeit machen, damit du deinen machen kannst.

Ich seh' das jetzt vielleicht stark vor meiner eigenen Situation (aus mir nicht erklärlichen Gründen wirke ich wohl sehr ansprechbar, so dass die Bitten um inhaltliche Unterstützung von den neuen Doktoranden gar nicht erst an den Betreuer, sondern direkt an mich gerichtet werden). Geht mir entsetzlich auf den Geist, weil ich weiß, dass das etwas ist, was sich nicht ausgleichen kann. Wenn ich eine halbe Stunde meiner Zeit aufgewendet habe, um das Für und Wider verschiedener Erhebungsformen abzuwägen, dann wird daraufhin nicht eines der Probleme gelöst, mit denen ich gerade kämpfe - denn wenn ich das einbringe, dann ist die Rückmeldung, dass das leider zu weit fortgeschritten ist, als dass sie mir da helfen könnten. Das ist für mich ein schlechtes Geschäft, welches ich vielleicht noch eingehen würde, wenn es explizit zu meinen Aufgaben gehört und z.B. in Stellenbeschreibungen berücksichtigt würde.

Lass dich nicht unterkriegen. Wenn du dich für dein Thema interessierst, dann ist schon viel gewonnen. Gutes Gelingen! :blume:
holladiewaldfee

Re: Fühle mich isoliert und ausgegrenzt

Beitrag von holladiewaldfee »

Hallo Lamo84,

ich kann mich Meggy voll und ganz anschliessen. Und das, was Du in Deinem Eingangsposting beschreibst, ist in meinen Ohren Mobbing. Solche Sprueche kann man sich unter Freunden stecken, wenn man weiss, wie es beim anderen ankommt. Aber in Eurer Situation klingt das fuer mich eher, als waeren sie neidisch, dass Du mit der Diss vorankommst - und sie nicht.

Selbst gehoere ich zu den Leuten, die niemals beim Mittagessen ueber fachliche Dinge reden wuerden. Das ist mir einfach total zuwider, ich will da meine Auszeit und ueber die schoenen Dinge ( ;-) ) des Lebens sprechen. Mein Betreuer wiederum ist da anders, der wuerde auch gerne von morgens bis abends fachliche Dinge diskutieren. Mir ging das auf den Zeiger, ich habe dann eben nur einsilbig geantwortet. Will sagen: Jeder Jeck ist anders.
Letzte Woche hat einer der beiden beim Mittagessen erzählt, dass er seit August nichts mehr für seine Dissertation gemacht hat und hat sich darüber amüsiert. Ich verstehe dieses Verhalten nicht. Das habe ich zuletzt vielleicht in der 8. Klasse erlebt, als man nicht als Streber gelten wollte.
[kuechentischpsychologie]
Naja, manche werden halt nie erwachsen. Oder haben vielleicht in der 8. Klasse als Streber gegolten, so dass sie das waehrend Studium und Diss wunderbar kompensieren kann, jetzt, wo sie endlich mal nach aussen hin locker erscheinen koennen, weil keine Hausaufgaben abgefragt werden. ;-)
Es ist auch nicht jedermanns Sache, sich Buecher fuers Wochenende mit nach Hause zu nehmen. Das kommt alles darauf an, als was man die Diss betrachtet. Lebensaufgabe? Hobby? Projekt? Ich z.B. wuerde niemals auf die Idee kommen, im Urlaub ein Diss-Buch auszupacken (Deadline-Situationen mal ausgenommen). Hier sind ja viele unterwegs, die in ihren Diss-Buechern regelrecht versinken - ich erlebe das mit einer distanzierten Mischung aus Bewunderung, Unglaeubigkeit, Neid, Mich-Selbst-Faul-Fuehlen...
[/kuechentischpsychologie]

Wie dem auch sei: DIR geht es damit nicht gut, dass sich Deine Kollegen ueber Dich lustig machen. Die Steigerung waere nur, dass sie es hinter Deinem Ruecken tun. Der springende Punkt ist meiner Meinung nach, was schon DoneXY schrieb: Hast Du es deutlich gemacht, dass es fuer Dich keine Witze mehr sind?

Alles Gute!! :trost:
Ohneworte

Re: Fühle mich isoliert und ausgegrenzt

Beitrag von Ohneworte »

ich lese Deine Mitteilung so:
Deine Kollegen verteidigen ihr Terrain. Niemand soll hereinkommen und mitmachen, vor allem kein "from Zero to Hero"-Typ, den der Chef auch noch gut findet: Das provoziert Neid seitens Deiner Mitarbeiter, die wohl auch um Anerkennung buhlen, sie aber nicht meinen zu bekommen.
Nun kannst Du jeden Tag mit der Einstellung ins Büro gehen: "Lass sie doch fotzeln, sie sind sowieso nur neidisch". Auf die Dauer wird das aber anstrengend, vor allem wenn Du ein Harmonie-Typ bist und nicht nur Du, sondern auch der Fortschritt Deiner Diss wird unter dieser Einstellung leiden.
Was tun in diesem Haifischbecken? Eine dicke Wampe zulegen und auf Deine Kollegen zugehen und versuchen ihre Attacken zu entkräften, indem Du sie vielleicht fragst:
"Schade, dass Du in den letzten Monaten nicht an Deinem Thema weitergekommen bist. Woran liegt es? fehlendes Zeitmanagement? Ãœberperfektionismus? Nervige Studenten? Kann ich Dir irgendwie helfen?"
Bitte gib nicht auf. Verlasse nicht das Terrain, wie Deine Kollegin zuvor.
Amalia

Re: Fühle mich isoliert und ausgegrenzt

Beitrag von Amalia »

Lieber Lamo,
wie Du bereits an den sehr unterschiedlichen Reaktionen siehst, jeder reagiert in einer solchen Situation anders und für jeden liegt die Lösung wo anders. Nur als Inspiration meine Vorschläge:

1.) Versuche Abstand zwischen Dich und Deine Kollegen zu bringen. Innerlich - man muss sich nicht länger unterhalten - aber auch faktisch. Beschränke Deine Anwesenheit am Lehrstuhl auf das Notwendigste. Versuche nach Möglichkeit vermehrt zu hause oder in der Bibliothek zu arbeiten.
2.) Suche Dir Austauschpartner außerhalb des Lehrstuhls. Gibt es Kolloquien am Insitut? Gibt es in Deinem Fach Nachwuchskonferenzen oder überregionale Doktorandenkollquien? Hast du Freunde oder Bekannte, die promovieren? Fachliche Nähe ist oft gar nicht so wichtig für einen Austausch! Gibt es bei Dir eine Thesis-Gruppe? www.thesis.de Einige Förderwerke, z.B. die Studienstiftung, nehmen auch Doktoranden in die ideelle Förderung auf. Die dort angebotenen Seminare und Foren können sehr hilfreich sein. …

Alles Gute!
A.
Wissbegierige

Re: Fühle mich isoliert und ausgegrenzt

Beitrag von Wissbegierige »

Hallo Lamo,

meine VorschreiberInnen haben schon viel Wahres und Hilfreiches gesagt.
Mein Gefühl beim Durchlesen deines Posts war auch: warum sich freiwillig mit Leuten abgeben, die sich immer wieder unmöglich dir gegenüber verhalten??? Ich würde mit solchen Menschen nicht Mittagessen gehen und den Kontakt soweit beschränken wie möglich. Ich würde mich auch an andere Doktoranden halten, wenn du Kontakte brauchst.
Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, dass ich mit meinen direkten Kollegen persönlich wenig anfangen kann. Ich beschränke seitdem den Kontakt auf das Notwendigste und es ist für mich wesentlich angenehmer so.
Zieh dein Ding durch und lass dir von neidischen/sozial inkompetenten... Personen nicht in die Suppe spucken!

Lg von der Wissbegierigen
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