Fühle mich isoliert und ausgegrenzt

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Lamo84

Re: Fühle mich isoliert und ausgegrenzt

Beitrag von Lamo84 »

Hi,

Ich danke euch von ganzem Herzen für die vielen Antworten. Ich habe alles aufmerksam gelesen und werde sicherlich über manches noch nachdenken müssen.
Auf ein paar Punkte will ich aber auch gleich eingehen.

Zum Spaß/Ernst-Umbruch: ich bin humorvoll, lache auch gerne über mich selbst. Daher habe ich auch kein Problem damit, wenn ich von einer anderen Person aufs Korn genommen werde. Zu einem gesunden zwischenmenschlichen Verhalten gehört für mich aber auch, dass man ein Gespür dafür hat, wann man diese Sprüche bringen kann und dass diese auch nicht Überhand nehmen.
Das ist bei einem Kollegen (der andere ist eher Mitläufer) völlig aus dem Ruder gelaufen. Wenn ich ihm sage, dass es mich verletzt, dann bezieht er das nicht auf sich, sondern auf mich. Die Reaktion ist also nicht: "Tut mir leid, da bin ich zu weit gegangen", sondern "Du verstehst das falsch, ich mache nur Spaß". Wenn ich sage, dass es das für mich nicht ist, ist die Aussage wiederum "Man darf das Leben nicht zu ernst nehmen" oder ähnliches. Ich schweige in diesen Situationen einfach nur noch. Das bremst ihn immerhin aus.

Zur Verteilung der Arbeit: wir haben eine grobe Aufteilung nach Veranstaltungen/Themenbereichen. Früher habe ich mit meiner Kollegin zusammengearbeitet. Durch ihren Weggang übernehme ich das jetzt alleine, d.h. ich habe dabei in etwa so viel zu tun wie meine beiden Kollegen zusammen. Mein Doktorvater ist Fachberater für zwei Studiengänge und leitet die Anfragen meist an mich weiter. In Gremien muss ich ihn auch manchmal vertreten. Als ich neu war, sollte ich das übernehmen, um es kennenzulernen. Heute weil man ich schon kennt. Professorenlogik. :)

Zum aktiven Austausch: ich habe mehrmals gefragt, ob sie Interesse hätten, ein internes Kolloquium abzuhalten, um Arbeitsfortschritte auszutauschen. Die Antwort war immer nein: keine Zeit, keine präsentierbaren Ergebnisse, kein Nutzen. Ich habe so oft meine Hilfe angeboten. Die wird ja selektiv auch in Anspruch genommen.


Nach dem Lesen eurer Reaktionen habe ich auch das Gefühl, dass ich manches zu emotional sehe. Fakt ist, dass ich meine Kollegen für meine Diss und die wissenschaftliche Karriere nicht brauche. Das muss mehr in meinen Kopf.
Es bringt nichts, die Energie in die Kämpfe vor Ort zu stecken, wenn ich sie anderswo viel effektiver nutzen könnte.

Danke auch für die Erinnerung an externe/interdisziplinäre Gruppen. Es gibt in einem anderen Fachbereich ein Angebot, das vielleicht interessant für mich ist. Ich werde mich dort mal erkundigen, ob es aktuell Treffen oder Veranstaltungen gibt.

Danke!
Mathilda

Re: Fühle mich isoliert und ausgegrenzt

Beitrag von Mathilda »

Hallo,

habe nicht so viel Zeit, daher nur kurz und hoffentlich etwas aufmunternd:
Ich habe eine ähnliche Situation am LS erlebt. DV war zwar anwesend, hat sich aber nicht geäußert oder irgendwie eingegriffen. Zum Glück war ich nicht "allein", sondern es war eine 2:2 Situation. Total doof, zermürbend und unproduktiv. Ich habe auch überlegt, ob ich mir das noch länger antun soll und weiterhin Lust auf diese Geschichten habe oder ob mit mir irgendwas komisch ist etc.
Bis zu dem Zeitpunkt, wo die "andere Front" (ich drücke es mal absichtlich so aus) den LS verlassen hat, planmäßig und ganz normal nach Ablauf der Doktorandenzeit. Danach wechselte das Team und plötzlich war die Atmosphäre konstruktiv, produktiv, austauschbereit und freundschaftlich. Wir haben immer noch alle Kontakt und treffen uns ab und an, es ist eine ziemlich eingeschworene Truppe geworden. Will sagen: Ich will nicht dafür plädieren, alles auszusitzen, aber manchmal fluppt es ganz von allein. Nur eine einzige neue Person bringt eine völlig andere Dynamik in so eine Gruppe. Daher - abgesehen von den vielen guten Dingen, die schon geschrieben wurden - sieh es nicht ganz so schwarz, es kommen bessere Zeiten. Ich persönlich kann nur dafür plädieren, sich nicht von so einem Mist den Traum verderben zu lassen. Das ist es nicht wert!

Alles Gute
Mathilda
DoneXY

Re: Fühle mich isoliert und ausgegrenzt

Beitrag von DoneXY »

Ich mache mal als Advocatus Diaboli weiter:
Lamo84 hat geschrieben:Zum Spaß/Ernst-Umbruch: ich bin humorvoll, lache auch gerne über mich selbst. Daher habe ich auch kein Problem damit, wenn ich von einer anderen Person aufs Korn genommen werde. Zu einem gesunden zwischenmenschlichen Verhalten gehört für mich aber auch, dass man ein Gespür dafür hat, wann man diese Sprüche bringen kann und dass diese auch nicht Überhand nehmen.
Ich verstehe Deinen Standpunkt sehr gut, natürlich möchten alle, dass mit einem selbst gut umgegangen wird. Doch leider gehen die Auffassungen darüber, was darunter zu verstehen ist, auseinander. Nach Deinen Ausführungen kann ich mir immer noch vorstellen, dass das verhalten keinesfalls als Mobbing gemeint ist. Das Verhalten der beiden ist vielleicht 'blöd', aber nicht 'böse'. Kann trotzdem weh tun. Ich denke beispielseise, dass Mobbing sich nicht durch Schweigen ausbremsen ließe.

Wie andere schon geschrieben, ich würde auf maximale Distanz zu beiden gehen. Das schließt allerdings die Möglichkeit ein, dass die beiden dann erst recht aufdrehen. Je nach dem, wie sie diese Distanz auffassen. Gleichzeitig denke ich, Du solltest die beiden vorher noch mal auf den Topf setzen und deutlich sagen, wie es Dir mit der Situation geht.

Nicht vergessen: "Die Kommunikationsforscher sagen, man versteht sich meistens miss." Dass die beiden die Situation und Deine Position auch nur ähnlich einschätzen wie Du, muss keinesfalls so sein.

Auf jeden Fall: Viel Kraft beim Überwinden dieser für Dich blöden Situation.
MastaofDissasta

Re: Fühle mich isoliert und ausgegrenzt

Beitrag von MastaofDissasta »

DoneXY hat geschrieben:Ich mache mal als Advocatus Diaboli weiter: [...] Ich denke beispielseise, dass Mobbing sich nicht durch Schweigen ausbremsen ließe.
Das sehe ich ähnlich und ich denke, dass eine Gefahr ist, dass die Grenze nicht klar wird. Schweigen ist für sich genommen schon mal deutlich, in jedem Fall deutlicher, als den Witz vermeintlich "schlagfertig" aufzugreifen und dadurch zu legitimieren. Schweigen lässt aber immer noch die Interpretation zu, dass es witzig war und du einfach nur übersensibel bist. Meine Empfehlung@TE: Lass ihn den Witz erklären. Auf ein "War doch nur lustig gemeint" einfach mit "Wo soll denn da die Pointe sein?" reagieren. Kein Witz überlebt es, wenn man ihn erklären muss. Schafft für den Moment eine unglaublich unangenehme Situation, weil sich das Gegenüber nur noch in ein passiv-aggressives "Ääääh ... jetzt hab' dich doch nicht so!" retten kann, macht aber die Grenze sehr klar.
Lamo84

Re: Fühle mich isoliert und ausgegrenzt

Beitrag von Lamo84 »

Hi,

[quote="DoneXY"]
Ich verstehe Deinen Standpunkt sehr gut, natürlich möchten alle, dass mit einem selbst gut umgegangen wird. Doch leider gehen die Auffassungen darüber, was darunter zu verstehen ist, auseinander. Nach Deinen Ausführungen kann ich mir immer noch vorstellen, dass das verhalten keinesfalls als Mobbing gemeint ist. Das Verhalten der beiden ist vielleicht 'blöd', aber nicht 'böse'. Kann trotzdem weh tun. Ich denke beispielseise, dass Mobbing sich nicht durch Schweigen ausbremsen ließe.[/quote]

Da bin ich vollkommen bei Dir. Ich bin mir sogar sicher, dass sie nicht gezielt böse sind. Wenn sie das wären, würden sie es auf ganz anderen Ebenen ausleben und nicht so offensiv. Es ist auch nicht alles schlecht, es gibt immer mal gute Momente, die allerdings ausschließlich nicht arbeitsbezogen sind, z.B. die Geburtstagsfeier von unserem Chef. Nur viel weiter bringt mich das nicht.

Es prallen bei uns unterschiedliche Welten aufeinander, speziell was den Lebenslauf angeht. Beide kommen hier aus der Gegend, haben nie ihr angestammtes Umfeld verlassen. Ich habe an zwei anderen Unis studiert. Das klingt sicherlich blöd und ist reine Küchentischpsychologie, aber ich denke es macht einen Unterschied, ob man gezielt so eine Stelle antritt, umzieht und Freunde verlässt oder ob es ein Positionswechsel ist.
Ich arbeite viel konstanter auf mein Ziel zu. Bei den beiden habe ich immer den Eindruck, dass mal hier, mal da geklappert wird und wenn ein Termin ansteht, wird ein Gang zugelegt.
Damit habe ich kein Problem, ich weiß dass jeder unterschiedlich arbeitet. Aber ich erwarte eben genau diese Toleranz auch von meinem Gegenüber.

Danke noch mal für alle Kommentare. Ich sauge alles begeistert auf. :wink:
Eva
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Registriert: 06.07.2007, 17:35
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Re: Fühle mich isoliert und ausgegrenzt

Beitrag von Eva »

Hier steht schon sehr viel Kluges, das ich unterschreiben möchte. Mein kleiner Kommentar: Halt dich nicht mit diesen Pappnasen auf! Klar wäre ein kollegialeres Verhältnis mit mehr fachlichem Austausch schön, aber das scheint mit diesen beiden nun mal nicht möglich. Ich würde dir deshalb auch vorschlagen, den Kontakt mit den beiden auf die nötige Kommunikation zu beschränken (ohne offensiv abweisend zu sein!), den fachlichen Austausch aber an einer anderen Stelle zu suchen.

Ich schätze, sie fühlen sich von deinem Ehrgeiz einfach provoziert, weil du ihnen in deiner Person vor Augen hältst, wie man die Promotion auch angehen könnte. :wink:

Was die blöden Sprüche angeht, müsstest du halt einen Weg finden, sie a) in die Schranken zu verweisen und b) das nicht so nah an dich ran zu lassen, aber dazu hast du ja schon ein paar Tipps bekommen.

Alles Gute! :blume:
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