Promotion im Rahmen eines Drittmittelprojektes

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Lupin

Promotion im Rahmen eines Drittmittelprojektes

Beitrag von Lupin »

Liebe Forums-Mitglieder,
seit kurzem bin ich an einer Fachhochschule (FH) im Rahmen eines Drittmittelprojektes als Wissenschaftlicher Mitarbeiter beschäftigt. Im Einstellungsgespräch hieß es, dass eine Promotion über eben dieses Projekt sehr gerne gesehen würde. Ich dürfe über das Projekt promovieren, allerdings nicht in meiner Arbeitszeit, diese sei zu 100 % für das Projekt zu verwenden. Da die FH über kein Promotionsrecht verfüge, müsse ich mir selbständig eine Universität für die Promotion auswählen. Darauf hin habe ich meine unbefristeten Job gekündigt und bin zur FH gewechselt. (Die formalen Zulassungsvoraussetzungen für eine Promotion wären erfüllt, da ich einen Uni-Abschluss habe.)

Letzte Woche in der Teamsitzung teilt die Projektleitung dann allen Wissenschaftlichen Mitarbeiter (denen alle ähnliche Zusagen gemacht wurden) mit, dass eine Promotion sich thematisch vom Projekt abheben müsse :shock: . Dies habe der Projektträger so vorgegeben :?

Für mich lag der Reiz an dieser Stellen gerade im wissenschaftlichen Arbeit mit der Möglichkeit die Ergebnisse in einer Promotion zu verwenden. Eine thematische Abgrenzung meiner möglichen Dissertation ist alleine schon wegen des Workloads (ich habe eine volle Stelle) nicht möglich.

Weiß vielleicht irgendjemand von euch, ob es üblich ist, dass die Ergebnisse eines Drittmittelprojektes für die "persönliche" Verwendung (sprich Dissertation) gesperrt sind. Kann man eventuell mit dem Projektträger nachverhandeln oder muss ich mein Promotionsvorhaben im Rahmen dieser Stelle aufgeben :cry: .

Vielen herzlichen Dank!

Gruß
Lupin
HHlerin

Re: Promotion im Rahmen eines Drittmittelprojektes

Beitrag von HHlerin »

Ich finde das a) sehr unfair und b) sehr ungewöhnlich. Wenn die FH im Bewerbungsgespräch eine entsprechende Zusage macht, müsste das eigentlich mit dem Drittmittelgeber abgesprochen sein. Dass man nicht übers Projekt promovieren darf, ist nach meinen Erfahrungen bei einer 100% Stelle ungewöhnlich, da ja, wie Du selber sagst, dann keine Zeit mehr bleibt, eigene Forschung zu betreiben. Und die Möglichkeit zur Promotion ist ja gerade ein Argument, mit dem eine FH gute Leute "locken" kann. Anders könnte es nur sein, wenn das Projekt zu klein ist, wobei es in meinem Bereich z.B. üblich ist, dass ein Projekt quasi nur von einem Doktoranden durchgeführt wird und das Endprodukt dann die Diss ist. Manchmal verlangen die Drittmittelgeber in diesen Fällen zusätzliche Zwischen- und/oder Abschlussberichte, vor allem, wenn die Diss für sie zu theoretisch ist. Aber das komplett die Verwendung für eine Qualifizierungsarbeit vom Drittmittelgeber untersagt wird, finde ich wirklich komisch. Ich würde in jedem Fall versuchen, mit dem Geldgeber diesbezüglich nachzuverhandeln, bzw. dies noch besser durch den Projektleiter machen lassen, der hat vermutlich mehr Gewicht. Also erstmal mit dem/der sprechen und um Schützenhilfe bitten...
Thales

Re: Promotion im Rahmen eines Drittmittelprojektes

Beitrag von Thales »

Hallo Lupin,

zunächst einmal, ja das ist schon ganz schön unfair.
Zur Einschätzung der Lage sind aber glaub ich noch ein paar mehr Infos nötig. Je nach Fachrichtung kommen für Drittmittelprojekte ja verschiedene Geldgeber in Frage. Daher wäre zunächst einmal die Frage: Was ist das für ein Geldgeber? Industrie? Öffentliche Förderung?
Ich kenne es nur so, dass es bei Industrieforschungsprojekten dazu kommt, dass eine Veröffentlichung vom Geldgeber untersagt wird. Das führt dazu, dass ein Doktorand tatsächlich praktisch nicht mit den Daten promovieren kann, da die Arbeit später veröffentlicht werden muss. Aber wenn ich das recht verstanden habe, soll die Dissertation über die Projekterkenntnis hinaus gehen im Gegensatz zu "die Erkenntnisse/ Daten dürfen nicht verwendet/ veröffentlicht werden". Bzw. was genau ist mit "sich vom Projektthema abheben" gemeint?
Ist es ein öffentliches Projekt, bei dem die Ergebnisse eh veröffentlicht werden, dann fällt es mir etwas schwer zu erkennen, warum der Geldgeber eine Dissertation mit den Daten untersagen sollte oder warum er das können sollte. Meist ist eine Promotion im Rahmen öffentlich geförderter Projekte ausdrücklich erwünscht.
Ich habe selber an der Uni auf einem DFG-Projekt gearbeitet. Meine Dissertation ging dann tatsächlich auch über die im Projekt gesammelten Erkenntnisse hinaus, aber ich hatte auch nach Abschluss des Projektes noch Zeit, das ganze abzurunden.

Meine Empfehlung: erstmal Infos sammeln woher genau diese Anweisung kommt. Was für ein Drittmittelgeber ist es? Und zweitens: Welcher Prof. könnte die Diss betreuen, denn letztenendes muss der auch die Bewertung am Ende vornehmen, ob die Leistung für die Promotion reicht oder nicht.
Lupin

Re: Promotion im Rahmen eines Drittmittelprojektes

Beitrag von Lupin »

Hallo,
vielen Dank für die raschen Antworten.

"Mein" Projekt ist im Bildungsbereich angesiedelt und wird vom Europäischen Sozialfond sowie von dem Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. Eine persönliche Verwendung von den Projektdaten sei, nach Aussage der Projektleitung, erst 30 Monate nach dem Projektende zulässig :?: .

Im Rahmen des Projektes soll publiziert (in welcher Form ist noch nicht klar) werden. Am Ende soll dann auch noch ein Abschlussbericht verfasst werden. Vor diesem Hintergrund erscheint mir eine kumulative Dissertation sinnvoll. Aus diesem Grund verstehe ich die Vorgaben der Projektleitung überhaupt nicht und bin moment einfach
a) extrem verwirrt
b) "leicht" angesäuert :evil: .

Zwei Kollegen habe mit ihrer Promotion bereits begonnen und es hakt ziemlich: Heute habe ich erfahren, dass die Projektleitung es ihnen explizit verbietet Informationen über das Projekt weiterzugeben :shock: .

Ich werde nach der Probezeit noch einmal ein finales klärendes Gespräch mit den Verantwortlichen führen. Von diesem hängt dann meine Entscheidung für oder gegen eine Dissertation an dieser FH ab.

Vielen Dank fürs aus#otzen dürfen und liebe Grüße
Lupin
Thales

Re: Promotion im Rahmen eines Drittmittelprojektes

Beitrag von Thales »

Hallo Lupin,

vor dem Hintergrund dieser beiden Förderungen kommt mir der Vorgang extrem zweifelhaft vor. Ich würde das vor dem Ende der Probezeit klären, denn die Probezeit gilt ja auch in die Gegenrichtung. Wenn sich rausstellt, dass das einfach nur auf dem Mist der FH oder der Projektleiter gewachsen ist empfehle ich eine generelle Entscheidung pro oder kontra einer Dissertation und wenn ja wie vor Ende der Probezeit.
Meggy

Re: Promotion im Rahmen eines Drittmittelprojektes

Beitrag von Meggy »

Hallo Lupin,

klingt alles andere als erfreulich - alles wichtige wurde m.E. schon gesagt, möchte nur @Thales unbedingt beipflichten: Ich würde das auch unbedingt VOR Ende der Probezeit abklären, ggf. kommst Du dann noch leichter "von Bord" und kannst Dich nach anderen Möglichkeiten umtun... Viel Erfolg! :blume:
Lupin

Re: Promotion im Rahmen eines Drittmittelprojektes

Beitrag von Lupin »

Hallo,

vielen herzlichen Dank für die Anregungen :blume: .

Gruß
Lupin
Jucy

Re: Promotion im Rahmen eines Drittmittelprojektes

Beitrag von Jucy »

Hallo Lupin,
bei deinen genannten Geldgebern finde ich das Vorgehen auch sehr ungewöhnlich. Ich arbeite selbst in einem von ESF und BMBF geförderten Drittmittelprojekt und mache dabei die Erfahrung, dass die dabei entstehenden Dissertationen sehr begrüßt werden. Mich würde interessieren, wie deine Projektleitung das "Abheben" des Diss-Themas genau definiert. Bei uns ist es so, dass jeder Promovierende sich für einen Schwerpunkt entschieden hat und grundsätzlich Daten, die im Gesamtprojekt gewonnen werden, für seine Diss nutzen kann. Allerdings hat jeder sein Thema tatsächlich auch um verschiedene Aspekte erweitert, teilweise werden auch extra für die eigene Diss Datenerhebungen durchgeführt, allerdings muss das nicht zwangsläufig sein - ich mache dabei die Erfahrung, dass es durchaus auch Vorteile hat, wenn die Diss "etwas eigenes" und nicht komplett deckungsgleich mit dem durchgeführten Projekt ist.
Vielleicht gibt es bei dir ja auch die Möglichkeit einer Schwerpunktsetzung und eine damit verbundene Erweiterung des Themas, die du trotz 100%Stelle realisieren könntest?
Diese Regelung der 30 Monate wäre mir neu.
Ich KÖNNTE mir vorstellen, dass sich einiges klären würde, wenn es genauere Vorstellungen darüber gibt, wie die Publikationen gestaltet werden sollen (wer will wann wo mit wem publizieren) - wenn mehrere Dissertationen im gleichen Projekt stattfinden (noch dazu kummulativ) und es darüber hinaus auch noch Kollegen gibt, die zwar nicht promovieren, aber trotzdem publizieren möchten, kann das ein ganz schönes Gerangel um Daten geben... da ist es vielleicht einfacher, die Reegel aufzustellen, dass sich Dissertationen stark unterschieden müssen vom Gesamtprojekt... :roll:
Alles Gute für deine Entscheidung :blume:
jucy
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