Uneingereichte Magisterarbeit zur Diss ausbauen?

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Uneingereichte Magisterarbeit zur Diss ausbauen?

Beitrag von Interessierter »

Liebes Forum,

ich habe eine drängende Frage, die mich zurzeit sehr beschäftigt und meine Zukunft bestimmt, wahrscheinlich aber im Forum nicht sehr ungewöhnlich ist.

Vor ein paar Wochen erst habe ich meinen Magisterabschluss in der Soziologie beendet und warte gerade auf mein Zeugnis. ZUnächst zu Vorgeschichte:

Mein Betreuer der Arbeit war extern, da das Thema an meiner Universität kaum auf Interesse gestoßen ist und ich mit qualitativen Methoden arbeiten wollte. Da ich schon vor der Anmeldung der Arbeit mit dem Schreiben, dem ein halbjährige ethnographische Forschung vorausging, begonnen hatte, dauerte die Phase ca. anderthalb Jahre. Dementsprechend wuchs die Magisterarbeit auf 300 Seiten und kurz vor der Abgabe kam mein Betreuer ins Zweifeln über die Angemessenheit, die ziemlich aufwendige und ausführliche Arbeit "nur" als Magarbeit einzureichen.

Obwohl ich nicht vorhatte,zu promovieren, wurde mir empfohlen, mit einigen Verbesserungen und Ergänzungen die Arbeit als Dissertation einzureichen mit der Zusicherung, mein Betreuer würde auch als Doktorvater in Erscheinung treten...
Voraussetzung war dabei jedoch, dass ich eine neue Magisterarbeit schreiben musste, um bei einer eventuellen Promotion mich nicht selbst zu plagiieren. Da ich kaum Zeit hatte, zu überlegen, entschloss ich mich dazu, also eine "neue" Arbeit zu schreiben, deren Hauptteil aus einem der sieben Kapitel der vorherigen Arbeit besteht, natürlich mit neuer Fragestellung und anderem Schwerpunkt.

Durch diese Entscheidung hatte ich mich selbst unter Zugzwang gesetzt. Ich wollte nie wirklich eine Dissertation verfassen, stehe aber jetzt durch den Umstand, dass ich anscheinend bereits eine halbe Arbeit verfasst hatte, vor der Notwendigkeit, das viele mühsam erforschte und niedergeschriebene auch angemessen zu verwerten.
Ich stehe nach wie vor hinter dem Thema, aber habe einige Entscheidungsschwierigkeiten, jetzt wirklich zu promovieren, aus mehreren Gründen:

Die Promotion wäre extern, also an einer Uni einer anderen Stadt (wie auch schon bei meiner Magarbeit), wonach ich weder eine institutionelle Unterstützung bekommen, noch eine Stelle, die die Finanzierung sicherstellen würde.

Ich habe bisher eigentlich nicht vor, in die Wissenschaft zu gehen, wobei mich nach wie vor die Themen und das Forschen interessieren.

Da ich meine berufliche Zukunft zumindest zurzeit im Journalismus sehe, möchte ich mich sobald wie möglich bewerben, was die Entscheidung nochmals erschwert, da ich nicht weiß, ob ich gegebenenfalls mit einer Arbeitsstelle noch die Zeit aufbringen kann, um die Arbeit zu beenden.

Hat jemand Erfahrungen mit einer ähnlichen Situation oder kann mir jemand ein weiteres Vorgehen empfehlen?

Vielen Dank schonmal
Zuletzt geändert von Sebastian am 12.11.2012, 19:13, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Betreff für die Forensuche geändert
Interessierter

Re: Dissertation anmelden oder nicht

Beitrag von Interessierter »

ist der Text zu lang oder hat niemand eine Idee dazu? :?
Laplace

Re: Dissertation anmelden oder nicht

Beitrag von Laplace »

Du hast doch schon deine eigene Situation analysiert. Du hast eine halb fertige Dissertation auf deinem Schreibtisch liegen, du kannst vermutlich selbst am besten Überblicken, wie viel Arbeit du noch investieren musst. Vermutlich ist der Aufwand zeitlich überschaubar, aber die Rahmenbedingungen sind doof. Für viele hier mit Sicherheit beneidenswert :) Eigentlich brauchst du den "Dr" nicht, aber er könnte dir quasi vor die Füße fallen.
Um Journalist zu werden, wäre ein Voluntariat vermutlich viel zielführender als die Dissertation. Oder wie fangen andere Leute in dem Bereich an (da habe ich keine Ahnung)?

Das für und wieder liegt auf dem Tisch, entscheiden musst du alleine.
Blasius

Re: Dissertation anmelden oder nicht

Beitrag von Blasius »

Also ich würde die Möglichkeit nutzen. Ich selber habe für meine ebenfalls sehr freie ethnographische Diss (böse Zungen nennen das was ich gemacht habe "Sozialreportage") insgesamt auch auf gar keinen Fall mehr als max. 2, 5 Jahre, ebenfalls sozialwissenschaftlich orientiert, kalkuliert. Habe einen sehr pragmatischen Doktorvater, der der Meinung ist, dass das reichen muss (Feldphase ebenfalls ca. ein halbes Jahr).
Ich würde empfehlen, nicht lange zu sinnieren, die Nachbesserungen einarbeiten und dann ab dafür. Dieses "Geschenk" würde ich mitnichten ablehnen.
Beste Grüße
Interessierter

Re: Dissertation anmelden oder nicht

Beitrag von Interessierter »

Laplace wrote:
> Das für und wieder liegt auf dem Tisch, entscheiden musst du alleine."

Klar muss ich alleine entscheiden, aber ich gehe davon aus, dass ich durch meine Befangenheit in der Lage keinen klaren Blick mehr auf die Situation habe, deshalb bin ich sehr dankbar über Meinungen von Experten und solchen, die sich mit dem Thema Dissertation intensiv selbst auseinandersetzen.

>Eigentlich brauchst du den "Dr" nicht, aber er könnte dir quasi vor die Füße fallen.

Brauchen ist so eine Sache. Ich könnte mir schon gut vorstellen, irgendwann mal an die Uni zurückzukehren, zumal mich das Forschen selbst sehr interessiert und ich auch nach wie vor wissenschaftliche Bücher etc. lese. Was mich zurzeit vor allem abhält, ist die Lehre und die Institution selbst mit all ihren Pflichten und Zwängen....

Mein Zweifel nähren sich auch daraus, das ich dachte, wenn ich doch nochmal promovieren möchte, dann lieber über ein anderes Thema, da ich davon ausgehe, dass mein Nischenthema sehr speziell ist und für eine eventuelle Karriere nicht gerade förderlich...


@Blasius: Danke für deine Einschätzung.
Laplace

Re: Dissertation anmelden oder nicht

Beitrag von Laplace »

Interessierter hat geschrieben: Mein Zweifel nähren sich auch daraus, das ich dachte, wenn ich doch nochmal promovieren möchte, dann lieber über ein anderes Thema, da ich davon ausgehe, dass mein Nischenthema sehr speziell ist und für eine eventuelle Karriere nicht gerade förderlich...
Das ist dein einziges Problem? Du wirst in deinem Berufsleben noch so viele unterschiedliche Dinge tun, da kommt es auf dein Dissertationsthema langfristig nicht an. Kurzfristig könnte es natürlich hier oder dort ein "Türöffner" sein. Langfristig (quasi lebenslang) bleiben nur die zwei Buchstaben mit dem Punkt dahinter übrig.

Wenn du einen "Dr" haben willst, nimm das Geschenk an. Alles andere wäre Verschwendung :D
barbershop

Re: Dissertation anmelden oder nicht

Beitrag von barbershop »

Hallo,
so weit ich sehe, ist gerade der Einstieg von Geisteswiss./Soz.wiss. in Richtung Journalismus nicht sehr einfach, sprich, die Volontariate/Trainee/Journalistenschulen-Stellen wollen sehr viele andere auch haben.

Ich würde dir raten, so oder so: unbedingt versuchen, nebenbei als freier Mitarbeiter o.ä. am Berufseinstieg arbeiten. Oder dir überlegen, ob es wirklich Journalismus sein muss. Ohne die oben genannten Ausbildungen plus Praktika/freie Mitarbeit wirds nach dem, was ich so von entsprechenden Bekannten gehört habe, eher nix mit Journalismus werden.

Ob du wirklich promovieren sollst: versuche, dich selbst zu erforschen, wie sehr du die Arbeit an der Diss wirklich willst (nicht den Titel!!). Würdest du dich darauf freuen, nochmal diesen Prozess der Recherche, Schreiberei etc. zu durchlaufen?
(so wie du klingst, weißt du es eigentlich schon selbst...)
Interessierter

Re: Dissertation anmelden oder nicht

Beitrag von Interessierter »

@barbershop: sich ist der Einstieg in den Journalismus schwierig, aber ist es nicht fast gleich in der Wissenschaft?
Beide Bereiche haben unsichere und riskante Aussichten und sind zudem noch mit einem prekären Lebensstil verbunden.

Da ich zurzeit lieber schreibe als auch nur das geringste mit dem starren Wissenschaftsbetrieb zu tun zu haben, was womöglich auch mit meinen demotivierenden Erfahrungen an meiner Uni zutun hatte, ziehe ich den Journalismus zurzeit vor.

Aber da mir mein Thema und meine jahrelange Vorarbeit zu selbigem immer noch sehr am Herzen liegt, würde ich die gesammelten Daten schon gerne angemessen verwerten. Und da eine freie, unabhängige Veröffentlichung womöglich im Sand verlaufen würde, wurde mir empfohlen, doch lieber eine Diss daraus zu machen. In erster Linie steht, und das habe ich bisher so noch nicht geschrieben, um die Verwertung der Daten.
Sebastian
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Re: Uneingereichte Magisterarbeit zur Diss ausbauen?

Beitrag von Sebastian »

Betreff geändert und diesbezügliche Disk. entfernt.
Änderungsrechte gibt es automatisch erst nach einiger Zeit der Forenzugehörigkeit ;-)
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