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Liebes Forum,
an alle Empiriker:
ich bin aktuell bei der Fragebogenkonstruktion. Inhalte etc. sind mir soweit klar, bzw. werden gerade in Fragen operationalisiert. Praktische Umsetzung und Umfragetool ist mir auch klar. Ich frage mich aber, ob mein nicht gerade üppiges Statistik-Wissen überhaupt ausreicht - oder anders gefragt: muss ich mich in Auswertungsmethoden vorher (vor der Erhebung) bereits perfekt auskennen??
Mich würde interessieren, ob es unter euch Leute gibt, die sich während der Erhebung das benötigte Statistik-Wissen aus Lehrbüchern selbst angeeignet haben so im Sinne "learning by doing"?
Ich will dir keine Angst machen, aber ich kenne einen Fall, in dem die Diss wegen des Fragebogens gekippt worden ist - nachdem die Fragebögen zurückgekommen sind. Das Problem war tatsächlich, dass die Doktorandin bei der Zusammenstellung der Fragen viel mit Plausibilität gearbeitet (Ich will das und das wissen, deswegen frage ich das und das). Das hat teilweise zu Auswertungsproblemen geführt (z.B. unterschiedlich skalierte Antwortmöglichkeiten), teilweise waren die Aussagen schlicht unbrauchbar (sie hatte ein extremes Problem mit sozialer Erwünschtheit und folglich Zustimmungswerte von denen Parteien in der DDR nur träumen konnten). Ich kenne mich im Fragebogendesign auch nicht wirklich aus, aber im Zweifelsfall gibt es doch Workshops dazu? Nach so einem Kurs weißt du doch genau, welches die statistischen Anforderungen sind und kannst dann entscheiden, ob du noch nachlegen musst. Du könntest auch schon mal anfangen und falls tatsächlich nachgebessert werden muss, die bereits ausgefüllten Fragebögen als Pre-Test mit reinnehmen.
Ich empfehle auch vorher einen Workshop zu machen. Es gibt sicher auch einige, wo man eigenes Material mitbringen und im Workshop dann an diesem Beispiel diskutieren kann - zumindest kenn ich das aus den Quali-Workshops so.
Außerdem würde ich den Fragebogen vorher auch von dem/der Betreuer/in absegnen lassen.
Ich hab das alles auch nicht vorher gemacht, kann aber zum Glück mit meinen Daten (Interviews) trotzdem was anfangen. Einige Fehler hätte ich aber sicher vermeiden können, wenn ich vorher mehr Feedback bekommen hätte.
unbedingt voher schlau machen!!! Leider ist der empirische Teil der Diss. aktuell der Entscheidende - egal wie gut vorher Theorien entwickelt und/oder diskutiert wurden.
Die Hypothesen - auf den der Fragebogen ausgerichtet sein sollte - müssen logisch / schlüssig sein. Dir muss klar sein, was die abhängige und was die unabhänige Variable der Hypothese ist und dementsprechend der operationalisierte Teil des Fragebogens. Sonst tust Du Dich schwer das Ganze korrekt auszuwerten bzw. in SPSS korrekt z. B. für den Chi²-Test einzugeben. Ich kämpfe gerade mit dem "Lesen der Auswertungsdaten". Das habe ich unterschätzt - Dateninterpretation ist neben der Erhebung die zu erbringende Leistung...
Vielen Dank euch!
Vielleicht noch zur Erklärung: ich arbeite nicht hypothesenprüfend sondern eher explorativ-deskriptiv, sprich möchte danach Hyothesen aufstellen.
Nach Workshops habe ich bereits gefahndet (hat jemand konkrete Tipps dazu?) und auch schon zahlreiche Bücher dazu gewälzt.
Mein Problem momentan ist noch, dass Vieles davon einfach nicht auf meine Situation zutrifft oder mir die Übertragung einfach zu schwer fällt? Ich habe keine psychologischen "Konstrukte" sondern eher "Faktenfragen" mit ein paar (wenigen) offenen Fragen kombiniert um einen ersten Einblick in eine wenig erforschte Spezialgruppe zu bekommen. Die Forschungsleistung besteht auch aus dem Auffinden der Teilnehmer.
Natürlich habe ich vor, den Fragebogen erst mit meinem DV durchzugehen. Aktuell versuche ich, seine eigene Diss zu durchleuchten. Und Pretests wird es selbstverständlich auch geben.
