geheime Unterlagen zitieren !?!!

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barbara
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geheime Unterlagen zitieren !?!!

Beitrag von barbara »

Ich hab ein kurioses Problem:

Mein Thema ist alltäglich, zivil, nur technisch und keineswegs irgendwie politisch interessant. Nun hab ich einige (für mich) interessante Erkenntnisse mit denen ich zufrieden bin. Es sind grundsätzlich neue Ergebnisse, die noch niemand hatte (dachte ich). Jetzt hat mir ein renommierter Wissenschaftler, dessen Veröffentlichungen ich oft verwendet habe, meine Arbeit kennengelernt und wir sind schnell in ein fachlich interessantes Gespräch gekommen. Resultat: Ich habe Einblick in nicht veröffentlichte und nicht für die Öffentlichkeit bestimmte Berichte bekommen. Sind ein paar Jahre alt, hätte ich sie damals gekannt, hätte ich mir wohl ein anderes Thema gesucht, weil es seeeehhhr nahe an meiner ursprünglichen Aufgabe dran ist. Inzwischen macht mir das keine Sorge mehr. In mancher Hinsicht bin ich weiter, in anderer kann ich super nützliche Anregungen entnehmen und das beste ist: Auf völlig unterschiedlichem Weg kommen wir beide zu ganz ähnlichen Ergebnissen, d.h. wir bestätigen uns gegenseitig. Damit ist auch klar, dass dieses Paper eines der wichtigsten ist, die ich je hatte.

Nur kann ich es eben nicht verwenden!! So vertrackt. Es ist wie wenn Du zu Weihnachtsbaumbeleuchtung forschst, und in einem vertraulichen Bericht der NASA ist genau "Deine" Glühbirne von Grund auf beschrieben.....weil sie irgendein Armaturenbrett feuersicher beleuchtet.

Im Moment fällt mir nur ein, das als "freundliche mündliche Mitteilung" zu kennzeichnen. Fällt euch was bessres ein?
18. apr 2011;31. Dec 2013;f;hoffentlich klüger!
Amalia

Re: geheime Unterlagen zitieren !?!!

Beitrag von Amalia »

Sprich den renommierter Wissenschaftler direkt darauf an und frage Ihn, wie du vorgehen sollst.
Ich habe schon häufiger den Verweis „Name: Titel, unveröffentlichtes Manuskript.“ gesehen.

"freundliche mündliche Mitteilung" ist auch eine Möglichkeit. Sollte aber nur genutzt werden, wenn Du sie im Vorfeld abgesprochen hast.

Alles Gute
A.
Aguti
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Re: geheime Unterlagen zitieren !?!!

Beitrag von Aguti »

Hätte ich auch gesagt: Den Kontakt ansprechen, ob und wie du die Info nutzen kannst.
LaRue

Re: geheime Unterlagen zitieren !?!!

Beitrag von LaRue »

Warum willst du sie überhaupt nutzen? Du kannst diese Informationen als Gedankenanregung benutzen und deine eigenen Forschungen anstrengen. Wenn das interne Berichte sind, dann ist kein öffentliches Wissen. Eine Übereinstimmung ist doch schön für dich und vielleicht kannst du daraus noch mehr Erkenntnisse gewinnen. Ich würde eher noch eigene Forschungen anstreben, anstatt ein ominöses Papier zu zitieren, dessen Existenz dir erst mal jemand glauben sollte, da es nie zu einem Nachweis kommt.
DoneXY

Re: geheime Unterlagen zitieren !?!!

Beitrag von DoneXY »

Die Idee des Zitierens in wissenschaftlichen Arbeiten ist es, dass der Weg zu den Ergebnissen einer Arbeit nachvollziehbar ist. Das ist er bei unveröffentlichten Dokumenten jedoch nicht.

Der Sonderfall von zitierten jedoch 'unveröffentlichten Manuskripten' ist daher streng genommen auch als Beleg nicht tauglich. Doch hier 'hofft' man, dass in der Regel eine entsprechende Veröffentlichung folgt. Es werden ja (fast immer) Wissenschaftler zitiert, die aus ihrem Forschungsgebiet veröffentlichen.

Auch ich würde das Vorgehen mit Deinem Kontakt absprechen. Er kann Dir zumindest sagen, wie er solche Informationen für die eigene Arbeit verwertet.
barbara
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Re: geheime Unterlagen zitieren !?!!

Beitrag von barbara »

DoneXY hat geschrieben:Die Idee des Zitierens in wissenschaftlichen Arbeiten ist es, dass der Weg zu den Ergebnissen einer Arbeit nachvollziehbar ist. Das ist er bei unveröffentlichten Dokumenten jedoch nicht.
Das ist nur ein Grund, dass zitiert wird. Der andere ist: Eigene von fremden Ergebnissen zu trennen.

Aus dem geheimen Bericht wird keine Veröffentlichung. Das war Auftragsarbeit für eine Firma.
LaRue hat geschrieben:Warum willst du sie überhaupt nutzen? Du kannst diese Informationen als Gedankenanregung benutzen und deine eigenen Forschungen anstrengen. Wenn das interne Berichte sind, dann ist kein öffentliches Wissen.
Gedankenklau ist nicht so meins. Ich hab selber wirklich gute und bemerkenswerte Ergebnisse und bin darauf nicht angewiesen! Auch wenn die Berichte kein öffentliches Wissen sind, es gibt sie und ich weiss es. Ich habe auch keine Schwierigkeiten in meiner Arbeit zu schreiben "auf Anregung meines Kollegen xyz" ich muss ja nicht dazuschreiben dass das in der Kaffeeküche oder beim Biertrinken war. Es ist doch Käse, dauernd so zu tun als ob man alleine auf dem Mond arbeitet und nur Papier um sich hat.

Die Gedankenanregung aus dem Bericht gibt es - eine ganz konkrete Methode würde ich gerne übernehmen. Ich will aber nicht so tun, als ob ich die Idee gehabt hätte (keine Sorge, ich habe selbst genug Ideen, das ist das letzte woran es mir fehlt).

Den Autor frag ich natürlich - gar keine Frage! Mir kommt gerade noch eine Idee: Dieselbe Methode zusammen mit dem Autor, aber anhand meiner konkreten Fragestellung gemeinsam nochmal durchführen, veröffentlichen und dann korrekt zitieren. Dann haben wir beide was davon und es ist gerecht und nachvollziehbar.

Meine Dank an euch alle!
18. apr 2011;31. Dec 2013;f;hoffentlich klüger!
DoneXY

Re: geheime Unterlagen zitieren !?!!

Beitrag von DoneXY »

barbara hat geschrieben:
DoneXY hat geschrieben:Die Idee des Zitierens in wissenschaftlichen Arbeiten ist es, dass der Weg zu den Ergebnissen einer Arbeit nachvollziehbar ist. Das ist er bei unveröffentlichten Dokumenten jedoch nicht.
Das ist nur ein Grund, dass zitiert wird. Der andere ist: Eigene von fremden Ergebnissen zu trennen.
Dieser Aspekt gehört doch zur Nachvollziehbarkeit des "Weg[es] zu den Ergebnissen einer Arbeit".
Laplace

Re: geheime Unterlagen zitieren !?!!

Beitrag von Laplace »

Wenn du etwas unveröffentliches verwenden möchtest und ggf. die Erlaubnis dazu hast, zitiere die entsprechende Quelle mit dem Hinweis "vertraulicher/interner/unveröffentlicher Bericht". Dann ist es natürlich an dir, die relevanten Passagen entsprechend detailliert wieder zu geben, damit der Leser weiß, worum es geht. Nachlesen kann er ja nicht.

Wenn das nicht erlaubt wäre, würde es bedeuten, dass man fremder Leute Ideen trotz Erlaubnis nicht verwenden kann, nur weil sie nich öffentlich zugänglich sind. Das wäre doch Unsinn!

@DoneXY: Oder was schlägst du als Alternative vor?

Öffentlich zugängliches Material zu verwenden ist natürlich für den Leser viel angenehmer. Entsprechend wäre eine gemeinsame Veröffentlichung natürlich optimal. Meistens ist ja nicht die Methode geheim, sondern die Anwendung selbst. Wenn du ein hinreichend neutrales Beispiel hast, wird sich der andere Mensch sicherlich über eine zusätzliche Veröffentlichung freuen, wenn du ihm möglichst viel Arbeit beim Paperschreiben abnimmst.
DoneXY

Re: geheime Unterlagen zitieren !?!!

Beitrag von DoneXY »

Laplace hat geschrieben:@DoneXY: Oder was schlägst du als Alternative vor?
Ich habe keine neue Idee. Ich würde die "Kontaktperson" fragen, wie sie mit solchen Quellen umgeht.

In einem Teilbereich der Sozialwissenschaften, den ich kenne, ist es so, dass einige der wissenschaftlichen Standards[1] teilweise großzügiger ausgelegt werden, wenn es bisher keine gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt. Dann werden schon mal "Erfahrungsberichte" von Praktikern genutzt und auch als solche kenntlich gemacht. Mit einer firmeninternen Studie würde ebenso verfahren werden. Dies bezieht sich jedoch nur auf andernfalls verschlossene 'Teilbereiche eines Forschungsgebiets'. Für die Argumentation dürfte diese 'Quellen' keinesfalls grundlegend, sondern eher illustrierend sein.

Allerdings sehe ich kein Problem, wenn die eigenen Erkenntnisse wissenschaftlichen Standards genügen, eine Fussnote einzufügen, die darauf hinweist, dass die vorgestellten Ergebnisse sich mit einer firmeninterne Studie decken, die der Verfasserin vorliegt. Ob das gangbar ist, ist davon abhängig, wieviel 'Plauderton' in der fraglichen Disziplin in Fußnoten üblich ist bzw. geduldet wird.

[1] Verwertete Erkenntnisse sind Primärdaten und entstammen der eigenen empirischen Arbeit, sowohl die Erhebungsart als auch die Erhebungsmethode werden offengelegt. Angefallene Materialien (Fragebögen etc.) werden aufbewahrt. Erkenntnisse, die auf Sekundärdaten fußen, müssen so zitiert werden, dass der Leser/die Leserin sie (zumindest theoretisch) auffinden und nachvollziehen kann.
Laplace

Re: geheime Unterlagen zitieren !?!!

Beitrag von Laplace »

Ob das gangbar ist, ist davon abhängig, wieviel 'Plauderton' in der fraglichen Disziplin in Fußnoten üblich ist bzw. geduldet wird.
Bei den Ingenieuren sind Fußnoten ganz allgemein unüblich und werden normalerweise höchstens mal für kleine Erläuterungen verwendet. Zitiert wird direkt im Text, und normalerweise nicht Seitenweise, sondern immer nur ganze Papiere.

Abgesehen davon sagst du
Verwertete Erkenntnisse sind Primärdaten und entstammen der eigenen empirischen Arbeit, sowohl die Erhebungsart als auch die Erhebungsmethode werden offengelegt. Angefallene Materialien (Fragebögen etc.) werden aufbewahrt. Erkenntnisse, die auf Sekundärdaten fußen, müssen so zitiert werden, dass der Leser/die Leserin sie (zumindest theoretisch) auffinden und nachvollziehen kann.
Und das ist prima: Es scheint, als ginge es weniger um die Daten in der geheimen Veröffentlichung, als mehr um die Methode. Normalerweise ist das "Was" (Daten, Abbildungen, Konstruktionspläne, Auswertungen, Messungen, Berechungen) ganz furchtbar geheim, nicht aber das "Wie" (Berechungsmethoden, mathematische Gleichungen, Algorithmen). Lösung: Ich schreibe das "Wie" ab, zitieredie geheime Quelle und verwende das "Wie" in meinem eigenen Kontext mit meinen eigenen Daten. Für den Leser ist alles nachvollziebar, aber nicht kontrollierbar.

Wenn es dagegen (zb in den Sozialwissenschaften) darum geht, eigene Argumente mit nicht vorzeigbaren und nicht nachvollziehbaren Daten zu begründen, kann ich verstehen, wenn das Eis dünn wird.
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