Betreuer kündigt Betreuungsverhältnis kurz vor Ende

Jahresarchiv
Gesperrt
kattiblue

Betreuer kündigt Betreuungsverhältnis kurz vor Ende

Beitrag von kattiblue »

Ich stecke seit fast 6 Jahren in einem sehr schwierigen Betreuungsverhältnis und ich gebe zu, dass ich früher hätte handeln müssen... In dieser Zeit habe ich zwei Kinder bekommen und in 80% Teilzeit als Teilprojektleitung in der Privatwirtschaft gearbeitet. Trotzdem alles selbst geschrieben, nichts geklaut und keinen Ghostwriter bezahlt...
Zunächst mal eine Kurzzusammenfassung der ganzen Misere:

Ich schreibe meine Diss. im Bereich Berufspädagogik, Anerkennung von learning outcomes aus betrieblicher Bildungsarbeit im formalen Bildungssystem. Hab Expertengespräche geführt und eine Vollerhebung gemacht. Letztendlich fehlt mir ein Kapitel, da mir ein Index von Destatis erst jetzt zugeschickt wurde und das Resümee - dann wäre ich fertig.

Mein Prof. wechselte ein halbes Jahr nach Annahme als Doktorand an eine ausländische Uni. Im ersten Jahr gab es noch zwei Treffen im Jahr und ca. 2 Skypetermine - alles sah relativ gut aus. Am Ende des Jahres waren von anfangs 17 Doktoranden nur noch 5 übrig. Da hätte ich schon zweifeln müssen. Auch mir wurde mein sehr klarer Fokus "ausgeredet" (zu nah am Projekt) und ich arbeitete an mir völlig neuen Themen, die zwar irgend wie dazu gehörten, aber eben nicht meinen Kern trafen und zu denen ich auch noch kein Material hatte. So ging viel Zeit ins Land.
Nach 1,5 Jahren kam mein erstes Kind, es war daraufhin fast 1 Jahr Funkstille und bei meiner "Rückmeldung" bekam ich bei jedem Kontakt zu hören, dass er ja für meine Betreuung kein Geld bekäme und das alles ja schon sooo lange dauert (es war das 3. Jahr, wobei ich 1 Jahr pausiert hatte). Ich arbeitete weiter, schickte Zwischenergebnisse, machte Telefontermine, reiste ihm auf Konferenzen nach, um mal einen persönlichen Kontakt zu haben. Bei einer Konferenz sah ich am Nachbarraum einen Zettel hängen "Promotionskolloquium Prof. X" - ich war nicht eingeladen.
Bei jedem Kontakt hatte ich den Eindruck, dass er a) die zur Vorbereitung gesandten Unterlagen nicht angeschaut hatte und b) er vergessen hatte, was wir das letzte Mal vereinbart haben und c) mir wieder und wieder neue zu lösende Aufgaben oder zu lesende Mammuttexte gegeben wurden. Anfang des Jahres bestand ich auf Protokolle.
Ich habe alles gemacht, teils mehr als 100 Seiten in die Tonne gekloppt, da Herr Prof. X sich fachlich mit dem Thema nicht mehr so gut auskannte... Ich habe seit 2 Jahren das Gefühl gehabt, der will mich nicht als Dissertantin haben und wird mich durchfallen lassen bzw. denkt sich permanent neue, umfangreiche Aufgaben aus, dass ich von mir aus aufgebe. Ich habe ihn darauf auch persönlich angesprochen, auch dass er mir es sagen soll, wenn er nicht mehr will. Das hat er sich 2010 nicht getraut.
Anfang des Jahres habe ich die Promotionsberatung eingeschaltet, die wiederum direkt mein "Sorgenmail" an meinen Prof. und den Ausschussvorsitzenden weitergeleitet haben (ohne vorherige Rücksprache). NA TOLL - Danke! Der Schuss ging nämlich nach hinten los.
Ich bekam eine Frist von 8 Monaten bis Ende diesen Jahres mit der Auflage eine Vollerhebung meiner Zielgruppe (80) zu machen. In der Hälfte der Zeit war der Prof. für mich nicht erreichbar (krank, dann Urlaub).
Nun gab es aufgrund der Geburt meines 2. Kindes eine Terminverschiebung (immer mit Kommunikation), die der Prof. als "Arbeitsverweigerung" meinerseits darstellte. Als ich ihm mitteilte, dass ich ein Kind geboren habe und mir erlaubt habe nach meinem Kaiserschnitt 4 Wochen auszusetzen, hat er postwendend dem Ausschuss mitgeteilt, dass ich sooo unzuverlässig bin, dass er nicht mehr mit Abschluss der Diss. rechnet. Ah so... Naja, endlich war die Katze aus dem Sack - er hatte eh schon lange keinen Bock mehr, da er für meine Betreuung kein Geld gesehen hat (durch den Uniwechsel).

So nun stehe ich da mit einer "fast-fertig" Arbeit und habe keinen Betreuer mehr. Laut Promotionsausschuss-Vorsitzenden brauche ich den aber, um die Arbeit einreichen zu können. UND der Ausschuss kann keinen anderen Lehrenden verpflichten die Arbeit zu begutachten?! Der Lehrstuhl der für mich in Frage käme, ist mit einem Vertretungsprof. besetzt, der jedoch kein PD ist und damit kein Promotionsrecht hat. Bleibt nur noch ein emeritierter Prof., der aber auf meine Mail nicht antwortet und telefonisch nicht zu erreichen ist.

What nu sprach die Kuh? Kann doch nicht sein, dass keiner die Arbeit begutachten kann und dass die Alternativsuche komplett an mir hängt und der Ausschuss gar nix macht? Wie wäre das denn, wenn ein Betreuer stirbt, dann muss ja auch ein anderer einspringen? Der Vorsitzende meinte, dass es keinen Rechtsanspruch auf die Durchführung einer Dissertation analog einer Bachelorprüfung gibt. Es wäre kein klassisches Prüfungsverhältnis. Hä? Hab ich nur Pflichten und keine Rechte??? Kann doch nicht sein, dass man auf Gedeih und Verderb dem ersten Betreuer ausgeliefert ist, insbesondere wenn der nicht mehr will - ist die Sache dann rum?

Hilfe?! Kann mir mal einer das Hirn sortieren, einen Rat geben oder sowas?

Katti
Laplace

Re: Betreuer kündigt Betreuungsverhältnis kurz vor Ende

Beitrag von Laplace »

Das hört sich ja herzlich unerfreulich an. Aber es scheint ja das meiste nachweisbar zu sein (E-mails, Aussage deines ex-DV gegenüber Promotionsausschuss etc). Ich würde an deiner Stelle die entsprechenden Unterlagen zusammensammeln, und damit zur Gleichstellungsbeauftragten/Frauenbeauftragten deiner Uni gehen. Das hört sich doch nach einem derart eklatanten Fall von "Benachteiligung durch Kinderbekommen" zu sein, dass dir von dieser Seite bestimmt geholfen werden kann. In Zusammenarbeit zwischen dir, Promotionsausschuss und Gleichstellungsbeauftragter muss sich doch ein neuer DV für dich finden lassen.

Schrechlich, was für Querköpfe noch durch die Welt laufen....

Abgesehen davon glaube ich nicht, dass du formal einen Betreuer brauchst, wenn du die formalen Vorraussetzungen zur Promotions erfüllst. Du reichst deine Diss ja nicht beim Betreuer ein, sondern bei der Fakultät. Formal bestellt (nach den meisten Promotionsordnungen?) der Promotionsausschuss (oder ein anderes Gremium?) die Gutachter und den Prüfungsausschuss. Wenn du also einfach einreichst, muss sich deine Uni damit befassen. Schau mal in deine Promotionsordnung, was da zum Ablauf des Verfahrens steht. Total auf Konfrontation zu gehen, ist aber vermutlich nicht unbedingt hilfreich, wenn du unfallfrei und schmerzfrei durch das Verfahren kommen möchtest....
Gesperrt
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag