Fußnoten: 10, 100, 689 oder 1000?

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coa

Fußnoten: 10, 100, 689 oder 1000?

Beitrag von coa »

Hallo ihr Lieben!

Mittlerweile dürfte ich knapp die Hälfte meiner Diss (Jura) fertig haben und stelle fest, dass ich sehr viele Fußnoten habe. So habe ich auf guten 100 Seiten mittlerweile über 650 Fußnoten.

Da ich vorher noch keine Diss geschrieben habe, mein DV mir diesbezüglich keinerlei Hinweise oder Ratschläge gegeben hat, möchte ich kurz mal nachfragen, ob 650 Fn/100 S zu viel, zu wenig oder nichts besonderes sind.

Einerseits will ich keinen 2ten Guttenberg hinlegen und führe deshalb jede Quelle auf. Andererseits habe ich etwas Bedenken, weil sich meine Arbeit wie ein Teppich zusammengenäht aus Zitaten anhören könnte, wenn wirklich jeder Gedanke oder jede Formulierung mit einer Quelle belegt ist. (Natürlich sind auch Seiten dabei, die keine Fußnoten haben können, weil die Gedanken neu sind...)

Könnt ihr mir kurz Hilfestellung geben?

Liebe Grüße,

Fabi
Daishima

Re: Fußnoten: 10, 100, 689 oder 1000?

Beitrag von Daishima »

Oje
auf hundert Seiten 600 Fußnoten halte ich für viel zu viel. Wenn es nicht in einer literaturkritischen Diss nötig ist, würde ich immer für weitaus weniger Fußnoten plädieren.
bei mir: Geisteswissenschaften, 300 Seiten, 98 Fußnoten. Da hilft es, alle Quellen über die Oxfordzitation in den Text zu verbannen. Das geht aber bei historischen, literaturkritischen und sprachwissenschaftlichen Diss. nicht immer. Wie es bei den Juristen ist, entzieht sich völlig meiner Kenntnis.

Ein Bekannter hatte in einer sprachhistorischen Arbeit mit ca. 500 Seiten 1000 Fußnoten. Die Abgabe wurde zur Qual, da weder Word noch InDesign für solche Arbeiten ausgelegt sind.

Beste Grüße und viel Glück
Sasil

Re: Fußnoten: 10, 100, 689 oder 1000?

Beitrag von Sasil »

Also ich persönlich halte 98 Fußnoten auf 300 Seiten für viiieeeel zu wenig :shock:
Meine Magisterarbiet hatte ca. 500 Fußnoten auf etwa 100 Seiten, und ich würde behaupten, das war Durschnitt, also lange nicht übermäßig viel. Aber ich schätze, das hängt wirklich stark vom Fach ab. Verweise im Text gibt es bei mir bspw. gar nicht, wäre auch absolut unüblich.
algol
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Re: Fußnoten: 10, 100, 689 oder 1000?

Beitrag von algol »

Ich stimme Sasil zu. Ist stark fachabhängig. Manche nehmen alle Lithinweise in den Text, andere pauschal in Fußnoten.
1000 Fußnoten funktionieren in Word. Sogar noch im Word 7.0.
Aguti
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Re: Fußnoten: 10, 100, 689 oder 1000?

Beitrag von Aguti »

Naja, das hängt ja v.a. auch davon ab, wie zitiert wird, also der Quellennachweis in der FN erfolgt oder im Fließtext. Im meine, dass Juristen für Literaturangaben FN setzen, liege ich da richtig? Dadurch hat der Threadersteller naturgemäß eine höhere FN-Dichte als ich, die ich die Literaturangaben im Fließtext habe. Schau doch mal andere Arbeiten aus deinem Fach an, dann bekommst du ein Gespür, was bei euch so üblich ist.
Wierus
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Re: Fußnoten: 10, 100, 689 oder 1000?

Beitrag von Wierus »

Ich habe auf bisher fast 360 Seiten über 1.000 Fußnoten (nach alter Belegweise bzw. nach "Chicago"-Zitierstil). Um vierstellige FN zu vermeiden, die ja den Textfluß erheblich stören, habe ich sogar die Nummerierung bei jedem Kapitel neu begonnen.

Es kommt sicherlich immer auf das Thema und auch auf das jeweilige Fach an. Aber 3-4 FN (bzw. Belege und Stellenangaben) pro Seite sollte in Geistes- und KulturWiss, wie schon in der Bachelor- und in der Masterarbeit, auch bei der Disseration gängig sein.
easterbunny

Re: Fußnoten: 10, 100, 689 oder 1000?

Beitrag von easterbunny »

Ich denke, die Anzahl der Fußnoten hängt extrem vom Fach und den dort gängigen Zitierweisen ab. Ich hab' in meinem Bereich (Ing.) schon Dissertationen (darunter auch die meines DV und anderen Postdocs am Lehrstuhl) gelesen, die auf 100-120 Seiten vielleicht insgesamt nur 15-20 Fußnoten hatten, weil diese hier einen ganze anderen Zweck erfüllen. Zitiert wird bei uns üblicherweise im Text, meistens auch nur mit Angabe von Autor und Jahr und Verweis auf's Literaturverzeichnis. Fußnoten werden eher für allgemeinere Erläuterungen, z.B. Bergriffserklärungen, Übersetzungen, etc. verwendet und davon braucht's in der Regel nicht so viele. :roll:

Man kann also nicht so pauschal sagen, wie viele Fußnoten nötig oder sinnvoll sind. Ich würde dir vorschlagen, auch einfach mal in ein paar Dissertationen aus deinem Fachgebiet, am besten tatsächlich von Postdoc-Kollegen, DV o.ä. reinzuschauen, um einen Eindruck zu kriegen, wie das bei dir gehandhabt wird mit den Fußnoten. Ich denke, wenn man es so macht, wie der eigene DV oder andere, die bereits erfolgreich beim gleichen DV promoviert wurden, dann ist man auf der sicheren Seite. :wink:
Wierus
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Re: Fußnoten: 10, 100, 689 oder 1000?

Beitrag von Wierus »

Daishima hat geschrieben:Da hilft es, alle Quellen über die Oxfordzitation in den Text zu verbannen. Das geht aber bei historischen, literaturkritischen und sprachwissenschaftlichen Diss. nicht immer.
Ich möchte nur mal anmerken, dass die Harvard- bzw. Oxford-Zitierweise in Fächern wie Geschichte unzulässig ist. Das hat v.a. methodische Gründe (saubere Quellenangaben, möglichst schon an Ort und Stelle), ist aber auch deutlich leserfreundlicher. Man kann seine Prosa ja nicht einfach mit eingeklammerten Namen und Seitenangaben zukleistern, wer will das dann noch lesen?
Daishima

Re: Fußnoten: 10, 100, 689 oder 1000?

Beitrag von Daishima »

Oje,
nur hundert Fußnoten auf 300 Seiten Text;-))

Wie offensichtlich geworden ist, bestimmt das Fach zum größten Teil die Fußnotenanzahl. Da aber allgemein die Auffassung zu herrschen scheint, dass eine gewisse Anzahl nötig sei, möchte ich zu Bedenken geben, dass Fußnoten (wenn es sich, wie mehrfach erwähnt, nicht um historische oder literaturkritische o.ä. Anmerkungen handelt) immer nur ein Zusatz und kein Bestandteil des Textes sein sollten. Nach meiner Erfahrung werden vor allem in Seminararbeiten und Bachelorarbeiten viel zu viele Fußnoten (nach dem Motto: "ich weiß noch was!") verwendet, welche dann in einer größeren Arbeit besser in den Text integriert werden sollten, oder weggelassen werden könnten.
Just my 2 cents.

Daishima
Sebastian
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Re: Fußnoten: 10, 100, 689 oder 1000?

Beitrag von Sebastian »

Ich habe mal schnell in meiner juristischen Diss aus 1999 nachgeschaut: 3,7 Fußnoten pro Textseite im Durchschnitt. Und darunter sind < 10 Prosa-Fußnoten nach dem Motto "Herr Lehrer, ich weiß was", sondern fast ausschließlich echte Belege.
Ich würde meinen. dass die Fußnotendichte im Vergleich zu 1999 zumindest nicht gesunken sein dürfte.
Viel Erfolg!

Sebastian
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