Doktortitel ohne Universitätsstudium erwerben

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Sasil

Re: Doktortitel ohne Universitätsstudium erwerben

Beitrag von Sasil »

Nimm mir das bitte nicht übel, ich finde, deine Arbeit klingt durchaus interessant, aber: Auch ich habe einfach Zweifel daran, dass deine Arbeit 'wissenschaftlichen Standards" genügen wird. Ohne eben ein Studium und die entsprechende Ausbildung zum Wissenschaftler stelle ich mir das sehr sehr schwierig vor. Natürlich kann man wissenschaftliche Werke lesen und sich autodidaktisch sicherlich das ein oder andere beibringen, aber eine Doktorarbeit ist ja quasi der krönende Abschluss zum Wissenschaftler, nachdem man im Normalfall eben vorher an zich Hausarbeiten geübt und gelernt hat und dann eben in der Abschlussarbeit (heute wohl dann die Masterarbeit) 'beweist', dass man wissenschaftlich arbeiten kann. Und zwischen einer Abschlussarbeit des Studiums und einer Doktorarbeit liegen - hoffentlich - qualitativ noch mal himmelschreiende Unterschiede. Ich stelle mir allein von diesem Gesichtspunkt dein Vorhaben als kaum möglich vor, zumindest nicht, ohne eben vorher doch noch das ein oder andere Seminar zu besuchen um eben auch da quasi eine "Ausbildung" zu erhalten. Das Zusammentragen von Dokumenten und ihr Auswerten ist unheimlich wichtig und interessant, ohne diese aber angemessen in den Kontext der Forschung zu stellen und entsprechend interpretieren zu können, wird es m.E. nach schwierig, und ohne Universitären Abschluss zweifle ich einfach an der - promotionswürdigen - Fähigkeit dazu.
Andre86

Re: Doktortitel ohne Universitätsstudium erwerben

Beitrag von Andre86 »

Ich würde, wenn möglich, gerne mal einen Auszug als Jpeg-Datei anfügen, damit auch jeder verstehen kann worum es sich genau handelt.
Sollte diese Option hier im Forum möglich sein, bitte ich Euch mir weiterzuhelfen.

Vielen Dank!
DoneXY

Re: Doktortitel ohne Universitätsstudium erwerben

Beitrag von DoneXY »

Sasil hat geschrieben:Das Zusammentragen von Dokumenten und ihr Auswerten ist unheimlich wichtig und interessant, ohne diese aber angemessen in den Kontext der Forschung zu stellen und entsprechend interpretieren zu können, wird es m.E. nach schwierig, und ohne Universitären Abschluss zweifle ich einfach an der - promotionswürdigen - Fähigkeit dazu.
Dies mag im Allgemeinen richtig sein, aber hier haben wir es evtl. mit dem Besonderen zu tun. Das lässt sich so ohne Abgleich der Arbeit und dem state of the art der relevanten Disziplin (Geschichte) nicht beurteilen.

Auf jeden Fall ist es richtig, dass eine auch noch so umfangreiche und mühevoll zusammengetragene Arbeit nur dann zu einer wissenschaftlichen Arbeit wird, wenn sie wissenschaftlichen Standards genügt. Dazu müssen ggf. geschichtswissenschaftliche Theorien und auf jeden Fall deren Methodenverständnis bekannt, verstanden und evtl. auch diskutiert werden.

Ein Beispiel, das dem Threadersteller vielleicht bekannt ist: Historische Quellen erlauben es nie, die Vergangenheit oder gar die "Wahrheit" zu rekonstruieren, sondern sie ermöglichen einen Blick auf das, was die jeweilige soziale Schicht bspw. in Steuerlisten dokumentiert hat.

Wie aus dem von bspw. schreibenden Beamten Ãœberlieferten auf eine ganze Region/Gemeinde geschlossen werden kann, obwohl die Mehrzahl ihrer Bewohner zu weiten Teilen des untersuchten Zeitraumes keine schriftlichen Dokumente hinterlassen konnte, da sie des Schreibens unkundig waren, ist bspw. eine methodisch bedeutsamen Frage.

Ob André diese Klippen erkannt und gemeistert hat, können wir nicht beurteilen. Auch die angekündigte Leseprobe wird möglicherweise nur dann Klarheit bringen, wenn sich hier auch Historiker beteiligen.
Sasil

Re: Doktortitel ohne Universitätsstudium erwerben

Beitrag von Sasil »

@DoneXY: Daher schrieb ich ja auch, dass ich zuächst einmal Zweifel an der promotionswürdigkeit der Arbeit habe, wenn keine entsprechenden universitären Vorkenntnisse bestehen, nicht, dass ich dies kategorisch ausschließe :wink: Abgesehen davon bin ich übrigens Historikerin, weshalb ich mich hier überhaupt eingeschaltet habe, weil ich das in der Tat interessant finde :wink: Tatsächlich ist mir sogar ein Fall eines Histoikers bekannt, der sich ohne entsprechende vorherige Abschlüsse aus Interesse durch diverse Archive gewühlt und gearbeitet hat und dann mehrere Bücher zu dem Thema veröffentlichte und später einen Ehrendoktor verliehen bekam. Allerdings war das Mitte des 19. Jahrhunderts, von daher kann dies natürlich nicht als aktuelles Beispiel gelten. Hinzu kommt, dass die Arbeitsweise von Historikern damals eben auch noch etwas anders war als heute :wink: Wie gesagt, ich will es wirklich nicht ausschließen, ich habe aber einfach starke Zweifel daran, eben weil ich das Feld doch ganz gut kenne und, denke ich, ungefähr einschätzen kann, was verlangt wird (zumindest hoffe ich das, sonst habe ich wohl ein Problem ;) )
Andre86

Re: Doktortitel ohne Universitätsstudium erwerben

Beitrag von Andre86 »

Hallo und vielen Dank für die Antworten.
Um Euch einen Eindruck des Aufbaus des Buches zu geben, würde ich gerne eine Bilddatei anhängen (wie ?).
Bei der Fülle an Informationen, vorallem durch Funktionen der Bewohner, Krankheiten, Politik, Wirtschaft, Krieg
usw., kann man in jedem Fall von einer wissenschaftlichen Arbeit sprechen. Die Frage ist nur ob es ggf. kleiner
Änderungen bzw. Ergänzungen bedarf, um die Voraussetzungen für eine solche Arbeit zu schaffen.
Vorallem ist mir die Dame "Sasil" eminent, da sie Historikerin ist und somit in dieser Angelegenheit die meisten
Ideen und Ratschläge hat. Da ich in der "Materie" Universität nur wenig Erfahrung habe, sind mir auch die für Euch
selbstverständlichsten Dinge, wie Ablauf, Anlaufstellen, Doktorvater etc. von großer Bedeutung.

Bitte kurz mitteilen, wie und ob ich eine Bilddatei anfügen kann!


Herzlichen Dank und liebe Grüße

André
BertaFrieda

Re: Doktortitel ohne Universitätsstudium erwerben

Beitrag von BertaFrieda »

Hallo André,

ich weiß nicht, ob mein Vorschlag praktikabel ist oder ob auch hier formale Hürden bestehen.

Du solltest, finde ich, zunächst herausfinden, ob deine Arbeit wirklich wissenschaftlichen Standards entsprechen könnte.

Das könntest du zum Beispiel, indem du jemanden findest, der oder die versiert ist und viel Zeit und Lust mitbringt, sich durch deine Seiten zu lesen. Es sollte sich allerdings hier wirklich um eine/n Historiker/in handeln, die nach dem Abschluss des Studiums weiter wissenschaftlich arbeitet. Die andere Möglichkeit, die ich sehe, um den wissenschaftlichen Wert deiner Arbeit zu "prüfen", wäre es, zu versuchen, einen daraus entstandenen Artikel in einer wissenschaftlich anerkannten historischen Fachzeitschrift unterzubringen.

Dazu musst du es aber schaffen, einen Aspekt deiner Arbeit auf wenigen Seiten zusammenzufassen. Wenn du durch ein peer-review-Verfahren durchkommst und dein Artikel veröffentlicht wird, weißt du wenigstens schon, dass deine Arbeit (oder wenigstens der ausgearbeitete Aspekt) gut ist und dein Vorgehen akzeptabel.

Eine wissenschaftliche Publikation wird die Hürden zur Promotion kaum verkleinern, aber du würdest in der Fachwelt vielleicht wahrgenommen - ein nicht als Dissertationsschrift veröffentlichtetes Werk vielleicht auch.

Wenn das klappt, würde ich an deiner Stelle versuchen, einen Studiengang mit einem B.A. zu absolvieren. Eine Promotion ohne Masterabschluss aber bereits mit Publikationen könnte möglich sein (von praktischen Erfahrungen hierzu habe ich aber persönlich noch nichts gehört), das Stichwort hierzu sollte die Fast-Track-Promotion sein (eine Diskussion im Forum dazu gibt es auch). Du bist noch jung genug, um - falls du wirklich interessiert bist - ein B.A.- und ein M.A.-Studium durchzuziehen. Der Zug ist auf jeden Fall noch nicht abgefahren.*

Gruß
Frieda.

*Ich kenne jemanden, der etwa so alt ist wie du und erfolgreich mit Realschulabschluss und Meistertitel studiert. Fachfremd in Bezug auf das gelernte Berufsfeld im Bereich der Sozialwissenschaften. Er muss sich durchbeißen, meint, ihm fehle die Erfahrung im Lesen und Schreiben langer, wissenschaftlicher Texte. Das ist allerdings ein Problem, dem sich auch Studienanfänger mit Abitur mitunter stellen müssen.
Zuletzt geändert von BertaFrieda am 25.09.2012, 17:24, insgesamt 1-mal geändert.
Laplace

Re: Doktortitel ohne Universitätsstudium erwerben

Beitrag von Laplace »

Da ich in der "Materie" Universität nur wenig Erfahrung habe, sind mir auch die für Euch
selbstverständlichsten Dinge, wie Ablauf, Anlaufstellen, Doktorvater etc. von großer Bedeutung.
Stell dir einfach vor, jemand käme zu dir und fragt dich: Ich bin durch meine Freizeitbeschäftigung ein sehr guter Handwerker geworden, habe aber nie eine handwerkliche Ausbildung gemacht. Ich bin aber kurz davor, mein Meisterstück zu vollenden. Hast du ein paar gute Ratschläge, wie ich jetzt ohne Ausbildung den Meisterabschluss bekommen kann?

Ganz unabhängig davon, wie gut oder schlecht deine Arbeit ist, ist dein Weg fernab vom "Standardweg". Und der Standardweg ist geplflastert mit formalen Zulassungsverfahren, Zwischen- und Abschlussprüfungen. Stell dir mal die Frage: "Warum sollte jemand sich die Mühe machen, gerade für mich vom Standardweg abzuweichen?"

Google mal nach "Promotionsordnung" und deinem Fachgebiet, damit du einen Eindruck vom Promotionsverfahren bekommen kannst. Unter https://doktorandenforum.de/anfangen/index.htm steht auch einiges.

Ansonsten finde ich BertaFriedas Vorschlag für dich sehr hilfreich.
Laplace

Re: Doktortitel ohne Universitätsstudium erwerben

Beitrag von Laplace »

Andre86 hat geschrieben: Bitte kurz mitteilen, wie und ob ich eine Bilddatei anfügen kann!
Such dir doch einfach einen Hochlade-Dienst deiner Wahl und poste den Link.
DoneXY

Re: Doktortitel ohne Universitätsstudium erwerben

Beitrag von DoneXY »

@Sasil, tut mir leid, wenn Du den Eindruck bekommen hast oder gar bekommen musstest, ich hätte Deine Ausführungen für nicht begründet halten. Es ging mir mehr um eine "positive" Ergänzung als um eine 'Ablehnung' Deines Posting.

Tatsächlich habe ich gerade den Eindruck, dass ich unfreiwillig dazu beigetragen habe, dass Dein Beitrag vollständig ignoriert wurde. Das war nicht Absicht meiner '"positiven" Ergänzung'. :(
Andre86 hat geschrieben:Bei der Fülle an Informationen, vorallem durch Funktionen der Bewohner, Krankheiten, Politik, Wirtschaft, Krieg usw., kann man in jedem Fall von einer wissenschaftlichen Arbeit sprechen.
Nein, Fülle an Informationen ist kein wissenschaftliches Qualitätskriterium. Sonst wäre Erich von Däniken ein Wissenschaftler. Die gesammelte Daten und die aus ihnen gezogenen Schlüsse müssen wissenschaftlichen Kriterien genügen, daher geht es vor allem um Dein Theorie- und Methodenverständnis. Wäre es der ausschließliche Zweck eines Studiums, Menschen in die Lage zu versetzen, eine goße Fülle an Daten zu sammeln, dann wäre es tatsächlich weitgehend verzichtbar.
Andre86

Re: Doktortitel ohne Universitätsstudium erwerben

Beitrag von Andre86 »

Hallo und vielen Dank für die Antworten!

Hier mal der Link zur Bilddatei, damit sich jeder vorstellen kann, worum es sich im Großen und Ganzen handelt.
Im Vorfeld gibt es dazu einige Kapitel, in denen es sich speziell um bestimmte Themen wie Krankheiten, Politik usw. handelt.
Dort würde man dann entsprechende Theorien und mehr wissenschaftliche Angaben anstatt Gesammeltem finden.

http://s7.directupload.net/file/d/3024/3sq3zhlo_jpg.htm


Liebe Grüße

André
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