Hallo,
ich promoviere auch kumulativ (in Skandinavien) und gebe gern noch meinen Senf dazu.
Der Zeitaufwand ist ja letztlich sicherlich ähnlich zu einer "üblichen" Diss als Monographie?
Ja, das sehe ich auch so. Hier promovieren in bestimmten Faechern ALLE kumulativ, und die Dauer liegt so bei 4-6 Jahren (offiziell werden oft 3- oder 4-Jahres-Vertraege vergeben, der 4-Jahres-Vertrag beinhaltet Lehre.)
Was würdet ihr empfehlen, welche Eindrücke habt ihr?
Ich finde es super!! Das "zwischendurch Veroeffentlichen" motiviert eben, bei der Stange zu bleiben, ausserdem bekommt man sehr viel Feedback von Leuten, die zu aehnlichen Themen forschen.
Wie wird man gesehen, als jemand, der es sich einfacher machen möchte? Diesen Eindruck möchte ich gern vermeiden, ich will nicht nur einen Titel erschlagen, aber auch nicht fürs Archiv schreiben...
Ich habe den Eindruck, dass (auch hier im Forum) eine kumulative Diss eher bei anderen Doktoranden schlecht angesehen ist als bei Professoren etc. Viele sind eben (zu recht) stolz darauf, > 300 Seiten geschrieben zu haben, vergessen dabei aber, dass es auch gut und gerne mal ein Jahr dauert, bis man ein 6-10-seitiges Paper fuer ein Peer-Review-Journal fertig hat. Und dann schicken es ja die meisten Journals nochmal zurueck, entweder mit der Bitte um Ueberarbeitung (was auch meist mehrere Wochen kostet) - oder sie lehnen es direkt ab.
Alle Kumulativ-Promovierenden, die ich kenne, haben fast zwei Jahre bis zu ihrer ersten Publikation (Einreichung!) gebraucht. [Einige Journals lassen uebrigens parallele Submissions bei mehreren Journals zu.]
Sebastian hat geschrieben:Bei genauerer Betrachtung könnte es aber sogar sein, dass eine kumulierte Diss in zeitlicher Hinsicht sowohl vom Gesamtaufwand als auch von der Gesamtdauer her mühsamer ist.
Die zeitliche Dauer der Gesamtaktion scheint mir - ohne nähere Prüfung - problematisch, denn Du bist u.U. gleich mehrmals davon abhängig, dass und wann Deine Artikel auch tatsächlich veröffentlicht werden (falls die PromO nicht "eingereichte" oder "angenommene" Artikel ausreichen lässt). Mein bislang einziger Zeitschriftenartikel z.B. wurde erst über ein Jahr nach der Fertigstellung und Einreichung auch gedruckt - und das noch nicht einmal in einer 1a-Zeitschrift.
Das kann ich bestaetigen, haengt aber von der Pruefungsordnung ab. Bei uns z.B. reicht es (soviel ich weiss), wenn ein Paper einmal eingereicht wurde, auch wenn es abgelehnt wurde. Allerdings musste ich mich (gluecklicherweise) nie durch einen 5xResubmit-Prozess quaelen, da unsere beiden Papers direkt angenommen werden. Ein Trick, um die Reaktionszeit der Journals ein bisschen zu verkuerzen, ist, bei Konferenzen einzureichen, die alle angenommenen Papers in einer Sonderausgabe eines Journals zu einem festen Termin veroeffentlichen. Weiss aber natuerlich nicht, wie das bei Euch Juristen ist.
Sebastian hat geschrieben:Soweit ich weiß, müssen die Artikel zudem in einen inhaltlichen Zusammenhang gestellt werden. Das macht es ja noch einmal schwieriger, denn wenn Du mit Thema 1 bei Zeitschrift A gelandet bist, mußt Du es später auch noch schaffen, die Themen 2 und 3 bei B und C unterzubringen, woran die nach Deinem Artikel 1 evtl. gar kein Interesse mehr haben. Keine Ahnung, ob ein Doktorvater Dir bei dieser Plazierung helfen kann.
Das gerade finde ich eigentlich ganz sexy, denn man wird quasi durch die aeusseren Umstaende dazu gezwungen, einen knackigen roten Faden in der Diss zu haben. Ausserdem laesst sich die Diss dadurch thematisch besser abgrenzen.
Ich hatte nicht die Wahl, bin aber sehr froh, kumulativ zu schreiben. Dass meine Diss dann hinterher nur 60 Seiten haben wird (meine Masterarbeit hatte 160), werde ich wohl v.a. vor anderen Doktoranden verteidigen muessen (ich weiss nicht mehr, wer es hier im Forum schrieb, da werden Publikationen dann auch mal als "Bildungshaeppchen" bezeichnet
).
HTH,
holladiewaldfee!
EDIT
Ach ja @nimrud:
Ich fand diesen Gedanken hier
nimrud hat geschrieben: mit einer kumulativen diss zäumst du das pferd ja theoretisch von hinten auf, indem du durch das veröffentlichen promovierst und nicht durch das promovieren veröffentlichst.
recht interessant (er ist ja richtig), nur: Was ist so schlimm daran??
nimrud hat geschrieben:ich bin zwar aus einem völlig anderen metier aber ich kenne es eigentlich eher so, dass die diss als schlüssel zum publizieren gedacht is. damit zeigst du, dass du dein handwerk verstehst und danach kannst du zeitschriftenartikel verfassen, bis der arzt kommt.
Da setzt Du voraus, dass jeder Promotionsstudent eine wissenschaftliche Karriere anstrebt. Dem ist aber nicht so
Uebrigens scheint Deine Shift-Taste zu klemmen.