zeit zwischen abschluss und promotion überbrücken

[Robin]

hallo ihr lieben,

mir stellt sich in vorbereitung auf das promotions-tohuwabohu eine frage.
ich gehe mal davon aus, dass die wenigstens hier direkt nach dem uniabschluss eine promotionsstelle samt finanzierung gefunden haben. bei den meisten ergibt sich die verbindung abschluss - promotionsbeginn ja doch nicht nahtlos. wie habt ihr euch denn zwischendrin finanziell über wasser gehalten? mit jobben? raubt einem jobben nicht die zeit und energie, sich auf die recherche/exposéerstellung/bewerbung zu konzentrieren? wie habt ihr das gemacht? ich bekomme gerade total angst vor dem, was nach dem abschluss kommt

[Wierus]

Hallo,

ich denke die Wege und Ansichten sind zu verschieden um eine allgemeine Antwort zu geben. Wenn dir Sicherheit und Berechenbarkeit der Finanzierung wichtig sind, dann solltest du dich nach einer langfristig verlässlichen Teilzeitbeschäftigung umsehen und notfalls in den sauren Apfel beißen (z.B. bei einer stumpfsinnigen oder körperlich anstrengenden Tätigkeit). Wenn dir fachliche Nähe wichtig ist, dann musst du dich wohl auf eine aufwändigere und deutlich längere Suche nach einem geeigneten Job einstellen. Die begehrtesten Wege Stipendium und Interne Promotion sind übrigens zu einem nicht zu unterschätzenden Teil Glückssache. Mehrere Promovenden die ich kenne haben sich erfolglos um ein Stipendium bemüht.
Ich zB. konnte mich schon einen Monat nach Studiumsabschluss als Promotionsstudent einschreiben. Die Finanzierung erfolgt aber durch einen relativ sicheren (allerdings völlig fachfremden) Nebenjob von ca. 15h die Woche, den ich schon seit Ende des Zivildienstes ausübe.

Gruß

[elbu]

Hallo Robin,
wie im anderen Thread schon geschrieben - es kann dauern. Ich kenne viele, bei denen es gedauert hat und finanzielle Durststrecken gab. Bei allen ist es dann irgendwie "gut gegangen". Angst davor, was nach dem Abschluss kommt: total verständlich, hatte ich auch. Ich wusste, anders als Du, nicht während des Studiums schon, dass ich promovieren will.

Mein Rat wäre: wenn Du das machen willst mit der Diss, versuch Dir irgendwie emotionale Unterstützung (aus Dir selbst heraus, mit Freund_innen etc.) zu organisieren und leg Dir "Anker", damit Du nicht vergisst, was Dein Ziel ist (nämlich zu promovieren). Gerade wenn Du zum Hinterfragen Deiner eigenen Fähigkeiten neigst (kam mir jetzt so vor), weil dann eine Absage einen schwer ins Schlingern bringen kann (war bei mir definitiv so). Auch Familie, Eltern etc. sollten wissen, was Du anstrebst (damit sie Dir nicht so oft kommen mit "aber Du könntest doch finanziell viel besser dastehen wenn XY" oder sich Sorgen machen, wenn Du nicht sofort eine Stelle findest). Du kannst das und willst das - und dann kannst Du auch Durststrecken durchstehen.

Bei mir waren das zwischendurch mal 2 Jahre Alg II (teilweise hatte ich nebenbei eine Stelle, von der ich nicht leben konnte und deswegen die Zuschüsse brauchte, ein Praktikum war auch dabei, wie gesagt, ich wusste nicht die gesamte Zeit, dass ich das mit der Diss will und habe es auch nachdem ich's wusste wieder "vergessen", weil ich mich zu sehr über die Geldquelle definiert und damit runtergezogen habe). Davor hätte ich vorher eine Mega-Angst gehabt. Aber rückblickend: ich hab's überlebt und zwar ziemlich gut - nach der Phase hatte ich dann richtige "jetzt erst recht" Motivation für die Diss, ein Projekt, das mir immer noch Spaß macht, einen Betreuer und dann erst mal eine Stelle, die gar gar gar nichts mit der Diss zu tun hatte, während meine Bewerbung bei der Stiftung lief, die mich dann finanzierte.

[algol]

Ich hatte einige Monate eine WHK-Stelle und konnte dann wechseln.
Teilzeit ist wenn es finanziell reicht, sicher sinnvoll, denn in eine volle Stelle zu starten und nebenbei das Exposé und die Stipendiumsbewerbung, das ist schon viel.

[Robin]

Mein Rat wäre: wenn Du das machen willst mit der Diss, versuch Dir irgendwie emotionale Unterstützung (aus Dir selbst heraus, mit Freund_innen etc.) zu organisieren und leg Dir "Anker", damit Du nicht vergisst, was Dein Ziel ist (nämlich zu promovieren).

sehr wichtiger hinweis. danke dafür! ich habe einige meiner freund_innen bereits "eingeweiht" in meine zukunftspläne und sie sind jetzt schon sehr unterstützend. das tut wirklich gut! die rechtfertigung vor meinen eltern ist dann noch mal eine andere sache

Ich hatte einige Monate eine WHK-Stelle und konnte dann wechseln.

ich bin mir ziemlich sicher, dass ich die ebenfalls bekäme. ich bin derzeitig noch studentische hilfskraft, aber der lehrstuhl hat schon durchblicken lassen, dass ich ab ende meines studiums in eine whk stelle wechseln könne. mich nur darüber zu finanzieren, wäre jedoch unmöglich. die studenzahl ist einfach zu gering. ich schätze, ich werde mir nebenher noch einen nebenjob suchen, aber mich primär auf die diss-vorbereitungen fokussieren. das einzige, was bleibt, ist dieses unbehagen zu wissen, dass ich direkt nach dem studium "nichts richtiges" mache

[algol]

"Nichts Richtiges machen" - also das stimmt ja nicht. Du promovierst und arbeitest. Man "dissertiert" ja nicht nur in dem Moment, wo man als Promotionsstudentin eingeschrieben ist, ein Stipendium hat o.ä. Sonst würden ja alle Externen nicht promovieren.
Du weißt jetzt schon, was nach dem Studium kommt. Und zwar die Diss mit hoffentlich bald besserer Finanzierung.