Roter Faden vs. "schreiben was man gemacht hat"

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elfenturm

Roter Faden vs. "schreiben was man gemacht hat"

Beitrag von elfenturm »

Liebe Leute,

ich bin im 3ten Jahr der Promotion (Biologie) und aufgrund widriger Umstände fehlt mir ein letztes Experiment um einen wirklichen roten faden in die Dr.Arbeit zu bekommen. Ich kann die Experimente leider auch nicht wiederholen, da sie saisonabhängig sind.
Ursprünglich wollte ich kumulativ schreiben. Ich habe zwar eine Publikation als first author. Und zwei weitere als Co-Author, welche mir aber nichts nützen da ich dort mehr oder weniger zusammen an einem Thema von einem Mitdoktoranden gearbeitet habe. (Ja meine Betreuerin sieht Doktoranden wirklich als paper-Produktionsmaschinen und das ich meine Probleme mit ihr habe brauche ich wohl auch nicht extra zu erwähnen und bitte sagt mir nicht ich soll ausführlich mit ihr reden denn sie hat mir mal gesagt "wir sind hier nicht in einer psychologischen Anstalt")

Und an unserer Uni gibt es keine Vorgaben wieviele paper man haben muss.

Kann man in einer Promotion auch simpel zusammenschreiben, was man alles gemacht hat? BZW auch Sachen mithineinnehmen die nicht geklappt haben? Ich nehme auch ein rite in Kauf (wie schlecht muss man dafür sein?), ein cum laude wäre besser aber bei meinem Stand der Ergebnisse wohl unerreichbar. Ich würde jetzt einfach ALLES nehmen und in einen Topf werfen. Und am Ende in der Diskussion versuchen mich um Kopf und Kragen zu schreiben bzw. die schönen Aussichten was alles hätte werden können zu betonen und wie toll diese Ergebnisse als Grundlage für weitere Untersuchungen sind.

Achja: ich möchte NICHT in der akademischen Forschung bleiben. Eigentlich ist mir alles egal ich will nur einen Job... einen in dem ich keine paper schreiben muss und der normal bezahlt wird. Muss man die Note der Dr.Arbeit eigentlich bei der Bewerbung angeben?

Über ein paar Antworten oder Erfahrungen wäre ich sehr dankbar. Ich habe nämlich aktuell überhaupt keine Lust weiterzuschreiben wenn das alles sinnlos ist.

Grüße aus dem elfen(bein)turm
bbb

Re: Roter Faden vs. "schreiben was man gemacht hat"

Beitrag von bbb »

Hallo elfenturm,

klingt schwierig, aber nicht hoffnungslos - wobei ich das natürlich letztlich nicht beurteilen kann, da ich weder aus Deinem Fachbereich komme, noch weiß, was Du genau gemacht oder nicht gemacht hast.
elfenturm hat geschrieben:Kann man in einer Promotion auch simpel zusammenschreiben, was man alles gemacht hat?
Im Prinzip macht man das ja - aber wenn ich Dich richtig verstehe, meinst Du: Du hast verschiedene Dinge probiert, manches hat nicht geklappt...

Schaffst Du es denn, mit den Dingen, die Du erfolgreich oder nicht erfolgreich probiert hast, einen roten Faden zu bekommen, der eine mehr oder weniger zielgerichtete Vorgehensweise zur Lösung eines Problems darstellt?
elfenturm hat geschrieben:BZW auch Sachen mithineinnehmen die nicht geklappt haben?
Was meinst Du mit "nicht geklappt"?
Du hattest eine Hypothese, hast sie mit einem Experiment geprüft und es kam das Gegenteil von dem heraus, was Du erwartet hast?
Wenn das Experiment wissenschaftlich korrekt durchgeführt wurde, kannst Du das natürlich so in Deiner Doktorarbeit schreiben.

Nur macht es sicherlich keinen Sinn, zusammenhanglos alle Dinge aufzuzählen, die Du gemacht hast.
Sie sollten einen Bezug zur zentralen Fragestellung (Thema) Deiner Diss haben.

wenn ich Dich richtig verstehe, fehlt Dir zum kompletten roten Faden ein letztes (?) Experiment, das Du nicht mehr durchführen kannst.
Die Frage (die ich Dir nicht beantworten kann, aber deine Betreuerin müsste es eigentlich können) ist dann: reicht der Rest auch für eine Dissertation?
Wikipedia hat geschrieben:Eine Dissertation soll belegen, dass der Kandidat selbständig wissenschaftlich zu arbeiten versteht. Sie muss im Regelfall neue Erkenntnisse zu dem gewählten Gegenstand enthalten und methodisch einwandfrei sein. Eine Dissertation ist im Normalfall also eine Forschungsarbeit. Wichtig zum Nachweis der Fähigkeit zum eigenverantwortlichen wissenschaftlichen Arbeiten sind auch die Kenntnis der relevanten Forschungsliteratur, der üblichen Arbeitsweise des Fachgebiets, das Ziehen belastbarer Rückschlüsse sowie die Einbettung der eigenen Arbeiten in den wissenschaftlichen Kontext. Zur Textmenge einer Dissertation gibt es üblicherweise keine Vorschriften. Der übliche Rahmen liegt zwischen etwa 150 und 500 Seiten.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Dissertation
Gruß

BBB
bbb

Re: Roter Faden vs. "schreiben was man gemacht hat"

Beitrag von bbb »

p.s. ich denke, eine Dissertation könnte auch mehrere rote Fäden haben, wenn sie inhaltlich irgendwie verknüpft sind.

Wenn Deine Betreuerin nicht bereit bzw. in der Lage ist, Dir den Rat zu geben, den Du brauchst, um den roten Faden herauszuarbeiten:
hast Du Kollegen oder Freunde, mit denen Du das diskutieren kannst?
Muss man die Note der Dr.Arbeit eigentlich bei der Bewerbung angeben?
Muss man sicherlich nicht.
Aber da Du diese Angabe ja nachweisen solltest (bzw. der Arbeitgeber das evtl fordert) , wird ja auf der Kopie der Urkunde auch die Note stehen.
Zuletzt geändert von bbb am 14.11.2011, 17:18, insgesamt 1-mal geändert.
saxomanix

Re: Roter Faden vs. "schreiben was man gemacht hat"

Beitrag von saxomanix »

Was meinst du mit schiefgegangenen Experimenten? Nicht geklappt, weil Equipment mies, Bedingung falsch, unsauber gearbeitet? Oder nicht erhofftes Ergebniss erzielt (DAS widerum ist ja auch irgendwie ein Ergebnis!). Ich habe auch einige Sachen, von denen ich mir mehr versprochen habe und habe jetzt beschlossen, die in Unterkapiteln mit reinzunehmen. Ich finde es ätzend, das sowas leider nie irgendwo erscheint und im besten Fall drei Doktoranden Zeit damit verplempern immer wieder die gleichen "Fehler" zu machen ("das muss doch irgendwie gehen..""nein tuts nicht!"). Ok, ich weiss noch nciht, ob Cheffe das gutheisst oder sagt, ich solle den Kram mal wieder schnell entfernen aber erstmal kommts rein :)

Mhh fuer ein rite muss man sich fast schon anstrengen, jedenfalls war die einzige arbeit, die ich je gesehen habe, die ein rite hatte WIRKLICH grottenschlecht (aber auch stylistisch!)
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