Hypothetische Floskeln (Formulierung eigener Vermutungen)
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Hypothetische Floskeln (Formulierung eigener Vermutungen)
Hallo
Wie haltet ihr es mit Formulierungen wie "höchstwahrscheinlich", "möglicherweise", "vermutlich" oder "es ist anzunehmen"?
Ich bilde mir ein, mal iwo gelesen zu haben, dass Wörter wie "höchstwahrscheinlich" in wiss. Texten vermieden werden sollten. Mir fällt grad auf dass solche Wörter bei mir hin und wieder vorkommen..
Wie soll man den sonst ausdrücken, dass etwas unsicher ist, aber von einem selbst favorisiert wird (außer natürlich mit komplexen Satzkonstruktionen).
Wie haltet ihr es mit Formulierungen wie "höchstwahrscheinlich", "möglicherweise", "vermutlich" oder "es ist anzunehmen"?
Ich bilde mir ein, mal iwo gelesen zu haben, dass Wörter wie "höchstwahrscheinlich" in wiss. Texten vermieden werden sollten. Mir fällt grad auf dass solche Wörter bei mir hin und wieder vorkommen..
Wie soll man den sonst ausdrücken, dass etwas unsicher ist, aber von einem selbst favorisiert wird (außer natürlich mit komplexen Satzkonstruktionen).
Re: Hypothetische Floskeln
"Höchstwahrscheinlich" impliziert m.E. eine (statistisch errechenbare) Wahrscheinlichkeit und sollte dann auch nur für solche Argumente genutzt werden, die dem Stand halten.
"Vermutlich" usw. sind für mich hingegen Abschwächungen eines Arguments und in sofern zulässig, dass man einfach nicht alles wissen kann. Hängt natürlich stark vom Fach ab, aber wenn man in den historischen oder Sozialwissenschaften bestimmten Zusammenhänge begründen kann und sich dann eine Vermutung ergibt, deren Beweis aber sprengen würde, sollte ein "vermutlich" doch erlaubt sein.
Schwierig wird es, wenn man sich gerade in einer empirisch fundierten Argumentation befindet. Dann stellt sich ja schon die Frage, weshalb man das Argument nicht empirisch begründen kann.
LG
Thomas
"Vermutlich" usw. sind für mich hingegen Abschwächungen eines Arguments und in sofern zulässig, dass man einfach nicht alles wissen kann. Hängt natürlich stark vom Fach ab, aber wenn man in den historischen oder Sozialwissenschaften bestimmten Zusammenhänge begründen kann und sich dann eine Vermutung ergibt, deren Beweis aber sprengen würde, sollte ein "vermutlich" doch erlaubt sein.
Schwierig wird es, wenn man sich gerade in einer empirisch fundierten Argumentation befindet. Dann stellt sich ja schon die Frage, weshalb man das Argument nicht empirisch begründen kann.
LG
Thomas
Re: Hypothetische Floskeln
Grundsätzlich sind Wörter wie "höchstwahrscheinlich", "möglicherweise" oder auch "wohl" bzw. "anscheinend" in einer Dissertation tatsächlich zu vermeiden und werden auch vom Doktorvater nicht gerne gesehen. Sie zeigen auf, dass man mit dem, was man schreibt, unsicher ist. Generell sollte deutlich Stellung bezogen werden: "Es ist [so und so]". Sicherlich gibt es Situationen, in denen solche Wörter nicht vermieden werden können, bspw. wenn vom Autor selbst eine Vermutung angestellt wird, dann dürfen diese auch verwendet werden. Grundsätzlich versuche ich selbst diese Wörter zu vermeiden und kritisch zu hinterfragen, ob tatsächlich nur eine Mutmaßung angestellt wird oder ob ich es nicht selber genau weiß bzw. nachweisen kann.
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Re: Hypothetische Floskeln
Ok, das wollte ich hören.
Mir war eben nicht ganz klar, wie ich in hypothetischen Ausführungen derartige Wörter vermeide. Aber das geht nur schwer, denn dann läuft man Gefahr, dass sich die hypothetischen Ausführungen nicht mehr hypothetisch anhören, sondern wie Feststellungen von Tatsachen klingen.
Beispiel:
(a) Die Legionsfahne war ein militärisches Erkennungs- und Ordnungszeichen in der römischen Amee. (Fakt)
(b) Solche Legionsfahnen hatte jedoch bei Prozessionen und Triumphzügen während politischer Kämpfe um die Macht in Rom womöglich auch eminent politischen Symbolcharakter. (Hypothese)
Mir war eben nicht ganz klar, wie ich in hypothetischen Ausführungen derartige Wörter vermeide. Aber das geht nur schwer, denn dann läuft man Gefahr, dass sich die hypothetischen Ausführungen nicht mehr hypothetisch anhören, sondern wie Feststellungen von Tatsachen klingen.
Beispiel:
(a) Die Legionsfahne war ein militärisches Erkennungs- und Ordnungszeichen in der römischen Amee. (Fakt)
(b) Solche Legionsfahnen hatte jedoch bei Prozessionen und Triumphzügen während politischer Kämpfe um die Macht in Rom womöglich auch eminent politischen Symbolcharakter. (Hypothese)
Re: Hypothetische Floskeln
Hallo Wierus,
bei der Darstellung empirischer Ergebnisse würde ich ebenfalls auf solche Wörter verzichten. Anders sieht es aber aus, wenn etwas tatsächlich nicht nachweisbar ist - dann musst du meiner Meinung nach unbedingt darauf hinweisen, dass du deine Annahme zwar für schlüssig hältst (du begründest sie ja auch), aber sie nicht beweisbar ist.
In diesem Fall finde ich Formulierungen gut, die das deutlich machen, also zum Beispiel Formulierungen wie
Gruß
BertaFrieda.
bei der Darstellung empirischer Ergebnisse würde ich ebenfalls auf solche Wörter verzichten. Anders sieht es aber aus, wenn etwas tatsächlich nicht nachweisbar ist - dann musst du meiner Meinung nach unbedingt darauf hinweisen, dass du deine Annahme zwar für schlüssig hältst (du begründest sie ja auch), aber sie nicht beweisbar ist.
In diesem Fall finde ich Formulierungen gut, die das deutlich machen, also zum Beispiel Formulierungen wie
- ... verschiedene Interpretationen liegen nahe. Aus diesem und jenen Grund ist eine Interpretation naheliegender als eine andere, oder
- deswegen [Begründungen] ist anzunehmen, dass ..., oder
- es spricht dieses und jenes dafür, dass, ..., auch wenn ...
Gruß
BertaFrieda.
Re: Hypothetische Floskeln
"Alles Wissen ist nur Vermutungswissen" (frei nach Karl. R. Popper). Ich finde nicht, daß man keine Unsicherheit zeigen sollte, im Gegenteil. Das einzige, was wir wissen ist, daß wir nichts wissen, und davon nicht zu knapp. Täusche ich jetzt Sicherheit vor, wo gar keine sein kann, ist das für mich unreflektiert.
Re: Hypothetische Floskeln
Ich schliesse mich der weiter oben geäusserten Aussage an, dass die Akzeptanz solcher Wörter / Phrasen vom Fachbereich oder gar Fach bzw. allenfalls sogar von der Methode abhängt. Gerade in den Geisteswissenschaften beruhen viele Thesen auf Interpretation, was automatisch einen gewissen Unsicherheitsfaktor mit sich bringt, den man auch ausdrücken sollte. Allgemeine Aussagen finde ich deshalb in diesem Zusammenhang sehr schwierig.
Re: Hypothetische Floskeln
In meiner Diss (geisteswissenschaftlich) kommen solche Formulierungen mehrheitlich dann vor, wenn ich eine Hypothese erarbeite bzw. in eine bestimmte Richtung argumentieren möchte und das vorbereite, doch für die komplette Argumentationslinie noch 1-2 Kapitel brauche. Wie:
Es ist vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse/des bisher Gesagten anzunehmen, dass .....es sich mit xy so verhält
Dies gilt es im Rahmen von.....in Kapitel xy zu überprüfen
Ich finde, diese Formulierungen ok, wenn man (wie die Vorredner gesagt haben) immer deutlich macht, was für oder gegen die Ansichten spricht und warum man eine Ansicht favorisiert. Das mag bei den so genannten 'exakten' Wissenschaften anders sein.
Natika
Es ist vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse/des bisher Gesagten anzunehmen, dass .....es sich mit xy so verhält
Dies gilt es im Rahmen von.....in Kapitel xy zu überprüfen
Ich finde, diese Formulierungen ok, wenn man (wie die Vorredner gesagt haben) immer deutlich macht, was für oder gegen die Ansichten spricht und warum man eine Ansicht favorisiert. Das mag bei den so genannten 'exakten' Wissenschaften anders sein.
Natika
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Re: Hypothetische Floskeln
Interessante Frage!
Ich würde mich (als Jurist) BertaFrieda anschließen: Mit Sachargumenten, die man am besten nennt oder die wirklich jeder Fachmann ohnehin kennt, darf man auch vermuten.
In Deinem Beispiel
Sebastian
Ich würde mich (als Jurist) BertaFrieda anschließen: Mit Sachargumenten, die man am besten nennt oder die wirklich jeder Fachmann ohnehin kennt, darf man auch vermuten.
In Deinem Beispiel
würde ich allerdings das "eminent" schwierig finden, wenn man nicht nur das räumliche Herausragen der Fahne aus der Truppe meint, sondern es auf den herausragenden politischen Charakter bezieht: Ob das so eminent war, wird man bei einer Vermutung mit so wenigen Angaben wohl kaum belegen können.Solche Legionsfahnen hatte jedoch bei Prozessionen und Triumphzügen während politischer Kämpfe um die Macht in Rom womöglich auch eminent politischen Symbolcharakter.
Sebastian
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