Bräuchte Hilfe zum Thema Doktorvater wechseln!!

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frustus maximus

Bräuchte Hilfe zum Thema Doktorvater wechseln!

Beitrag von frustus maximus »

Liebe Forumsmitglieder,

ich bin neu hier und hatte gehofft, beim durchstöbern der Threads zum Thema DV wechseln, Antworten oder Lösungsansätze für meine eigene Situation zu finden. Jedoch war ich wohl bisher zu blind ;) und bitte Euch deshalb um Hilfe. Ich möchte im Fachbreich Biologie promovieren. Meine Uni hat eine Kollaboration mit meinem Doktorvater, welcher Chef einer Firma in Übersee ist, in welcher ich meine Laborarbeiten absolviert habe. Mein DV hat sich nie wirklich für meine Arbeit interessiert und um eine sehr lange, schmerzliche Geschichte kurz zu fassen, er hat sich komplett von mir und meiner Arbeit distanziert, was auch in meinem Interesse war, da er gegen mich diskriminiert hat u.ä. Ich habe daraufhin einen anderen Betreuer für den schriftlichen Teil meiner Dissertation bekommen. Ich habe dank seiner Betreuung den schriftlichen Teil meiner Doktorarbeit verfasst und beendet. Jetzt meldet sich mein DV zu Wort (natürlich nicht persönlich sondern nur über Dritte wie meinen neuen Betreuer), stellt seltsame Ansprüche (z.B. möchte er nicht, das ich ein Paper einer konkurrierenden Gruppe zitiere obwohl es inhaltlich wichtig für meine Diskussion ist, etc..) und sieht es als selbstverständlich an, weiterhin mein Gutachter und Prüfer zu sein obwohl er sich die letzten 6 Monate geweigert hat, mit mir Kontakt aufzunehmen. Ich habe meine Doktorarbeit noch nicht angemeldet und war der Meinung, dass solange ich nichts angemeldet habe und in meinem Fall damit zu rechnen ist, dass ich keine faire Bewertung aufgrund des sehr gespannten Verhältnisses zwischen meinem DV und mir zu erwarten habe, meinen Doktorvater wechseln kann sofern ich einen Prof. finde der mich prüft. Ist das möglich, für das Gutachten und die Prüfung jemand Anderen zu erhalten? Vielen vielen Dank für Eure Hilfe! Bin schon echt verzweifelt :(
SirJj

Re: Bräuchte Hilfe zum Thema Doktorvater wechseln!

Beitrag von SirJj »

die Einzelheiten Deines Falles richten sich nach Deiner Promotionsordnung. Du wirst diese also nochmal gründlich studieren müssen.

Allgemein sehen die Promotionsordnungen jedoch nicht vor, dass eine mündliche Verabredung mit einem potentiellen Doktorvater irgendeine rechtliche Wirkung hat. Erst die Anmeldung der Promotion bewirkt eine entsprechende Zuordnung. VORSICHT: Insoweit der Anmeldung eine allgemeine Zulassung vorangegangen ist, kann auch hier eine verbindliche Zuordnung stattgefunden haben. Dies musst Du für Deinen Fall aus der Promotionsordnung herauslesen. Aber auch dann ist der Vorwurf der Befangenheit (vgl. u.) möglich und kann auch frühzeitig in Gesprächen mit der Fakultät als vorsichtig eingesetztes Druckmittel dienen.

Innerhalb der Fakultäten wirken natürlich auch eine Menge tatsächlicher Komponenten auf Dein Verfahren ein. Dir kann es also passieren, dass sich das Professorium nicht gegen Deinen angedachten DV stellen. Sollte er sich also in irgendeiner Weise in die Prüfungskomission drängen, so ist ein Befangenheitsantrag zu stellen. Hier greift das allgemeine Verwaltungsverfahrensrecht und ein vorgängiger, auf die Promotion bezogener und auf persönlicher Ebene ausgetragener Streit von einem gewissen Gewicht sollte einen hinreichenden Grund i.S.d. § 21 VwVfG darstellen.

Das Zitieren öffentlich zugänglicher Schriften kann Dir von Dritten nicht verboten werden. Nur wenn die Arbeiten auf die Du dich beziehst noch nicht veröffentlich sind UND Dein ehemals angedachter DV die Rechte an diesen Arbeiten hat, kann er Dir das zitieren insoweit verbieten.

Insgesamt erschweren solche Streitigkeiten das Vorhaben naturgemäß erheblich. Wenn Deine Arbeit gut ist und Du mit dem gehöriogen Schneid auftrittst, wirst Du Dich jedoch durchsetzen können. Ich habe viele Promotionsverfahren an verschiedenen Fakultäten erlebt, bei denen sich die Doktoranden mit ihren Professoren verworfen haben. Wer sich einschüchtern lässt verliert hier. Es müssen dann stets nüchtern alle Möglichkeiten und Rechte ausgeschöpft und sachlich und freundlich aber ebenso beharrlich vorgebracht werden.
frustus maximus

Re: Bräuchte Hilfe zum Thema Doktorvater wechseln!

Beitrag von frustus maximus »

Vielen lieben Dank für dieses professionelle und hilfreiche Feedback! Ich weiss es sehr zu schätzen und werde Deine Ratschläge befolgen! Danke nochmals!
Sebastian
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Re: Bräuchte Hilfe zum Thema Doktorvater wechseln!

Beitrag von Sebastian »

Oh je, das klingt wirklich nicht gut, frustus maximus.
Ein paar allgemeine Überlegungen zum Thema Wechsel des Doktorvaters, das sind aber eher Vorüberlegungen, die Du sehr weitgehend schon getroffen hast und die nicht nennenswert über SirJj's richtige Ergebnisse hinausgehen.
Für Deinen Bereich könnte auch noch wichtig werden, ob/wie die in dem Unternehmen evtl. unter "Anleitung" erzielten Laborergebnisse einzuordnen sind, also ob Du sie "mitnehmen" kannst. Das wäre - nach der Lektüre der Promotionsordnung - noch einmal nähere Betrachtung wert.

Viel Erfolg!

Sebastian
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