FH-Professur: Welche Promotionsnote erforderlich

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Helena

FH-Professur: Welche Promotionsnote erforderlich

Beitrag von Helena »

Hallo,

ich habe mal eine Frage: Mein mittel- und langfristiges Ziel ist es eine FH Professur zu übernehmen. Ich habe zwei kleine Kinder, bin quasi alleinerziehend bzw. genau gesagt, mein Mann ist immer über Monate im Ausland und ich möchte mich beruflich umorientieren.

Nun bekomme ich grade Panik. Die Diss liegt nun nach drei Jahren bis auf Formattierung und Korrekturlesen (fast) fertig vor mir und ich habe null Energie. Und es beschleicht mich immer wieder das Gefühl, dass die Dissertation vielleicht nur "cum laude" ist und ich mich noch einmal daran setzen sollte und versuchen, noch einmal (wieder einmal) an der Dissertation Änderungen vorzunehmen.

Zum Hintergrund: Ich habe als externe Doktorandin mitbekommen, dass an unserem Lehrstuhl die internen ein summa cum laude oder magna cum laude bekommen, die externen eher ein magna cum laude oder cum laude. Ausnahmen bestätigen die Regel. Das deprimiert mich schon bevor ich abgebe. Ich habe mich die letzten Monaten, wie alle anderen wohl auch, echt gequält und ich erinnere mich an viele Nächte in denen erst meine eine Tochter und dann die andere gespuckt, gehustet, Fieber hatte (inkl. abduschen, Wäschewechsel usw.) und ich zwischen den Pausen versucht habe an der Diss weiterzuschreiben. Und Vormittags sind zwar beide Kinder in der Kita aber die Zeit reicht mir vorne und hinten nicht. Und ehrlich gesagt: ich glaube nicht, dass ich eigentlich ein Kandidat für summa cum laude bin und nur weil ich eine externe bin nun "nur" magna cum laude bekomme. Das ist nicht mein Problem.

Nun ist sie fast fertig und nun habe ich Angst. Ich habe einfach Angst, dass die Diss nicht gut genug ist und ich vielleicht nur ein "cum laude" bekomme. Die Note an sich ist eigentlich nicht tragisch. Ich bin so oder so wahnsinnig stolz, dass ich trotz zweier kleinen Kinder unter 3 an meinem Ziel festgehalten habe. Aber ich habe nun gehört, dass man für eine FH Professur ein magna cum laude benötigt. Habt Ihr hier Erfahurungen oder kennt sich jemand aus? Mein sonstiger Lebenslauf wird sonst oftmals positiv gesehen aber ich habe Sorge, dass ein cum laude meine Hoffnung auf eine FH Professur zerstören macht. Mein vorheriger Beruf steht ausser Frage: Ich war vorher fast genauso viel unterwegs wie mein Mann und das möchte ich meinen Kindern auf gar keinen Fall antun. Nun habe ich also gkündigt und gehe ein grosses Risiko ein...
Nino

Re: Promotionsnote und FH Professur

Beitrag von Nino »

Hallo Helena,

ich denke, ich kann Dir ein paar Antworten geben:
Helena hat geschrieben:Ich habe als externe Doktorandin mitbekommen, dass an unserem Lehrstuhl die internen ein summa cum laude oder magna cum laude bekommen, die externen eher ein magna cum laude oder cum laude. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Das kenne ich ebenso. Hat sich bislang auch bei den von mir bekannten Promotionen bestätigt...
Helena hat geschrieben:nur weil ich eine externe bin nun "nur" magna cum laude bekomme.
Nur? Magna ist doch ein "sehr gut"... bitte nicht übertreiben... Auch für viele gute Verlage ist bereits das "magna" ein Qualitätskriterium...
Helena hat geschrieben:Ich habe einfach Angst, dass die Diss nicht gut genug ist und ich vielleicht nur ein "cum laude" bekomme.
Aber auch intern zu sein schützt nicht vor einem "cum".
Helena hat geschrieben:Aber ich habe nun gehört, dass man für eine FH Professur ein magna cum laude benötigt. Habt Ihr hier Erfahurungen oder kennt sich jemand aus? Mein sonstiger Lebenslauf wird sonst oftmals positiv gesehen aber ich habe Sorge, dass ein cum laude meine Hoffnung auf eine FH Professur zerstören macht.
Tatsächlich ist ein "magna" zwar nicht gesetzliche Voraussetzung, wird aber sehr gern gesehen. Bei starker Bewerbungslage kann es sein, dass die Berufungskommission bei der Vorauswahl dies auch als Kriterium festlegt. Muss sie aber nicht. Dein sonstiger Lebenslauf ist mindestens genauso wichtig! Damit kannst Du ggf. auch ein "cum" gegenüber anderen Bewerbern ausgleichen.
Helena hat geschrieben:Nun habe ich also gkündigt und gehe ein grosses Risiko ein...
Okay, aber das Risiko bleibt selbst auch mit einem "summa" und hängt - wie gesagt - von der Bewerberlage ab. FH-Professuren sind in einigen Bereichen halt sehr begehrt... und da kommen durchaus mal 80 Bewerbungen auf eine Stelle, in anderen Bereichen sind gute Bewerber rar, da die Bezahlung ja auch wirklich nicht besonders einladend ist...
Bedenke bitte auch, dass ein (!) Berufungsverfahren durchaus mal 12 bis sogar 36 Monate und mehr dauern kann...

Viel Erfolg!
algol
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Re: Promotionsnote und FH Professur

Beitrag von algol »

Man sollte auch bedenken, dass FHs der Praxisbezug wichtig ist. Was Du außerhalb der Hochschule gearbeitet hast, spielt da eine andere Rolle als bei einer Uniprofessur.
bbb

Re: Promotionsnote und FH Professur

Beitrag von bbb »

Ich bin so oder so wahnsinnig stolz, dass ich trotz zweier kleinen Kinder unter 3 an meinem Ziel festgehalten habe.
Das solltest Du auch sein - ich kann sehr gut nachvollziehen, wie schwierig es ist, mit kleinen Kindern so ein "Werk" zu vollenden.
Schwups geht mal wieder ein paar Tage gar nichts, weil Junior eine Magen-Darm-Grippe aus dem Kindergarten mitbringt und man nur noch mit Aufwischen, Auswaschen, Eimer ausleeren und Trösten beschäftigt ist.
Und wenn er dann wieder lebhaft ist und Action will, liegen die Eltern auf der Nase.

Genauso wurde letztes Wochenende auch wieder mein extrem enger und ehrgeiziger Zeitplan torpediert.
:-)
Dr. Natalie Struve

Re: Promotionsnote und FH Professur

Beitrag von Dr. Natalie Struve »

Helena hat geschrieben:Die Diss liegt nun nach drei Jahren bis auf Formattierung und Korrekturlesen (fast) fertig vor mir und ich habe null Energie. Und es beschleicht mich immer wieder das Gefühl, dass die Dissertation vielleicht nur "cum laude" ist und ich mich noch einmal daran setzen sollte und versuchen, noch einmal (wieder einmal) an der Dissertation Änderungen vorzunehmen.

Zum Hintergrund: Ich habe als externe Doktorandin mitbekommen, dass an unserem Lehrstuhl die internen ein summa cum laude oder magna cum laude bekommen, die externen eher ein magna cum laude oder cum laude. Ausnahmen bestätigen die Regel. Das deprimiert mich schon bevor ich abgebe.
Interessant ist doch die Frage, warum externe Doktoranden bei Euch "eher" schlechtere Noten bekommen. Eine ganz simple Erklärung ist oft die mangelnde Rückkopplung, um rechtzeitig Erwartungen zu klären. Was sagt denn Dein Betreuer zu Deiner Diss? Kennt er sie dem Grunde nach? Was ist bislang an Feedback gekommen? Und was hast Du daraus gemacht? Angst ist in Deiner Situation normal; begründet ist sie in den meisten Fällen nicht. Und falls Dich das beruhigt: Wenn eine FH Dich wirklich will, werden sich Mittel und Wege finden lassen; bei mir hat man sogar mal darüber hinweggesehen, daß ich noch gar nicht promoviert war (allerdings wollte ich dann nicht mehr dorthin). Red also vor allem mit Deinem Betreuer, anstatt Dich verrückt zu machen.
bbb

Re: Promotionsnote und FH Professur

Beitrag von bbb »

Red also vor allem mit Deinem Betreuer, anstatt Dich verrückt zu machen.
Das scheint mir in der Tat der wertvollste Hinweis zu sein, den es gibt.

Wenn Du Deinem Betreuer Deine Bedenken schilderst und ihn darauf hinweist, dass Dir eine besonders gute Bewertung wichtig ist, kann er Dir ja hoffentlich sagen, was er von einer entsprechend gut bewerteten Arbeit erwartet.

Und falls Du es schaffst, auch das Thema "externe Doktoranden bekommen angeblich schlechtere Noten" in einer Form ins Gespräch zu bringen, dass er sich nicht angegriffen fühlt, sondern vielleicht eher dazu angespornt fühlt, bei Dir ein "positives Exempel" zu statuieren, könnte das auch helfen.
Ist aber natürlich heikel - da solltest Du Dir vorher gut überlegen (Dich auch mit Anderen austauschen), was und wie Du es sagen willst.

Gruß

Martin
Klebe

Re: Promotionsnote und FH Professur

Beitrag von Klebe »

Hey,

ich habe selbst "nur" ein "cum laude" gezogen und mir selbst kommen langsam Zweifel. Ich war mein ganzes Leben der "Zweierkandidat", nach der Disputation hat mein Doktorvater gesagt, dass alles außer Riete OK sei, aber ich habe in Erfahrung gebracht, dass man im FH-Bereich mit ner 2 gut leben kann, das ist jetzt mein Ziel. Ärgerlich ist nur, dass sieben Jahre nach dem Examen "nur" ne zwei bei rumgekiommen ist, extern und mit Jobs finanziert, ich bin stolz drauf es dennoch geschafft zu haben, das Erfolgserlebnis kann mir keine nehmen /:dr)

Ich kann deine Situation gut verstehen. Mein Fall ist n bisschen anders: meine (Ex-)Partnerin hat mich bei der Promotion null unterstützt, ich habe den Haushalt und alles geschmissen als sie im Referendariat war, später hat sie gesagt, dass sie NULL bereit ist, mich zu unterstützen bei der Promotion = Trennung meinerseits. Sie ist bis heute nicht darüber hinweg, aber no risk no fun *g* Wenn ich daran denke werde ich richtig wütend, der Gipfel der Unverschämtheit war, dass sie unserem gemeinsamen Sohn erzählt habe, ich sei gar kein Doktor... :cry:
mastermind

Re: Promotionsnote und FH Professur

Beitrag von mastermind »

Die Stellenlage an den FHs ist wie schon erwähnt je nach Fach recht unterschiedlich. Ich weiß gerade von kleineren FHs, dass diese ihre Professuren oft nicht "loskriegen". Das scheitert meist daran, dass in einigen Fächern fast nur universitäre Laufbahnen vorkommen (ergo die Berufserfahrung fehlt) und auch, dass es mittlerweile so manche 50%-Professuren gibt.

An den FHs werden (was ich über die Stellenausschreibungen mitkriege) offensichtlich gerade neue Professuren geschaffen, die neuen Privat-FHs erhöhen zudem das Angebot.

Was die Note angeht, so habe ich mittlerweile das Gefühl, dass die Bedeutung überschätzt wird. Ich war schon an zwei Berufungsverfahren beteiligt, die Note wurde dort nicht einmal im entferntesten angesprochen.

Noch ein (wirklich nett gemeinter Aspekt meinerseits): Die ellenlangen Ausführungen zu deinen Kindern finde ich etwas unpassend, da nicht zielführend. Ich hoffe du bist da im Berufsumfeld vorsichtiger, weil dir das Ganze als "Rumgeheule" ausgelegt werden könnte.
MastaofDissasta

Re: Promotionsnote und FH Professur

Beitrag von MastaofDissasta »

Helena hat geschrieben:Aber ich habe nun gehört, dass man für eine FH Professur ein magna cum laude benötigt. Habt Ihr hier Erfahurungen oder kennt sich jemand aus? Mein sonstiger Lebenslauf wird sonst oftmals positiv gesehen aber ich habe Sorge, dass ein cum laude meine Hoffnung auf eine FH Professur zerstören macht.
Formal muss man für eine FH-Prof. gar nicht promoviert sein. Auf Vroniplag kann man dazu gerade zwei Beispiele sehen: Eine der Beteiligten ("WiseWoman") war, als sie ihre Professur in Berlin angetreten ist, noch nicht promoviert, genauso wie eine der ertappten Plagiatorinnen. Ich kenne auch so einen Fall - die Betreffende hat als Vertretung angefangen und sehr, sehr gute Lehre gemacht, so dass die FH sie halten wollten und ihr deswegen die Professur angeboten hat. In der Regel sieht der Ausschreibungstext "eigene wissenschaftliche Leistungen, nachgewiesen durch eine Promotion oder vergleichbar zu einer Promotion" vor. So weit ich weiss, zählen Praxis- und Lehrerfahrung an den FHs stärker als die formalen Kriterien. Und die Praxiserfahrung ist tatsächlich obligatorisch, auch wenn da großzügig gerechnet wird und Das verhindert aber natürlich nicht, dass sie im Bewerbungsverfahren nicht den s.c.l.-Absolventen bevorzugen, aus rein subjektiven Gründen. Aber: dass es nur ein "cum" wird, scheint ja noch nicht raus zu sein und an der FH stehen die Chancen gut, dass andere Aspekte des Lebenslaufs als relevanter angesehen werden. Ich drücke also die Daumen und bin gespannt, wie es weitergegangen ist.
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