Arbeitsbelastung

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kewlBandit

Arbeitsbelastung

Beitrag von kewlBandit »

Hallo!

Mir wurde eine Promotionsstelle im Ingenieursbereich (an der Uni, Assistentenstelle) angeboten und mich würde mal interessieren, wie hoch denn so das Arbeitspensum ist, dass man als Doktorand hat. Nominell (laut TVL) sind es momentan knapp 40h pro Woche. Kommt man damit hin, oder sind es am Ende doch eher 50 oder gar mehr?
Dumpfbacke

Re: Arbeitsbelastung

Beitrag von Dumpfbacke »

Hi,

ich bin zwar Informatiker, aber eine 40-Stunden-Woche ist utopisch. In der Arbeitszeit schaffst du es quasi nicht, wissenschaftliche Fortschritte zu machen, geschweige denn diese zu publizieren oder eine Dissertation zu schreiben. Bei mir sieht es folgendermaßen aus:

- 10 Stunden pro Woche verbringe ich (während des Semesters) üblicherweise mit Lehre (d.h. Vorbereitung der Folien + Ü-Aufgaben + reine Vorlesungszeit)
- Eine Vorlesung besuche ich selbst als Hörer, macht 4 Stunden pro Woche
- 3 Stunden gehen im Schnitt für die Betreuung meiner Diplomanden drauf
- Etwa 4-5 Stunden wöchentlich verbringe ich in Lehrstuhl-Meetings, Vorträgen, etc.
- Da ich ein Forschungsprojekt leite, verbringe ich etwa 5 Stunden wöchentlich damit, meine Hiwis mit Arbeit zu versorgen (und diese zu kontrollieren) sowie administrative Aufgaben zu übernehmen.
- Für das Reviewing für irgendwelche Konferenzen und Zeitschriften gehen im Schnitt 3-4 Stunden pro Woche drauf.

Das macht schonmal regelmäßige 27 Stunden pro Woche die verbraten wurden, ohne dass ich selbst für mich an irgendwas gearbeitet habe. Darüberhinaus bin ich etwa 3-4 Monate im Jahr auf Dienstreisen. Die tatsächliche Arbeitsbelastung liegt nie unter 60 Stunden, meistens eher deutlich mehr.

Wir haben auch Doktoranden, die tatsächlich 40 Stunden pro Woche arbeiten. Die kriegen aber auch wissenschaftlich nichts gebacken und bangen darum, dass sie irgendwann mal genug Stoff für eine Dissertation zusammenbekommen.
darla

Re: Arbeitsbelastung

Beitrag von darla »

Ich bin Mikrobiologin und während der Laborphase mit einer 40h-Woche gut hingekommen (mal mehr mal weniger, aber im Schnitt kommt das ungefähr hin). Allerdings konnte ich mich auch ganz meiner Dissertation widmen und musste nur gelegentlich mal für 2 Wochen einen Praktikanten betreuen. Ansonsten mussten wir Doktoranten wenig administrative Aufgaben übernehmen und etwaige weitere Forschungsarbeiten, die ich für/ zusammen mit Kollegen gemacht habe, kann ich in meine Thesis einbinden. Dabei sprangen 1 Erst-Autor-paper und 2 Co-Autor-Paper raus und 1 weiteres Erst-Autor-Paper steht kurz vorm Einreichen (also hab ich wissenschafltich schon was erreicht würde ich sagen). Jetzt bin ich zum Zusammenschreiben zu Hause. Da ich eine 6 Monate alte Tochter habe, schaff ich es nur noch auf ca 20h pro Woche, dauert das Schreiben halt etwas länger... ;-)
claudine

Re: Arbeitsbelastung

Beitrag von claudine »

ich saß insgesamt 4 jahre an meiner diss. die ersten beiden jahre waren 40h/woche der normalfall. klar bleibt man mal länger wenn eine deadline für ein paper ansteht, aber ansonsten war um fünf uhr feierabend. die letzten beiden jahre waren es dann 50-60 h/woche, weil ich da erst sah wohin eigentlich die reise mit meinem dissertationsthema geht. da ich zu der zeit auch mein publikationsoutput stark erhöht hatte, brauchte ich die extra stunden jede woche.

zum glück saß ich auf einer projektstelle, mit lehre und dem betreuen von stundenten hatten wir wenig zu tun. ich habe pro semester vielleicht 2 vorlesungen gehalten und 1-2 studenten betreut, mehr nicht.

es ist nie verkehrt, sich zu informieren wie lange die doktoranden deines wunschprofessors so brauchen für die diss. daran kann man schon in etwa abschätzen, wieviel zusätzliche arbeit einem vom lehrstuhl aufgehalst wird, die nichts mit der diss zu tun hat.
mastermind

Re: Arbeitsbelastung

Beitrag von mastermind »

Ich arbeite auch an der Uni und was ich von meinen Kollegen mitkriege sind die Unterschiede extrem. In der Regel sind es aber doch mehr Stunden als im Vertrag. Gerade von den 20h Leuten arbeiten einige auch 40h für den Lehrstuhl. Ich kenne aber auch welche, die einen 40h Vertrag haben und auf keine 30h kommen (Freitag generell nicht anwesend und auch unter der Woche Zeit für die Diss). Besonders faszinierend: Es gibt diese Unterschiede mitunter auch am selben Lehrstuhl (!). Das wäre mal eine eigene Diss Wert, solche Ungleichverteilungen zu untersuchen :mrgreen:
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