Abbruch - schon nach einem Monat?

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Abbruch - schon nach einem Monat?

Beitrag von DerStandard »

Hallo,

ich bin hier, weil ich euren Rat suche. Ich habe ein paar Beiträge zum Thema Abbruch gelesen, jedoch habe ich mich nirgends richtig wiedergefunden. Daher möchte ich meine momentane Situation schildern:

Ich habe meine Studium geliebt. Ich habe sehr viele Tutorien gegeben und war sehr aktiv in der Fachschaft - es war eine fantastische Zeit und ich habe die meisten Aspekte geliebt. Außerdem war ich länger als HiWi an einem Lehrstuhl angestellt. Dort habe ich die Tutoren angeleitet, selbst Kurs gehalten, das Lehrbuch mitgestaltet, eine Messe organisiert, eine Online-Plattform mit eingeführt, Klausuren korrigiert, Prüfungen abgenommen usw. (am Ende hatte ich da einen 20 Stunden/Woche Vertrag). Ich fand das einfach spitze. Der Job war extrem spannend und abwechslungsreich, ferner gebe ich aber auch zu, die hervorgehobene Stellung, die ich hier hatte (im Vergleich zu meinen Komilitionen), genossen zu haben.
Meine Abschlussarbeit habe ich an einem anderen Lehrstuhl geschrieben und es lief perfekt. Der Prof war von meinem Thema schwer begeistert und hat mich machen lassen. Meine Ideen kamen insgesamt immer sehr gut an.
Der Wunsch, all dies zu vereinen und im Rahmen einer Mitarbeiterstelle und der Promotion zusammen zu bringen, war in dieser Zeit extrem groß. Leider hat es hier aber nicht wirklich gepasst, so dass ich zunächst für drei Jahre in die Wirtschaft gegangen bin. Der Promotionswunsch hat mich aber nicht mehr losgelassen.

In der Wirtschaft hat man mich aber fast in den Burnout getrieben, bis ich nun vor gut einem Montag eine eigentlich perfekte Stelle erlangen konnte. Ich werde für 40h bezahlt, dafür sind 20h für die Forschung reserviert, 20h für die Arbeit am Lehrstuhl. Wann/Wo ich arbeite ist mir komplett selbst überlassen. Nun das Problem: Ich langweile mich zu Tode.
Der Lehrstuhl hier ist sehr klein (der Lehrstuhl oben war dagegen sehr groß). Es gibt hier fünf Forschungsprojekte, außerdem sehr viele Tutorien. Ich hab einen tiefen Wunsch nach Lehre, da wir aber nur sehr wenige Studenten haben, gibt es keine Übungen. Für die Tutoren gibt es lediglich ein eintägiges Seminar, dass ich übernehmen könnte. Ich würde aber gerne eine wöchentliche Veranstaltung daraus machen, auch die Tutoren wünschen das. Mein Prof hat das aber explizit untersagt (Lehrverpflichtung wird über andere Dinge erfüllt, die ich ebenfalls nicht als 'Lehre' verstehe).

Die Projekte sind auf meine Kollegen verteilt. Je nachdem, wie mein Thema aussehen wird, kann ich bei einem Projekt mitmachen. Mein Thema muss daher zwingend dazu passen, ich kann mir nicht wirklich was eigenes überlegen. Auch laufen 3 Projekte im nächsten halben Jahr aus.

Nun stehe ich vor folgender Situation:
- Ich muss ein Thema finden, dass irgendwie in eines der Projekte passt. Das scheint nur in einem Fall überhaupt zu gehen, reizt mich da aber auch nicht.
- Ich darf praktisch nicht lehren, auch wenn dies einer der wichtigsten Aspekte für mich ist
- Am Lehrstuhl herrscht die Ansicht (in allen Köpfen), dass es nur auf die Forschung ankommt. Es gibt außer forschen sonst im Grunde nichts zu tun, bzw. darf ich nichts anderes tun
- Da jeder in einem anderen Projekt ist, gibt es keine Arbeit im Team. Einziges 'Teambuildung' besteht durch Mittagessen (dort wird leider immer zu Tode diskutiert, über meine Kollegen weiß ich praktisch gar nichts)
- Ich langweile mich zu Tode, weil ich nichts zu tun habe

Mir ist bewusst: Viele fänden so viel Freiraum wünschenswert und ich könnte an meiner Diss arbeiten - aber ich möchte nicht Tag ein Tag aus 40h/Woche nur an der Diss schreiben. Nun weiß ich nicht weiter: Ist das normal/bei euch auch so? Bin ich hier falsch, wenn ich nicht jede Minute meiner Arbeitszeit bereit bin, an der Diss zu schreiben, bzw. soll ich froh sein, dass ich nichts anderes tun soll?

Vielen Dank an alle, die bis hier gelesen haben. Ich danke euch bereits für eure Kommentare!
flip
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Re: Abbruch - schon nach einem Monat?

Beitrag von flip »

Nur kurz einige Dinge, die mir beim Lesen aufgefallen sind:

1. Du hast schon bei einem anderen Lehrstuhll "geschmissen"? Obwohl dieser genau das Gegenteil von dem jetzigen repräsentiert?! Warum?
2. Du fandest früher, während des Studiums, so ziemlich alles gut, was nicht mit Forschung zu tun gehabt hat. ;) Du überbetonst die Wichtigkeit der Lehre für dich. Das ist aber nicht das primäre Ziel deiner Anstellung. Zumindest nicht in der Qualifikationsphase (also der Diss). Wenn dich Forschung nicht interessiert, dann wird es schwierig.
3. Fehlende Selbstinitiative? Du suchst nicht das Gespräch mit deinem Prof? Wenn in den nächsten Monaten drei Projekte auslaufen, dann muss es zwingend zu einem "Umbruch" am Lehrstuhl kommen. Sprich, du hast mehr Möglichkeiten dich in neue Projekte einzubringen. Du hast außerdem die Möglichkeit, neben dem "normalen" Projekt auch etwas anderes zu verfolgen. Die Zeit scheint ja anscheinend da zu sein?
Green Goddess

Re: Abbruch - schon nach einem Monat?

Beitrag von Green Goddess »

Ich hatte, ehrlich gesagt, abgeschaltet nach dem Hiwi-Job mit "Kurse halten" und "Prüfungen abnehmen", wohlgemerkt VOR Abschluss MA(?). Ich mag dem TE Unrecht tun, aber das hatte mir zuviel Troll-Potential.

In diesem Sinne
G_G
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