Publizieren ohne Doktorvater?

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Experimentalist

Publizieren ohne Doktorvater?

Beitrag von Experimentalist »

Hallo liebe Gleichgesinnte,

ich stehe am Ender meiner quasi fertigen Diss. Teile davon publiziere ich noch mit meinem Doktorvater. Aber ich bin mit der Handhabung der Autorenschaft nicht ganz einverstanden. Denn obwohl ich das Projekt zu dem gemacht habe was es ist, die Kernideen eingebracht habe, Kooperationen geschaffen habe und die Kernanalysen durchgeführt habe, die mein DV teilweise noch nicht versteht, beansprucht dieser die alleinge "Corresponding Authorship", da er wie er sagt die finanziellen Mittel zu verfügung gestellt hätte. Wenn aber die Reviewer Fragen kommen, das were ich derjenige sein der die meisten Fragen beantworten kann und wird. Daher steht mir doch ebenfalls eine "Corresponding Authorship" zu oder? Denn sonst sieht es so aus, als ob er die Ideen hatte und ich nur Ausführender war.
Ich habe im Rahmen der Diss weitere (davon unabhängige) Erkenntisse gewonnen, die von größerem Interesse sein könnten. Da ich meinem DV nicht ganz traue, überlege ich, diese rauszulassen. Oder hätte ich später das Recht, diese alleine (oder zumindest als Corresponding Author) zu veröffentlichen, wenn ich sie in meiner Diss aufnehme?

Grüße,
George
Penguin
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Re: Publizieren ohne Doktorvater?

Beitrag von Penguin »

Hi!

Ich sehe das mit dem corresponding authorship nicht so eng. Meines Erachtens denkt niemand, dass du nur die ausfuehrende Person in dem Projekt warst, wenn du nicht corresponding author bist. Wichtiger ist, ob du der Erstautor bist oder nicht.
Es haette sogar ein kleinen Vorteil wenn dein Prof der corresponding author ist: Wenn du nach der Diss an eine andere Uni gehst und sich damit deine Emailadresse aendert, koennen dich Nachfragen nicht erreichen. Dein Prof wird aber sehr wahrscheinlich auf seiner Stelle und der Uni bleiben und koennte dir alle Fragen weiterleiten.

Du musst nicht alle Daten/Erkenntnisse, die du waehrend der Diss gewonnen hast, in diese schreiben. Aber du kannst sie nicht ohne Absprache mit dem Doktorvater veroeffentlichen (unabhanegig ob sie in der Diss stehen oder nicht).
flip
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Re: Publizieren ohne Doktorvater?

Beitrag von flip »

Also ich bin eigentlich mit all den Aussagen meines Vorredners nicht einverstanden. :D

1. Ich wäre vorsichtig, von meiner Disziplin auf andere zu schließen. Die Erstautorenschaft gibt es nicht überall. Bei uns ist es üblich, dass man die Namen alphabetisch setzt. Folglich ist der Corresponding Author der wichtigste, den man auch sofort dadurch erkennt. Und wenn der Betreuer hier darauf besteht, ist es überhaupt fraglich, ob er die "Fragen" später weiterleitet. Als Koautor bekommt man davon in der Regel nichts mit.

2. Wenn jemand wirklich eine relevante Frage hat, dann wird er auch deine neue Emailadresse herausfinden. Das sollte nicht so das Problem sein. ;)
Und es soll ja auch Professoren geben, welche die Uni wechseln.

3. Warum kann ich meine Daten nicht ohne Absprache meines Betreuers veröffentlichen? Wenn ich sie doch selber erhoben habe...?
Green Goddess

Re: Publizieren ohne Doktorvater?

Beitrag von Green Goddess »

flip hat geschrieben:...
3. Warum kann ich meine Daten nicht ohne Absprache meines Betreuers veröffentlichen? Wenn ich sie doch selber erhoben habe...?
Sofern es "meine" Daten, also deine bzw seine sind, stellt sich die Frage nicht, da gebe ich dir Recht. Bei Daten stellt sich allerdings recht bald die Frage, in welchem (if any) Beschäftigungsverhältnis der TE zur Uni stand, zum Zeitpunkt der Datenerhebung, woraus sich dann die Eigentümerschaft an den Daten ergeben kann. (Es sollten ausreichend juristische Knowhow-Träger mitlesen, um dies zu bestätigen oder zu verwerfen.) TE schrieb aber "Erkenntnisse", da stellt sich mir die Frage, worum es in der Frage dann noch geht, Erkenntnisse erhebt man nicht, man gewinnt sie. ;) *so, wieder lieb bin ;)

In diesem Sinne
G_G
Experimentalist

Re: Publizieren ohne Doktorvater?

Beitrag von Experimentalist »

In unserem Feld ist es schon üblich, dass der Erstautor (in diesem Falle ich) derjenige ist, der am meisten an dem Projekt gearbeitet hat. Aber oft wird der Erstautor nur als das ausführende Arbeitstier gesehen und der Corresponding Author als derjenige mit der großen Idee. In diesem Falle hatte ich allerdings die Kernideen. Das sieht mein DV auch so. Immerhin stehen meine Beiträge auch in den Auther Contributions. Aber es steht dort nicht, wer die "große" Idee hatte. Ich habe noch einmal lange mit meinem DV diskutiert. Er sagt, er könne meine Ansicht verstehen, aber er hätte sich seine Position in dem Feld hart erkämpft und es würde für die Community komisch aussehen, wenn ich zusätlich Corresponding Author wäre, daher stehe das für ihn nicht zur Diskussion. Es würde allein schon deshalb "komisch aussehen", da es in unserem Feld in den meisten Fällen so gehandhabt wird, dass der Forschungsleiter automatisch Corresponding Author wird, auch wenn diese Handhabung nicht fair sei. Er behauptet außerdem, dass es für meinen Werdegang in der Wissenschaft in meiner jetzigen Position eine Corresponding Authorship nicht wichtig sei. Seht ihr das auch so?

Ich denke, ein weiteres Protestieren meinerseits wäre in meiner abhängigen Position nicht sehr schlau und auch nicht zielführend, oder was meint ihr?
Experimentalist

Re: Publizieren ohne Doktorvater?

Beitrag von Experimentalist »

Ich denke mittlerweile sogar, dass die Aussage "man sollte vor der Abgabe seiner Diss unbedingt publizieren, wenn man in der Wissenschaft bleiben möchte" nur eine Erfindung der Forschungsleiter ist, damit sie durch die Korrespondenz davon profitieren können...
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