Betreuerinnen-Problem - Wie schätzt ihr das ein?

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Johnny

Betreuerinnen-Problem - Wie schätzt ihr das ein?

Beitrag von Johnny »

Hallo liebes Forum,

ich brauche dringend eine möglichst objektive Außenperspektive, daher hier nur kurz die Fakten / Entwicklung:

- Ich habe vor ca. 2 Jahren begonnen, bei jemand zu promovieren, bei dem ich während des Studiums x-tausend Seminare besucht habe, meine Abschlussarbeit geschrieben habe, mehrere Abschlussprüfungen abgelegt habe usw. Alles mit Bestleistungen und -noten (Abschlussarbeit 1,0 und von ihr für einen Preis vorgeschlagen, den ich auch bekommen habe; zwei Abschlussprüfungen, eine mit 1,0 und eine mit 1,7, mehrere Hausarbeiten, Referate und Seminarabschlussprüfungen während des Studiums mit überschwenglichen Lob ihrerseits). Ich wollte bei ihr promovieren, sie wollte mich ebenso. Es seien aber in absehbarer Zeit keine Stellen bei ihr frei, ich sollte mich auf ein Stipendium bewerben.
- Kurz darauf waren urplötzlich zwei Stellen bei ihr ausgeschrieben. Ich war ziemlich angepisst darüber, insbesondere vor dem Hintergrund ihrer Aussagen. Es gab Zoff, das ganze Theater zog sich mehrere Monate.
- Nach ca. 7 Monaten erhielt ich eine Stelle an einem anderen Lehrstuhl, kurz darauf trat ich ein Stipendium an und reduzierte meine Stundenzahl. Seitdem promoviere ich bei ihr, habe das Stipendium und arbeite nebenbei auf der anderen Stelle am anderen Lehrstuhl.
- Danach (v.a. 2014) sind Sachen passiert, die ich hier gar nicht im Detail niederschreiben kann oder will. Es war jedenfalls fürchterlich und für mich psychisch unheimlich belastend (bis hin zur Depression, mit der ich immer noch zu kämpfen habe). Dennoch entschied ich mich dafür, die Sache durchzuziehen und schlug sogar ein verhältnismäßig attraktives Flucht-aus-der-Uni-Angebot aus. Ich versuchte, meinen ganzen Frust herunter zu schlucken, die vorangegangenen Verletzungen zu verdrängen und bemühte mich um ein gutes Verhältnis zu ihr. Die Betreuung läuft seitdem ok bis gut (die Wunden und Narben sind aber noch da).
- Nach einem Gespräch mit meiner Chefin letztens über meine Arbeitszeiten beschloss ich, dass ich meinen Vertrag bei ihr voraussichtlich nicht verlängern werde. Daraufhin bat ich meine Betreuerin darum, Augen und Ohren offenzuhalten bzgl. einer neuen Stelle, was sie mir auch zusagte. Kurz darauf sah ich, dass an ihrem Lehrstuhl erneut eine Stelle ausgeschrieben ist. Die Stundenzahl ist zwar das Doppelte von dem, was neben dem Stipendium erlaubt wäre, aber theoretisch gäbe es Möglichkeiten (Teilzeitbeschäftigung lt. Stellenausschreibung möglich und ich könnte das Stipendium auch für einen begrenzten Zeitraum unterbrechen).

Mehr möchte ich dazu gar nicht schreiben, weil der Beitrag zum einen zu lang würde und ich es zum anderen dann zu subjektiv aus meiner Perspektive prägen würde. Daher frage ich einfach in die Runde: Wie beurteilt ihr die Situation? Was würdet ihr an meiner Stelle tun? Wie würde es euch dabei und damit gehen?

Grüße von Johnny
flip
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Re: Betreuerinnen-Problem - Wie schätzt ihr das ein?

Beitrag von flip »

Johnny hat geschrieben:Hallo liebes Forum,
- Kurz darauf waren urplötzlich zwei Stellen bei ihr ausgeschrieben. Ich war ziemlich angepisst darüber, insbesondere vor dem Hintergrund ihrer Aussagen. Es gab Zoff, das ganze Theater zog sich mehrere Monate.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte dir klar sein sollen, dass es mit dieser Person nicht einfach wird. Statt dessen frisst du immer mehr in dich hinein, kehrst aber immer wieder zu deiner Betreuerin zurück... warum? Wie weit bist mit der Diss? Warum wechselst du nicht den Betreuer? Augenscheinlich bist du ja bereits an mehren Lehrstühlen beschäftigt gewesen und brauchst auch das Stipendium nicht.

Außerdem verstehe ich deine Unterscheidung Chef/Betreuer nicht ganz.
Johnny

Re: Betreuerinnen-Problem - Wie schätzt ihr das ein?

Beitrag von Johnny »

Ja, dass es nicht einfach wird, war mir da sicher auch klar - dennoch gibt es sowas wie eine "Bindung" zwischen uns, alles nicht leicht in Worte zu fassen. Betreuerwechsel hatte ich alles durchdacht, letztlich aber für mich ausgeschlossen. An dem Lehrstuhl, an dem ich arbeite, möchte ich nicht promovieren und ich müsste bei einem Wechsel auch mein Thema mind. erheblich neu ausrichten bzw. ganz wechseln, was mit dem Stipendium schwierig ist. Ausschlaggebend war aber: Ich wollte gerne bei ihr promovieren und nicht bei "irgendwem", sodass die Alternative (die ich ja auch lange in Erwägung gezogen habe und mich sogar beworben habe) gewesen wäre, auszusteigen und mein Glück außerhalb der Uni zu suchen.

Die Unterscheidung zwischen Chef/Betreuer kommt dadurch zustande, dass ich eben nicht für meine Betreuerin arbeite, sondern neben dem Stipendium an einem anderen Lehrstuhl. Es ergab sich dann zwar, dass diese Person meine Zweitbetreuerin wurde (aber bislang nur pro forma, also mich nicht wirklich betreut), Dissertationsbetreuerin ist aber weiterhin jene Betreuerin, mit der ich oben geschilderte Probleme habe.

Mich interessiert vor allem, wie andere die Situation einschätzen, wie ihr das seht, wie es euch damit gehen würde... weil ich mich auch immer wieder frage, warum sie so handelt, warum das, was sie mir gegenüber sagt, so weit auseinandergeht mit dem, wie sie entscheidet. Und weil ich auch immer wieder befürchte, es läge an mir und ich bin zu "sensibel", überinterpretiere Sachen oder was auch immer...
Johnny

Re: Betreuerinnen-Problem - Wie schätzt ihr das ein?

Beitrag von Johnny »

Bzgl. deiner Frage wie weit ich mit der Diss bin: Die Stipendienzeit hat gerade die Halbzeit erreicht, ich habe also noch ca. 1,5 Jahre Zeit. Mir ist es mittlerweile aber ehrlich gesagt auch fast egal, ob ich es in den vorgesehenen drei Jahren schaffe oder nicht, denn natürlich leidet auch meine Motivation für die Diss unter der Situation.

Witzigerweise haben wir inhaltlich keinerlei Probleme. Wenn sie überhaupt Anmerkungen zu meinen Texten hat, dann sind die minimal und fast unerheblich. Sie findet immer alles super, ist über alle Maßen begeistert und ist jetzt schon überzeugt davon, dass ich (O-Ton) "exzellent promovieren werde".
Sapphirine

Re: Betreuerinnen-Problem - Wie schätzt ihr das ein?

Beitrag von Sapphirine »

@ flip: ich würde mal sagen, dass die Betreuerin die Diss betreut (aber anscheinend nie eine Stelle hat) und die Chefin am anderen Lehrstuhl die Bezugsperson für Johnnys Stelle ist aber mit der Diss nichts zu tun hat.

@ Johnny
Es ist verständlich, dass Du versuchst, die Diss irgendwie zu Ende zu bringen. Erstens gibt man so ein großes Projekt nicht einfach so auf und zweitens ist ein Betreuerwechsel auch nicht gerade einfach (je nach Fachbereich kennen sich die Profs ja auch untereinander und wollen sich nicht gegenseitig in die Suppe spucken). Wenn Dich das ganze aber gesundheitlich so sehr belastet, dann solltest Du dringend etwas ändern.
Ich würde auch zu einem Betreuerwechsel raten. Dazu müßtest Du natürlich erst mal passende Personen finden, die sich dann auch dazu bereit erklären, Dich zu betreuen. Es ist natürlich auch eine Frage, inwieweit Du das Thema der Diss weiter bearbeiten darfst (es gibt ja auch in ein Projekt integrierte Promotionen, die man so einfach nicht "mitnehmen" kann - da müßtes Du dann nochmal von vorne anfangen).

Ist diese neue Stelle von Deiner Betreuerin persönlich ausgeschrieben? Was würde passieren, wenn Du Dich für diese Stelle bewirbst?


Edit: Sorry - habe gerade gesehen, dass Du gepostet hast während ich dies schrieb ... ich werd's jetzt nicht mehr alles überarbeiten ...
Johnny

Re: Betreuerinnen-Problem - Wie schätzt ihr das ein?

Beitrag von Johnny »

Sapphirine hat geschrieben:@ flip: ich würde mal sagen, dass die Betreuerin die Diss betreut (aber anscheinend nie eine Stelle hat) und die Chefin am anderen Lehrstuhl die Bezugsperson für Johnnys Stelle ist aber mit der Diss nichts zu tun hat.
Richtig - bis eben auf den Punkt, dass meine Chefin (pro forma) die Zweitbetreuung übernommen hat. Aus diversen Gründen möchte ich aber nicht zu ihr wechseln, immerhin habe ich in den letzten zwei Jahren durch die Arbeit am Lehrstuhl genug Einblick gehabt, um das für mich ausschließen zu können.
Sapphirine hat geschrieben: Ist diese neue Stelle von Deiner Betreuerin persönlich ausgeschrieben? Was würde passieren, wenn Du Dich für diese Stelle bewirbst?
Ja, ist sie. Die Bewerbungsfrist ist letzte Woche Freitag ausgelaufen - irgendwie hatte ich bis dahin noch ein Quentchen Hoffnung, dass sie auf mich zukommt (was sie wohl getan hätte, hätte sie mich in Erwägung gezogen). Gestern Abend, als dieser Zug dann auch abgefahren war, hab ich ihr eine etwas verbitterte Mail geschrieben - bislang gabs aber keine Reaktion ihrerseits hierauf.
Zuletzt geändert von Johnny am 14.07.2015, 17:20, insgesamt 1-mal geändert.
Sapphirine

Re: Betreuerinnen-Problem - Wie schätzt ihr das ein?

Beitrag von Sapphirine »

Ups. :S
Ich kann ja verstehen, dass Du Dich darüber ziemlich aufregst (ging mir auch öfter mal so). Allerdings ist es meistens so, dass das Gegenüber, vor allem in höhrer Position, oft nicht nachvollziehen kann, was Dein Problem ist.
Als Beispiel: zur Zeit arbeite ich mit jemandem, der es fertig bringt eine Woche das eine zu sagen und ein paar Tage später das Gegenteil davon. Glücklicherweise bin ich kein Doktorand mehr, weshalb ich seine Aussagen meistens igoriere und er kann sich dann sowieso nicht mehr daran erinnern.
Vielleicht denkt sie, dass Du ja mit dem Stipendium keine Stelle brauchst, die auf sie viele Stunden angesetzt ist. Vielleicht will sie auch jemanden, der dann nur diese Arbeit macht und nicht nebenher promoviert (oder gehen diese Stellen an andere Doktoranden?). Vielleicht denkt sie auch einfach gar nichts. Letzeres scheint tatsächlich sehr oft der Fall zu sein - als Prof scheint man sich nicht mehr in die Lage von einem Doktoranden hineinversetzen zu können.
Die Sache ist eben die: Du willst bei ihr promovieren und somit bist Du immer auf der Seite, die letztendlich dann nachgeben muß. Und nein, ich finde das in keinster Weise in Ordnung. Manchmal muß man aber seine eigene Wut runterschlucken wenn man das größere Ziel vor Augen hat.
histosowi
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Re: Betreuerinnen-Problem - Wie schätzt ihr das ein?

Beitrag von histosowi »

Johnny hat geschrieben: Den ganzen Rest spar ich mir - auch weil ich weiß, dass du mich nicht mal geschenkt nehmen würdest... :-(
Hallo Johnny, nimm es mir nicht übel, aber damit hast du dir selber voll ins Bein geschossen. Nicht nur, weil sie spätestens jetzt möglicherweise denkt, daß du dich zu einem verbittert-bissigen "Problem-Studenten" entwickelst, sondern auch, weil du dich selbst damit massiv degradiert hast. Noch schlechter hättest du dich nicht verkaufen können. Ich will dich hier keineswegs angreifen und ich kann deine enorme Frustration auch verstehen.

Aber was hat dich daran gehindert, dich ganz offiziell auf die Stelle zu bewerben? Dann hätte sie nämlich eine Absage verdammt gut begründen müssen, wenn du so gut für die Stelle geeignet bist. Mein Rat: klär das sauber mit ihr. Vielen Frauen sind Tratschen; wenn du Pech hast, zeigt sie deine Mail wer weiß wem. Dann bist du am Institut ganz schnell verbrannt. Ich drücke dir die Daumen und hoffe, daß sich der weitere Promotionsverlauf gut für dich entwickelt. Und auch wenn es nicht so klingt, ich kann deine verletzten Gefühle sehr gut nachvollziehen und es tut mir sehr leid für dich, daß du dich derzeit in so einer blöden Situation befindest! :cry:

Viele Grüße und Kopf hoch!
flip
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Re: Betreuerinnen-Problem - Wie schätzt ihr das ein?

Beitrag von flip »

Johnny hat geschrieben:
"Nachgewiesenes Interesse an deinem Forschungsbereich in den Lehrveranstaltungen:

- [... - hier folgt eine Liste mit allen elf (!) bei ihr besuchten Veranstaltungen während des Studiums, inkl. Semesterangabe]

Den ganzen Rest spar ich mir - auch weil ich weiß, dass du mich nicht mal geschenkt nehmen würdest... :-("

Im Anhang findet sich dann noch mein CV - bislang gabs aber keine Reaktion ihrerseits hierauf.
Oha, also allein schon, wenn ihr euch solche emails schreibst, dann ist das doch keine Grundlage mehr für eine Promotion. Du scheint deine Lehrveranstaltungen und die darin erbrachten Leistungen sehr hoch aufzuhängen. Davon würde ich absehen. Wo soll das hinführen? Du scheinst auf ein sehr enges Betreuungsverhältnis zu deiner Betreuerin aus zu sein. Davon würde ich dringend abraten. Wenn sie dir keine Stelle anbietet, dann hat das gute Gründe.
Mit der oben von de verfassten Email kannst du eigentlich nur noch gehen. Oder wie stellst du dir jetzt die Zukunft vor?
epikur
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Registriert: 27.03.2011, 12:50
Status: Dr. phil.

Re: Betreuerinnen-Problem - Wie schätzt ihr das ein?

Beitrag von epikur »

Hallo Johnny,

nun ja - das war wahrlich kein Ruhmesblatt von Dir, da muss ich mich anschließen :(

Ich habe den Eindruck, dass Deine DM Dich möglicher Weise fachlich sehr schätzt und diesbezüglich viel von Dir hält, menschlich jedoch ein Problem mit Dir hat. Das würde sehr gut erklären, warum sie Deine Diss gerne, engagiert und gut betreut, Dich aber nicht als Mitarbeiter haben will!

Durch Deine unreife, spätpubertäre Beleidigte- Leberwurst- Aktion hast Du Dich zum trotzigen Teenager degradiert, der auf Mami böse ist... :?
Dafür solltest Du Dir allemal zu schade sein. M.E. solltest Du Dich für Deine unangemessene Reaktion bei Deiner DM entschuldigen, nicht jedoch für den Anlass Deiner verständlichen Kränkung. Wo nun ohnehin die "Katze aus dem Sack" ist, solltest Du versuchen, mit ihr offen und sachlich darüber zu reden. Aber bitte sachlich und ohne auszurasten....!
Dass sie Dich möglicher Weise als Doktorand, nicht jedoch als Mitarbeiter haben will, fände ich nicht einmal illegitim, wenn sie diesbezüglich fair und ehrlich wäre. Das mag unbefriedigend sein, aber damit musst Du dann halt leben. Ein Betreuerwechsel hieße unter diesen Umständen m.E., das "Kind mit dem Bade auszuschütten"!

Nichts für ungut und Kopf hoch

epikur
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