Berufsbegleitend Promovieren: Möglichkeiten? Erfahrungen

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zippo0_4

Berufsbegleitend Promovieren: Möglichkeiten? Erfahrungen

Beitrag von zippo0_4 »

Guten Abend liebes Forum,

ich bin nun 31 Jahre alt und habe folgenden Werdegang hinter mir:
# Grund und Hauptschule
# Ausbildung zum Kfz Mechaniker
# 1 jährige Berufsaufbauschule (Mittlere Reife)
# 2 jährige Technische Oberschule (Abitur)
# Studium Wirtschaftsingenieurwesen Fachrichtung Marketing und Vertrieb
# Direkter Berufseinstieg: Trainee --> Vertriebsingenieur --> Regionaler Verkaufsleiter (in ca. 3 Jahren)

Nun plane ich meinen Master und will danach unbedingt promovieren, da ich später als FH-Prof. arbeiten will. Nun ist die Frage... ich komme aus [Süddeutschland] und würde meinen Master berufsbegleitend machen. [hoffentlich irrelevante Passage entfernt]

Ich will/muss auch auch berufsbegleitend promovieren. Daher mal die Frage ins Forum, wer hat Erfahrungen und kennt Möglichkeiten, berufsbegleitend zu promovieren? (auf Deutsch!!). Hier mal meine bisherigen Recherche-Ergebnisse:

1.) Externe Promotion: Doktorvater von der UNI und während dem Beruf an einem Thema forschen
Promotionsprogramme:
2.) Fernuni: z.B. Fernuni Hagen
3.) Kooperationen mit Unis im Ausland

Kennt Ihr noch Möglichkeiten oder habt Ihr Erfahrungen zu den genannten Möglichkeiten?

Es würde mich wirklich sehr freuen, wenn Ihr mir antworten könntet.
Vielen Dank im Voraus

Viele Grüße


Hinweis zu Ideen:
[entfernt]
Zuletzt geändert von Sebastian am 07.07.2015, 22:57, insgesamt 3-mal geändert.
Grund: Beitrag etwas anonymisiert.
Phia123
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Re: Berufsbegleitend Promovieren: Möglichkeiten? Erfahrungen

Beitrag von Phia123 »

Hallo,
ich promoviere berufsbegleitend als externe Promotionsstudentin.
Ein wirklich großer Vorteil ist, dass man bei seinem Thema sehr große Freiheit hat. Ich wollte unbedingt dieses eine Thema bearbeiten. Hätte ich eine Stelle an einer Uni angenommen, wäre mir mit Sicherheit ein anderes Thema vorgegeben worden.
Der Nachteil ist, dass Geld und die Zeit ist immer knapp.
Wie viele Stunden hattest du dir den vorgestellt zu arbeiten? Und ist es eine rein qualitative Arbeit oder hast du auch einen empirischen Teil? Das spielt natürlich auch eine Rolle.
Ich habe nur eine Teilzeitstelle. Damit ist mir immer bewusst, dass die Promotion mein "Hauptjob" ist.
Wenn man Vollzeit arbeitet, kann ich mir vorstellen, dass man die Promotion schnell aus den Augen verliert.
Man braucht auf jeden Fall Durchhaltevermögen. Aber das gilt natürlich auf für interne Promovierende.
Ein Vorteil ist, dass du nebenbei Berufserfahrung sammelst. Dadurch bekommt man häufig auch noch einmal einen anderen Blick auf sein Thema.
Ein Nachteil als Externer ist die fehlende Verknüpfung. Kolloquien usw. können zwar Abhilfe schaffen, aber es ist nicht das Gleiche wie mal eben ins Büro des Kollegen gehen und ihn über die Sache drüber schauen lassen. Ein Vorteil ist es, wenn man sich auf dem Gebiet schon sehr gut auskennt, in dem man promovieren möchte. Das kann den fehlenden Austausch mit Kollegen ausgleichen.
Ich denke als Externer muss man von Anfang an noch etwas organisierter, zielstrebiger und fachlich versierter sein als ein interner Promovend.
Meine Erfahrung ist: Es ist anstrengend, aber machbar, wenn man sich gut organisiert.
Mach dir am Ende deines Master-Studiums einen detaillierten Zeitplan und arbeite dein Thema aus. Mach dir zu Beginn auch auf jeden Fall ein Exposé. Plane dafür ca. 6 Monate ein. Das Expose hilft dir dabei das Thema später strukturiert weiter auszubauen und du kannst es bei Professoren oder für Stipendien einreichen.
Überlege während des Master-Studiums welche Themenbereiche dir besonders Freude bereitet haben und schaue dann in diesen Bereichen, ob es dort ungeklärte Fragestellungen gibt.
Vielleicht kannst du deine Promotion ja auch auf deinem Masterarbeitsthema aufbauen?
Viel Glück :-)
histosowi
Beiträge: 107
Registriert: 25.02.2014, 16:50
Status: Fertig

Re: Berufsbegleitend Promovieren: Möglichkeiten? Erfahrungen

Beitrag von histosowi »

Hallo zippo0_4,

du schreibst "Studium Wirtschaftsingenieurwesen Fachrichtung Marketing und Vertrieb" und jetzt willst du deinen Master machen. Was für einen Abschluß hatte denn das genannte Studium? Bachelor? Diplom? Ich weiß nicht, wie lange es dauert, um einen Master dranzuhängen. Und dann noch ein paar Jahre für die Promotion. Macht grob gerechnet irgendetwas zwischen 5 - x Jahren, bis du fertig bist. Das ist eine lange Zeit für eine Doppelbelastung. Ich kann dir nur empfehlen, dann im Job auf Teilzeit runterzugehen, sonst wird das extrem belastend. Ansonsten kann ich nur Phia beistimmen: als externer Doktorand hat man die größten Freiheiten und kann sein Promotionsthema i.d.R. recht frei gestalten.

Wenn du langfristig FH-Prof werden willst, wäre es aber sinnvoll, an der Uni als Interner zu promovieren und möglichst viel Lehre zu machen. Denn genau darauf liegt der Fokus bei der FH, also auf Lehre. Wenn du da langjährige Lehrerfahrung vorweisen kannst, ist das auf jeden Fall von Vorteil.

Viele Grüße!
flip
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Registriert: 02.11.2012, 02:50
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Re: Berufsbegleitend Promovieren: Möglichkeiten? Erfahrungen

Beitrag von flip »

Also, ein paar Anmerkungen.

Die Fern-Uni Hagen ist, was Promotionen angeht, eine Uni wie jede andere auch. Man kann nicht im Fernstudium promovieren.

Mach doch erst einmal den Master berufsbegleitend. Es ergibt meiner Ansicht nach keinen Sinn, sich jetzt schon über die übernächste Stufe Gedanken zu machen. Du wirst ja nun noch zur Genüge mit potentiellen Forschungsfragen beschäftigen, aus denen dann evtl. Verbindungen zu Professoren und Themengebieten hervorgehen. All das kannst du jetzt noch nicht wissen.

Wenn du an einer FH lehren willst, brauchst du Lehrerfahrung. Wenn du diese nicht aufweisen kannst, dann vergiss es direkt. Ãœberlege, wie du das anstellen kannst.
Simulant

Re: Berufsbegleitend Promovieren: Möglichkeiten? Erfahrungen

Beitrag von Simulant »

Hallo zippo0_4,

ich habe einen ähnlichen Weg, wie den von Dir beschriebenen, fast fertig. Nach dem FH-Studium, berufsbegleitend den Master nachgschoben (vorher noch 10 Jahre Berufspraxis), dann gleich noch extern promoviert, weil ich eben schon mal dabei war.
Die externe Promotion war dabei weniger das Problem. Nachdem ich aus einer Veröffentlichung und einem Gespräch auf einem Symposium den Kontakt zur passenden Uni hatte folgte ein Gespräch mit dem potenziellen Doktorvater. Danach Antrag auf Annahme als Doktorand und ran an's Schreiben. Ich weiß nicht wie Deine Kontakte an die UNI's sind oder ob Du gut vernetzt bist. Wenn Du auf ein konkretes Themengebiet abzielst, ist der Personenkreis meist recht klein und die Kontakte zu möglichen UNI's ergeben sich fast automatisch. Da solltest Du langfristig drauf hinarbeiten und Kontakte aufbauen.
Problematisch war es dann bei mir in der finalen Phase der Fertigstellung bis zur Verteidigung bzw. Urkunde. Hier hatte ich das Gefühl, dass man als externer Doktorand ggf. die niedrigste Priorität in der Betreuung hat oder ich hatte halt einfach mit einer Belastungsspitze der UNI pech. Das kannst Du ja ggf. in ersten Gesprächen mit möglichen Betreuern klären. Ursprünglich hatte ich vor im deutssprachigen Ausland (südliches Nachbarland) zu promovieren. Hier war allerdings das Problem, dass mein FH-Master nicht voll anerkannt wurde und ich zusätzliche Leistungen hätte erbringen müssen. Das solltest Du ggf. bei der Wahl der Einrichtung für den Masterabschluss berücksichtigen. Bei einer UNI sollte es keine Probleme geben.
Lehrerfahrung ist für FH-Profs. gern gesehen, aber meiner Kenntnis nach keine Voraussetzung zur Einstellung. In meinem Bereich (Ingenieurwesen) gibt es seit der Einführung der W-Besoldung keinen starken "run" auf entsprechende Stellen, weil schlecht bezahlt im Vergleich zu Industrie oder ÖD. Aktuell werden mehrere Stellen zum zweiten mal ausgeschrieben, in der ersten Runde wurden keine geeigneten Leute gefunden. Wenn Du qualifiziert, engagiert und gut bist, würde ich mir um die Lehrerfahrung keine großen Sorgen machen und das schon gar nicht als Grund für eine interne Promotion sehen. Unabhängig davon, sind die FH'en in meinem Bereich chronisch unterbesetzt. Ein nicht unerheblicher Teil des Masterstudienganges wird über externe Lehrbeauftragte abgedeckt, die im übrigen auch nicht promoviert sein müssen. Meinen ersten Lehrauftrag hatte ich schon vor Abschluss meiner Promotion. Das ist eine gute Gelegenheit Erfahrungen zu sammeln und der Stress dafür ist auch überschaubar.
@flip: Promotion über Fernstudium kenne ich auch nicht. zippo0_4 wollte aber exten promovieren, also neben dem Job und ohne an der UNI eine Stelle zu benötigen. Das sollte grundsätzlich immer gehen, wenn der DV den Doktoranden haben will oder das Thema interessant findet.

zippo0_4, ich wünsche Dir viel Erfolg und laß Dich von den Rückschlägen, die mit Sicherheit kommen werden, nicht abbringen. Du wirst auf vieles verzichten und Prioritäten setzen müssen, unmöglich ist das aber nicht.
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