Doktorvater am Besten über Probleme informieren?

Jahresarchiv
Gesperrt
Heisenberg

Doktorvater am Besten über Probleme informieren?

Beitrag von Heisenberg »

Hallo,

ganz neu im Forum und schon mit Problemen da :)

Ich promoviere als Externer in einem kleinen, unterfinanzierten Fach und arbeite, um mir die Dissertation zu finanzieren.
Zweimal im Jahr fahre ich also hin, mein Doktorvater hört sich an was ich so treibe, findet alles prima und ist dem Meinung, dass man ja noch mehr machen könnte. Finanzsorgen oder der Druck, schnell mit der Diss fertig zu werden sind so gar nicht sein Thema, ausserdem ist er von sich aus nicht gerade betreuungsfreudig.

Zu diesen für viele Doktoranden bekannten Alltagssorgen kommt nun auch noch hinzu, dass die Stimmung im Insitut, an dem ich meine Datenaufnahme mache, sehr schlecht ist. Auch da fühlt sich keiner so für mich verantwortlich. Ich bekomme zum Beispiel keine offizielle Aufenthaltsbescheinigung, weshalb bei einem Unfall vor einiger Zeit keinen Versicherungsschutz durch die gesetzliche Unfallversicherung nicht griff (weil ich nicht nachweisen konnte, dass meine Tätigkeit im Rahmen des Studiums dort geschah). Seit einige Zeit darf ich keine Schlüssel mehr verwenden, was z. B. dazu führt dass ich durchs halbe Gebäude rasen muss damit mir der Abteilungsleiter mein Büro zu- und wieder aufsperrt, damit ich auf Toilette gehen darf. Ausserdem wird von mir erwartet, dass ich unentgeltlich arbeite (bisher habe ich mich verweigert, was evtl. zu den oben genannten Auswüchsen geführt haben könnte).

Andere Doktoraden haben Schlüssel und Bescheinigungen und arbeiten dort natürlich nicht für lau.


Inzwischen bringt mich die Doppelbelastung von Diss und Arbeit und dieses ständige Gefühl der Nichtbetreuung an meine psychischen Belastungsgrenzen. Unter anderem überlege ich, ob ich meinen Doktorvater darüber informieren soll, bin aber total unsicher, ob mir das nicht als Schwäche ausgelegt wird. Der Bericht über die Vorkommnisse im Insitut klingt doch irgendwie nach Kindergarten, oder?

Andererseits: erstens wirke ich immer schnodderig als hilfebedürftig, zweitens ist mein Prof halt auch der Meinung, dass es bei mir doch prima läuft.
flip
Beiträge: 1166
Registriert: 02.11.2012, 02:50
Hat sich bedankt: 2 Mal
Danksagung erhalten: 46 Mal

Re: Doktorvater am Besten über Probleme informieren?

Beitrag von flip »

Meinst du nicht, dass es übertrieben ist, für zwei Tage im Jahr einen Schlüssel zu bekommen? Außerdem arbeitest du in der Zeit ausschließlich an der Diss und nicht für das Institut? Also ist die Bezahlung auch kein Thema?

Zu deinem Chef: Professoren neigen dazu immer Vorschläge zu machen, was man noch alles machen könnte. Schließlich sind die Professoren. Wenn du der Ansiicht bist, dass es genug ist und der Prof bisher mit deiner Arbeit zufrieden ist, dann wird er das auch akzeptieren. Wenn nicht, dann bekommst du höchstwahrscheinlich ein klares Ziel vorgesetzt. Also, Mund auf! ;)
Heisenberg

Re: Doktorvater am Besten über Probleme informieren?

Beitrag von Heisenberg »

Da habe ich mich im Eifer des Gefechtes unklar ausgedrückt und erklärende Zeilen unterschlagen :): ich nehme meine Daten nicht am Institut des Lehrstuhls auf, sondern an einer universitätsfremden Institution in einer anderen Stadt. Und da bin ich so drei bis vier Tage pro Woche, noch ca. ein Jahr lang. Mir gehts auch gar nicht konkret um den Schlüssel, sondern darum, dass ich deutlich gezeigt bekomme, dass meine Arbeit dort sehr erschwert wird, wenn ich mich nicht füge.

Mit der Bezahlung hat es folgendes auf sich: die Arbeit hat nur im weitesten Sinne etwas mit der Dissertation zu tun und ist Aufgabe des Instituts. Normalerweise übernehmen die Doktoranden an dieser Insitution diese Arbeit und bekommen dafür auch eine Bezahlung. Warum ausgerechnet ich das nun für lau machen soll (das wäre immerhin ein halbes Jahr Vollzeitarbeit) kann und will mir keiner erklären. Wahrscheinlich ist nicht genug Geld für alle da und mein Doktorvater so weit weg, dass es halt einfach niemanden gibt, der den Leuten da auf die Finger schaut.

Mein Doktorvater glaubt halt, dass ich an dieser Insitution gut eingebunden sei und das Teile der Betreuung von den Leuten dort durchgeführt werden. Ich weiss nur nicht, ob ich ihm davon berichten soll - wenn das Ganze dann auf mich zurückfällt, dann ist im schlimmsten Fall nicht nur der Schlüssel weg, sondern auch der Zugang zu meinen Daten (grob gesagt kann man sich diese Institution wie ein Labor oder ein Archiv vorstellen :)).
Doc-Wolfi

Re: Doktorvater am Besten über Probleme informieren?

Beitrag von Doc-Wolfi »

flip hat geschrieben: Zu deinem Chef: Professoren neigen dazu immer Vorschläge zu machen, was man noch alles machen könnte. Schließlich sind die Professoren.
haha, so treffend auf den Punkt gebracht! Das Forum gefällt mir :-)
Doc-Wolfi

Re: Doktorvater am Besten über Probleme informieren?

Beitrag von Doc-Wolfi »

Diener zweier Herren zu sein, ist immer schwierig. Wenn Dein Doktorvater Dir gewogen ist und ihm das Thema wichtig ist, dann solltest Du nicht zögern, ihn um Rat zu bitten. Professoren kennen solche Situationen und wissen, wie das ganze System funktioniert. Dafür sind sie nämlich auch Professoren.
Ich finde, für Deine Arbeit könnten sie Dir mindestens einen Hiwivertrag geben. Dann bist Du auch offiziell Mitarbeiter usw.
Gesperrt
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag