Patenterstellung als Promotionsthema

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ffogel

Patenterstellung als Promotionsthema

Beitrag von ffogel »

Hallo, da es ein sensibles Thema ist, habe ich extra ein neuen Account angelegt. ;)

Ich habe für ein bekanntes Problem eine Vorrichtung entwickelt, das dieses Problem einfach und effektiv löst. Das Wirkprinzip ist bekannt, nur diese Form der Vorrichtung ist neu. Das ganze werde ich definitiv als Patent einreichen (Freigabe etc. bereits erfolgt). Worum es mir geht: ich würde das gerne als Promotion machen, sprich eine Problembeschreibung, Lösungsansatz, Präsentation der Vorrichtung und fertig. Verschiedene Leute haben jetzt verschiedene Meinungen dazu geäußert, ob dies tatsächlich eine Doktorarbeit sei, oder ich erst in einer Serie/Anwendung nachweisen muss, dass das Ding tatsächlich funktioniert. Ich wäre sehr dankbar, hier einige Infos oder auch Meinungen zu bekommen!

Rückfragen jederzeit gerne!
Rondo

Re: Patenterstellung als Promotionsthema

Beitrag von Rondo »

Hallo ffogel,

was genau ist/sind deine Fragen? Grundsätzlich kann ein Patent auch in einer Promotion beschrieben werden. Es könnte aber schwierig werden ein Professor zu finden der die Arbeit betreut. Ich weiß auch nicht ob ein einzelnes Patent weit genug ist für eine ganze Arbeit aber das kann ich so nicht sagen.

viele Grüße
Rondo
ffogel

Re: Patenterstellung als Promotionsthema

Beitrag von ffogel »

Hallo Rondo und vielen Dank für die rasche Antwort. Letztendlich würde ich gerne wissen, welche Voraussetzungen ich brauche, damit mein Verfahren, das auch ein Patent darstellt, als Doktorarbeit anerkannt wird. Glücklicherweise ist es nicht in einem ernstzunehmenden Fach sondern einem parawissenschaftlichen Fach, in dem der Dr. vergleichsweise schnell hergeht. Effektiv brauche ich keinen "Betreuer", das ist alles fast fertig, ich brauche jemand, der sagt, das darfst du bei mir einreichen.
Letztendlich ist ein Patent ja immer eine Neuentwicklung und die Antwort auf eine spezifische wissenschaftliche Fragestellung, dann sollte das doch möglich sein, oder sehe ich das ganz falsch?
Chris

Re: Patenterstellung als Promotionsthema

Beitrag von Chris »

Also ich denke die meisten Universitäten haben sehr viel höhere Anforderungen als "nur" die Einreichung eines Patents. Gerade beim Dr.-Ing. sind mehrere Veröffentlichungen in Konferenzbänden oder Journals (1-2 pro Jahr) und die Teilnahme an Doktorandenseminaren vorgeschrieben. Insg. sollte so eine Arbeit wahrscheinlich schon einem Arbeitsumfang von 2-3 Jahren Vollzeit entsprechen. Von daher kann ich mir kaum vorstellen, dass eine seriöse Universität so etwas als Doktorarbeit durchlässt. Da musst du schon eine richtige Dissertation zu anfertigen mit mehreren Veröffentlichungen zu diesem Thema.
Simulant

Re: Patenterstellung als Promotionsthema

Beitrag von Simulant »

Nach meinem Verständnis sind das zwei ganz verschiedene Dinge. Das was Du beschrieben hast, geht ja in Richtung Produktentwicklung, also aus bekannten Zusammenhängen und Wirkprinzipien etwas praktisch funktionierendes abzuleiten. So wie Du es beschreibst, eine Problemlösung, eine Vorrichtung für einen konkreten Sachverhalt, also quasi ein Maschinenbauteil, eine Maschine.
Schwerpunkt einer Promotion ist doch aber der Nachweis der Befähigung zu vertiefter wissenschaftlicher Arbeit. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Wissenschaft. Wie wolltest Du denn mit dem Produkt den Nachweis wissenschaftlicher Arbeit belegen. Kann ja ein Zufallstreffer sein, der durch Versuch funktioniert. Da müsste ja mindestens noch dokumentiert werden, wie Du systematisch zu diesen Ergebnissen gekommen bist, Stand der Technik, methodischer Ansatz, eigene Erkenntnisse und Modelle, ...halt die koplette Bandbreite wissenschaftlicher Arbeit.
Aus den im Rahmen neuer wissenschaftlicher Erkenntnise gewonnen Ansätze ein Produkt abzuleiten ist da der eher übliche Weg. Andersrum aus einer praktischen Problemlösung eine wissenschaftliche Arbeit zu machen, käme vielleicht darauf an, wie das verpackt wird. Allein das Produkt bzw. das Patent halte ich da für bei weitem nicht ausreichend. Damit meine ich nicht den Aufwand, den Du da reingesteckt hast. Das mag vielleicht sogar mehr sein, als der eine oder andere Doktorand aus Deinem Fachgebiet, sondern eben den eingangs erwähnten Nachweis der Befähigung zu vertiefter wissenschaftlicher Arbeit.
barbara
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Re: Patenterstellung als Promotionsthema

Beitrag von barbara »

Also aus meiner Diss sind einige Patente entstanden - und es ist wichtig, dass die eingereicht sind, bevor die Diss raus ist!!

Aber eine Patentanmeldung, selbst wenn das Produkt bis zur Serienreife gelungen ist (z.B. bei mir in einem Fall) ist eine ganze Größenordnung kleiner als eine Diss:

Für ein Patent reicht eine Idee, wie ein Problem technisch gelöst werden KÖNNTE. Es muss nicht mal funktionieren, man muss es weder verstanden haben noch untersucht haben, unter welchen Umständen es wie funktionieren könnte. Es muss nur "technisch" und "neu" sein, wobei neu nicht neu im wissenschaftlichen Sinne bedeutet - eben nur "hat noch keiner erfunden".

Wird das Patent umgesetzt in ein Produkt, ist das klassische Produktentwicklung. Unter diesem Aspekt könnte man fast allen Technikern und Ingenieuren in den Entwicklungsabteilungen pauschal einen mehrfachen Dr verleihen.....
18. apr 2011;31. Dec 2013;f;hoffentlich klüger!
Rondo

Re: Patenterstellung als Promotionsthema

Beitrag von Rondo »

Wie von Simulant gesagt ist das Ziel von einer Doktorarbeit zu beweisen dass du zum wissenschaftlicher Arbeit fähig bist. Ein Patent ist dagegen ein Schutzrecht auf eine Erfindung. Es schließt sich nicht aus dass die gleiche Arbeit ein Patent und eine Doktorarbeit sein kann, es bedingt sich aber auch nicht. Ein Patent muss nicht wissenschaftlich sein, es muss nicht mal das Problem wirklich lösen. Ich bin bei der Aussage etwas aufgestoßen dass die Arbeit Parawissenschaftlich ist. Für deine Arbeit würde sich eine Maschinenbau oder allgemein Ingenieurpromotion anbieten die aber sicher nicht parawissenschaftlich sind. Es gibt in Deutschland auch keine Institute die für eine parawissenschaftliche Arbeit einen Doktortitel vergeben.
Zwonk
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Re: Patenterstellung als Promotionsthema

Beitrag von Zwonk »

@ffogel: "Effektiv ist das fast fertig" - das ist eine ganz schlechte Voraussetzung bei der Betreuersuche. Die meisten Betreuer wollen Einfluss darauf nehmen können, was da an ihrem Lehrstuhl erarbeitet wird, immerhin hängt deren Ruf davon ab. Und wenn Du selbst Dein Zeugs als "parawissenschaftlich" verstehst...

Ganz ehrlich: Ein Patent in einem parawissenschaftlichen Fach, das als Dissertation durchgewunken werden soll - das wird nicht klappen (hoffentlich).
12. Dec 2016;01. Feb 2017;f;zum neuen Job!
ffogel

Re: Patenterstellung als Promotionsthema

Beitrag von ffogel »

na, da wollte ich herzhaft selbstironisch sein, dann geht das so nach hinten los. :lol: Mit parawissenschaftlich meinte ich mein Fach: die Humanmedizin. Nicht zu unrecht werden Doktorarbeiten dort gelegentlich nicht ganz ernst genommen. Keine Sorge ich werde keine Wünschelrute oder so ein Schrott als Doktorarbeit machen wollen.

Zuerst einmal vielen Dank für die ganzen kritischen und sehr hilfreichen Antworten, sie haben mich definitiv etwas weiter gebracht. Letztendlich stecke ich seit Jahren in der Materie drin und arbeite an dem spezifischen Problem ungefähr seit 7 Jahren. Da verliert man gerne etwas den Überblick und den Blick fürs Wesentliche. Also noch mal vielen Dank fürs "Einnorden".

Ich denke ich sollte hier eine wissenschaftliche Darstellung der aktuelln Situation mit konkreter Problemstellung voranstellen (sorry, dass ich hier nicht konkreter werden kann), und dann Lösungsansätze diskutieren. Aus den bisher nicht gelösten Problemen leite ich dann mein "Verfahren" ab, sowie die Entwicklung des Prototypes mit Angabe der Problemlösungsansätze.

Nochmal: ich will nicht einfach nur das Patent einreichen, ich will eher Hilfestellung, wie ich es anstellen kann, dass der "Prozess" eben als Dr.-Arbeit anerkannt wird. Und wenn hier alle sagen, wird nix, dann ist es halt so, kann ich auch mit leben. Und: eine fertige Promotion mal eben mitnehmen, aus der noch dazu ein Patent entsteht, das freut bei uns jeden....

Wie gesagt, vielen Dank und noch mal Entschuldigung für die Verwirrung ums "parawissenschaftliche", wie gesagt, war reine Selbstironie.
Rondo

Re: Patenterstellung als Promotionsthema

Beitrag von Rondo »

Nachdem es schon eine Masterarbeit übers Hellsehen gibt würde mich der Rest nicht wundern ;)
http://www.spiegel.de/unispiegel/wunder ... 31305.html

Welchen Abschluss strebst du genau an? Ein Dr. med. ist bezüglich Länge/Dauer/Anspruch der eigentlichen Arbeit nur schwer mit anderen Promotionen zu vergleichen. Für ein Dr.med. ist aber immer ein Staatsexamen oder ein Diplom in Medizin erforderlich. Deine Arbeit klingt aber eher nach Medizintechnik wo die Anforderungen vergleichbar mit Ingenieurspromotionen sind.

Für die Arbeit selbst bräuchtest du einen Universitätsprofessor für Medizintechnik (oder ein anderes Fach das thematisch passend ist) der deine Arbeit als externer Doktorand betreuen will. Die meisten Ingenieurspromotionen bestehen grob aus vier Teilen: Problemstellung, Konzeption der Lösung, Implementierung der Lösung, Evaluation. Die Implementierung wäre bei dir der Bau eines Prototypen deiner Vorrichtung. Die Evaluation wäre eine Studie oder Experiment ob deine Lösung funktioniert.
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