Benotung anfechten?

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DoneXY

Re: Benotung anfechten?

Beitrag von DoneXY »

Ich schätze es sehr, dass im Forum überwiegend der Sicht der jeweiligen Threadersteller gefolgt wird und auf dieser Basis versucht wird, Rat zu geben. Doch hat mir flips kritisches Posting weitgehend gefallen. Lediglich über seine „hellseherischen“ Fähigkeiten („nicht an Konferenzen/Tagungen teilgenommen und keine Veröffentlichungen“) habe ich mich gewundert.

Mir sind zwei Sachen ins Auge gesprungen:
MiMac hat geschrieben:Ich habe vor einigen Monaten meine Dissertation eingereicht.

Diese habe ich alleine erstellt.
Ich verstehe nicht, wieso dies als Einstieg gewählt wird. Fehlt uns eine Info?
MiMac hat geschrieben:Langer Rede kurzer Sinn: Sie wollte mich schlecht benoten. Ich werde offenbar dafür bestraft, dass sie etwas nicht verstanden hat, oder weil es nicht ihrer Vorgehensweise entspricht.
Da nicht deutlich wird, warum aus dem Gutachten nicht ersichtlich ist, welcher der beiden genannten Vorwürfe, zur Benotung geführt hat, gehe ich nur auf den ersten ein:

Natürlich kann die Gutachterin keine Teile der Arbeit positiv bewerten, die sich nicht verstanden hat. Wie soll es anders gehen?

(Diskutabel ist allenfalls, wem dieses Unverständnis zuzurechnen ist: dem Schreiber oder der Leserin.)
histosowi
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Re: Benotung anfechten?

Beitrag von histosowi »

Hallo noch mal,

wenn du dich vor der mündlichen Prüfung noch mal mit deiner DV triffst, kann ich dich nur eindringlich davor warnen, emotionsgeladen zu argumentieren. Du musst dir statt dessen sehr genau anhören, was sie zu bemängeln hat, die "schlimmsten" Verfehlungen wird sie dir nämlich noch mal vortragen. Mach dir Notizen. Und dann setzt dich zu Hause hin, sieh dir die Kritik NUR aus Sicht der Gutachter an und schau, wie du die Kritik dann entschärfen, oder idealerweise sogar in was für dich Positives umwandeln kannst.
MiMac hat geschrieben:Alle inhaltlichen Punkte, bis auf zwei Hinweise, die in eine Fußnote gehören, weise ich zurück und werde sie auch nicht in die Veröffentlichung aufnehmen. Hätte sie die Arbeit gründlich gelesen und verstanden, würden diese Einlassungen nicht im Gutachten auftauchen.
Zum einen kannst du noch nicht wissen, inwieweit du deine Diss noch abändern musst, denn dir fehlt ja noch die Imprimatur. Wenn die mit Auflagen verbunden ist, musst du die Änderungswünsche umsetzten, ansonsten erhältst du keine Druckfreigabe. > Keine Veröffentlichung = kein Doktor :idea:
Wenn die Gutachterin (und anscheinend auch der Zweitgutachter) die Arbeit nicht verstanden haben, lässt das den Schluss zu, daß du sie eben nicht so geschrieben hast, daß sie für die beiden verständlich ist. Logo, für dich ist alles klar wie Kloßbrühe, für die Gutachter aber anscheinend nicht. Das solltest du ernst nehmen und in der Verteidigung (so es denn eine ist) deine Vorgehensweise erläutern und nachvollziehbar machen.
MiMac hat geschrieben:Ich werde offenbar dafür bestraft, dass sie etwas nicht verstanden hat, oder weil es nicht ihrer Vorgehensweise entspricht. Zu keinem Zeitpunkt hat sie mir aber eine Vorgabe gemacht, oder einen Hinweis gegeben, wie es sein sollte.
Zu dem "nicht verstanden" haben, siehe oben. Und natürlich hat sie dir keine Vorgabe gemacht, oder Hinweise gegeben. Denn das macht man bei Erstsemestern, aber nicht mehr bei Doktoranden!

Wenn du wirklich in der Wissenschaft bleiben willst, mach dir die Leute nach Möglichkeit nicht zum Feind.

Last but not least: von einer 2,7 auf Gesamtnote 1,4 (= äußerstes Magna, jedenfalls bei uns) zu kommen, ist nur schwer realisierbar. Aber ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen! VG
Etweb

Re: Benotung anfechten?

Beitrag von Etweb »

Zwei Anmerkungen aus meiner Sicht:

1. Der grundlegende Fehler war einen DV zu wählen der sich scheinbar mir der Materie nicht auskennt, oder aber nicht mit der durchgeführten Methodik einverstanden ist. Wenn die Gutachter nicht mit an Bord sind kann die Note eben nicht grossartig werden. Jetzt da viel daran zu rütteln halte ich für keine gute Idee, lieber die Kritik objektiv verwerten und dann in der zukünftigen Presentation der Arbeit verwerten.

2. Way forward: Bis auf Deutschland und wenige andere Länder werden Doktorarbeiten nicht bewertet (warum sieht man eigentlich klar hier). Da zählt im Prinzip nur wieviel first author Publikationen man hat (und wo publiziert worden ist, da werden die Sachen dann auch von Experten in dem Feld bewertet). Also entweder jetzt woanders hin (als Post-Doc) mit Hilfe deines Netzwerk, oder alternativ falls Deutschland nicht geht - einfach 1-2 Jahre als Post-Doc ins Ausland. Und dann klappt es mit der wissenschaftlichen Karriere auch noch.

Zum Schluss: Auf keinen Fall mit den Gutachtern anlegen, das kann nur schlecht ausgehen. Im schlimmsten Fall wirst du als Aergermacher abgestempelt.
Amalia

Re: Benotung anfechten?

Beitrag von Amalia »

Mein Tipp: Bewirb Dich mit Deiner Arbeit auf einen Preis. Damit bekommst du Aufmerksamkeit in der Community und so eine Auszeichnung zählt mehr als die Note, schon alleine, weil die Preis-Jury in der Regel größer (und meist neutraler) ist als das Gutachtergremium eines Promotionsverfahrens.
Koenigsportal
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Re: Benotung anfechten?

Beitrag von Koenigsportal »

histosowi hat geschrieben: Wenn die Gutachterin (und anscheinend auch der Zweitgutachter) die Arbeit nicht verstanden haben, lässt das den Schluss zu, daß du sie eben nicht so geschrieben hast, daß sie für die beiden verständlich ist.
Das sehe ich anders. Verstehen setzt grundsätzlich auch eine Bereitschaft beim Gegenüber voraus. Es gibt Themen, die sind einfach anspruchsvoller als andere. Wenn der Leser keine Lust hat, sich darauf einzulassen, wird er auch insgesamt der Argumentation einer Arbeit nicht folgen können. Das hat dann aber nichts damit zu tun, dass man etwa unklar geschrieben hätte. Es lässt sich eben nicht jedes Thema mundgerecht und simpel darstellen.

Ich finde es übrigens bedenklich, dass hier im Forum immer wieder dafür plädiert wird, sich nicht mit Gutachtern oder sonstwem 'Mächtigen' im Wissenschaftsbetrieb anzulegen. Von intelligenten, gebildeten und in der Regel wortgewandten Menschen, aka Doktoranden, darf man doch eigentlich erwarten, dass sie Ungerechtigkeiten, Mauscheleien, Korruption usw. zur Sprache bringe. Wenn jeder immer nur zusieht, seine Schäfchen ins Trockene zu bringen, wird sich kaum was ändern. Das heißt nicht, dass ich nicht nachvollziehen kann, dass man für sich abwägt, ob man die Nerven hat, sich zu wehren, aber das grundsätzlich abzulehnen scheint mir doch fragwürdig.
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histosowi
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Re: Benotung anfechten?

Beitrag von histosowi »

Koenigsportal hat geschrieben:Ich finde es übrigens bedenklich, dass hier im Forum immer wieder dafür plädiert wird, sich nicht mit Gutachtern oder sonstwem 'Mächtigen' im Wissenschaftsbetrieb anzulegen. Von intelligenten, gebildeten und in der Regel wortgewandten Menschen, aka Doktoranden, darf man doch eigentlich erwarten, dass sie Ungerechtigkeiten, Mauscheleien, Korruption usw. zur Sprache bringe. Wenn jeder immer nur zusieht, seine Schäfchen ins Trockene zu bringen, wird sich kaum was ändern. Das heißt nicht, dass ich nicht nachvollziehen kann, dass man für sich abwägt, ob man die Nerven hat, sich zu wehren, aber das grundsätzlich abzulehnen scheint mir doch fragwürdig.
Eigentlich stimme ich dir aus tiefstem Herzen zu! :blume:
Aber, daß Doktoranden/-innen hierzulande nun mal am kürzeren Hebel sitzen, steht doch wohl außer Frage. Lehnt man sich gegen die Gutachter auf, kann das auch damit enden, daß man gar nicht promoviert wird. Diese Fälle sind wohl nicht sehr häufig, aber können sich dann durchaus entwickeln wie z.B. in "Adele und die Fledermaus" oder "Chronik eines angekündigten Todes" beschrieben. Für den Doktoranden steht doch seine jahrelange Arbeit und das finale Ziel, nämlich der Doktortitel, auf dem Spiel. Wer hat denn die Nerven, das auf´s Spiel zu setzen?!?
Das System an sich müsste aber dringend geändert werden, also in Verzicht auf Benotung und Begutachtung der Dissertation durch fremde Professoren, nicht die jeweiligen Betreuer. Ein Doktorand ist nicht in der Lage, diesbezüglich eine Änderung herbeizuführen; er bleibt dann eher auf der Strecke. Oder kennt einer von euch ordentliche Professoren, die eine "schlecht" bewertete Promotion hatten, sich noch auf dem Klageweg dagegen wehrten und dann eine glänzende Karriere hinlegten...? :?:
Traudel
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Re: Benotung anfechten?

Beitrag von Traudel »

Hallo liebe Forumsgemeinde,

wenn ich das richtig sehe, hat sich MiMac offensichtlich sowieso vom Acker gemacht... Mit Verlaub, aber das zeugt doch tatsächlich von mangelnder Kritikfähigkeit, die u.a. auch flip - wenngleich ziemlich drastisch, aber jedem seine Meinung - reklamiert hat.
Dennoch, solltest Du (MiMac) noch mitlesen, möchte ich angesichts der letzten Beiträge noch einen Hinweis hinterherschicken: Deine DM hat Dir die Note inoffiziell mitgeteilt. Wie in meiner PromO scheint es auch an Deiner Fakultät so zu sein, dass Gutachten und Note erst nach der Disputatio bekannt gegeben werden DÜRFEN. Daher folge dem Rat der Vorschreiberinnen und Vorschreiber und suche das Gespräch mit Deiner DM. Notiere Dir ihre Kritikpunkte, bleibe höflich und souverän. Zu Hause setzt Du Dich kritisch mit den (vermeintlichen) Defiziten auseinander und formulierst Gegenargumente. Diese bindest Du aber NICHT in Deinen Disputationsvortrag ein, denn Du durftest die Gutachten und Benotung ja offiziell nicht wissen. Schau mal in Deine PromO. Steht dort, dass Du Deine Diss. in der Disputatio präsentieren sollst und anschließend ein wiss. (Streit-)Gespräch/Verteidigung folgt? Dann halte Dich daran, reite Deine DM nicht rein, sondern wappne Dich mit profunden Argumenten für das offene Gespräch nach Deiner Präsentation.

Ja, es stimmt, Doktoranden sind häufig der Willkür Ihrer Gutachter ausgesetzt, und persönliche Befindlichkeiten, eigene Vorteile und Ressentiments spielen nicht selten eine Rolle. Aber MiMac erweckte den Eindruck, sich so entschieden gegen jegliche Kritik zu wehren, dass ich einfach nur für ein wenig mehr Reflexionsbereitschaft und Offenheit plädieren möchte. Im eigenen Interesse MiMacs.

Und nö, wissenschaftliche Karrieren sind nicht nur summa-Kandidaten vorbehalten. Also is nix verloren. Überarbeite Deine Diss nach den Vorgaben der Gutachten (ja, ätzend, aber Deine Diss wird sicher profitieren!) und bewirb Dich dann mit Imprimatur bei hochrangigen Verlagen (die eigentlich nur summa drucken) - wenn man sehr gut überarbeitet hat, dann kann das klappen, wirklich. Und dann wirst Du in der Community an Deiner Publikation gemessen - und nicht an Deiner Promotionsnote.

Viel Erfolg und melde Dich doch zurück (so sang- und klanglos sich zu verdrücken, is doch doooof) :blume: ,
Traudel
histosowi
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Re: Benotung anfechten?

Beitrag von histosowi »

Amalia hat geschrieben:Mein Tipp: Bewirb Dich mit Deiner Arbeit auf einen Preis. Damit bekommst du Aufmerksamkeit in der Community und so eine Auszeichnung zählt mehr als die Note, schon alleine, weil die Preis-Jury in der Regel größer (und meist neutraler) ist als das Gutachtergremium eines Promotionsverfahrens.
:?: Man kann mit einer Diss von 2,7 einen Dissertationspreis erlangen? Bei den Ausschreibungen steht doch immer, daß solche Preise nur "für herausragende/ exzellente" Dissertationen vergeben werden. Gibt es da auch noch andere Möglichkeiten? Das ist ja interessant, vielleicht kannst du da ein bisschen zu erzählen! VG!
Amalia

Re: Benotung anfechten?

Beitrag von Amalia »

histosowi hat geschrieben:Bei den Ausschreibungen steht doch immer, daß solche Preise nur "für herausragende/ exzellente" Dissertationen vergeben werden. Gibt es da auch noch andere Möglichkeiten?
Klar, steht in der Ausschreibung, dass „herausragende Arbeiten“ gesucht werden. Es gibt aber einige Preise, bei denen man nur die Arbeit, nicht die Gutachten einreichen muss.
Im hier diskutierten Fall soll die Arbeit ja auch besser sein, als die Note es vermuten lässt. Wenn die Jury die Arbeit für genauso gut hält wie der Autor, könnte sie preiswürdig sein. Außerdem gibt es noch den einen oder anderen Preis, dessen Ausschreibung so eng gefasst ist, das die Bewerberzahl überschaubar ist, auch hier kann man Glück haben.
Tatsächlich ist es so, dass ich einige magna-Arbeiten kenne, die durch einen Preis viel Aufmerksamkeit erfahren haben, während es viele summa-Arbeiten gibt, die in der Versenkung verschwinden.
flip
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Re: Benotung anfechten?

Beitrag von flip »

MiMac hat geschrieben: Hm. Das sehe ich nicht so. Meine Ergebnisse habe ich öffentlich gemacht und auch mit anderen kommuniziert, sie sind auf Akzeptanz gestoßen.

Woher weisst du, dass ich kein Forschungsnetzwerk habe, nicht an Tagungen/Konferenzen teilgenommen und Veröffentlichungen ausser der Diss habe????????
Naja, das habe ich einfach in den Beitrag hineininterpretiert. Weil ich durchblicke ehrlich gesagt nicht so ganz die Konstellation, in der du dich bewegst. Du schreibst bei irgendeiner Professorin deine Diss, die augenscheinlich keine Ahnung hat. Das wusstest du vorher schon. Die anderen Mitglieder der Prüfungskommission haben auch keine Ahnung, weil sie dich auch schelcht bewerten. Du bist aber aktiv, was Netzwerke zu anderen Forschern angeht und publizierst... Hast du deine Ergebnisse mit anderen Dotoranden oder Professoren kommuniziert. Denn auf letztere kommt es an. Sonst sehe ich nicht wirklich eine Chance für die Wissenschaft. Wie soll es denn auch passieren, wenn du durch eine Klage die Integrität der kompletten Kommission anzweifelst?
Koenigsportal hat geschrieben:
histosowi hat geschrieben: Ich finde es übrigens bedenklich, dass hier im Forum immer wieder dafür plädiert wird, sich nicht mit Gutachtern oder sonstwem 'Mächtigen' im Wissenschaftsbetrieb anzulegen. Von intelligenten, gebildeten und in der Regel wortgewandten Menschen, aka Doktoranden, darf man doch eigentlich erwarten, dass sie Ungerechtigkeiten, Mauscheleien, Korruption usw. zur Sprache bringe. Wenn jeder immer nur zusieht, seine Schäfchen ins Trockene zu bringen, wird sich kaum was ändern. Das heißt nicht, dass ich nicht nachvollziehen kann, dass man für sich abwägt, ob man die Nerven hat, sich zu wehren, aber das grundsätzlich abzulehnen scheint mir doch fragwürdig.
Hehe, volle Zustimmung. Aber meinst du nicht, dass du in deinem zweiten Satz das Wort "Doktoranden" durch "Professoren" austauschen solltest? :) Was kann man denn als Doktorand tun außer den Betreuer/die Uni wechseln.

In der Tat wäre es ein großer Schritt, die Benotung von Dissertationen, endlich abzuschaffen. Denn das wäre eine wirklich Endmachtung der Professoren, die mit so etwas argumentieren/drohen. Der Fall hier ist das absolute Musterbeispiel. Denn wenn es sich wirklich um eine wegweisende Arbeit handelt, wird sie so einfach kaputt gemacht.Während an anderen Fakultäten gefühlt jeder einfach so ein Summa bekommt, egal was er schreibt (mein Fachbereich). Auf der anderen Seite werden Summas nie vergeben, weil es schlicht noch nie vergeben wurde (ein uns angegliederter Fachbereich). Eine Dissertation beinhaltet doch im Idealfall etwas neues. Und da auf zehn Professoren auch zehn Meinungen kommen, sollte nicht die Meinung von nur dreien zählen.
Gesperrt