Benotung anfechten?

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DoneXY

Re: Benotung anfechten?

Beitrag von DoneXY »

Um den von flip angesprochen Wahnsinn zu komplementieren: Mir wurde vom DV gesagt, dass meine Arbeit eigentlich 'summa' sei, er mir als externen Doktoranden jedoch nur 'magna' geben könne.

Um es noch lustiger zu machen: Ich habe meine Arbeit nach meiner Beschäftigung am Lehrstuhl abgegeben. Daher habe ich mich nicht mal als Externer gesehen.
Koenigsportal
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Re: Benotung anfechten?

Beitrag von Koenigsportal »

flip hat geschrieben:
Koenigsportal hat geschrieben:
histosowi hat geschrieben: Ich finde es übrigens bedenklich, dass hier im Forum immer wieder dafür plädiert wird, sich nicht mit Gutachtern oder sonstwem 'Mächtigen' im Wissenschaftsbetrieb anzulegen. Von intelligenten, gebildeten und in der Regel wortgewandten Menschen, aka Doktoranden, darf man doch eigentlich erwarten, dass sie Ungerechtigkeiten, Mauscheleien, Korruption usw. zur Sprache bringe. Wenn jeder immer nur zusieht, seine Schäfchen ins Trockene zu bringen, wird sich kaum was ändern. Das heißt nicht, dass ich nicht nachvollziehen kann, dass man für sich abwägt, ob man die Nerven hat, sich zu wehren, aber das grundsätzlich abzulehnen scheint mir doch fragwürdig.
Hehe, volle Zustimmung. Aber meinst du nicht, dass du in deinem zweiten Satz das Wort "Doktoranden" durch "Professoren" austauschen solltest? :) Was kann man denn als Doktorand tun außer den Betreuer/die Uni wechseln.
Beizeiten den Mund aufmachen :!: Das fängt schon im Studium an. Manchmal habe ich den Eindruck, die Beteiligten lebten in einer Diktatur. Auch wenn ich gewisse Nöte im Einzelfall nachvollziehen kann, sollte man doch seine Werte nicht für die Karriere verraten.
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Re: Benotung anfechten?

Beitrag von Zwonk »

Koenigsportal hat geschrieben: Beizeiten den Mund aufmachen :!: Das fängt schon im Studium an. Manchmal habe ich den Eindruck, die Beteiligten lebten in einer Diktatur. Auch wenn ich gewisse Nöte im Einzelfall nachvollziehen kann, sollte man doch seine Werte nicht für die Karriere verraten.
Naja, viel anders ist es ja auch nicht. Du dürftest relativ wenig Institutionen finden, wo Du weniger Einflußmöglichkeiten hast als in der Wissenschaft auf Stellen unterhalb des Professors.

Ich gebe Dir prinzipiell auch recht, daß man seine Karriere nicht über alles stellen darf, aber das ist nur dann einfach getan, wenn man sich die Option offen hält, gegebenenfalls auch was ganz anderes zu machen. Wenn man sich aber völlig auf das Berufsfeld Wissenschaft festlegt (warum auch immer), dann sehe ich im Moment keine realistische Möglichkeit, dort unbeschadet irgendwem auf die Füße zu treten.

Der (jedenfalls sehr wünschenswerte) Protest, gegen Fehler im System Wissenschaft, kann, meiner Auffassung nach, im Moment nur darin bestehen, einfach die Wissenschaft zu verlassen. Andere Einflußmöglichkeiten sehe ich nicht.
12. Dec 2016;01. Feb 2017;f;zum neuen Job!
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Re: Benotung anfechten?

Beitrag von Koenigsportal »

Vielleicht geht es erst mal gar nicht darum, konkrete Einflussmöglichkeiten zu haben, sondern überhaupt den Mund aufzumachen. Duckmäuserei kann jedenfalls keine Lösung sein, meine Assoziation mit Diktaturen kommt nicht von ungefähr. An der Uni wird die sog. Elite für morgen "erzogen". Wenn die Grundhaltung "Nach oben buckeln, nach unten treten" ist, führt das meiner Meinung nach zwingend auch andernsorts in solchen Strukturen. Ich frage mich immer wieder, wie jemand sich denn dann verhält, wenn es mal richtig ernst wird und nicht "nur" um Doktorarbeit und Karriere geht. Übrigens: Ich habe gerade an der Uni positive Reaktionen von Professoren erlebt, wenn ich den Mund in berechtigten Angelegenheiten aufgemacht habe. Es kam auch vor, dass im Seminar hervor gehoben wurde, wenn jemand (insbes. natürlich im Dritten Reich) "aufrecht" war. Aber die Generation von Profs stirbt ja nun aus.
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Re: Benotung anfechten?

Beitrag von barbara »

Endlich spricht das mal jemand aus, danke Königsportal. Da ich nicht in einer Abhängigkeitssituation bin, habe ich diesen Vorschlag, einfach mal den Mund aufzumachen, nie gemacht, da ich da "leicht reden" habe. Allerdings habe ich meine gute Position (super Job, super Projekte, schneller, ungeplanter Aufstieg - in der Industrie, nicht in der Wissenschaft) nur deshalb, weil ich eben nie meinen Mund gehalten habe und mich noch nie von irgendjemand habe einschüchtern lassen. In der Schule hat mir das Schwierigkeiten gemacht, auf der Uni war es nicht immer leicht, am Ende war es immer das richtige.

Im Gegensatz zu einer Diktatur bezahlt kein Doktorand mit dem Leben. Traut euch!!
18. apr 2011;31. Dec 2013;f;hoffentlich klüger!
itsme

Re: Benotung anfechten?

Beitrag von itsme »

Koenigsportal hat geschrieben:
Beizeiten den Mund aufmachen :!:
Ich hab's getan - und wünschte, ich hätte es gelassen. Ich bin eigentlich auch niemand, der ein Blatt vor den Mund nimmt. In der Schule war das so "mittelproblematisch" (es wäre glaube ich besser gekommen, wenn ich die große Klappe mit entsprechenden Leistungen kombiniert hätte :wink: ), im Studium komplett unproblematisch (es gab halt kaum Konfliktpotential), aber in der Promotion war's schlimm.

Ich bereue einfach nur, dass ich nicht eine der beiden selbstachtungserhaltenden Varianten (Exit oder innere Emigration) gewählt habe. Ich war eine der ersten "eigenen" Doktoranden meines DV und der hatte am Anfang eine nahezu absurde Anspruchshaltung an seine Mitarbeiter: halbe Stelle, volle Arbeit, keine eigene Fragestellung in der Diss, sondern Auftragsarbeit in "seinen" Projekten, volle Flexibilität im Hinblick auf die Aufgaben und die Lorbeeren werden büddeschön ohne weitere Diskussion an ihn abgetreten. Im Gegenzug hat er eine minimale Betreuung der Diss geboten: eine Präsentation mit Gruppendiskussion pro Semester, die allerdings auch schon semesterweise ausgefallen ist. Ich hätte eigentlich nicht gedacht, dass ich hypersensibel bin, aber der Frust allenthalben hat mich fertig gemacht, vor allem, weil das nie offen diskutiert wurde. Die Leute haben einfach scharenweise abgebrochen. Irgendwie habe ich mich auch immer ein bisschen wie die große Schwester gefühlt, die alle Streitereien einfach nur als Erste durchfechten muss und jahrelang appelliert, diskutiert und argumentiert, um wenigstens stückchenweise etwas zu ändern. Davon profitiert haben die, die nach mir kamen, aber als ich den finalen Konflikt selbst nicht mehr allein durchgestanden habe, war ich dann doch ziemlich allein gelassen. Ich hab' bei der Verwaltung um Unterstützung gebeten, aber das war für'n A***: Die gucken ein bisschen bedröppelt und dann erklären sie dir, dass du ja auch einfach gehen kannst, denn immerhin hast du dich zur Promotion entschlossen und dabei anscheinend alle Arbeitsrechte an der Uni-Pforte abgegeben. Schlimm war auch, dass es kein Bemühen um faire Lösungen gibt: Entweder lässt man belastende Erfahrungen im Arbeitsumfeld Universität der Karriere wegen auf sich beruhen oder man muss den ganzen Weg mit DFG-Beschwerde, Staatsanwaltschaft und Dienstaufsichtsbeschwerde gehen - "dazwischen", also Lösungen, die die betroffenen Mitarbeiter erreichen, bevor sich die Verbitterung festsetzt, gibt es nichts. Und da ja immer Neue mit Sternenstaub in den Augen nachkommen, scheint das System ja auch zu funktionieren.

Im Endeffekt habe ich eine fertige Diss, die ich nicht mehr abgegeben will, weil ich diese Fehlentscheidung zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn so sehr bereue und bin einfach nur bitter, traurig, wütend und depressiv - nicht unbedingt der Gefühlsmix, dem man nach der intellektuellen und emotionalen Herausforderung der Diss noch gewachsen ist. Gerade die Tatsache, dass es nicht um Leben und Tod geht, macht eine solche Erfahrung schwer zu bewältigen. Ich fühle mich, als sei ich vom Laster angefahren worden - nur versteht das von außen niemand, denn es geht ja "nur" um die berufliche Lebensplanung. Am Ende habe ich ein jahrelanges Pokerspiel gespielt, bei dem ich immer den maximalem Einsatz bringen musste (die Möglichkeit aus meiner Dissertation etwas Zufriedenheit für mich selbst zu ziehen), während mein Gegenüber mit diesen hübschen bunten Scheinchen aus den Monopoly-Spielen zocken konnte, denn für ihn ging es ja um nix. Eine so hohe nervliche Belastung über Jahre hinweg überstehen wohl die wenigsten unbeschadet.

Wobei mir einfällt, da gibt es ja noch etwas, was ich noch machen wollte und hier ist der richtige Rahmen dafür. :mrgreen:

Achtung, Achtung, offizielle Durchsage:

Liebe DFG, lieber Wissenschaftsrat, liebe "scientific community",

ihr wisst jetzt so ad hoc vielleicht nicht wer ich bin, aber ihr kennt mich. Denn so absurd es klingt, die gleiche Universität, die ja so wenig Handlungsmöglichkeiten im Hinblick auf die Unterstützung der Mitarbeiter auf der ersten Karrierestufe hat und deswegen an der großen Doktorvater-Lotterie nix ändern kann, fand' mich immer ganz nützlich, wenn es darum ging, hoffnungsvolle "Nachwuchswissenschaftler" mit fett Sternenstaub in den Augen vor irgendwelche Kommissionen zu setzen, um zu erzählen, wie sehr sich die Uni als Institution doch bemüht "attraktive Karriere- und Qualifikationsmöglichkeiten" für "die Elite von morgen" zu schaffen. Deswegen habe ich in meinen Jahren an der Uni eine erkleckliche Zahl von Ortsterminen und Begehungen abgesessen und durch ansprechende Sprechblasen bereichert. Darunter auch die ganz, ganz großen (ihr wisst schon, die mit dem großen "E"), für die ich noch mal extra Sternenstaub aufgelegt habe. Bislang hatte ich noch keine Gelegenheit, da was richtig zu stellen, aber besser spät als nie:

ICH HABE GELOGEN!!!
DoneXY

Re: Benotung anfechten?

Beitrag von DoneXY »

itsme hat geschrieben:Im Endeffekt habe ich eine fertige Diss, die ich nicht mehr abgegeben will, weil ich diese Fehlentscheidung zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn so sehr bereue und bin einfach nur bitter, traurig, wütend und depressiv - nicht unbedingt der Gefühlsmix, dem man nach der intellektuellen und emotionalen Herausforderung der Diss noch gewachsen ist.
Ich hatte tatsächlich auch überlegt, meine fertige Diss nicht zu abgeben. Immerhin der schnellste und damit verführerischste Weg meinen DV loszuwerden. Letztendlich wurde ich überredet, sie doch abzugeben und bin im Rückblick sehr froh, diesen letzten Schritt noch durchgezogen zu haben.
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Re: Benotung anfechten?

Beitrag von Eva »

@Carlo: Ich tippe auf E = Exzellenzinitiative, weiß es aber auch nicht (du bist also nicht die einzig Unwissende :wink: ).
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Lucy
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Re: Benotung anfechten?

Beitrag von Lucy »

itsme hat geschrieben:Im Endeffekt habe ich eine fertige Diss, die ich nicht mehr abgegeben will, weil ich diese Fehlentscheidung zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn so sehr bereue und bin einfach nur bitter, traurig, wütend und depressiv - nicht unbedingt der Gefühlsmix, dem man nach der intellektuellen und emotionalen Herausforderung der Diss noch gewachsen ist.
Ich kann dich sehr gut verstehen! Aber ich will doch dringend raten, den letzten Schritt noch zu gehen. Bedenke, dass du sonst die Gefühle bitter, traurig, wütend, depressiv noch lange, lange behalten wirst. Es wird nicht besser durch das Bewusstsein, etwas abgebrochen oder nicht geschafft zu haben (auch wenn die Gründe sehr nachvollziehbar sind). Immer bleibt dieses nagende Unbehagen, womöglich auch körperliche Auswirkungen (Magengeschwüre, Migräne etc). Wenn du es durchziehst, kannst du einen Schlussstrich setzen und mit besserem Gefühl etwas Neues beginnen. Ich halte dir alle Daumen. :blume: Ohren anlegen und durch!

Übrigens: es ist hier ein ganz neuer Thread entstanden, nachdem der Themenersteller offenbar nicht die gewünschte Unterstützung für seine (vielleicht doch eher subjektive?) Sichtweise gefunden hat.
itsme

Re: Benotung anfechten?

Beitrag von itsme »

Exzellenzinitiative stimmt. Krasser war es aber bei der Begehung durch den Wissenschaftsrat: Da "durfte" ich tatsächlich etwas sagen und die Sprechblase ("Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen blablabla ...") findet sich sinngemäß auch so im Gutachten. Ich hab' damals öfter versucht "hinter den Kulissen" Probleme in der Doktorandenbetreuung zur Sprache zu bringen - das hat aber auch nix gebracht außer ein paar leeren Blicken (dass die ... öhem... geistige Elite unseres Landes so leer blicken kann ....).

Wg. "doch abgeben": Danke :blume: Und ihr habt ja auch Recht. Es ist aber schon noch ein ordentlicher Bissen, mich jetzt noch irgendwie durchzuringen, denn jetzt ist es nur noch das: Es irgendwie hinter mich bringen, damit ich was anderes machen kann. Es sollte eigentlich mal der Ausgangspunkt für eine wissenschaftliche Laufbahn werden oder zumindest eine bereichernde Erfahrung ... .
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