Zeitplan nur für 24 Monate bei Stipendiumbewerbung?

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promo15

Zeitplan nur für 24 Monate bei Stipendiumbewerbung?

Beitrag von promo15 »

Hallo zusammen,

ich arbeite gerade an der Bewerbung für das Promotionsstipendium der Begabtenförderungswerke und muss dafür einen Zeitplan für das Promotionsprojekt erstellen. Das Stipendium wird für 24 Monate vergeben und könnte höchsten auf 36 Monate verlängert werden. Es scheint mir sehr unrealistisch zu sein, den Zeitplan für das Projket auf 24 Monate zu beschränken. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich meine Chance auf ein Stipendium dann automatisch reduziere, wenn ich von Anfang an einen Zeitplan für 36 Monate schreibe. Ich weiss nicht ob man dann vielleicht denkt, dass ich mich ja gar nicht bemühe, um die Dissertation innerhalb von 24 Monate fertig zu schreiben...

Andererseits weiss ich nicht was passieren würde (z.B. ob man "good standing" bei dem Stipendium verlieren würde), wenn ich einen überambitionierten Zeitplan schreibe und nach einem Jahr aber nur viel weniger abliefern kann als in dem Zeitplan.

Hat hier vielleicht jemand Erfahrung damit und könnte mir da ein paar Tipps geben?

Vielen Dank und viele Grüße :)
promo15
Traudel
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Re: Zeitplan nur für 24 Monate bei Stipendiumbewerbung?

Beitrag von Traudel »

Hallo Promo15,

ich kann Deine Zwickmühle sehr gut nachvollziehen. Ich hatte das Glück, bei der dritten Stipendiumsbewerbung erfolgreich gewesen zu sein. Bei dieser dritten und erfolgreichen Bewerbung war ich folglich schon länger dabei (sogar schon etwa 2 Jahre). Also hatte ich Dein Problem nicht. Stattdessen habe ich einen Zeitplan für die nächsten 20 Monate beigefügt. Habe dann ein Stipendium für diese 20 Monate bewilligt bekommen. Dann habe ich aber meine Aufgabenstellung noch einmal neu ausgerichtet, so dass mein Zeitplan nicht mehr passte. Daraufhin habe ich eine viermonatige Verlängerung der Förderung beantragt, die mir ohne Murren bewilligt wurde. Ich habe mit den halbjährlich einzureichenden Statusberichten argumentiert, anhand welcher sowohl die Neuausrichtung der Diss. als auch deren Begründung und Mehrwert nachvollziehbar waren. Und die Herrschaften waren auch keineswegs verstimmt über meine Verlängerung: Habe sogar noch den Höchstförderbetrag in Sachen Druckkostenzuschuss einwerben können. Ich bin der Stiftung unheimlich dankbar! Die Unterstützung hat mich sehr, sehr entlastet.
So, nun mein Tipp:
Jetzt bekomme ich ggf. ordentlich Gegenwind von einigen fleißigen und flotten Doktoranden, aber ich denke - und hier spreche ich für die Geistes- und Gesellschaftswissenschaften -, dass ein Promotionsprojekt von vorne bis hinten kaum bzw. nur in den aller seltensten Fällen innerhalb von 24 Monaten abzuschließen ist. Und auch die Verantwortlichen in den Stiftungen wissen das, bzw. sie können vermutlich schon ein wenig die Realitätsnähe und Machbarkeit Deines Zeitplans einschätzen. Und wenn Du schon selbst einräumst, dass Du nicht an die 24monatige Bearbeitung glaubst, dann erstelle lieber einen realistischen längeren Zeitplan und begründe dies in Deinem Anschreiben oder Motivationsschreiben. Am besten lässt Du das Bewerbungspaketchen einmal von Deinem DV abnicken. Er hat Dir vermutlich eh ein Empfehlungsschreiben ausgestellt, oder? Falls noch nicht, dann lass ihn den Zeitplan thematisieren und in dieser vorliegenden, großzügigeren Variante als ausgesprochen vielversprechend und sinnvoll hervorheben.
Ich denke, dass Du mit Deinem realistischen, daher mehr als 24monatigen Zeitplan nicht unbedingt den Eindruck erweckst, Du seist von vornherein auf eine Verlängerung aus oder gar faul oder so.
Quark, gut Ding will Weile haben und so. Ne Diss. dauert eben.

Viel Erfolg!!
Traudel
Natika

Re: Zeitplan nur für 24 Monate bei Stipendiumbewerbung?

Beitrag von Natika »

Hallo Promo15,

ich rate aus eigener Erfahrung unbedingt dazu, einen Zeitplan für 24 Monate zu erstellen und zu gegebener Zeit, den Antrag auf die Verlängerung um ein weiteres Jahr zu beantragen. Das 2+1-System ist sehr gängig. Die Stiftungen schützen sich damit vor Kandidaten, die gar nicht erst vor haben, eine Dissertation fertig zu schreiben. Deshalb hört man von der Seite des Stipendiengebers nach zwei Jahren mal beim Stipendiaten nach. Die Verlängerung ist kaum mehr als eine Formsache. Vorausgesetzt ist jedoch, dass man überhaupt an der Diss gearbeitet hat und einen Zwischenbericht einreichen kann. Meist wird auch ein Bericht der BetreuerIn verlangt, der die Fortsetzung des Dissertationsvorhabens befürwortet. Der Zeitplan wird aber nicht mit dem Ist-Stand Punkt für Punkt abgeglichen. Die Stiftungen haben genug Erfahrung, um zu wissen, dass KEINE Dissertation exakt nach dem Zeitplan entsteht. Sie wollen aber sehen, dass du überhaupt planen und Herausforderungen antizipieren kannst.

Und nein: Die Stiftungen verlangen das Geld nicht zurück, wenn du nach 2 Jahren nicht dort bist, wo du laut Zeitplan sein solltest. Ich gehe noch weiter: Die Stiftungen verlangen das Geld auch nicht zurück, wenn du nach drei oder gar vier Jahren noch nicht fertig bist. Es ist für Stiftungen so gut wie unmöglich, einmal gezahlte Födergelder erfolgreich zurück zu verlangen. Ich kenne Leute, die ihr Dissertationsvorhaben komplett abgebrochen haben, und trotzdem nichts zurückzahlen mussten.
Ich selbst müsste laut Stipendiumsvertrag schon längst fertig sein. Habe aber neben dem Doktorat (nach Ende der Förderungszeit) eine weitere Ausbildung absolviert. Ich konnte auf die Nachfrage der Stiftung gut reagieren und zeigen, dass ich eine fast fertige Diss in der Schublade habe, die aus guten Gründen auf Eis liegt. Nächsten Monat werde ich meine Diss einreichen und alle (auch meine Stipendiengeber) sind glücklich.

Was nicht passt, muss für eine erfolgreiche Bewerbung passend gemacht werden. Ich habe mich damals beim Schreiben des Zeitplans auch komisch gefühlt, aber es hat bei mir und vielen anderen Doktoranden geklappt.

Nur Mut und viel Erfolg bei der Bewerbung!
Matilda

Re: Zeitplan nur für 24 Monate bei Stipendiumbewerbung?

Beitrag von Matilda »

Hallo Promo 15,

Ich kann Natika nur zustimmen. Ich habe meinen Zeitplan auch für 24 Monate geschrieben, die Verlängerung war dann kein Problem.

Viel Erfolg :blume:
Zwonk
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Re: Zeitplan nur für 24 Monate bei Stipendiumbewerbung?

Beitrag von Zwonk »

Ich schließe mich Matilda und Natika an. Mein erstes Stipendium war auch so ein 2+1-Stipendium. Der Zeitplan im Exposé sah dabei vor, nach zwei Jahren einzureichen... Ich glaube, die Leute, die das beurteilen, wissen schon selbst, daß das relativ unrealistisch ist. Vermutlich gehts eher darum, zu gucken, ob Du eine realistische Vorstellung davon hast, was alles an Arbeit anfällt und in welchem zeitlichen Verhältnis die Arbeitsblöcke zueinander stehen. Also besser sowas vermeiden wie:

Endredaktion: 2 Tage
Wahl der Umschlagsfarbe: 4 Monate

Wie gesagt, es geht wohl eher um Verhältnismäßigkeiten.
12. Dec 2016;01. Feb 2017;f;zum neuen Job!
Traudel
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Re: Zeitplan nur für 24 Monate bei Stipendiumbewerbung?

Beitrag von Traudel »

Okay, bin überstimmt :lol:
Dabei haben wir alle ähnlich argumentiert: Sowohl wir als auch die Stiftungen wissen, dass 2 Jahre nicht ausreichen. Und wir meinen alle, dass man den potenziellen Förderern mittels des Zeitplans belegen soll, dass man einschätzen kann, was an Arbeit auf den Promovenden zukommt, wie geeignete Arbeitspakete geschnürt und Meilensteine gesetzt werden - und eben auch realistisch eingehalten werden können. Wenn man das beherzigt, kommt u.U. das besagte 2 Tage-Fenster für die Endredaktion bei raus :D
Aber wie gesagt, auch wenn ich diese Bedenken äußere: Wir alle haben ein Stipendium erhalten, indem wir einen Zeitplan für die entsprechende Stipendienzahlungsdauer erstellt und eingereicht haben - und wir alle haben ohne viel Tamtam und Klimbim eine Verlängerung bekommen. Die Tour sollte also funktionieren :wink:

Viel Erfolg!
promo15

Re: Zeitplan nur für 24 Monate bei Stipendiumbewerbung?

Beitrag von promo15 »

Hallo zusammen, vielen lieben Dank für eure Tipps und Ermutigungen! Ich fühle mich jetzt viel sicherer, nachdem ich eure Erfahrungen gelesen habe. Ich erstelle also einen Zeitplan für 24 Monate und lasse diesen von meinen beiden Betreuern mal abnicken :-)
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