Leitfadeninterview, teilstandardisiert od. semistrukturiert?

[DocX]

Hallo,

mal eine inhaltliche Frage, vielleicht kann mir ja jemand aus dem sozial-/geisteswissenschaftlichen Bereich weiterhelfen.
Ich habe in meiner Diss Interviews gemacht und diese bisher immer als halbstandardisierte Leitfadeninterviews bezeichnet. Jetzt habe ich nochmal gründlicher recherchiert und bin etwas verunsichert, ob das nicht doppelt gemoppelt ist.
Teilstandardisiert und semistrukturiert werden wohl als Synonyme verwendet, aber Leitfadeninterview eigentlich auch...

Habe natürlich schon recherchiert, was sich in der Literatur dazu so findet:
„In der Forschung mit Kindern werden verschiedene Formen qualitativer Interviews verwendet: Als geeignet erwiesen sich teilstandardisierte Interviews, die häufig auch als Leitfaden-Interviews oder semistrukturierte Interviews bezeichnet werden.“ {Friebertshäuser 1997 #98D: 402}

„Es hat sich eingebürgert, entsprechend dem Grad der Strukturierung von wenig strukturierten, halbstrukturierten oder sehr strukturierten Interviews zu sprechen. Wir ziehen den Begriff »standardisiert« der Bezeichnung »strukturiert« vor, denn auch ein »halbstandardisiertes« oder »nichtstandardisiertes« Interview ist vom Interviewer geplant und durchdacht - also bei aller Offenheit durchaus strukturiert.“ {Zimbardo 1999 #245D: 563}

Die Zimbardobegründung würde für den Begriff "standardisiert" sprechen...

Wie würdet ihr das sehen? Einfach alle drei Begriffe als Synonyme verwenden? Für einen Begriff entscheiden und begründen?
Und geht halbstandardisiertes Leitfadeninterview oder sagt man entweder Teilstandardisiertes Interview oder Leitfadeninterview?
Welcher der drei Begriffe gefällt euch am besten und warum?

Bin gespannt auf eure Einschätzungen
DocX

[Poppy]

Ich würde mich an einen Begriff halten und kurz nennen, auf wen du dich dabei bezieht (also Friebertshäuser oder Zimbardo). Was ist in deinem Institut denn üblicher? Wenn es da eine Präferenz bspw. auch von deinem/r Betreuer_in gibt, würde ich mich eher danach richten.

[DocX]

Tja, wenn ich so gut betreut wäre, dass ich das wüsste, hätte sich mir die Frage nicht gestellt. Irgendwie kommt es mir dann auch nicht wichtig genug vor um nachzufragen, denn mehr als zwei Kontakte im Jahr habe ich nicht zu meinem Betreuer. Soweit ich weiß, arbeitet er auch weniger (evtl. gar nicht) qualitativ. Ihm ist es also wahrscheinlich ziemlich egal. Aber es scheint hier ja auch keine Meinungen dazu zu geben. Wahrscheinlich werde ich zwei oder drei der Begriffe als Synonyme verwenden, macht ja u.U. das Lesen angenehmer, wenn nicht ständig dasselbe Wort auftaucht und die Bedeutung ist ja wohl doch sehr ähnlich.

Danke für deine Einschätzung.

[Critico]

Hallo DocX,

ich habe in meiner Staatsarbeit methodisch stark nach Uwe Flick gearbeitet.

Flick, Uwe; Qualitative Forschung - Ein Handbuch; Reinbek, 2012: Rohwolt

Flick, Uwe; Qualitative Sozialforschung - Eine Einfuehrung; Reinbek, 2005: Rohwolt

Leitfadeninterviews werden hier differenziert in:

Unstrukturier: Du hast eine sehr grobes Raster an Themen die angesprochen werden sollen, gar keine konkreten Fragen, und viele Topoi ergeben sich aus der
Interviewsituation. Beispiel: Interview in der Biographieforschung, wobei hier das narrative Interview noch besser ist.

Teilstrukturiert: Themenkomplexe die auf jeden Fall angesprochen werden muessen, ggf. woertliche Fragen, es koennen sich aber neue Punkte aus dem
Interview heraus ergeben. Beispiel: Meine Staatsarbeit Themenkomplexe Verstaendnis von Demokratie, politischer Unterricht allgemein, spezifischer wie wurde Demokratie unterricht?
Politik im Elternhaus, Sonstige Einfluesse. Es gab Fragen die beantwortet werden sollten, aber nicht notwendig woertlich so gestellt werden muessen.

Vollstrukturiert: Themenkomplexe, aber auch konkrete Themen und konkrete Fragen sind vorgegeben. Hier wuerde ich u.a. The Authoritarian Personality von Adorno et. al.
drunter subsumieren.

Ich hoffe ich habe dir ein wenig helfen koennen.