Keine Angabe ob abgelehnt oder nicht

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Micheline

Keine Angabe ob abgelehnt oder nicht

Beitrag von Micheline »

Hallo erstmal,

schon lange habe ich eure Beträge gelesen - heute habe ich auch das dringende Bedürfnis, mich mal selbst zu melden.

Ich hoffe, mein Thema ist nicht schon zu oft durchgekaut worde, dass es langweilt.

Hier kurz meine Eckdaten:
- externe Promotion
- eine der letzten der sogenannten 'grundständigen' Promotionen, also ohne vorherigen Studienabschluss
- Promotionsstudiengang dieser Art lief im SS 2014 aus, Studiengang wird in Bälde ohnehin komplett abgewickelt und abgeschafft.
- eigentlich war vor drei Jahren das Umschreiben auf einen der letzten Magisterstudiengänge angedacht.

Mein DV, gleichzeitig auch Studienberater für mein Fach, bot mir damals an, meinen Promotionsstudiengang auf eine Magisterstudiengang umzuschreiben und meine Scheine anzuerkennen. Er kannte sich leider mit den Fristen nicht aus, ich konnte nicht mehr wechseln und die Chance war somit vertan.
Sein Vorschlag war der, dann einfach doch zu promovieren.
Mein Einwand war, dass ich berufstätig sei und ich dies dann auch zumindest teilweise bleiben müsse. Ein halbes Jahr für den Magister hätte ich durchaus ohne zu Arbeiten schaffen können. Zudem müsse ich statt Lateinkenntnisse das Latinum nachweisen - dies besaß ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, da es für den Magister nicht nötig war. Und einen Schein hätte ich auch noch machen müssen (wie gesagt, wäre ich in den Magisterstudiengang gerutscht, wäre mir das Nachholen dieses Scheines und des Latinums erspart geblieben.)

Mein DV empfand es als machbar, dass ich innerhalb von zwei Jahren das Latinum, einen weiteren Schein und eine Dissertation zu bewerkstelligen - und zumindest mit einer halben Stelle berufstätig zu bleiben.

Was soll ich sagen - ich habe eine Ende SS 2014 eine Dissertation abgeliefert. Meinen Prüfern zugestellt würde sie am 19.05.
Das ich mit dem Werk sehr unzufrieden war, läßt sich wahrscheinlich erahnen.

Die Betreuungsituation:
Mein DV bekannte, das der sich mit dem von mir ausgesuchten Thema überhaupt nicht auskennen würde, er es aber annähme.
Ich habe dann noch einige Male einen Termin bei ihm wahrgenommen, im Zuge dessen aber festgestellt, dass ich ihm jedes Mal wieder in Erinnerung rufen muss, was überhaupt mein Thema war. Wollte ich mit ihm über darüber konkreter sprechen gab er zur Anwort, dass ihn eine Inhaltsangabe nicht interessiere, dass alles würde er ja später selber lesen können.
Vollends demotivierte mich seine Antwort auf meine Frage, ob er nicht schon vorher einen Blick auf das von mir behandelte Material (in diesem Fall zwei Spielfilme) werfen wolle, die ich ihm zu Verfügung stellen wollte. Nein, das sei nicht nötig, Screencaps würden ausreichen.
Unser letztes Gespräch fand kurz vor der Abgabe statt - der DV nahm zur Kenntnis, dass ich mit meiner Arbeit sehr unzufrieden war und stellte mir in Aussicht, dass die Arbeit für Korrekturen zurückgegegen werde könne.

Falls sich jemand fragt, wie es um meinen Zweitprüfer steht: der ist ohne Zweifel nett, leider aber vollberuflich als Lehrer tätig, nicht mehr an der Uni anzutreffen und der Emailverkehr gestaltete sich recht zäh, um nicht zu sagen einseitig.

Aufgrund der Tatsache, dass ich mich nur noch mit Sondergenehmigung zurückmelden darf/kann, erkundigte ich mich gestern beim Dekanat, der für mich zuständigen Referentin für Studium, Lehre und Promotion. Die bestätigte mir das Offensichtliche, dass die Gutachten schon eine ganze Weile auf sich warten ließen und dass die Gutachter sich 'schwer tun würden' - ich sollte damit rechnen, dass meine Arbeit durchgefallen sei oder zur Korrektur zurückgegeben werden würde.
Auf meine Frage, ob und woher sie das sicher wisse, wollte sie mir nicht antworten.

Ich habe dann versucht meinen DV zu sprechen - was mir auch gelang: der Inhalt des Gespäches war sehr kryptisch und hat mich mehr verwirrt, als Klarheit gebracht.Die Referentin könne dazu gar nichts sagen, weil die Gutachten noch nicht vorliegen.
Auf meine Frage, ob er mir nicht zumindest tendenziell sagen könne, ob die Arbeit angelehnt sei, kam nur wieder dass es noch keine Gutachten gäbe und dass das auch noch dauern könnte. Es gäbe grundsätzlich laut Promotionsordnung drei Möglichkeiten: ablehnt, zur Korrektur zurück oder angenommen.
Eines davon werde es dann sein.

Meinen Zweitprüfer habe ich auch angeschrieben, aber - nun, siehe oben.

In diesem Forum habe ich schon einige Male gelesen, dass sich über die Benotung deart bedeckt gehalten wird und man erst schriftlich über die Benotung unterrichtet wird.
Gibt es dafür eine rechtliche Grundlage?
Weiß jemand von Euch etwas mehr über die Interna, darüber, welchen Einblock die Referenten eigentlich in die Vorgänge haben?

Vielen Dank für Eure Antworten im Voraus.
itsme

Re: Keine Angabe ob abgelehnt oder nicht

Beitrag von itsme »

Mensch, was für ein Driss! Erstmal natürlich viel Kraft für alles Weitere. Leider wird dir kaum jemand wirklich weiterhelfen können, ohne die Uni, die Promotionsordnung, deine Arbeit und deinen DV zu kennen. Formal gibt es in der Regel Fristen, bis wann die Gutachten vorliegen müssen - aber es ist wie immer: wo keine Sanktion, da keine Bemühung. Meinem Eindruck nach liegt der Knackpunkt hier:
Micheline hat geschrieben:Unser letztes Gespräch fand kurz vor der Abgabe statt - der DV nahm zur Kenntnis, dass ich mit meiner Arbeit sehr unzufrieden war und stellte mir in Aussicht, dass die Arbeit für Korrekturen zurückgegegen werde könne.
Ich weiß nicht, ob du dir damit nicht ein Bein gestellt haben könntest. Natürlich bringt es in der Wissenschaft nichts, wenn man schamlose Eigen-PR betreibt, die für alle Beteiligten leicht zu durchschauen ist. Im Zweifelsfall schraubt man die Erwartungen damit so hoch, dass der Gutachter einen durchfallen lässt, weil man jeden Bezug zur Realität verloren hat. Aber mit der Aussage, dass du selbst mit der Arbeit nicht im Reinen bist, hast du quasi eine Tür geöffnet. Man wünscht sich ja immer den väterlichen, wohlwollenden, unterstützenden DV. Meiner Erfahrung nach werden die aber - trotz sicherer Stelle und gefestigter Karriere - oft von Angst und Unsicherheit getrieben. Entweder sind sie total narzisstisch und sehen sich selbst das letztes Bollwerk der Wissenschaft, die vor Türschild-Promotionen zu schützen sei oder sie sind im Herzen kleine, verängstigte Kinder, die ihren Namen unter nichts setzen möchten, das ihnen hinterher auf die Füße fallen könnte. Eine Möglichkeit, die du vielleicht bislang noch nicht in Erwägung gezogen hast, könnte ja auch sein, dass sich DV und Zweitgutachter daraufhin belauern, wer sich denn jetzt als Erster rührt. Es könnte sein, dass der DV bei der Begutachtung deine Eckdaten im Auge behalten hätte und vllt. von sich die Relationen (es sollte ja eigentlich eine Magister-Thesis werden) hätte einfließen lassen. Jetzt hat er vllt. kleinere Anmerkungen und denkt sich, dass er mit der Rückgabe zur Korrektur eine elegante Lösungsmöglichkeit hat: Kein richtiges "angenommen", aber dich auch nicht komplett rausgekegelt.

Vllt. bringt es dir mehr, dich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie du mental den Stress der Unsicherheit bewältigen kannst. Dass eine Arbeit wirklich abgelehnt wird, ist sehr, sehr selten (die Rotzgören, die die deutschen Lehrstühle innehaben, verspeisen lieber ihre eigene Zunge in Aspik als dass sie zugeben würden, sich bei der Annahme eines Doktoranden (nicht der Arbeit) geirrt zu haben. Und es sind Menschen, denen doch schon irgendwie klar ist, was das für den Betroffenen bedeutet. Also geht es jetzt vllt. für dich eher darum, deine Kräfte für eine eventuelle Überarbeitung zu sammeln. Es schadet ja nichts, wenn man mental schon mal den worst und not so worse case durchdenkt und Vorkehrungen trifft (z.B. überprüfen, ob du Urlaub nehmen könntest).
Amalia

Re: Keine Angabe ob abgelehnt oder nicht

Beitrag von Amalia »

Micheline hat geschrieben: Weiß jemand von Euch etwas mehr über die Interna, darüber, welchen Einblock die Referenten eigentlich in die Vorgänge haben?
Offiziell weiß die Referentin mit Sicherheit nichts und ist darüber hinaus zur Verschwiegenheit verpflichtet. Ich fürchte, es war nicht sonderlich geschickt Deinem DV mitzuteilen, was die Dame Dir verraten hat.
Allerdings würde ich davon ausgehen, dass ihre Angaben korrekt sind. Auch wenn sie natürlich mit der Begutachtung nichts zu tun hat und den Vorgang erst wieder auf den Tisch bekommt, wenn die Gutachten vorliegen (oder sie angemahnt werden müssen), hört die Dame natürlich den Flurfunk mit.

Dir bleibt im Moment nichts anderes übrig als abzuwarten, auch wenn es schwer fällt. Ähnlich wie itsme halte ich übrigens auch die Variante „zurück zur Überarbeitung“ für die wahrscheinlichste. Deshalb könnte es sinnvoll sein, Dich mit der Frage auseinanderzusetzten, wieviel Zeit und Kraft Du bereit bist in eine Überarbeitung zu stecken. (Überarbeitungsvorschläge unterscheiden sich manchmal leider nur marginal vom komplett Neuschreiben.)

Viel Glück und alles Gute!
Micheline

Re: Keine Angabe ob abgelehnt oder nicht

Beitrag von Micheline »

@itsme
Vielen Dank!
Dass meine Arbeit nicht der Hammer ist, ist relativ klar ersichtlich. Ich gebe Dir Recht, man könnte gewiß besser taktieren und sollte sich davor hüten, emotional zu handeln. Die Relation zwischen DV und Zweitprüfer hatte ich bisher nicht in Erwägung gezogen.
Was Deine Aussage betrifft, dass Dissertationen sehr, sehr selten ablehnt werden - auch ich kenne die jährlichen Statistiken und tatsächlich tendiert die Durchfallquote gegen 0. Was mich aber verwundert ist, dass ich in der Tat Leute kenne, denen eben das passiert ist. Keine Ahnung, wie man die aus der Statisik bekommen hat.

@amalia
Auch Dir vielen Dank!
Ich kann mir auch gut vorstellen, dass die Dame etwas mitbekommen hat - darum war ich ja auch so geschockt. Wenn Sie aber zur Verschwiegenheit verpflichtet ist, warum haut sie denn raus womit ich zu rechnen hätte?
Warum hältst Du es für ungeschickt, den DV davon in Kenntnis zu setzen und ihn zu fragen?

Eine Überarbeitung, auch wenn sie umfangreich sein sollte, würde mich übrigens nicht sonderlich schrecken - damit könnte ich leben. Mir einer Ablehung wäre das schwieriger. Da seht Ihr mal, wie verzweifelt ich bin.
itsme

Re: Keine Angabe ob abgelehnt oder nicht

Beitrag von itsme »

Micheline hat geschrieben: Was Deine Aussage betrifft, dass Dissertationen sehr, sehr selten ablehnt werden - auch ich kenne die jährlichen Statistiken und tatsächlich tendiert die Durchfallquote gegen 0. Was mich aber verwundert ist, dass ich in der Tat Leute kenne, denen eben das passiert ist.
:D Ich kenne auch welche. Entweder kennen wir die gleichen - oder wir sind da einem gewieften Komplott auf der Spur. :wink: Neee, Scherz beseite: Ich nehme an, dass die Durchfaller im Verhältnis zu den bestandenen Dissertationen statistisch wirklich kaum ins Gewicht fallen. In der subjektiven Wahrnehmung ist das sicher anders. Da kriegt man bei den Geschichten immer Schnappatmung, das brennt sich natürlich ins Erinnerungsvermögen ein.

Und: Dass du die Überarbeitung nicht als absoluten Katastrophenfall, sondern als bewältigbare Möglichkeit siehst, ist sehr viel wert. In deinem Fall ist klares, rationales Denken schwierig, weil ja auch dein Studienabschluss davon abhängt (ich hätte die Sache mit dem Durchschlafen wahrscheinlich schon vor Monaten aufgegeben). Aber da die Hauptperson (du) der Auffassung ist, dass das Problem angegangen werden kann, ist die wichtigste Hürde genommen. Vllt. (und das kannst du ja einfach mal gegenchecken, ganz unabhängig vom Diss-Ergebnis) kannst du dir auch alle erbrachten Leistungen deiner Uni an anderer Stelle anrechnen lassen, und aus der Diss noch eine Master-Thesis machen - falls alle Stricke reißen.
Santa_Fe

Re: Keine Angabe ob abgelehnt oder nicht

Beitrag von Santa_Fe »

Ich hätte eine Frage zum Verständnis: Was ist denn der Referent bei euch? Bei uns war das so:

DV = Erstgutachter = "Referent"
Anderer Prof, vom DV vorgeschlagen und vom Dekanat bestimmt = Zweitgutachter = "Korreferent"
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