kumulativ promovieren - wann Betreuer suchen?

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sigmund

kumulativ promovieren - wann Betreuer suchen?

Beitrag von sigmund »

Liebes Forum,

ich habe vor einem halben Jahr meinen Abschluss in Psychologie gemacht und bereits während der Abschlussarbeit in klinischer Psychologie, für die ich eine eigene, recht innovative Untersuchung durchgeführt habe, publiziert. Für die Abschlussarbeit habe ich nur einen Teil des Kollektivs genutzt, da ich nicht schnell genug Patienten rekrutieren konnte. Mittlerweile sind die Daten komplett beisammen und ich werde wohl über die Ergebnisse 1-2 Paper veröffentlichen können. Auch ein Nachfolgeprojekt läuft bereits, aus dem wieder 1-2 Artikel hervorgehen werden.

Eigentlich ideale Startvorraussetzungen, um kumulativ zu promovieren. Allerdings bin ich, wie viele klinisch orientierte Psychologen, an der Unimedizin angegliedert. Diese setzt neben einem bestehenden Arbeitsverhältnis Prüfungen in Psychiatrie, Terminologie und einem weiteren somatischen Fach für Psychologen voraus, um dann mit einem unüblichen Dr. (weder phil noch rer nat) abzuschließen. Da dieser Aufwand ungerechtfertigt ist, hat mir der Lehrstuhlinhaber empfohlen, einfach zu publizieren und später einen Doktorvater zu suchen, wo ich dann die drei Studien als Promotion einreichen kann.

Prinzipiell fände ich dies spannend, da ich so sehr viele Freiheitsgrade in meiner Forschung hätte, andererseits stellt sich mir die Frage, wie realistisch dieses Vorhaben ist. Würde sich ein Professor darauf einlassen, eine Doktorarbeit zu begutachten, in deren Planungsprozess er gar nicht involviert war? Bzw. ist es überhaupt möglich, für kumulative PRomotionen Artikel zu verwenden, die vor ofiziller Anmeldung der Promotion entstanden sind (analog zur Habil)?
flip
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Re: kumulativ promovieren - wann Betreuer suchen?

Beitrag von flip »

Was spricht denn dagegen, dich jetzt schon auf die Suche zu machen und deinen aktuellen Betreuer als externen Gutachter einzubinden?

Wie bist du du in das aktuelle Projekt (finanziell) involviert?

Und vor allem: Kläre dringend an deiner Zielhochschule ab, ob deine Masterarbeit teil des Promotionsvorhabens sein darf. Sonst stehst du direkt bei null.
walliworld

Re: kumulativ promovieren - wann Betreuer suchen?

Beitrag von walliworld »

Hallo,

eigentlich habe ich keine Erfahrung mit kumulativen Promotionen. Es hört sich für mich aber schon etwas seltsam an, erst zu publizieren und dann irgendwann einen Betreuer vor vollendete Tatsachen zu stellen. Streng nach dem Motto " … ach übrigens das hier ist meine Dissertation ... können Sie bitte hier Unterschreiben..?". Ich bezweifle, dass das funktioniert. Ich würde mich so früh wie möglich um einen Betreuer kümmern. Wenn Du deine bis jetzt erzielten Ergebnisse verwenden darfst, umso besser.

Gruß
Stefan
Santa_Fe

Re: kumulativ promovieren - wann Betreuer suchen?

Beitrag von Santa_Fe »

Ich sehe das nicht so eng, erstmal was zu publizieren und dann einen DV zu suchen. Ich arbeite an einem Nicht-Uni-Forschungsinstitut, und bei uns läuft das öfter so.
Und es gibt ja immer wieder die Geschichte vom Hobby-Botaniker, der aber total gut und akribisch arbeitet und irgendwann auf den Gedanken kommt, "das würde für ne Diss reichen" - und dann sucht er sich ne Uni, wenn die Ergebnisse schon da sind (wenn auch nicht publiziert).

ABER: Professoren wollen auf Paper, und wenn schon was veröffentlicht ist, hat er davon natürlich keinen Ruhm, und könnte darauf beharren, dass du mindestens X Paper mit seinem Namen veröffentlichst. Von daher würde ich doch lieber die Ergebnisse erstmal auf Halde liegen lassen, und erst veröffentlichen, wenn das mit dem DV geklärt. Außer, du forschst an einem brandaktuellen Thema, und die Gefahr, dass dir jemand zuvor kommt, ist groß.
Die Ergebnisse der Masterarbeit erneut für die Promotion zu verwursten, halte ich für sehr, sehr kritisch. Denn diese sind zumindest offiziell unter der Betreuung eines Professors oder Doktoranden entstanden und somit kein Ergebnis eigenständiger Forschung. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass das dir erlaubt wird. Du musst ja oft sogar unterschreiben, dass die Ergebnisse der Diss eben NICHT Teil einer anderen Prüfungsarbeit (da zählt auch die Masterarbeit dazu) ist. Die Promotion kommt eben nach dem Master und nicht währenddessen. Zur Promotion muss man schließlich einen Master haben. Unbedingt im Dekanat/Prüfungsamt nachfragen!!! Auf jeden Fall müsstest du eines Tages in der Diss darauf eingehen, dass die jeweiligen Arbeiten bereits während der Masterarbeit angefertigt wurden, sonst wäre das in meinen Augen Betrug.
Viel Erfolg!
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