Promotion in den USA – wie angehen?

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Ariadne

Promotion in den USA – wie angehen?

Beitrag von Ariadne »

Hallo! Ich habe eine dringende Frage, bei der ich hoffe, dass mir hier jemand weiterhelfen kann: Es geht darum, dass ich nach einem Studium der Geisteswissenschaften nun auf der Suche nach dem geeigneten Doktorvater bin. Da das Forschungsfeld, auf dem ich mich in meiner Abschlussarbeit bewegt habe und das ich nun auch in der geplanten Doktorarbeit in den Fokus nehmen möchte, an meiner Uni keinen geeigneten Betreuer fände, habe ich noch einmal überlegt, dass ich es zumindest versuchen möchte, den Experten schlechthin anzuschreiben und ihn zu fragen, ob er bereit wäre, meine Arbeit zu betreuen.

Problem: Der betreffende Professor ist in den USA, und noch dazu an einer Ivy-League-Uni. Er ist zwar auch oft in Deutschland im Rahmen von Tagungen oder Tagungsbänden vertreten (wo ich ihn auch vor längerer Zeit gehört habe); aber er kennt mich eben gar nicht. Ich habe mir jetzt vorgenommen, ihn in den nächsten Tagen anzuschreiben, mich vorzustellen, ein englisches CV sowie mein Abschlusszeugnis mitzuschicken. Zur Doktorarbeit wollte ich auch ein paar Ideen nennen, die nicht zu festgefahren und gleichzeitig interessant daher kommen. Dennoch bin ich unsicher, ob dieses Vorhaben überhaupt auch nur die minimalste Chance hat, Realität zu werden. Mal angenommen, er sagt Ja – das reicht doch sicher nicht und ich müsste mich vermutlich dennoch an der Uni bewerben, oder? Ist hier jemand, der seine Dissertation an einer amerikanischen Uni schreibt und mir da irgendwelche Tipps geben kann? Ich kenne mich leider überhaupt nicht aus, was Bewerbungen, Stipendien etc. angeht, insofern bin ich für jegliche Ratschläge sehr dankbar, auch, was gute Anlaufstellen in Deutschland angeht, an die ich mich wenden kann.

Danke im Voraus! :blume:
Vollkornpizza
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Re: Promotion in den USA – wie angehen?

Beitrag von Vollkornpizza »

Hallo,

ich habe nur beschränkte Erfahrung mit dem Thema; aber möchte sie dennoch mit dir teilen.

ich denke es wäre am besten, wenn du den Prof auf einer Tagung in Deutschland abfängst und mit ihm persönlich sprichst. Er bekommt bestimmt 1000de solcher Emails und wenn er dich nicht kennt, wird er sie ignorieren. Wenn er Interesse daran hat, dich zu betreuen, und du die formalen Vorraussetzungen erfüllst (GRE, TOEFL, etc.), wird er deine Bewerbung aus dem Stapel entsprechend rausfischen. Denk dran, bei der Bewerbung immer irgendwelche US-Amerikanische Wörter zu benutzen ("most excellent", "outstanding" etc.), die uns normalerweise nicht über die Lippen kämen.

Was das Stipendium betrifft, wirst du auf jeden Fall eins brauchen, es sei denn du oder deine Eltern sind reich. Das wiederum ist natürlich am einfachsten zu bekommen, wenn du einfach ein Thema bearbeitest, was er dir vorschlägt. Ansonsten bekommt man solche Stipendien am einfachsten, wenn man nicht gerade an eine Ivy-League Uni möchte :-D . Grundsätzlich gilt, wie auch in Deutschland, dass wenn ein Prof dich mag und viel von dir hält, er dir bei der Stipendien-Sache weiterhelfen kann und wird. Das eigentliche Problem sehe ich, bei deiner Idee mit dem eigenen Thema. Ein Freundin von mir hat mit einem Ivy-League Prof, der DER Prof für das Thema war und von dem wir menschlich bis dahin auch viel hielten, folgende Erfahrung gemacht. Sie: "xx, könnte ich bei Ihnen prommovieren, ich hätte da folgende Ideen [blblabla]". Er: "Wenn ich einen Doktoranden nehme, dann arbeitet der für mich, nicht für sich".

Viele Grüße
VP
cammi

Re: Promotion in den USA – wie angehen?

Beitrag von cammi »

Hallo, ich hoffe eine Antwort hierzu ist noch erwünscht - bin grad selbst an einer ivy league Uni (aber nur extern und noch nicht im PhD) und kann vielleicht meinen Senf dazugeben. Erstens folgt ein PhD in den USA i.d.R. direkt auf den Bachelor und ist somit eher mit Master+Doktorat bzw. Diplom zweiter Abschnitt+Doktorat zu vergleichen. Ich spreche jetzt für mich als Naturwissenschaftler - während ein PhD in Europa 3-4 Jahre dauert und meist reine Forschungsarbeit beinhaltet, sind es in den USA 6-7+ Jahre. Hier ist der PhD einnganzes Programm, d.h. es gibt noch lectures, und man muss auch eine gewisse Stundenanzahl selbst lehren. Dafür kriegt man als graduate student ein Gehalt (ähnlich wie die meisten naturwissenschaftlichen PhDs in Europa).
Needless to say, es ist sehr schwierig (wenn vll auch nicht so strikt wie für undergraduates) in eine ivy league aufgenommen zu werden - es ist nämlich nicht alleinige Entscheidung des Professors (aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es hilft, wenn er ein gutes Wort für dich einlegen kann). Falls du es probieren willst, sollten deine Noten einwandfrei sein, du solltest am besten bereits Publikationen oder Preise nachweisen können, was Ivy League Unis auch immer gerne haben sind ehrenamtliche Sachen, wie freiwillige Auslandsjahre usw. Dein CV sollte also bis zur Perfektion geschliffen sein, du solltest dich sehr gut informieren über die Bewerbungsfristen und genauen Vorgaben, notwendigen Prüfungen etc., du solltest Professoren kennen, die gut publiziert haben und für dich recommendations abgeben können.

So, ich weiß nicht wie realistisch das Ganze für dich ist, jedenfalls geht es sehr kompetitiv zu. Was meines Erachtens sehr viel leichter (und aufgrund der Länge des PhDs in the US vernünftiger ist), ist zu einem späteren Zeitpunkt in deiner akademischen Karriere eine ivy league Uni anzustreben. Mit ein paar ordentlichen Publikationen, Funding und ein bisschen Glück im Timing erscheint mir das viel realistischer.

Ich hoffe, dass dir das weiter hilft (auch wenn ich dein Fach nicht kenne)

LG,
cammi
flip
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Re: Promotion in den USA – wie angehen?

Beitrag von flip »

cammi hat geschrieben:
So, ich weiß nicht wie realistisch das Ganze für dich ist, jedenfalls geht es sehr kompetitiv zu. Was meines Erachtens sehr viel leichter (und aufgrund der Länge des PhDs in the US vernünftiger ist), ist zu einem späteren Zeitpunkt in deiner akademischen Karriere eine ivy league Uni anzustreben. Mit ein paar ordentlichen Publikationen, Funding und ein bisschen Glück im Timing erscheint mir das viel realistischer.
Ich würde sagen, du fängst erst einmal an und meldest dich, wenn du "ein paar ordentliche" Publikationen hast. :D
Denn ordentlich heißt, die besten Fachzeitschriften die es gibt. Und die warten bekanntermaßen nur auf Doktoranden. ;)
Sapphirine

Re: Promotion in den USA – wie angehen?

Beitrag von Sapphirine »

Vollkornpizza hat geschrieben: Denk dran, bei der Bewerbung immer irgendwelche US-Amerikanische Wörter zu benutzen ("most excellent", "outstanding" etc.), die uns normalerweise nicht über die Lippen kämen.
Interessant dazu folgender Artikel:
http://theprofessorisin.com/2015/02/06/ ... dont-brag/
Man sollte es also mit diesen Formulierungen nich übertreiben.

cammi hat geschrieben: Erstens folgt ein PhD in den USA i.d.R. direkt auf den Bachelor und ist somit eher mit Master+Doktorat bzw. Diplom zweiter Abschnitt+Doktorat zu vergleichen. Ich spreche jetzt für mich als Naturwissenschaftler - während ein PhD in Europa 3-4 Jahre dauert und meist reine Forschungsarbeit beinhaltet, sind es in den USA 6-7+ Jahre. Hier ist der PhD einnganzes Programm, d.h. es gibt noch lectures, und man muss auch eine gewisse Stundenanzahl selbst lehren. Dafür kriegt man als graduate student ein Gehalt (ähnlich wie die meisten naturwissenschaftlichen PhDs in Europa).
Es gibt durchaus viele promovierte Amerikaner, die auch einen Master gemacht haben und meiner Erfahrung nach braucht man einen außerordentlich guten Bachelor, um den Master überspringen zu können.
Lehre muß man als Doktorand auch nicht übernehmen - allerding machen es die meisten, um sich einen Teil der horrenden Studiengebühren zu sparen; gibt es als teaching und research assistants, die aber mit der eigentlichen Doktorarbeit meist nichts zu tun haben. Manche Doktoranden hangeln sich so von einem Jahr zum anderen. Ich kenne auch Leute, die mittendrin aufhören mußten, weil es der zuständige Prof verpaßt hat, sich rechtzeitig nach Finanzierung umzusehen.

Auch wenn der Prof einer Promotion bei ihm zustimmen sollte so wird er sich warhscheinlich nicht die Zeit nehmen, die ganzen zusätzlichen Dinge wie Bewerbung and der Uni und Finanzierung zu klären. Man sollte also auf folgendes gefaßt sein: extrem hohe Kosten; zwei bis drei Jahre am Anfang der Doktorarbeit, die man fast nur mit Kursen und Prüfungen beschäftig ist (also quasi nochmal ein Studium); eine Anzahl von Zusatzqualifikationen wie GRE, Toefl (wobei für eine IL Uni dann bestimmt auch nicht nur das Bestehen reicht sondern jeweils eine bestimmte Punktzahl erreicht werden muß).
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