Großes Loch nach Abgabe

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Leeloo

Großes Loch nach Abgabe

Beitrag von Leeloo »

Hallo zusammen,

ich habe vor einiger Zeit meine DA abgegeben (Naturwissenschaften) und habe auch schon einen Disputationstermin. Ich habe während der Promotion eine Tochter bekommen und, gelinde gesagt, ist es für mich sehr schwer gewesen, die experimentelle Arbeit unter einen Hut zu bekommen und auch mich gegen Vorurteile meines DV bezüglich der Leistungsfähigkeit von jungen Müttern während der DA zu wehren. Ich habe genug Ergebnisse für mehrere Paper, von denen bereits eins angenommen wurde. Ich habe alles "rausgehauen", weil für meinen DV fest steht, dass er mich nicht behalten möchte, obwohl Doktoranden mit weitaus weniger Output da bleiben können, um ihre Sachen zu beenden. Es geht mir gerade nicht der Gedanke aus dem Kopf, dass es etwas mit meinem Muttersein zu tun hat, dass man sich anstrengen kann, wie man will, man wird nicht verlängert. Ich meine, es muss ihm doch klar sein, dass er mich ins eiskalte Wasser schmeisst und in der Wissenschaft positive Reaktionen bei Elternschaft leider selten sind. Wie seht Ihr das? Ward Ihr in solch einer Situation und wie seid Ihr damit umgegangen?

LG
Leeloo
bbb

Re: Großes Loch nach Abgabe

Beitrag von bbb »

Hallo Leeloo,

erst mal herzlichen Glückwunsch zur Abgabe trotz "widriger" (wenn auch z. T. schöner) Umstände!
:blume: :prost:

Wenn der Arbeitgeber die Anstrengungen des Arbeitnehmers nicht würdigt, weil dieser "nebenbei" noch andere Prioritäten im Leben hat (z. B. ihn weniger ernst nimmt, weil er sich auch um seine Kinder/Familie kümmern möchte - selbst wenn er dadurch bei der Arbeit motivierter und evtl. effizienter ist), ist das für den AN sehr frustrierend und kann in das von Dir genannte tiefe Loch führen. Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht - es hilft aber nichts.
Du kannst nur das (für sich selbst) beste draus machen und dann umschauen nach einem Arbeitsumfeld, das besser zu Dir selbst passt.

Ich schreib' Dir später noch etwas mehr,
viele Grüße

BBB
Jucy

Re: Großes Loch nach Abgabe

Beitrag von Jucy »

Hey Leeloo,
auch von mir erstmal herzlichen Glückwunsch!
Ich habe einen Arbeitgeber, der sich zwar wenig für meine Diss interessiert (trotz wiss. Hintergrund), aber dafür mein Mamasein sehr unterstützt. Ich wollte darum Mut machen: auch in der Wissenschaft gibt es eine familienfreundliche Bewegung!
Für die Disputation wüsche ich dir alles Gute und ich hoffe, dass auch wenn dein DV es nicht zu schätzen weiß, du dir selbst danach nochmal extra auf die Schultern klopfst, dass du das geschafft und durchgezogen hast!
Liebe Grüße, jucy
Anne78
Beiträge: 4970
Registriert: 07.06.2012, 13:19
Status: Fertsch!
Hat sich bedankt: 2 Mal

Re: Großes Loch nach Abgabe

Beitrag von Anne78 »

Hallo Leeloo,
Auch von mir: Glückwunsch zur eingereichten Diss und zur Tochter!
Zu Deiner Frage: Wenn Dein Chef offenbar Deine Leistungen nicht zu würdigen weiß, bewirb Dich nach der Diss woanders - und wenn es Dein Ziel ist, in der Wissenschaft zu bleiben, dann ruhig auch auf Post-Doc-Stellen! Es sind längst nicht alle so voreingenommen, was Kinder angeht. Und Du hast ja schon Papers eingereicht, die angenommen wurden, hast also wissenschaftlich auch neben der Diss durchaus etwas vorzuweisen. Viel Glück und Erfolg bei der Verteidigung und der Jobsuche!
Leeloo

Re: Großes Loch nach Abgabe

Beitrag von Leeloo »

Hallo,

vielen Dank für Eure lieben Worte. Ihr habt Recht, es macht keinen Sinn, enttäuscht zu sein. Auf lange Sicht ist es nur frustrierend, mit einem Chef zu arbeiten, der Kinder seiner Mitarbeiter als "Schwäche" auslegt. Während meiner DA hat er mich oft auflaufen lassen, hat z.B. Besprechungen auf den späten Nachmittag gelegt, wo ich schon los musste, um meine Tochter von der Kita abzuholen. Er konnte auch nicht verstehen, weshalb ich bis spät nachts in der Woche nicht immer per E-Mail verfügbar war (alle anderen Doktoranden -ohne Kinder- wären es, sagt er) . Feiertage und Wochenende gibt es für ihn grundsätzlich nicht, ich wollte ihm immer gerecht werden und habe viel Zeit abgeknapst, die ich eigentlich mit meiner Tochter und meiner Familie verbringen wollte. Irgendwann ist mir klar geworden, dass ich ihm niemals gerecht werden kann und dass es zu Lasten meines Familienlebens geht. Das Thema Schuld war hier ganz groß, ich denke, dass das seine Masche war, um mich auf Linie zu halten.

Ich habe trotzdem Angst, ins kalte Wasser zu springen und habe deshalb über die letzten Jahre am Limit gearbeitet, um bei meinem nächsten Chef den mutmaßlichen "Minuspunkt Kind" mit guten Publikationen auszugleichen. Vielleicht bin ich da auch voreingenommen und mein derzeitiger Chef ist ein schwarzes Schaf.

LG,
Leeloo
Meggy

Re: Großes Loch nach Abgabe

Beitrag von Meggy »

Liebe Leeloo, immer wieder frustrierend, dass es Situationen wie Deine überhaupt noch gibt und dass diverse Chefs (nicht nur an der Uni) damit immer und immer und immer wieder "durchkommen" :( Dennoch möchte auch ich Dir Mut machen: ich habe gerade eben mein 2. Kind bekommen während der Promotionsphase, und mein DV und Chef ist da insgesamt sehr familienfreundlich eingestellt! Und das, "obwohl" ich nach und nach auch eher "unbequemer" wurde (keine 24/7 Erreichbarkeit/Verfügbarkeit mehr wie anfangs, auch mal öfter "nein" sagen oder Aufgaben zumindest kritisch hinterfragen/diskutieren..), das allerdings schon VOR meinem 1. Kind, da ICH es einfach irgendwann nicht mehr gepackt bzw. eingesehen habe, mich völlig und ganz der Arbeit zu verschreiben. Bin sehr froh, dass es für meinen DV scheinbar VÖLLIG OK ist wenn man als MA seine eigene Meinung hat und sich auch für seine eigene jeweilig passende work-life balance einsetzt (solange natürlich die Arbeiten nicht darunter leiden, aber das gab es bei mir nun auch nie - nur die völlig utpoische ich-mach-alles-immer-gerne-und-sofort Einstellung gab es bei mir einfach nicht mehr). Insofern drücke ich Dir alle Daumen dass Du bei einer Neu-Bewerbung ein familienfreundlicheres Umfeld findest und Deinen Weg machen wirst :blume:
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