Soz/KultWiss: Selbständige Forschung anspruchsvoller als gedacht?

Irgendwann ist jeder fertig. Und dann darf er sich hier austoben :-)
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Wierus
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Soz/KultWiss: Selbständige Forschung anspruchsvoller als gedacht?

Beitrag von Wierus »

Da ich selber an einer zweiten, diesmal völlig selbständigen Mongrafie schreibe, lese ich gerne auch ein bisschen zum 'Drumherum'. Mir ist dabei aufgefallen, dass das Verfassen von weiteren Studien in Buchform (und für den Markt) garnicht mal so häufig bzw. beliebt zu sein scheint, weil zu anstrenged und zeitraubend.

Als Beispiel hier ein Link zu sechs Artikeln, die über die verschiedenen Schwierigkeiten postdoktoraler akademischer Autorschaft klagen:
Roundtable on How NOT To Write Your Second Book

Auszug:
If you are reading this, you probably have a goal for yourself that in a certain number of years from now—say ten—you won’t be saying to yourself or others, “I don’t feel any closer to finishing my second book than I was ten years ago.” But you probably also don’t want to be saying, “All I have done for most of my adult life is to try to work on a book every spare minute, or feel guilty about not working on a book.”
https://earlyamericanists.com/2017/08/2 ... more-21217

Da ich selbst ausschließlich nur dann zu Artikeln greife, wenn solide Monografien zu einem bestimmten Thema fehlen, überrascht mich das; denn Monografien sind bis heute und wohl auch in Zukunft die zentrale Säule wissenschaftlicher Kommunikation in den Geistes-, Rechts-, Sozial- und Kulturwissenschaften.

Sind Habilitation auch deshalb mittlerweile in Verruf geraten, schlicht und einfach weil sie den akademischen Mittelbau heutzutage überfordern?

Wie seht ihr das? Ist das Verfassen weiterer wissenschaftlicher Monografien vergnüglicher Zeitvertreib oder harte Arbeit?
flip
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Re: Soz/KultWiss: Selbständige Forschung anspruchsvoller als gedacht?

Beitrag von flip »

Wierus hat geschrieben: 05.10.2020, 23:17 Sind Habilitation auch deshalb mittlerweile in Verruf geraten, schlicht und einfach weil sie den akademischen Mittelbau heutzutage überfordern?
Wie seht ihr das? Ist das Verfassen weiterer wissenschaftlicher Monografien vergnüglicher Zeitvertreib oder harte Arbeit?
Ich bin mir nicht sicher, wie du auf die These der Überforderung kommst?
Es ist wohl eher so, dass die Ansprüche mit der Zeit wachsen und man daher immer neue Dinger noch mit hinein nehmen möchte. Aber: eine der schwierigsten Entscheidungen eines Wissenschaftlers ist jene, zu wissen wann es erstmal gut ist. ;) War schon früher so, ist aktuell so und wird auch in Zukunft so sein. Allerdings, glaube ich, war es nur eine Frage der Zeit, bis nach den Artikeln, wie man Artikel verfasst auch Bücher geschrieben werden, wie man Bücher (nicht) schreibt. Da ist die Wissenschaft ganz ein Kind der 90er.
2010 wäre zumindest mal ein Youtube-Channel. 2020 Live-Kommentierung der Forschung auf Twitch. 2025 dann Live-Korruktur auf einer neuartigen Plattform durch andere Forscher oder gar Studenten.
Und natürlich wird es auch immer noch die Online-Tagungsbeitrags-Submission via Frontpage und Word97-Vorlage geben. Alles ein Universum, alles nichts außergewöhnliches. :blume: Aber es Spiegelt die Bandbreit wieder, in der sich Wissenschaft (nicht) weiterentwickelt.
Wierus
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Re: Soz/KultWiss: Selbständige Forschung anspruchsvoller als gedacht?

Beitrag von Wierus »

flip hat geschrieben: 06.10.2020, 11:01Ich bin mir nicht sicher, wie du auf die These der Überforderung kommst?
Naja, wenn ich mir überlege, dass im Mittelbau zum täglichen Brot Seminare, Sprechstunden, Prüfungen, Beisitzertätigkeiten, regelmäßige Lehrstuhl- und Fakultätssitzungen, Tagungen, Sammelbände, Artikel, Rezensionen etc.pp. gehören, dann könnte ich mir schon vorstellen, dass viele mit einer zusätzlichen Monografie überfordert sind. (Gut, ich nehm jetzt auch bewusst die Ritalin & Co-Fraktion aus dem Ganzen raus, die das alles begeistert mitmacht und letztlich nur Raubbau an Psyche und Körper betreibt.)

Zwei der verlinkten Artikel beschäftigen sich genau mit dieser Frage. Les' mal drüber! :wink:

flip hat geschrieben: 06.10.2020, 11:01Aber: eine der schwierigsten Entscheidungen eines Wissenschaftlers ist jene, zu wissen wann es erstmal gut ist. ;)
Auch wieder wahr... :mrgreen:
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