Ausschreibung für Professorenstelle: Schon vergeben? Nicht interessant?

Irgendwann ist jeder fertig. Und dann darf er sich hier austoben :-)
oclock
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Re: Ausschreibung für Professorenstelle: Schon vergeben? Nicht interessant?

Beitrag von oclock »

Apollo hat geschrieben:
MelanieTrommer hat geschrieben: Dass qualifizierte Bewerber sich nicht mehr bewerben, weil der Prozess eine Farce ist
Das.
+ Die Konditionen sind unattraktiv (Gehalt, Lehrdeputat, Semesterlänge, etc.).

Als hochqualifizierter Akademiker mit Promotion und 5-10 Jahren Berufserfahrung muß man quasi in einem nicht endenwollenden Prozess um eine der wenigen Professuren betteln und falls man die Stelle bekommt dankbar sein, dass man für verhältnismässig wenig Geld, aber dafür mit viel Verantwortung und vielen Freiheiten, die nächste Generation ausbilden darf. Klingt unattraktiv? Ist es bestimmt für viele auch :-)
wannabe
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Re: Ausschreibung für Professorenstelle: Schon vergeben? Nicht interessant?

Beitrag von wannabe »

Ich komme aus den sozial/Geisteswissenschaften, da ist es wohl noch "schlimmer"

Aber noch einmal zurück zur Ausgangsfrage: Ich möchte mir nicht immer für ein Vorsingen frei nehmen und Fahrtkosten (die mir ja nicht erstattet werden) oft in Höhe mehrerer hundert Euro auf mich nehmen, wenn es klare Anhaltspunkte dafür gibt, dass ich sowieso nur Kanonenfutter bin. Eigentlich möchte ich mich dann gar nicht erst bewerben...

Habt Ihr noch Anhaltspunkte?
Ausschreibung:
* sehr spezifisch ausgeschriebene Stelle mag bedeuten, dass man da schon jemanden hat
* sehr kurzer Bewerbungszeitraum (?)
* sehr unspezifisches "wir suchen mehrere haupt- oder nebenberufliche..." (?)
* ...?

Vorsingen:
* kein Auswahltermin (?)
* bestimmte Uhrzeit (?)
* kein Gespräch mit der Komission nach der ProbeVL (?)
* erst einmal nur Angebot eines Lehrauftrags (?)
*....
FerdiFuchs
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Re: Ausschreibung für Professorenstelle: Schon vergeben? Nicht interessant?

Beitrag von FerdiFuchs »

Apollo hat geschrieben:Wieso werden dann Fachfremde (z.B. Physiker) z.b. Prof für Elektrotechnik oder gar Betriebssysteme? Haben die während ihrer Diss eigentlich im falschen Fachgebiet geforscht?
Das hat mir ein fachfremd berufener FH-Prof mal so erklärt: Vermutlich haben sie ihn geholt, weil er als Fachfremder das Gebiet aus der Anwendungsperspektive kennengelernt hat und er es so auch seinen Studenten erklären wird - überspitzt gesagt besteht keine Gefahr, dass er seine esoterischen Themen aus dem Elfenbeinturm in die Lehre einbringt.
Dell
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Re: Ausschreibung für Professorenstelle: Schon vergeben? Nicht interessant?

Beitrag von Dell »

Ich denke es ist recht schwierig das vorherzusagen. Wenn wirklich nach sehr spezifischen Kenntnissen gefragt wird und die Anzeige nur kurz und sehr lokal veröffentlicht wird, könnte das ein deutlicher Hinweis auf einen lokalen Bewerber sein.
Aber meist gibt es ja Durchführungshinweise an die sich gehalten wird und es somit aus der Ausschreibung nicht ersichtlich ist.

Ich dachte der einfachste Weg wäre ein Telefonat mit dem angegebenen Ansprechpartner, in der Hoffnung, dass dieser Rahmen es erlauben würde etwas deutlicher darauf hinzuweisen, dass ein Bewerber quasi schon ausgewählt wurde. Aber bisher habe ich nur erlebt, dass einem gesagt wird man passe gut auf die Stelle und sollte sich unbedingt bewerben. Ein paar Monate später kommt dann die Mitteilung das die Stelle ans jemanden anderen ging, der immer einen bestehenden Bezug hatte (z.B. die Stelle bereits vertretungsweise ausfüllt oder die Vorlesungen bereits über Jahre als Lehrauftrag gibt).

Ich schätze fast, dass die Chancen immer minimal sind, wenn man weder einen Lehrauftrag an der angestrebten Hochschule inne hat(te) noch eine Kooperation mit dem Fachbereich besteht.
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Re: Ausschreibung für Professorenstelle: Schon vergeben? Nicht interessant?

Beitrag von mm42 »

wannabe hat geschrieben:Ich möchte mir nicht immer für ein Vorsingen frei nehmen und Fahrtkosten (die mir ja nicht erstattet werden) oft in Höhe mehrerer hundert Euro auf mich nehmen
Für ein Vorsingen angefallene Reisekosten (Bahn und evtl. auch Hotel), die von der FH nicht erstattet werden, kann man doch wenigstens von der Steuer absetzen, oder?

Bei einer FH habe ich zuerst eine Einladung zu einem BK-Gespräch bekommen, und ein paar Wochen später durfte ich dann nochmal zum Vorsingen hin. Das scheint aber eher unüblich zu sein. Immerhin hat diese FH mir die Reise- und Hotelkosten erstattet.

Ich bin mal zum Vorsingen an einer FH gefahren, auf deren Homepage ein Vertretungs-Prof mit exakt demselben Fachgebiet wie die ausgeschriebene Stelle aufgeführt war. Ich bin deshalb davon ausgegangen (und gehe immer noch davon aus), dass dieser Vertretungs-Prof der Wunsch-Kandidat ist, bin aber trotzdem hingefahren, weil ich Vorsing- und BK-Gespräch-Erfahrung sammeln wollte. (Auch in der Bewerbungsphase nach meiner Diss auf eine Industrie-Stelle habe ich mich (bewusst) bei Firmen beworben, wo ich nicht hinwollte, einfach um zu "üben". Allerdings ist der Aufwand für ein Vorsingen deutlich höher als ein "normales" Bewerbungsgespräch.)
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Re: Ausschreibung für Professorenstelle: Schon vergeben? Nicht interessant?

Beitrag von Apollo »

+ Ausschreibung wird wiederholt: zu wenige Bewerber

- Einladung mit eingescannter Unterschrift vs.
+ Einladung wurde mit Hand unterschrieben

+ sehr spezifisch mit Zeugnissen (beglaubigtes Führungszeugnis Deiner Cousine 3. Grades + beglaubigte Kopie Zeugnis 1. Klasse Grundschule + ...)

Auswahltermine halte ich eher für kritisch, denn fremde Gutachter etc. müssen eingeladen sein, der Termin steht lange Zeit zuvor fest.
+ Dein Termin wird am selben Tag nach vorne verschoben, d.h. es hat jemand abgesagt

Ich persönlich würde interessante Kandidaten ans Ende legen, damit man überziehen kann. Kann aber auch genau das Gegenteil sein, dass man uninteressante Kandidaten am Ende recht schnell abfertigen kann, oder es kann schlicht und einfach gar nix bedeuten.

Eine FH Schwarzliste fände ich hilfreicher.
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Re: Ausschreibung für Professorenstelle: Schon vergeben? Nicht interessant?

Beitrag von oclock »

wannabe hat geschrieben:
Aber noch einmal zurück zur Ausgangsfrage: Ich möchte mir nicht immer für ein Vorsingen frei nehmen und Fahrtkosten (die mir ja nicht erstattet werden) oft in Höhe mehrerer hundert Euro auf mich nehmen,
Einladungschreiben der FH, Hotelrechnung und Bahnticket bzw. gefahrene Kilometer gut aufheben. Das kannst Du dann bei der Steuererklärung als Bewerbungskosten angeben (sowie auch die Kosten für Telefonate, Bewerbungsmappen, Kopien, Beglaubigungen etc.). Für Wohnungssuche, Besichtigungen, etc. gilt übrigens ähnliches.
wenn es klare Anhaltspunkte dafür gibt, dass ich sowieso nur Kanonenfutter bin. Eigentlich möchte ich mich dann gar nicht erst bewerben...
Wie jemand anderes geschrieben hat: Das ist gute Übung. Aber wenn Du das nicht willst/brauchst, dann ist Dein Standpunkt verständlich.
* sehr spezifisch ausgeschriebene Stelle mag bedeuten, dass man da schon jemanden hat
Muß nix heissen. Wenn ein Nachfolger gesucht wird, dann soll der Nachfolger alles übernehmen können und deswegen sind die Ausschreibungen sehr spezifisch. Oder im Fachbereich sind Profs. mit einem Bezug zur ausgeschriebenen Stelle, so dass sie sehr genau definieren können was der Kandidat können sollte, um bestimmte Lehrveranstaltungen abzudecken.
* sehr kurzer Bewerbungszeitraum (?)
1 Monat scheint Standard zu sein. Kürzer fände ich merkwürdig. Aber das verhindert auch nicht, dass Bewerbungen eintrudeln. Also was gewinnen sie dadurch?
* kein Auswahltermin (?)
* bestimmte Uhrzeit (?)
Muß nix heissen. Wir haben in einem anderen Thread mal darüber diskutiert. Ich hatte bei meinen Vorsingen meist die Möglichkeit, einfluß auf den Termin zu nehmen. Bei anderen war das nicht so. Die BK hat es schon schwer genug gemeinsame Termine zu finden. Ich finde es verständlich, wenn sie dem Kandidaten keine Wahlmöglichkeiten bieten. Einige Ausschreibungen geben sogar schon einen Termin für das Vorsingen vor.
* kein Gespräch mit der Komission nach der ProbeVL (?)
Fände ich merkwürdig. Das sollte aber schon in der Einladung stehen. Zumindest bei mir gab es Informationen zur Vorlesung (Thema, Art, Publikum), sowie der Hinweis, dass anschließend ein Gespräch stattfindet.
* erst einmal nur Angebot eines Lehrauftrags (?)
Wäre sehr merkwürdig. Stinkefinger zeigen und gehen :-)
mm42
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Re: Ausschreibung für Professorenstelle: Schon vergeben? Nicht interessant?

Beitrag von mm42 »

mm42 hat geschrieben:Ich bin mal zum Vorsingen an einer FH gefahren, auf deren Homepage ein Vertretungs-Prof mit exakt demselben Fachgebiet wie die ausgeschriebene Stelle aufgeführt war. Ich bin deshalb davon ausgegangen (und gehe immer noch davon aus), dass dieser Vertretungs-Prof der Wunsch-Kandidat ist, bin aber trotzdem hingefahren, weil ich Vorsing- und BK-Gespräch-Erfahrung sammeln wollte.
Von dieser FH, wo ich mich nur zum "Üben" beworben habe, habe ich tatsächlich einen Ruf bekommen (wenn auch nicht als Listenplatz-Erster). Jetzt muss ich mir überlegen, ob ich den annehmen will.

Das bewahrheitet die alte Bewerbungs-Weisheit: Du hast keine Chance - nutze Sie trotzdem!
mantor
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Re: Ausschreibung für Professorenstelle: Schon vergeben? Nicht interessant?

Beitrag von mantor »

Egal wie Du Dich entscheidest: erst einmal herzlichen Glückwunsch zum Ruf!
oclock
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Re: Ausschreibung für Professorenstelle: Schon vergeben? Nicht interessant?

Beitrag von oclock »

@mm42
Von mir auch herzlichen Glückwunsch zum Ruf :D

Am besten antwortest Du, dass Du den Ruf, vorbehaltlich des Ausgangs der Berufungsverhandlungen, gedenkst anzunehmen.
Dann wirst Du irgendwann mal einen Brief/E-Mail bekommen mit dem Termin für das Berufungsgespräch/-verhandlung.
Dann machst Du vor diesem Gespräch einen Termin mit dem Dekan, um über Deine Ausstattung, Vorlesungen etc. zu sprechen.
Nach dem Berufungsgespräch kannst Du immernoch entscheiden, ob die Stelle was für Dich ist.
Oder nimm erstmal an, um "drin" zu sein und bewirb Dich weiter, um eine bessere Stelle zu bekommen.

PS: So wie ich das sehe, brauchen wir bald ein neues Forum für Professoren. Es werden hier immer mehr :-)
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