FH-Professur: Wann zu alt für den Einstieg?

Irgendwann ist jeder fertig. Und dann darf er sich hier austoben :-)
wannabe
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FH-Professur: Wann zu alt für den Einstieg?

Beitrag von wannabe »

Hallo allerseits,

wann ist man eurer Einschätzung nach zu alt für eine FH-Professur? Schon klar, dass man mit einem absolut exzellenten Lebenslauf, als CEO in tollen Firmen oder als weltbekannter Künstler lange gefragt sein dürfte, aber mir geht es um einen "normalen" Lebenslauf: sehr gute Promotion (Geisteswiss.), Auslandserfahrung, einige Jahre in einem kleinen Unternehmen angestellt oder freiberuflich unterwegs....
In letzter Zeit habe ich immer wieder gesehen, dass Bewerber um die Anfang 30 eingestellt wurden.

Danke für eure Meinung!
Zuletzt geändert von Sebastian am 13.01.2018, 17:36, insgesamt 1-mal geändert.
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flip
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Re: Wann zu alt?

Beitrag von flip »

Was willst du denn jetzt hören?
Natürlich bist du mit Mitte 30 zu alt, weil du ja nun einige kennst, die mit Anfang 30 Profesor geworden sind.

Oder doch etwa nicht?

Wenn du so pauschal nur nach dem Alter gehen willst, was in der Realität totaler Murks ist, dann ist die Altersgrenze für die Verbeamtung des jeweiligen Bundeslandes bzw. des Bundes wohl deine Grenze. Denn ab da musst du anfangen zu rechnen (wenn es den einen finanziellen Aspekt gibt). Das kann allerdings von 45 bis "gar keine Grenze" alles sein.
mm42
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Re: Wann zu alt?

Beitrag von mm42 »

wannabe hat geschrieben:wann ist man eurer Einschätzung nach zu alt für eine FH-Professur?
In gewisser Weise stellen die Altershöchstgrenzen für die Verbeamtung in einigen Bundesländern eine Art "natürliche Grenze" dar.
oclock
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Re: Wann zu alt?

Beitrag von oclock »

mm42 hat geschrieben:
wannabe hat geschrieben:wann ist man eurer Einschätzung nach zu alt für eine FH-Professur?
In gewisser Weise stellen die Altershöchstgrenzen für die Verbeamtung in einigen Bundesländern eine Art "natürliche Grenze" dar.
Bis zu dieser Altersgrenze ist eine Verbeamtung möglich. Darüber hinaus kann der Kandidat im außertariflichen Angestelltenverhältnis eingestellt werden, wenn die Hochschule Interesse hat.
oclock
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Re: Wann zu alt?

Beitrag von oclock »

wannabe hat geschrieben:Hallo allerseits,

wann ist man eurer Einschätzung nach zu alt für eine FH-Professur? Schon klar, dass man mit einem absolut exzellenten Lebenslauf, als CEO in tollen Firmen oder als weltbekannter Künstler lange gefragt sein dürfte, aber mir geht es um einen "normalen" Lebenslauf: sehr gute Promotion (Geisteswiss.), Auslandserfahrung, einige Jahre in einem kleinen Unternehmen angestellt oder freiberuflich unterwegs....
Ich habe keine belastbare Statistik, aber "gefühlt" scheinen die meisten Professoren zw. ca. 35-40 berufen zu werden. In technischen Bereich geht es eigentlich auch kaum viel früher:
* Studium mit ca. 26-27 zu ende
* Je nach Uni/Fachbereich: 3-5 Jahre Promotion
* Dann noch 3 Jahre außeruniversitäre Berufserfahrung sammeln
=> Beamtenrechtliche Vorraussetzungen sind mit 32-35 Jahren erfüllt (Bestimmt gibts dann auch noch die Überflieger, die 1-2 Jahre früher fertig sind, die lasse ich jetzt aber mal aussen vor).

ABER: Nach 3 Jahren außeruniversitärer Berufserfahrung hat man es meist noch nicht weit gebracht. Der erste Aufstieg kommt meist nach 3-5 Jahren. Wenn man dann in dieser Position noch 3-5 Jahre Erfahrungen sammelt...
=> Der Kandidat mit normalem Lebenslauf dürfte mit 35-42 Jahren interessant sein.

Jetzt rechne noch dazu, dass ein Berufungsverfahren i.d.R. 1-2 Jahre dauert, in Einzelfällen sogar noch länger und das nicht jede Bewerbung zum Erfolg führt, dann kannst Du Dir ausrechnen, wann Du mit Bewerbungen anfangen solltest, um in einigen Ländern nicht schon zu alt zu sein.
Die Höchstaltergrenze liegt aber meist bei ca. 50 Jahre, siehe:

Altersgrenzen für Verbeamtung

Allerding besteht auch die Möglichkeit im außertariflichen Angestelltenverhältnis eingestellt zu werden, falls man der Wunschkandidat ist, aber für eine Verbeamtung schon zu alt ist. Dann hat man aber einen ziemlich großen finanziellen Nachteil, der den Job richtig unattrakiv erscheinen lässt, siehe:

Angestellte Professoren
und
Anstellung oder Verbeamtung? – Zur Berechnung nettoeinkommensäquivalenter Zuschläge

In letzter Zeit habe ich immer wieder gesehen, dass Bewerber um die Anfang 30 eingestellt wurden.
Damals habe ich gesehen, dass viele schon mit 18 ihr erstes eigenes Auto hatten. Mit 20 hatte ich dann meins. So what?
Zuletzt geändert von oclock am 09.03.2018, 20:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wann zu alt?

Beitrag von mm42 »

Ich bin Anfang 40 und habe letztes Jahr bei sechs Gesprächen mit verschiedenen Berufungskommissionen nie gehört, dass mein relativ hohes Alter ein Problem wäre. Wenn mein Alter ein Problem gewesen wäre, dann wäre das sicher bei zumindest einigen dieser Gesprächen angesprochen worden (wie z.B. meine relativ lange Kündigungsfrist bei meinem derzeitigen Arbeitgeber, die mehrfach angesprochen wurde).

Ich habe aber den Eindruck, dass man bei einem Bewerber in meinem Alter erwartet, dass er eine Führungsposition in der Industrie erlangt hat.
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Re: Wann zu alt?

Beitrag von FerdiFuchs »

mm42 hat geschrieben:Wenn mein Alter ein Problem gewesen wäre, dann wäre das sicher bei zumindest einigen dieser Gesprächen angesprochen worden
Das ist mit einiger Vorsicht zu genießen: Möglicherweise spielen hier rechtliche Bedenken hinsichtlich Diskriminierung eine Rolle. Selbst wenn den Bewerbern Informationen zu möglichen Hinderungsgründen weiterhelfen würden, kennt nicht jedes BK-Mitglied die genauen rechtlichen Rahmenbedingungen und weiß, welche Aussagen erlaubt sind und welche nicht. Im Zweifelsfall spricht man ein Problem lieber nicht offen an statt eine mögliche Anfechtung des Berufungsverfahrens und Schadenersatzansprüche zu riskieren.

Disclaimer: Das ist kein Plädoyer dafür, dass ein höheres Alter tatsächlich ein Nachteil ist - derartige Erfahrungen habe ich nicht gemacht.
oclock
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Re: Wann zu alt?

Beitrag von oclock »

mm42 hat geschrieben: Ich habe aber den Eindruck, dass man bei einem Bewerber in meinem Alter erwartet, dass er eine Führungsposition in der Industrie erlangt hat.
Das ist genau der springende Punkt. Da für eine FH Professur Berufserfahrung wichtig ist, sogar teilw. in leitender Position (steht so teilw. wörtlich in den Stellenausschreibungen), wird ein junger Berufseinsteiger oftmals keine Zusage für eine Professur erhalten. Von welchen praxisnahen Erfahrungen will er den Studenten etwas erzählen? Er muss selbst noch ne ganze Menge Praxis erlernen.

Eine Ausnahme könnte aber durchaus sein, wenn die Hochschule Probleme hat, die Stelle zu besetzen. Vielleicht nehmen sie dann lieber einen jungen Kandidaten, der dann mit seinen Aufgaben wachsen muss, als ständig Lehrbeauftragte einzustellen.

Und nach oben hin gibt es keine bzw. nur die rechtlichen Grenzen, die aber nur für die Verbeamtung gelten, nicht für die Einstellung im außertariflichen Angestelltenverhältnis. Aber je älter jemand ist, desto mehr Karriere sollte er gemacht haben, um attraktiv zu sein.

Ganz interessant finde ich, die CVs von neuberufenen Professoren zu lesen. Die Technische Hochschule Mittelhessen hat z.B. eine eigene Seite wo solche "News" aufgelistet werden: Personalien THM. Bei manchen steht das Alter dabei (z.B. wurde kürzlich ein 51 jähriger berufen), bei anderen kann man anhand der Bilder erahnen, dass sie keine 35 mehr sind (soll nicht abwertend gemeint sein). Viele hatten vor der Berufung leitende Positionen inne gehabt, andere haben sich in der Entwicklung einen Namen gemacht, sind an vielen Patenten beteiligt etc. Ein "Schema F" konnte ich nicht erkennen, ausser das niemand aus einer Einsteigerposition heraus berufen wurde...

Das was FerdiFuchs geschrieben hat ist übrigens tatsächlich so: Umso weniger Angriffsfläche die Berufungskommission einem Kandidaten gibt, umso besser ist es in Bezug auf rechtliche Konsequenzen...
mm42
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Re: Wann zu alt?

Beitrag von mm42 »

FerdiFuchs hat geschrieben: Selbst wenn den Bewerbern Informationen zu möglichen Hinderungsgründen weiterhelfen würden, kennt nicht jedes BK-Mitglied die genauen rechtlichen Rahmenbedingungen und weiß, welche Aussagen erlaubt sind und welche nicht. Im Zweifelsfall spricht man ein Problem lieber nicht offen an statt eine mögliche Anfechtung des Berufungsverfahrens und Schadenersatzansprüche zu riskieren.
Ja, das kann sein. Aber wenn man einen Bewerber für "zu alt" hält, dann lädt man ihn wahrscheinlich gar nicht erst zu einem Gespräch oder Probevortrag ein (das Alter ist aus den Bewerbungsunterlagen ja auch für "Laien" direkt ersichtlich).
Weatherhead
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Re: FH-Professur: Wann zu alt für den Einstieg?

Beitrag von Weatherhead »

FH Professoren sind im Durchschnitt bei der Berufung 44 Jahre alt. Das DZHW hat im letzten Jahr eine Studie veröffentlicht, die die Bewerbungen und Berufungen auf FH Professuren im Detail beleuchtet hat (siehe Seite 75). Hier ist der Link.

http://www.dzhw.eu/pdf/pub_fh/fh-201703.pdf

Daon abgesehen wurde ja bereits in den anderen Posts darauf hingewiesen, dass die Bundesländer jeweils eigene Höchstalter haben, bis zu denen sie verbeamten.
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