Erstberufung als Prof. an Privater FH, danach zu Staatlicher wechseln?

Irgendwann ist jeder fertig. Und dann darf er sich hier austoben :-)
mashdoc
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Erstberufung als Prof. an Privater FH, danach zu Staatlicher wechseln?

Beitrag von mashdoc »

Hi,

ich bewerbe mich seit ca. vier Monaten aus der Industrie heraus auf Professuren an Fachhochschulen im Bereich WiWi. Ich erfülle die meisten Voraussetzungen (Promotion, >5 Jahre relevante Berufserfahrung). Wo es hapert, ist die pädago. Erfahrung. Ich habe noch nie doziert bzw. eine Vorlesung geplant. Jetzt im Dezember nehme ich an einem Hochschuldidaktik-Kurs teil.

Ich wurde bereits einmal zum Vorsingen an eine staatl. FH eingeladen, jedoch bekam ich die Stelle nicht. Aktuell bin ich im Gespräch mit einer privaten FH (staatl. anerkannt). Angenommen ich werde berufen und trete die Stelle an (Angestelltenverhältnis). Ich könnte also Lehrerfahrung sammeln. Verbaue ich mir dadurch den späteren Weg/Wechsel an eine staatliche FH? Oder wäre die Lehrerfahrung eher förderlich?

Danke und Grüße
MD
praktikum
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Re: Erstberufung als Prof. an Privater FH, danach zu Staatlicher wechseln?

Beitrag von praktikum »

Spielt es für Dich denn so eine große Rolle, ob Du an einer privaten oder staatlichen FH bist?

Du musst Dich selber fragen, ob Du Dich aus Deiner jetzigen Anstellung oder der privaten FH besser auf eine Professur vorbereiten kannst. Die Frage hättest Du Dir schon stellen sollen, bevor Du mit der priv. FH ins Gespräch getreten bist.
mashdoc
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Re: Erstberufung als Prof. an Privater FH, danach zu Staatlicher wechseln?

Beitrag von mashdoc »

Hallo, die Arbeitsplatzsicherheit bei staatl. FHs ist größer (Verbeamtung).

Eine Vorbereitung auf die Professur wäre von einer anderen Professur an einer privaten FH leichter. Mit meinem Industrie-Job hatte und habe ich keinerlei Zeit, um Lehrerfahrungen zu sammeln oder ein Netzwerk zu bilden.

Ich frage mich nur, ob bei einer ausgeschriebenen Professur an staatl. FHs mit der Nase gerümpft wird, wenn ich mich von einer privaten FH bewerbe. Oder ob die dadurch gesammelte Erfahrung nicht überwiegt.
flip
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Re: Erstberufung als Prof. an Privater FH, danach zu Staatlicher wechseln?

Beitrag von flip »

Natürlich überwiegt die Lehrerfahrung. Was ist denn die Alternative?
Inan01
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Re: Erstberufung als Prof. an Privater FH, danach zu Staatlicher wechseln?

Beitrag von Inan01 »

Es ist offengesagt nicht allzu schwer Lehrerfahrung zu sammeln. Das ist auf der anderen Seite auch für dich eine super Möglichkeit festzustellen, ob das überhaupt langfristig etwas für dich ist.
Ich bin noch nicht mit der Promotion ganz durch und habe schon über sechs Jahre Lehrerfahrung ansammeln können (also auf eigene Rechnung - nicht im Rahmen der Hochschule an der ich promoviert werde).

Geh einfach mal auf einige Websites von FH's in deiner Umgebung und schau nach Lehraufträgen. Derzeit sind auch Fernstudienprogramme mega im Kommen und suchen wie irre nach Dozenten. Das hat den zusätzlichen Vorteil, dass es dann oftmals ein paar Blockveranstaltungen sind, sodass du nur ein paar Tage im Semester, statt fast jeden Tag lehren müsstest. Im Lebenslauf aber macht das keinen Unterschied. Wenn du schon praktisch die Bedingungen erfüllst, solltest du es weitaus leichter haben so eine Stelle zu bekommen. Mach das ein-zwei Semester und dann sollte der Berufung eigentlich nichts mehr im Weg stehen...
Latrino

Re: Erstberufung als Prof. an Privater FH, danach zu Staatlicher wechseln?

Beitrag von Latrino »

Vor demselben Problem stehe ich auch, und aus meiner Sicht hat es mehrere Dimensionen:

Die ersten Dimensionen will ich nur erwähnen, weil sie (für Dich) nicht allzu wichtig erscheinen: Brutto-Netto-Verhältnis (netto W2 privat = 0,75 * netto W2 staatlich), Weisungsgebundenheit (privat = Du hast einen Chef, staatlich = Du bist der Chef), Pension (Rente W2 privat = 0,6 * W2-Pension), Arbeitsplatzsicherheit (W2 privat = kündbar, W2 staatlich = lebenslange Job-Garantie). Letzteres wird ab in ca. 10 Jahren wichtig werden, wenn der Studentenberg auf Grund der Demografie abebbt. Die ganzen privaten FHs werden sich dann verschlanken.

Lehrerfahrung zu sammeln ist auch aus meiner Sicht extrem wichtig für Dich, denn Lehre wird die Haupttätigkeit sein, mit der Du Dich beschäftigst. Woher willst du wissen, ob es überhaupt etwas für Dich ist? Man sollte sehr vorsichtig sein, den Job zu wollen (vielleicht auf Grund der Pfründe, s.o.), wenn man nicht weiß, ob man mit (FH-)Studenten überhaupt klar kommt. Denn plötzlich stehst Du auf der "anderen Seite", und Du kannst nicht erwarten, dass da immer nur top-motivierte Leute sitzen. Im Gegenteil: oft hast Du dort Leute, die den Titel wollen, und das mit möglichst geringem Aufwand.

Zur eigentlichen Frage:
Ich bin selber im Bewerbungsprozess (während die anderen Antwortenden hier offensichtlich nicht mal die Mindestanforderungen erfüllen und mal wieder nur vom Hörensagen posten) und denke, dass die Berufungskommissionen an den staatlichen FHs lieber jemanden nehmen, der "direkt aus der Wirtschaft" kommt und somit etwas für den Praxis-FH-Transfer mitbringt. Wenn jemand schon 5 Jahre an eine privaten FH ist und nebenbei viel nachweislichen Kontakt zur Wirtschaft hat - ok, das mag gehen. Aber sonst: Was für ein Argument hast Du, Dich von einer privaten FH wegzubewerben? Doch eigentlich eher die Pfründe, siehe oben.
Zuletzt geändert von Latrino am 08.12.2016, 15:28, insgesamt 1-mal geändert.
mashdoc
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Re: Erstberufung als Prof. an Privater FH, danach zu Staatlicher wechseln?

Beitrag von mashdoc »

@Latrino: danke. Die Verbindung zur Praxis versuche ich definitiv nicht zu verlieren. Ich habe bereits durchklingen lassen bei der privaten FH, dass ich einer Nebentätigkeit nachgehen werde. Während sich meine bisherige Berufserfahrung auf leitende Funktionen in großen, bekannten Unternehmen bezieht, werde ich neben einer potentiellen Professur wohl Geschäftsführer eines KMU sein (kein Allein-GF, keine Routineaufgaben).

Ein möglicher späterer Wechsel zu einer staatl. FH wäre selbstverständlich interessant aufgrund der Sicherheiten der Verbeamtung.

Neben dem Beruf Lehrerfahrung zu sammeln ist in meiner jetzigen Position nahezu unmöglich. Und v.a. habe ich Grund zur Annahme, dass mein Arbeitgeber dem nicht zustimmen würde. Was ich jedoch schon gemacht habe ist die Teilnahme an einem Hochschuldidaktik-Kurs.
Latrino

Re: Erstberufung als Prof. an Privater FH, danach zu Staatlicher wechseln?

Beitrag von Latrino »

Interessant @MashDoc. Was mich interessiert als jemanden, der in einer ähnlichen Situation ist, ist folgendes:

1. Wie alt bist Du? Und wie viele Jahre Berufserfahrung nach der Promotion hast Du?
2. Wie schaut es mit den wissenschaftlichen Veröffentlichungen und Vorträgen bei Dir aus? (Ist für eine FH-Stelle meist von untergeordneter Bedeutung, interessiert mich aber).
Neben dem Beruf Lehrerfahrung zu sammeln ist in meiner jetzigen Position nahezu unmöglich. Und v.a. habe ich Grund zur Annahme, dass mein Arbeitgeber dem nicht zustimmen würde.
Wenn Du eine leitende Funktion in einem großen Unternehmen innehast, dann bist Du doch selbst Herr Deiner Zeit und Deiner Aufgabenverteilung. Kannst Du hierzu noch etwas ausführen?

Zum Thema "Verbindung in die Praxis": Warum arbeitest Du nicht jetzt schon als der GF des KMU?
mashdoc
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Re: Erstberufung als Prof. an Privater FH, danach zu Staatlicher wechseln?

Beitrag von mashdoc »

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Zuletzt geändert von mashdoc am 30.11.2023, 14:52, insgesamt 1-mal geändert.
algol
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Re: Erstberufung als Prof. an Privater FH, danach zu Staatlicher wechseln?

Beitrag von algol »

@latrino. Nebentätigkeiten sind genehmigungspflichtig durch den AG. Egal ob großes oder kleines Unternehmen.
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