Frauenbeauftragte bei Bewerbungsgespräch für FH-Professur

[mm42]

Hallo,

Ich (männlich) habe mich zum ersten Mal auf eine FH-Professur im Bereich der Informatik beworben und tatsächlich eine Einladung zum Vorstellungsgespräch erhalten. Bei diesem Gespräch wird u.a. die Frauenbeauftragte der Fakultät anwesend sein.

Welche Fragen könnte oder muss die Frauenbeauftragte mir stellen? Ich könnte mir vorstellen, dass sie fragt, wie man den Anteil weiblicher Studierender in technischen Studiengängen erhöhen könnte.

Danke und Grüße, MM42

[Elbfroggi]

Hallo mm42,

die Frage nach der Erhöhung des Anteils weiblicher Studierender (und vielleicht auch nach deiner Erklärung für die aktuelle Unterrepräsentanz) würde ich in diesem Fach auch erwarten. Ggf. auch nach späteren Förderstrategien (Doktorandinnen), je nachdem, ob das an dieser FH eine Rolle spielt/ es Kooperationen gibt.

Ansonsten: Inwiefern lehrst du gendersensibel bzw. lässt Genderaspekte in deine Lehre mit einfließen? Wie trägst du mit deiner Lehre dazu bei, vorhandene Studentinnen zu halten und zu motivieren? Je nach Ausrichtung auch diversitysensibel/ Diversitätsaspekte.

Viel Erfolg!

[Green Goddess]

Die Frage nach Strategien zur Erhöhung des Frauenanteils in MINT-Fächern wäre aus meiner Sicht in FH/Uni größtenteils fehl (lies: spät) am Platz. Profs an FH/Uni treffen bereits auf Studentinnen (oder eben leider nicht), die diese Entscheidung bereits getroffen haben. Diese Fragen sollten spätestens in die Strategiediskussionen zu Sek II fallen.

PS Ich fress' Kreide und lasse das Diskriminierungspotential von Frauen- vs Gleichstellungsbeauftragte heute unhinterfragt.

[mm42]

@Elbfroggi: Vielen Dank für die schnelle Antwort.

Ansonsten: Inwiefern lehrst du gendersensibel bzw. lässt Genderaspekte in deine Lehre mit einfließen? Wie trägst du mit deiner Lehre dazu bei, vorhandene Studentinnen zu halten und zu motivieren?

Könntest Du mir bitte ein Beispiel nennen wie ich z.B. bei einer Vorlesung über eine Programmiersprache die vorhandenen StudentInnen gezielt motivieren kann?

[Elbfroggi]

@mm42: Sorry, das kann ich jetzt nicht so aus dem Ärmel schütteln. Aber es gab mal eine Tagung dazu (auf der ich aber selbst nicht war, http://www.mi.fu-berlin.de/fb/gender-sy ... i-2015.pdf), du findest bestimmt auf den Websites der Vortragenden was dazu.

@Green: Frage zu Strategien zur Erhöhung des Frauenanteils in MINT-Fächern wäre da spät, das stimmt! Aber ich habe genau diese Frage in einer BK schon gehört (anderes Fach, aber gleiches Prinzip)

[mm42]

@mm42: Sorry, das kann ich jetzt nicht so aus dem Ärmel schütteln. Aber es gab mal eine Tagung dazu (auf der ich aber selbst nicht war, http://www.mi.fu-berlin.de/fb/gender-sy ... i-2015.pdf), du findest bestimmt auf den Websites der Vortragenden was dazu.

Danke für den Link, den ich gut als Ausgangspunkt für eine Web-Recherche zu diesem Thema verwenden kann.

Eine Idee zur Vermeidung der Diskriminierung von Frauen in einem technischen Studiengang wären doch anonyme Klausuren (also nur Matrikelnummer statt Vor- und Nachname auf dem Deckblatt): Dann kann der Prüfer/Dozent am Namen auf der Klausur nicht mehr erkennen, dass es sich um eine weibliche Klausurteilnehmerin handelt und sie deshalb bewusst oder unbewusst schlechter bewerten (wenn der männliche Prüfer z.B. der Meinung ist, dass Frauen das jeweilige Fach sowieso nicht richtig verstehen können). Damit kann man auch der Diskriminierung von Klausurteilnehmern mit ausländisch klingenden Namen vorbeugen.

[LittleMonkey]

Als ich Teil eines Kommitees zur Vergabe einer W3-Professur war, hat unsere Gleichstellungsbeauftragte die Frage mehr in Richtung Vereinbarkeit von Beruf und Familie gestellt und wie die Kandidaten sich dort vorstellen könnten ihre Studenten und Angestellten zu unterstützen.

[praktikum]

Es besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass Dich die Frauenbeauftrage gar nichts fragt. Ihre Anwesenheit bedeutet bei den meisten Vorstellungsgesprächen, dass sich eine Frau für die Stelle beworben hat. Sie muss in diesen Fällen in allen Vorst.gespr. dabei sein, damit die Fairness gewährleistet ist oder eine eventuelle Benachteiligung dokumentiert wird.

Bei Stellen wie Professur kommt es so ein bisschen auf die Zwischentöne an. Wie Du z.B. reagierst, falls eine Mitarbeiterin schwanger wird. Du bewirbst Dich aber nicht für eine Stelle, deren Aufgabe es ist Studentinnen für die Uni zu werben oder gesellschaftspolitische Veränderungen voran zu treiben.

[Vollkornpizza]

Ich denke, dass praktikum recht hat, dass es nicht unwahrscheinlich ist, dass sie gar nichts fragt, trotzdem noch mein Senf dazu:

Die Frage nach Strategien zur Erhöhung des Frauenanteils in MINT-Fächern wäre aus meiner Sicht in FH/Uni größtenteils fehl (lies: spät) am Platz. Profs an FH/Uni treffen bereits auf Studentinnen (oder eben leider nicht), die diese Entscheidung bereits getroffen haben. Diese Fragen sollten spätestens in die Strategiediskussionen zu Sek II fallen.

Die Anmerkung von GG könnte bereits ein Teil deiner Antwort sein: Dass du dich an den Tagen der offenen Tür, bei Schnuppervorlesungen/Probestudium. gezielt an Mädchen richten möchtest, etc. An der RWTH Aachen gibt es doch diese Workshop-Wochen, die sich nur an Schülerinnen richten, da könnte man was abkupfern...

Auch in einer Vorlesung über Programmiersprache kann man sich gendersensibel ausdrücken: "Der Programmierer/die Programmierin" abwechseln und "user und userinnen" abwechselnd benutzen, etc.

Dass du versuchst, unterbewusstes gender-bias zu vermeiden, etc.

Viele Grüße
VP

[mm42]

Die Anmerkung von GG könnte bereits ein Teil deiner Antwort sein: Dass du dich an den Tagen der offenen Tür, bei Schnuppervorlesungen/Probestudium. gezielt an Mädchen richten möchtest, etc. An der RWTH Aachen gibt es doch diese Workshop-Wochen, die sich nur an Schülerinnen richten, da könnte man was abkupfern...

An der Uni, wo ich studiert und promoviert habe, hatten wir auch so einen Schülerinnen-Technik-Tag. Dabei durften aber nur WissenschaftlerINNEN den Schülerinnen was erzählen/zeigen. Meine KollegINNEN waren davon aber nicht so begeistert, weil das noch eine weitere Aufgabe war, und sie fast jedes Mal da mitmachen mussten (zusätzlich zu den ganzen anderen Gleichstellungs-Sachen), weil es eben wenige WissenschaftlerINNEN gab.