Professur an einer FH oder PH

[abc82]

Ich bin bald fertig mit meiner Promotion und versuche nun herauszufinden, was ich danach überhaupt machen möchte. Eine Professur an einer reinen Uni schreckt mich zur Zeit noch total ab. Auch aufgrund der gestellten Anforderungen.

Nun habe ich irgendwo gehört, dass es mit einer Professur an einer PH oder FH ganz anders aussieht, da der Fokus auf der Lehre liegt und man nicht nur damit beschäftigt ist, Drittmittel einzuwerben.

Leider habe ich im Netz nichts zu offenen Stellen noch zu Stellenprofilen und Anforderungen gefunden.

Hat jemand von euch Erfahrungen und würde diese mit mir teilen?

[flip]

Die Fachrichtung wäre hilfreich...

[abc82]

Ooops, sorry.
Schulpädagogik
Bin zwar gerade im südlichsten Süddeutschland, würde aber überall hingehen

[mantor]

Also an Fachhochschulen braucht es doch meistens – so zumindest habe ich es hier im Forum gelernt – mindestens fünf Jahre Berufserfahrung, oder? Wie das an der PH aussieht, weiß ich natürlich nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass man da auch in den meisten Fächern habilitiert sein muss oder "habilitationsadäquate Leistungen" vorweisen muss. Direkt von der Promotion auf eine Professur zu kommen, halte ich für eher unwahrscheinlich, auch wenn der Bereich Pädagogik und Didaktik gerade boomt wie kein anderer.
Eine andere Möglichkeit wären natürlich Juniorprofessuren, die es in diesem Bereich durchaus häufig gibt und die ja auch dazu befähigen, auf eine "richtige" Professur zu kommen. Ausschreibungen zu freien Stellen sammelt der Deutsche Hochschulverband, in dem man auch als promovierter Wissenschaftler Mitglied werden kann.

[flip]

Nun, PH's haben ja auch das Promotionsrecht, folglich wird eine Habilitation oder Juniorprofessur benötigt. Siehe hier Stellenausschreibung:

http://www.ph-karlsruhe.de/fileadmin/us ... 1_2014.pdf

Allerdings interessant, was der Geneder-Wahn anrichtet. Im erste Satz werden konform beide Geschlechter angesprochen. Hinten raus dann "Diese Professur soll durch das Professorinnenprogramm finanziert werden." Du Bewerbung schließt also Bewerber aus. Da gab es doch schonmal einen Fall in Berlin... Aber egal.

Bei nem Freund von mir wurde die Promotioszeit auf die Berufserfahrung angerechnet, sodass er nur zwei Jahre in der Praxis arbeiten "musste". Aber das war Abwägungssache der Kommission. Du musst also erst einmal einen Job finden!

[DocX]

Hallo,

also an FHs ist es so geregelt, dass du i.d.R. promoviert sein muss (u.a. in künstlerischen Berufen, wo eine Promotion unüblich ist, kann es anders aussehen) und 5 Jahre Berufserfahrung haben musst. Und, jetzt kommt der Clou: mindestens 3 davon außerhalb der Hochschule.
D.h. wenn du jetzt z.B. schon drei Jahre an einer Schule unterrichtet hast und dann sagen wir 4 Jahre an der Uni promoviert hast, wärst du prinzipiell "berufbar".
Wenn deine Promotion über ein Stipendium gelaufen wäre und du nicht angestellt an einer Uni gewesen wärst, würde das nicht als Berufserfahrung gelten. Bei Selbstständigen Tätigkeiten musst du nachweisen, dass du eine bestimmte Menge gemacht hast usw. Das sind dann die Grenzfälle. Wenn eine FH jemanden unbedingt haben will und er ein "Grenzfall" ist, findet sich aber meist ein Weg.
Die Frage ist also: was hast du nach deinem Abschluss an der Uni gemacht? Gleich promoviert und das direkt an der Uni?
Drei Dinge sind hilfreich bei einer Bewerbung auf eine FH-Professur: Promotion (meist Voraussetzung), Lehrerfahrung und Veröffentlichungen.
Wenn du also dorthin willst und es nicht gleich klappt, könntest du deinen Lebenslauf mit Lehraufträgen und Veröffentlichungen versuchen aufzuwerten.

Viel Erfolg

[abc82]

Danke!
Ich habe nur Berufserfahrung in der Uni, nicht außerhalb. Wird also schwer werden für mich, obwohl ich denke, dass dies gut passen würde für mich...

Bin kein Mitglied im Verband. Eine andere Übersicht für Professuren gibt es nicht, oder?

[flip]

Also, als universitätsabsolvent belächelt man die FH ja immer ganz gerne. ABER: Es ergibt durchaus Sinn, dass dort nicht Dozenten arbeiten, die direkt von der Uni kommen und das reale Leben noch nicht so wirklich mitbekommen haben. Du solltest dich also erst einmal um die Berufgserfahung kümmern. Dann hältst du nebenbei noch Vorlesungen und Vorträge, sodass du die Hochschule nicht aus den Augen verlierst. Und dann klappt es auch mit der Professur!

[BertaFrieda]

Hallo,

ich halte es für fraglich, dass es Schulpädagogikprofessuren an FHs gibt, denn es werden meines Wissens nach in Deutschland keine LehrerInnen an Fachhochschulen ausgebildet. Die PHs in Baden-Württemberg (an denen LehrerInnen und ErziehungswissenschaftlerInnen ausgebildet werden, die beide Schulpädagogik brauchen könnten) sind den Universitäten gleichgestellt (Promotionsrecht) und besetzen ihre Professuren entsprechend (Habilitation ist wohl meist nötig).

Im pädagogischen Bereich gibt es an Fachhochschulen solche Fächer wie Soziale Arbeit oder vielleicht auch Frühpädagogik (vielleicht ja auch noch andere, keine Ahnung). Als Schulpädagogin würde ich mir da nur bedingt Chancen ausrechnen, denn es gibt ja auch Leute, die direkt in diesen Themenbereichen promoviert und dort auch ihre außeruniversitären Berufserfahrungen erworben haben.

Gruß
Bertafrieda.

[Maria90]

Hallo,

also ich arbeite als wiss. MA an einer FH. Bei uns ist es in der Tat so, dass die meisten Profs / Dozenten eher mit Lehre als mit Forschung/Drittmittel beschäftigt sind. Dafür sind es aber häufig auch keine Vollzeit-Stellen, dass sollte man auch wissen. Und: Berufserfahrung! Der praktische Bezug muss gegeben sein.

Meist wird erst einmal ein Lehrauftrag vergeben und häufig gab es vorher schon Gastvorträge von der entsprechenden Person. Direkt von 0 auf 100 eine Professur an einer FH zu bekommen, halte ich für schwierig. Und ob es Pädagogik an FHs gibt ,weiß ich nicht. Ist mir zumindest nicht bekannt.