FH-Professur - Ablauf der Probevorlesungen

[Magnus]

Hallo zusammen,

ich werde demnächst erstmalig eine Probevorlesung an einer FH halten und würde mich gerne mit Leuten austauschen, die Erfahrungen damit haben.
Mich interessiert allgemein der Ablauf einer solchen Veranstaltung.
Wäre schön, wenn es hier Leute mit entsprechenden Erfahrungen gäbe.

Viele Grüße
Magnus

[DoneXY]

Bei mir war es so: Vorlesung zu einem gegebenen Thema vor ausgesuchten Studierenden (ca. acht), Professoren und Dozenten der Hochschule sowie geladenen Professoren aus der selben Stadt. Hierfür hatte ich 30min oder 45 min Zeit. Danach gab es eine kleine Diskussion zu meiner Vorlesung. Insgesamt waren ca. 20 bis 25 Leute anwesend. Allerdings hatte ich im Nachhinein nicht den Eindruck, dass Leute von meinem Fach anwesend waren. Immerhin waren die Studierenden teilweise sehr gut vorbereitet. Mit denen hat die Diskussion Spaß gemacht.

Anschließend hatten alle Anwesenden die Möglichkeit, mich mit Fragen - unabhängig von der Vorlesung - zu löchern. Dabei machten die Fragen ausnahmslos den Eindruck, dass niemand der Fragenden meinen Lebenslauf oder meine Veröffentlichungen kannt. Zumindest konnte ich keinen Zusammenhang erkennen.

Fazit: Wenn Du einmal soweit gekommen bist, hast Du kaum noch Kokurrenz. Es ist eine echte Chance, die mir zumindest auch Spaß gemacht hat. Ich habe die Stelle zwar nicht bekommen, doch habe ich mich ohnehin schon lange nicht mehr mit dem fraglichen Themengebiet beschäftigt.

[Magnus]

Hallo DoneXY,

danke für die Hinweise!

> Allerdings hatte ich im Nachhinein nicht den Eindruck, dass Leute von meinem Fach anwesend waren.
Du meinst, die Fragen waren auch nicht wirklich fordernd? Seltsam eigentlich: Die Berufungskommission müsste doch zumindest vom Fach sein.

>Anschließend hatten alle Anwesenden die Möglichkeit, mich mit Fragen - unabhängig von der Vorlesung - zu löchern.
Inwiefern unabhängig von der Vorlesung? Ging es dabei um Deine Person und Deinen Lebenslauf?

>Fazit: Wenn Du einmal soweit gekommen bist, hast Du kaum noch Kokurrenz
Siehst Du das wirklich so? Zumindest hatte ich bei dem bereits stattgefundenen Gespräch nicht den Eindruck, dass man mir richtig auf den Zahn fühlen wollte. Daher dachte ich, das kommt noch während den Probevorlesungen.

Viele Grüße
Magnus

[DoneXY]

Du meinst, die Fragen waren auch nicht wirklich fordernd? Seltsam eigentlich: Die Berufungskommission müsste doch zumindest vom Fach sein.

Fordernd waren sie durchaus. Aber ich fand sie fachlich nicht gerade punktgenau, sondern sehr allgemein. Diese Allgemeinheit ließ mich auf Halbwissen schließen. Das Problem einer kleinen Hochschule bei Besetzung der Kommission kann durchaus sein, dass die zu besetzende Stelle eine fachliche Lücke füllen soll. So lange die Stelle offen ist, gibt es niemanden, der die Kandidaten fachlich in die Mangel nehmen kann.

Es sollten zwar Prof. von anderen Hochschulen anwesend sein, um diese Lücke zu schließen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob sie gekommen sind.

Inwiefern unabhängig von der Vorlesung? Ging es dabei um Deine Person und Deinen Lebenslauf?

Unabhängig von meinem Vortrag wurde ich nach weiteren Teilgebieten meines Faches gefragt. Viele Fragen hätte sich bei Kenntnis meines Lebenslaufes schlicht erübrigt. Allerdings hätte ich auch problemlos behaupten können: Klar, kann ich, mach ich.

Siehst Du das wirklich so?

Außer mir kamen noch zwei zu einer Probelesung. Das ist doch eine Superchance. Ich bin mir auch sicher, wenn ich aufgetreten wäre wie Hans-Dampf-ich-kann-alles, hätte ich die Stelle gehabt.

[Klaus Unruh]

Ich hatte jetzt insgesamt drei Probevorträge für FH-Professuren im Bereich Soziale Arbeit; ein mal dritter Listenplatz, ein mal kein Listenplatz und ein mal Listenplatz, welcher es ist, ist mir aber noch nicht mitgeteilt worden.

An Fachhochschulen wird großen Wert auf Kompetenzen in der Lehre gelegt. Demnach werden auch häufig Probelehrveranstaltungen angefordert. Bei meinem letzten Probevortrag war es sogar eine Probelehrveranstaltung und ein Probevortrag. Die Probelehrveranstaltung soll zeigen, das man mehr kann als Vorträge.

Und das war bei der einen Veranstaltung (da, wo ich keinen Listenplatz bekommen habe) mein Fehler: ich habe das viel zu wenig als Lehrveranstaltung aufgezogen.

Die Versuchung ist groß, denn wenn man nur 30 Minuten Zeit hat, von diesen 30 Minuten ca. 3-4 Minuten für Vorstellung etc. draufgehen und auch noch 5-6 Minuten Zeit für Diskussion und Fragen bleiben sollen, dann hat man de facto nur 20, vielleicht 25 Minuten Zeit. In diesen 20 Minuten soll man jetzt eine Lehrveranstaltung zu irgendeinem Thema machen. Man weiß auch nicht, wie viele Studierende da sind; das können zwischen zwei und 15 sein; ebenfalls unbekannt ist: sind das Erstsemester oder Masterarbeitskandidaten? Daraus soll man also eine Lehrveranstaltung basteln und - das war bei mir jedenfalls so - auch die Mitglieder der Berufungskommission auf einmal für diese 20 Minuten behandeln wie Studierende.

Fehlerquelle für mich war: ich wollte ein Thema irgendwie rund machen, demnach zu viel Inhalt rüberbringen. Davon sollte man Abstand nehmen; aber trotzdem ein rundes Thema draus machen...

[Jucy]

Hallo Magnus,
falls du noch mitliest: was ist denn daraus geworden? Auch bei Klaus würde mich interessieren, welcher Listenplatz denn nun der offene war...
Liebe Grüße, jucy

[Klaus Unruh]

Bei mir ist's immer noch offen und so wird es wohl auch noch bis Ende Dezember, Anfang Januar bleiben; dies hat seinen Grund darin, dass es nun durch die Hochschul-Instanzen geht, die alle noch die Reihenfolge ändern können. Und da ich keine informellen Kontakte habe, bekomme ich auch nichts informelles mit.

[Jucy]

Puh, das klingt ja nach viel Geduld und einem langen Atem, den man braucht...
Ich drücke die Daumen und danke für das Update!

[Klaus Unruh]

Ja, Geduld und langen Atem braucht man auf jeden Fall. Es ist häufig eher so:

- Bewerbungsende
- 6-10 Wochen später: Einladung zum Probevortrag (sonst: keine Information)
- Probevortrag
- 1 Woche bis 2 Monate später: Info, das man auf der Liste steht (sonst: keine Information)
- 2 Monate später: Info, auf welchem Platz man steht

Wenn man gar nicht eingeladen wurde bekommt man dann nach 9-12 Monaten die Absage. Wenn man eingeladen wurde und nicht auf der Liste steht: zwischen Probevortrag und Besetzung der Stelle: keine Info; und das dauert Monate. Da kann man nur selbst aktiv werden, so ein bis zwei Monate nach dem Probevortrag und nachfragen.

Alles anders ist es natürlich, wenn man persönliche Kontakte hat und informelle Informationen bekommt.

Nicht vergessen: Zwischen Stellenausschreibung und Stellenbesetzung vergeht meist mind. 9 Monate, wenn nicht mehr als ein Jahr.

[Jucy]

Danke für die Beschreibung... das macht ja Mut!
Auf wie viele Ausschreibungen hast du dich denn bereits beworben? Ist ja jetzt auch nicht so, als würden da alle Naselang passende Stellen frei, wobei ich für Soziale Arbeit (das interessierte dich doch, oder?) schon immer wieder mal was gesehen habe in der letzten Zeit. Aber scheinbar kann man mit den Bewerbungen ja Jahre verbingen...