Karriereende mit 37?

Irgendwann ist jeder fertig. Und dann darf er sich hier austoben :-)
bbb

Re: Karriereende mit 37?

Beitrag von bbb »

@amygdalakrampf:

das klingt sehr schwierig und frustrierend.
Meine Erfahrungen mit der Arbeitsagentur sind auch nicht sehr ermutigend (siehe unten) und ich kann Dich gut verstehen, denn ich war auch lange Zeit auf Jobsuche und hatte auch ein paar erklärungsbedürftige Punkte im Lebenslauf. :wink:

Hast Du es mal mit einer Berufsberatung oder mit Coaching versucht?
Ich vermute mal, Deine derzeitige Einstellung zur Jobsuche ist derzeit ziemlich resigniert und "verzweifelt", das ist eine denkbar schlechte Ausgangsposition, um sich einem Arbeitgeber gut zu verkaufen.
Umso wichtiger ist es, dass Du jemanden hast, der Dir hilft, Dein Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl wieder aufzubauen.
Ein kostenpflichtiges Coaching ist vermutlich nicht in Deinem Sinne.
Aber vielleicht findest Du eine Beratungsstelle, wo es wenig oder nichts kostet. (ich schicke Dir noch eine PN mit Tipps)


Zum Wiedereinstieg in die Forschung kann ich wenig sagen, aber wie oben schon jemand schrieb: irgendwelche Qualitäten musst Du ja haben, und die sind sicherlich nicht nur im Rahmen Deines Fachgebiets in der Forschung einsetzbar sondern auch anderswo.
D. h., Du müsstest mal einen "Kassensturz" machen, überlegen, welche Erfahrungen Du neben Studium, Promotion und Post-Doc noch gemacht hast, was Du besonders gut kannst (Unwort soft skills) - wirklich ALLES sammeln (auch Interessen in der Jugend, private "Projekte", Ehrenämter, Dinge, die Du bei deinen letzten Jobs in Eigeninitiative gemacht hast, erfolgreich abgeschlossene Aufgaben, ...).
Das ist ein wichtiger erster Schritt, um wieder zu erkennen, wie viel man schon mitbringt!

Der Rat der Agentur für Arbeit wird Dir möglicherweise nicht weiterhelfen - bei mir hieß es auch immer nur "bei Akademikern sei das halt schwierig", ich bekam weitgehend unpassende Vorschläge für Stellenausschreibungen...
Ansonsten würde ich bei der AfA zumindest alles mitnehmen, was Du kostenlos kriegst (Bewerbungstraining etc. )
amygdalakrampf

Re: Karriereende mit 37?

Beitrag von amygdalakrampf »

Ich bin überwältigt von Euren Ideen und Eurer Resonanz, danke! :blume: :heart:
Ich fürchte, ich muß mir all Eure Beiträge ersteinmal notieren um für mich sortieren zu können, was ich schon versucht habe und was ich noch versuchen kann. Auf jedenfall zunächst einmal ein herzliches Dankeschön an alle!!! :heart:
amygdalakrampf

Re: Karriereende mit 37?

Beitrag von amygdalakrampf »

Laplace hat geschrieben:Ohne dich, deine Qualifikationen, deine Intressen, deine Region zu kennen, wird es mit sehr konkreten Tipps eher schwierig.
Ich hab mein Profil hier um meine Website erweitert. Ich wollte halt nicht gleich zu Beginn alle Hosen runter lassen. :wink:
bienah
Beiträge: 145
Registriert: 18.12.2009, 15:30
Status: fertig

Re: Karriereende mit 37?

Beitrag von bienah »

ich würde die Webseite wieder aus dem Profil entfernen! Es ist wichtig, dass du hier anonym bleibst, du kannst ja immer noch einzelnen Benutzern Informationen zu deiner Identität offenbaren.
Finslan

Re: Karriereende mit 37?

Beitrag von Finslan »

Da kann man Dir nur wirklich viel Glück wünschen und dass sich dann im neuen Jahr etwas Positives entwickelt-
Nachdem ich hier schon öfter den Coaching-Hinweis gelesen habe, wollte ich das noch etwas konkretisieren. Es gibt teilweise
bei der VHS sehr gute Coaching-Angebote, die preislich je nach Dauer zwischen ca.50-150€ gut finanzierbar und auch inhaltlich top sind.

Ich hatte dieses Jahr an solch einem Seminar für Führungskräfte von der VHS teilgenommen, was für 4 Termine knapp 100€ gekostet hat. Der Coach ist sehr renomiert und macht so was sonst insbesondere in Großunternehmen, für die man dort locker 2000€ pro Teilnehmer zahlt, aber da er auch eine "soziale Ader" hat macht er Coaching eben auch gelegentlich bei der VHS oder an Schulen.
Ich glaube Stiftung Warentest hatte dieses Jahr sogar mal VHS Angebote getestet, die teilweise sehr gut waren (am besten mal googlen). Das könnte jedenfalls eine Alternative zu Sachen von der AfA sein-die hat bei mir damals übrigens überhaupt nichts angeboten oder irgendwie Unterstützung geleistet. Das war nur vergeudete Zeit, bei der ich mir die Termine gerne gespart hätte, wenn ich nicht wg. der Rentenversicherung immer brav hätte antanzen müssen.

Alle Gute :blume:
amygdalakrampf

Re: Karriereende mit 37?

Beitrag von amygdalakrampf »

Dir auch ganz herzlichen Dank. Coaching gehört allerdings zu den Sachen, die ich schon bis zum Exzess ausprobiert habe und die daher für mich die nächsten Jahre ersteinmal nicht mehr in Frage kommen. :wink: :blume:

Auch ausprobiert habe ich die Möglichkeiten von Umschulung und Weiterbildung. Eine Umschulung durch das AA wird mir nicht gestattet, durch die Rentenversicherung per Gesetz nicht möglich. Gründlich recherchiert, mit den entsprechenden Personen besprochen und leider - sehr sehr leider! - verworfen.

Der Lehramtseinstieg, der hier angesprochen wurde: Bayern nimmt keine Quereinsteiger - als übrigens einziges Bundesland. Bei allen anderen habe ich mich beworben, aber bisher nicht mal Absagen bekommen. Bin im Leo eingeschrieben und bekomme die offiziellen Ausschreibungen, aber auch über die Schulen direkt war bisher nichts zu erreichen.

Weiterbildung: Mein Sachbearbeiter vom Arbeitsamt hat mir deutlich gemacht, daß ER sowas für mich nicht als Nötig ansieht und daher nicht zuläßt. Ich hab kein Geld es selbst zu tun. Das einzige, was mir finanziert werden würde ist ein weiterer Bewerbungstrainingskurs. Witzig nur - bis das Arbeitsamt seine Dozentenkriterien verschärfte und nur noch Sozialpädagogen als Bewerbungstrainer erlaubt, war ich selbst Dozentin in dem Bereich (2 Jahre lang).

Die übrigen Ideen werde ich jetzt mal angehen und Euch erzählen, ob und was dabei raus kommt. Vielen Dank! :heart:
Idris Elch

Re: Karriereende mit 37?

Beitrag von Idris Elch »

Der Lehramtseinstieg, der hier angesprochen wurde: Bayern nimmt keine Quereinsteiger - als übrigens einziges Bundesland.
Wurde das irgendwann in der letzten Zeit geändert? Ich kenne nämlich eine Biologin, die ursprünglich mal eine Promotion geplant hatte, dann aber hauptsächlich an Schulen unterrichtet hat (befristete Vertretungen). Das letzte Mal habe ich sie vor knapp einem Jahr gesehen, da war sie gerade an einer FOS. Und das war definitiv in Bayern.
amygdalakrampf

Re: Karriereende mit 37?

Beitrag von amygdalakrampf »

Idris Elch hat geschrieben: Wurde das irgendwann in der letzten Zeit geändert? Ich kenne nämlich eine Biologin, die ursprünglich mal eine Promotion geplant hatte, dann aber hauptsächlich an Schulen unterrichtet hat (befristete Vertretungen). Das letzte Mal habe ich sie vor knapp einem Jahr gesehen, da war sie gerade an einer FOS. Und das war definitiv in Bayern.
Ich weiß nicht, ob es geändert wurde, aber zumindest ist es jetzt so. Dahingehend habe ich mich gut informiert, weil es meinen Mann auch sehr nach Bayern zieht. Bist Du sicher, daß die Bekannte nicht doch während ihres Studiums auch parallel auf Lehramt studiert hat? Das haben einige gemacht, so auch ein Nachbar von mir (der hatte seine Habil in Biologie schon und ist dann noch mal Lehrer geworden) - ich leider nicht. LG
amygdalakrampf

Re: Karriereende mit 37?

Beitrag von amygdalakrampf »

MastaofDissasta hat geschrieben:Du lebst vermutlich in dem Alptraum, den die meisten haben, die eine Wissenschaftskarriere planen - allerdings stehen deine Chancen außerhalb der Wissenschaft gut, denn in der Regel geht man von einem Lock-In so um das 40. Lebensjahr aus. Danach gibt es oft kein Zurück mehr, weil man zu viel Zeit in der Wissenschaft verbracht hat.

So brutal es klingt, weil du vermutlich große Hoffnungen in das Praktikum gesetzt hat: Das wird kein Weg zurück in die Wissenschaft sein. Ich arbeite an einem Institut mit vorgeblich sozialpolitischem Auftrag und wir haben öfter mal Praktikanten oder andere Formen von Wiedereingliederungsmaßnahmen, die aber nie über die vorgesehen Laufzeit hinausgehen. Praktika zählen in der Wissenschaft relativ wenig und den Praktikanten werden vor allem Hiwi-Aufgaben übertragen. Wissenschaft ist ein brutales Geschäft, das von Angst regiert wird. Lehrstulhinhaber und Drittmittelgeber zögern bei Leuten, die nicht die ganz aalglatte Laufbahn hingelegt haben, weil niemand seinem eigenem Urteil vertraut.

Aber deine Chancen außerhalb der Uni sind als promovierte Naturwissenschaftlerin gut. Hast du mal an die pharmazeutische Industrie gedacht? Clinical Research Associates oder GCP-Beauftragte erfordern in der Regel eine kurze zusätzliche Qualifikation, die aber vom Arbeitsamt getragen werden kann oder auch vom Unternehmen, und weil man in der Studienkoordination viel mit Ärzten zu tun hat, suchen die Unternehmen gezielt promovierte Naturwissenschaftler.

Alles Gute :blume:
Hallo, herzlichen Dank für Deine Anregungen. Sehen wir der Sache direkt ins Auge: Es gibt keinen Fachkräftemangel. Es gibt einen Mangel an Fachkräften mit Berufserfahrung, die nicht angelernt werden müssen und möglichst wenig kosten. Gut oder sehr gut qualifiziert sein heißt daher leider nicht auch gesucht zu sein. Das ist ein Märchen, was uns immer wieder von den Medien eingeredet wird und was die meisten Menschen glauben, aber davon werden diese Märchen leider auch nicht wahr.

Die Wirtschaft ist doch sogar noch unbarmherziger als die Forschung - letztere ist ja zumindest an Autodidakten gewöhnt. Pharmazie ist Wirtschaft vom Feinsten. Was die sich wünschen kann zwar keiner wirklich als Arbeitnehmer erfüllen, aber zumindest wer direkt aus einem anderen Job kommt und nicht erst einmal mit den neuen Geräten vertraut gemacht werden muß, ist mir um drei Nasenlängen voraus. Wenn ich mir die Einstellungsvoraussetzungen von den Firmen anschaue kann ich da nicht im Mindesten mithalten. Ich habe keine Erfahrung in der Erzeugung von Pharmazeutika oder Medizinprodukten. Ich habe in der Grundlagenforschung solche Erzeugnisse nur verwendet, sie nie produziert. Meine methodischen Fähigkeiten sind autodidaktisch angeeignet, wie bei jedem promovierten Naturwissenschaftler, denn die Praktika im Studium dienen nicht der Vermittlung von Methodenbeherrschung sondern nur deren Kenntnis. Wenn ich schon mal einen Thermocycler gesehen habe und vielleicht sogar einmal unter Anleitung ausprobieren durfte kann ich noch lange keine eigenständige PCR aus dem Ärmel schütteln, auch wenn ich weiß was das Ding tut, bzw tun soll.

Und leider ist die Promotion kein besonderer Erfolgsfaktor, im Gegenteil - in der Biologie war er ohnehin von jeher die einzige Chance überhaupt einen Job zu bekommen, als Diplomer brauchte man es gar nicht erst zu versuchen - es sei denn man hatte zumindest etwas kaufmännische Qualitäten und konnte hinterher als Pharmavertreter gehen. Darum haben wir ja auch alle fleißig promoviert. Nun gut, ich wollte und ich wills auch gar nicht leugnen daß es die schönste Zeit meines Berufslebens war, aber das nutzt wenig bei Bewerbungen. Jedenfalls gibt es sehr viel mehr promovierte Biologen als Diplom Biologen, soviel ist sicher.

Du siehst, ich habe mich lange damit auseinander gesetzt, habe viele Bewerbungen an Pharmaunternehmen gesendet, initiativ wie auf Stellenausschreibungen - und nicht eine einzige hat mich zum Vorstellungsgespräch geladen. Darum - lieb gemeint und ich probiers zwischendurch auch immer mal wieder, aber ziemlich aussichtslos. :blume:
barbara
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Re: Karriereende mit 37?

Beitrag von barbara »

Hallo Amygdalakrampf,

die Idee mit dem Kassensturz ist gut.
die Idee nach einer Qualifizierungsweiterbildung zu suchen, ist m.E. Quark. Du BIST qualifiziert, für zweierlei. Nämlich als Molekularbiologe und als selbstständig arbeitender Dickbrettbohrer (Dr.). Erstere braucht vielleicht gerade niemand, zweitere sind immer nützlich. Nochmal: Du bist qualifiziert, Dir fehlt BERUFSErfahrung, nicht irgendeine Kursbestätigung.

Dann hätte ich zwei (völlig entgegengesetzte) Strategien:

1. Wenn Du normalerweise selbstsicher, schnell und entscheidungsfreudig bist, dann suche eine Stelle als Führungskraft (Fachwissen ist da nicht so wichtig, nur Fachverständnis) und unterstreiche Deine Qualität durch eine an der oberen Grenze angesiedelte Gehaltsforderung. Schwierig wird es, die "Lücke" zu erklären. Mach Dich sofort selbständig z.B. als Wissenschaftsjournalistin oder Dozentin - dann kannst Du zugeben dass das nicht "Dein Ding" sei und Du Dich verbessern willst. Eine gescheiterte Freiberuflichkeit ist verzeihlicher als lange Arbeitslosigkeit.

2. Bist Du eher der gründliche Sachbearbeitertyp, der still ein paar Jahre allein vor sich hinarbeitet und dann ein tolles, ggf aber weit zu gründlich gedachtes Ergebnis erbringst, dann bewirb Dich ggf ohne ausdrückliche Nennung Deines Dr.Grades auf eine "Zu-Arbeiter - Stelle" und wenn es ein Sekretariat in einem Pharmabetrieb oder in einem Biotech-Betrieb ist. Und zwar günstig. So günstig, dass sich für die Firma kein Risiko ergibt "die probieren wir halt mal aus". Dann hocharbeiten.

Letzteres war meine Strategie nach dem Diplom in einer "brotlosen Kunst" (aus Praktikum in die vertraglich nicht geregelte Halbtagsstelle, dann völlig überqualifiziert in eine Technikerstelle, von dort aus mit einschlägiger aber nicht dem Studium entsprechender Erfahrung spottbillig als Quereinsteiger in eine kleine Firma, von dort aus zur expandierenden Tochterfirma in den Wunschbereich F+E -gut bezahlt- und ich promoviere jetzt nebenberuflich).

Kopf hoch!!!!!!!
18. apr 2011;31. Dec 2013;f;hoffentlich klüger!
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