Karriereende mit 37?

Irgendwann ist jeder fertig. Und dann darf er sich hier austoben :-)
amygdalakrampf

Re: Karriereende mit 37?

Beitrag von amygdalakrampf »

Liebe Amalia,

ich weiß was ich kann: Mikrochirurgie (Axotomy, ONcrush und Ncrush des N. Ischiadicus), Molekularbiologie, Immunohistochemie, Histopathology von Nagern, menschlichem Spendermaterial und Hühnern, Western blot analysis und Gewebekultur (Retina, Rückenmark, Hirn). Ich purifiziere Motoneuronkulturen aus Hühnerembryonen und leitete während meiner Doktorandenzeit einen Medizinstudenten zur Etablierung einer Oligodendrozytenkultur an (2000-2003).

Ich erlernte in Berlin in vivo Elektrophysiology, Primäre Zellkultur (corticale Neurone, cerebellare Körnerzellen Kultur), gliale Zellbiologie und Tumorbiologie (Glioblastoma multiforme, publiziert 2002).

Während meiner Post Doc Zeit führte ich routinemäßig Biochemie (Protein Purifikation, pull-down techniques, analysis of posttranslational protein modifications in vitro and in vivo) und immunocytochemistry durch (publiziert 2006).

Sicher kann ich ne ganze Menge, das ist gar nicht der Punkt. Der Punkt ist, einen Arbeitgeber zu finden der dies nach so langer Zeit genauso sieht wie ich. Ich höre aber keine Resonanz von denen, Bewerbungen gehen ins bodenlose Leere. :heart:
Amalia

Re: Karriereende mit 37?

Beitrag von Amalia »

Hey! Das ist ja schon mal richtig viel. (Auch wenn ich als GeiWi keinen Schimmer habe, was das sein soll.)

Und wenn Du nun nicht in den Bereich Mikrobiologie willst, sondern Dich fachfremd bewirbst? Wo liegen da Deine Stärken? Welche (berühmt berüchtigten) Softskills hast Du? Womit könntest Du einen Personaler, der keine Ahnung von Mikrobiologie hat, überzeugen?
amygdalakrampf

Re: Karriereende mit 37?

Beitrag von amygdalakrampf »

Einen Personaler mit Softskills überzeugen? Wer hat das denn schon mal geschafft?

Tja, was für Softskills hab ich denn: Geduld, Kommunikationsfähigkeit, ich kann komplexe Zusammenhänge Zielgruppengenau simplifizieren und erklären, arbeite gern im Team, kann aber auch eigenverantwortlich und selbständig arbeiten, Kompromißbereitschaft, Ausdauer, handwerklich geschickt, erfasse rasch Zusammenhänge, bin gut im recherchieren, lerne schnell und gerne.

Da gibts sicher noch mehr, aber soviel dazu.
Amalia

Re: Karriereende mit 37?

Beitrag von Amalia »

Super! Und wenn Du jetzt auch noch jede Eigenschaft mit einem konkreten Beispiel belegen kannst, ist das sehr überzeugend.
amygdalakrampf hat geschrieben:Einen Personaler mit Softskills überzeugen? Wer hat das denn schon mal geschafft?
Ich zum Beispiel. Und alle die anderen zahlreichen Menschen auf dieser Welt, die einer fachlich unspezifischen Tätigkeit nach gehen, z.B. als Projektmanager, Referenten, usw.
Unterhalte Dich mal mit Geisterwissenschaftlern. Nur ein Bruchteil der Anglisten, Kunsthistoriker, Soziologen, Kulturwissenschaftler, etc. geht einer Tätigkeit nach, die etwas mit ihrer Promotion zu tun hat. Oft hat der Job noch nicht einmal entfernt etwas mit dem Studium zu tun. Es ist nicht einfach so einen Job zu bekommen; aber es geht, wenn man sich über sein Profil jenseits des fachlichen im klaren ist und breit genug nach Jobs umschaut. :blume:
amygdalakrampf

Re: Karriereende mit 37?

Beitrag von amygdalakrampf »

Liebe Amalia,
sei mir nicht böse, aber es funktioniert so nicht. Ich weiß, das erzählen einem die Coaches, daß man doch auch die Softskills verwenden soll und das man sie einbinden soll. Weiß ich alles, tue ich auch seit meiner Post Doc Zeit. Es funktioniert nur nicht!

Verstehst Du, all die gut gemeinten Ideen und Ratschläge bringen mich leider einfach nicht weiter. Vermutlich muß ich es einfach akzeptieren, ob ich mag oder nicht. Es ist nur so frustrierend, denn jeder sagt einem man müsse doch was bekommen weil man qualifiziert sei - die Realität weicht da erheblich von der Sicht der Menschen ab und das ist wohl auch der Grund, warum es keine Unterstützung gibt, es wird gar nicht als Problem erkannt weil man doch als qualifizierter Mensch so ein Problem gar nicht haben können darf. Das ist, als wenn das was nicht sein darf auch nicht sein kann - auch wenns besteht und nicht mal in geringer Anzahl. Wenn man sich mal den "Spaß" erlaubt und als potentieller AG beim Arbeitsamt die arbeitslos gemeldeten Biologen anschaut sieht man, was ich damit meine. Und das sind nicht nur Studienabbrecher oder Leute die zwischen Abschluß und 1. Stelle sich mal kurz arbeitslos melden um die Zeit angerechnet zu bekommen bei der RV, das sind viel auch hoch qualifizierte Biologen 35 - 45 Jahre alt, die nach ihrem Post Doc nicht weiter gekommen sind. Teilweise sogar mit eben viel mehr Methodenkenntnissen und Berufserfahrungen und dennoch auf dem genau gleichen Abstellgleis. Und guckst Du dann ein halbes Jahr oder ein Jahr später, siehst Du sie immer noch. Die Zahl geht in die Hunderte!

LG :fire:
algol
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Re: Karriereende mit 37?

Beitrag von algol »

@amy: Was erwartest Du Dir von diesem Thread für Deine Frage?
amygdalakrampf

Re: Karriereende mit 37?

Beitrag von amygdalakrampf »

Ich erwarte mittlerweile gar nichts mehr, denn die ursprüngliche Frage wurde zahlreich beantwortet und die Antworten wurden von mir geprüft. Ich verstehe auch, daß diese Frage von Dir kommen muß, Algol, denn es ist sicherlich nicht schön zu lesen das es aussichtslose Situationen gibt. Wenn man seine Karriere beginnt, mag man sich nicht mit ihrem Ende auseinander setzen. Leider will das keiner, darum passieren Fehler und dann sitzt man da und stellt aussichtslose Fragen wo keiner Antworten finden kann. Ich zumindest habe aus diesem Thread gelernt, daß ich an alles gedacht habe und daß ich alles versucht habe. Mehr ist nicht drin. Schade, aber damit muß ich jetzt leben.

LG
Zuletzt geändert von amygdalakrampf am 02.01.2013, 13:26, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Karriereende mit 37?

Beitrag von algol »

Was meinst Du mit "Damit muss ich jetzt leben"?
Denkst Du, dass Du jetzt bis zur Rente arbeitslos bleibst?
amygdalakrampf

Re: Karriereende mit 37?

Beitrag von amygdalakrampf »

Ja, in der Tat ist das zu befürchten, es sei denn ich finde irgendeinen Einzelhändler dem es egal ist das ich studiert habe und der mich an die Kasse läßt (egal ob dafür geeignet oder nicht). Aber die Chance irgendeinen Job zu machen, mit dem ich mehr als 400 Euro im Monat verdiene, die werd ich wohl nicht bekommen.

Im Übrigen kriege ich dann keine Rente, sondern falls in 30 Jahren überhaupt noch bezahlbar wirds die Grundsicherung werden. :roll:
MastaofDissasta

Re: Karriereende mit 37?

Beitrag von MastaofDissasta »

amygdalakrampf hat geschrieben:Ich erwarte mittlerweile gar nichts mehr, denn die ursprüngliche Frage wurde zahlreich beantwortet und die Antworten wurden von mir geprüft.
Vielleicht kommt es durch schlechte Erfahrungen in den letzten Jahren, aber du machst schon den Eindruck, dass du Vorschläge daraufhin prüfst, warum sie nicht gehen. Z.B. mein Vorschlag "Clinical Research Associate": Du hast entgegnet, dass die pharmazeutischen Unternehmen für die Produktentwicklung von qualifizierten Biologen quasi überrannt werden, was vermutlich stimmt. Ich habe aber nicht die eigentliche F&E vorgeschlagen, sondern eher die klinische Forschung im Außendienst (Kontakte zu Ärzten pflegen, die an klinischen Studien teilnehmen etc.). Da weiß ich sehr genau, dass dort promovierte Biologen eingestellt werden, es wäre aber von deinem eigentlichen Gebiet etwas weg. Und das ist vermutlich sehr schwierig: Den Schritt zu machen und sich der Einsicht stellen, dass Studium und Promotion zwar zu dem erreichten Qualifikationsniveau geführt haben, dass du aber die konkreten Inhalte vielleicht nicht mehr verwenden kannst. Amalia hat ja auch nicht vorgeschlagen, dass du eine "Seite 3" mit deinen Soft Skills schreibst, sondern dass du auf Tätigkeiten außerhalb der Promotion aufbaust (z.B. "Als freiberufliche Dozentin kam meine Kommunikationsstärke zu Tragen") und die als Ausgangspunkt nimmst, etwas Neues anzufangen.

Ich kenne mich leider bei den entsprechenden Leistungen des AA nicht so gut aus, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass du einen Rechtsanspruch auf Qualifikationsmaßnahmen hast - allerdings werden das auch welche sein, die dich von den Themen aus Studium und Promotion wegführen.
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