Bibliothekslaufbahn - Erfahrungen?

Irgendwann ist jeder fertig. Und dann darf er sich hier austoben :-)
barbershop

Bibliothekslaufbahn - Erfahrungen?

Beitrag von barbershop »

Liebes Forum,


ich hoffe das Folgende ist nicht zu OT: :)
Ich interessiere mich (u.a.) für die Bibliothekslaufbahn, d.h. mich auf den "höheren Dienst" (oder auch "4. Qualifikationsebene") zu bewerben. Ist in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich reregelt, meist Promotion "erwünscht" (oft aber intern sehr notwendig bzw erhöht Chancen sehr weil je nach Fachgruppen viele Bewerber), läuft das wohl in einer Art Referendariat/Volontariat (oder auch mit Fernstudium Bibliothekswiss.) ab.
Meine Frage: Gibt es hier Leute die Ähnliches erwägen oder sogar schon angefangen haben?
Mich würden die Erfahrungen bei der Bewerbung usw. interessieren.
Gerne auch per PN. :)

Vielen Dank! - Grüße von barbershop.
Wierus
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Re: Bibliothekslaufbahn - Erfahrungen?

Beitrag von Wierus »

"Erwünscht" ist meines Wissens nur die nette Version von "ohne geht garnichts"... :?
mezarif

Re: Bibliothekslaufbahn - Erfahrungen?

Beitrag von mezarif »

*meld* :)
Ich wäre auch an Austausch und Erfahrungsberichten interessiert!
Ich bin auf dem gleichen Weg --- allerdings noch im Bewerbungsstatus. Ob das dann tatsächlich was wird, ist sehr fraglich: Rund 20 Stellen pro Jahr in ganz Deutschland - man kann sich ja vorstellen, was das für ein Andrang ist. :shock: Gerade unter den Geistes- und Sozialwissenschaftlern gibt es unheimlich viel Konkurrenz für diese wenigen Stellen. (Und ja: Deswegen ist eine Promotion schon SEHR von Vorteil!)
Hast du dich auch schon beworben, barbarshop? Ansonsten wird es wohl ohnehin darauf hinauslaufen, dass du dich erst für 2013 wirst bewerben können, denn mittlerweile sind sämtliche Fristen für dieses Jahr abgelaufen, weil die Ausbildung ja immer im Oktober anfängt.
Falls du konkrete Fragen hast, kann ich dir die eine oder andere vielleicht beantworten, da ich mich intensiv mit dem Ausbildungssystem auseindergesetzt habe und auch schon persönliche Erfahrungen gemacht habe. Aber vielleicht hat es ja wirklich jemanden hier im Forum, der bereits einen Schritt weiter ist?
Freudianisch

Re: Bibliothekslaufbahn - Erfahrungen?

Beitrag von Freudianisch »

Was ist denn genau der "gehobenere Dienst" bei einer Bibliothekslaufbahn?
Ehrlich gesagt hab ich mich immer gefragt, wieso man überhaupt studiert haben muss, wenn man Bibliothekar werden möchte. Belesen sein ja, aber die meisten sitzen doch nur an der Ausleihe und wissen, wo man welche Bücher findet und ich weiß auch, dass in unserer Stadtbibliothek eine Frau saß, die wirklich fast alle Bücher (und die Bib ist nicht klein) gelesen hat und sich auch noch den Inhalt merken konnte und so perfekte Beratung leisten konnte, aber sie war so extrem, das halte ich eigentlich für eine Ausnahme... oder etwa nicht?

Aus mir spricht Unwissenheit, ich möchte gerade keineswegs den Beruf degradieren!! Nicht im Entferntesten!!
Sasil

Re: Bibliothekslaufbahn - Erfahrungen?

Beitrag von Sasil »

Jetzt muss ich hier doch auch mal meinen Senf zu beitragen ;-)

Ich bin selber sehr interessiert an der Möglichkeit, später in den Bibliotheksdienst zu gehen, was auch einer der Gründe dafür war/ist, dass ich gerade mit der Diss anfange. Ob ich das in 3 Jahren oder wann auch immer noch auf dem Schirm habe, ist eine andere Frage, aber das kann ich mir ja noch einen Augenblick überlegen. Erfahrungen habe ich entsprechend aber leider auch noch null, ich habe mich bisher lediglich grundsätzlich über die Möglichkeiten etc. informiert und fände das ganze durchaus sehr spannend.

Zum Thema: warum muss ein Bibliothekar studiert haben? Da fange ich mal vorne an. Ich war sehr lange auch sehr überrascht, dass ein Studium und für den höheren Dienst dann sogar ein Dr. die Regel dafür ist und hatte auch keine richtige Vorstellung davon, was man da eigentlich so treibt (klar, man kennt den Teil, wenn jemand das Buch über den Scanner zieht und wundert sich, weil man einfach nicht weiß, was da noch alles dranhängt was man überhaupt nicht ahnt). Nur ist der Teil des "Buch über den Scanner ziehen" tatsächlich lange nicht alles, im Gegenteil, da fängt das ganze eigentlich überhaupt erst an. Denn man muss sich überlegen, was eigentlich hinter den Kulissen alles passiert, was man als normaler "Kunde" gar nicht mitbekommt. Jemand muss auswählen, welche Bücher angeschafft werden, das Budget verwalten, mit Verlagen in Kontakt stehen etc. Ist das Buch dann erst mal eingetroffen, muss es mindestens eine Signatur erhalten und katalogisiert werden. Ich sage mindestens. Je nach Art der Bücherei, den örtlichen Gegebenheiten etc. muss entschieden werden, ob das Buch in den Freihandbereich kommt, ausleihbar ist oder nicht etc. pp. Und das alles passiert ja nicht nach Lust und Laune. Es gibt natürlich Kriterien, die angewendet werden können, aber vieles ist meistens nicht klar abzugrenzen. Allein bei der Frage nach Freihandbereich oder Magazin bzw. der Ausleihbarkeit muss jemand entscheiden (zumindest in akademischen Büchereien, das mag in "normalen" öffentlichen Büchereien anders sein), ob das Buch thematisch eines ist, das eher häufig frequentiert werden wird, ob es ein Referenzwerk ist und daher eher Präsenzbestand sein sollte usw. Die Klassifizierung ist ähnlich, denn viele Bücher, gerade heute wo Interdisziplinarität ja sehr gefragt ist, behandeln Aspekte verschiedener Fachbereiche, wo wiederrum abgewägt werden muss, welcher Aspekt des Buches "schwerer" wiegt und wo es ein Leser ggf. eher vermuten würde. Auch das katalogisieren ist beleibe nicht zu verachten und wohl lange nicht mit dem Schreiben einer normalen Bibliographie zu vergleichen. Es gibt ganz spezielle Codierungen, Vorgaben und Regelwerke dafür. Hinzu kommt (auch das natürlich wieder abhängig von der Bücherei etc.), dass häufig noch thematisch Schlagworte zugeteilt werden (müssen), die es Lesern eben ermöglichen, ein Buch bei der Suche nach "Shakespeare" zu finden, was evtl. einen ganz anderen Titel hat, aber ja dennoch zugeordnet werden muss. Und gerade in akademischen Büchereien, wo viele verschiedene Fachbereiche vorhanden sind, ist es daher schon extrem von Vorteil, wenn man a) die Bedürfnisse der Leser aus erster Hand kennt und b) über einen entsprechenden Hintergrund verfügt, um sich relativ schnell Wissen auch in einem für einen selbst fachfremden Bereich soweit anzueigenen um beurteilen zu können, ob bspw. ein Buch über Diplomatik vielleicht Präsenzbestand sein sollte. Natürlich kann keiner direkt alles Wissen, aber ich behaupte jetzt mal, dass ein Studium ja auch einfach dazu befähigen sollte, im Zweifelsfall zu wissen, WIE man an bestimmte Informationen möglichst schnell kommt und wie man mit ihnen umgeht, und das sehe ich dabei schon als großen Vorteil. Was natürlich kein Exklusivkriterium sein soll, sicher können auch Leute, die nicht studiert haben, dies leisten und andersrum gibt es wohl Studierte, die es nicht können, aber das Studium an sich sollte die Wahrscheinlichkeit, dass man dies kann, wohl erhöhen. Ich könnte noch tausend weitere Beispiele nennen, ufere aber wohl jetzt schon total aus :oops: Zusätzlich soll gerade der Bibliothekar in akademischen Büchereien eben auch in der Lage sein, Studenten und auch durchaus Dozenten und Profs zu beraten und ihnen bspw. bei Recherchen behilflich sein oder bei Zitationsproblemen etc. Dabei wird eben auch angenommen, dass dazu besser in der Lage ist, wer selbst schon einmal akademisch gearbeitet hat und dadurch das Handwekszeug und die Bedürfnisse an einer Uni eben aus erster Hand kennt.

Ich hoffe, ich konnte die Tätigkeiten etwas erhellen und habe nicht zur allgemeinen Verwirrung beigetragen 8)

PS: Wer Tippfehler findet, darf sie behalten ;)
Eva
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Re: Bibliothekslaufbahn - Erfahrungen?

Beitrag von Eva »

Hier eine nützliche Seite zum Thema: http://www.vdb-online.org/kommissionen/ ... dungsinfo/ Man kann dort per RSS-Feed die aktuellen Stellenausschreibungen der einzelnen Bundesländer abonnieren, die kommen üblicherweise in den ersten Monaten des laufenden Jahres mit Ausbildungsbeginn im Herbst.

Nach meiner Erfahrung haben wissenschaftliche Bibliothekare mit dem normalen Leihverkehr nichts zu tun, in normalen Stadtbüchereien wird man sie auch nicht antreffen. Bibliothekare des höheren Dienstes arbeiten an wissenschaftlichen Bibliotheken, z.B. Staats- u. Landesbibliotheken, Universitätsbibliotheken, Bibliotheken von außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Sie werden überwiegend in den Fachreferaten eingesetzt, die der eigenen fachlichen Ausrichtung entsprechen, können aber auch Projekte leiten etc. Das Führungspersonal der genannten Bibliotheksarten rekrutiert sich ebenfalls aus dem höheren Dienst, man qualifiziert sich also mit dem Referendariat auch für Managementaufgaben an größeren Bibliotheken.

Ich habs mir selbst mal gründlich überlegt und Leute gefragt, die als wiss. Bibliothekare arbeiten, hatte persönlich aber nach der langen Promotionszeit keine Lust, nochmal 2 Jahre "Schüler" zu sein, noch ne Prüfung zu machen (Staatsexamen) und nochmal die Stadt zu wechseln. Aber das ist sicher auch eine Altersfrage... :wink:
barbershop

Re: Bibliothekslaufbahn - Erfahrungen?

Beitrag von barbershop »

Vielen Dank für euer Aufgreifen meiner Frage! Ist doch schon mal gut zu wissen, dass es auch Andere gibt, die dieses Thema beschäftigt. (@mezarif: siehe PN)
Die "offiziellen" Infos (danke für den Link, Eva!) kannte ich soweit eigentlich schon, mir ging es eher um persönliche, eigene Erfahrungen bzw Umgang mit dem Thema (wann bewerben, Motivation, usw)




@Freudianisch: (aus meiner bundeslandspezifischen Sicht heraus ist) "Gehobener Dienst" = die Bezeichnung für Diplom-Bibliothekare (also ein Studium). Davon unterscheidet sich der "höhere Dienst" (Fachstudium als Voraussetzung danach Referendariat/Volontariat/Aufbaustudium je nach Bundesland), d.h. soll auf Leitungsfunktion (z. B. einer Abteilung oder einer ganzen Bibliothek) hinführen, macht eher Managementaufgaben, plant langfristig die Ausrichtung und die Erwerbung, hält sich in seinem Fachgebiet und im Bibliothekswesen auf dem Laufenden usw. (darunter gibts noch den "mittleren Dienst" das sind dann die "Famis" = Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste oder früher Bibliotheksassistenten).

Viele grüße, barbershop
Sarah

Re: Bibliothekslaufbahn - Erfahrungen?

Beitrag von Sarah »

Ich habe mich auch längere Zeit für die wissenschaftliche Bibliothekslaufbahn interessiert und kann vielleicht das ein oder andere beitragen.

Was die Laufbahnen im öffentlichen Dienst betrifft, ist eine subtile Unterscheidung zwischen gehobenen und höheren Dienst zu treffen. Der gehobene Dienst ist die Laufbahn für Bachelorabsolventen (FH oder Uni) oder Diplom-/Masterabsolventen (FH). Der höhere Dienst steht nur Absolventen eines Diplom-/Masterstudiums (Uni) offen. Es gibt keine eigene Laufbahn für Promovierte, diese werden (im Übrigen in der gleichen Entgeltgruppe) in den höheren Dienst eingruppiert. Das beantwortet auch die Frage nach der Aussage "Promotion erwünscht": Tatsächlich dient die Promotion nur als eine persönliche Qualifikation, um die Stelle zu bekommen. Für die Stellen im höheren Bibliotheksdienst ist sie definitiv keine formale Voraussetzung und wird auch nicht vergütet.

Meiner Meinung nach ist es gewissermaßen ein Glücksspiel, eine Stelle im höheren Bibliotheksdienst zu erreichen. Das liegt daran, dass bei den Stellenausschreibungen sehr exakte Fächerangaben (Hauptstudium, Nebenstudium) angegeben sind. Diese sind Voraussetzung für eine erfolgreiche Bewerbung. Ob die eigene Fachkombination und Forschungsschwerpunkte jemals ausgeschrieben werden und wann dies der Fall sein wird, kann allenfalls ein Prophet beantworten. Aus diesem Grund würde ich raten: Wenn ihr euch für den Bibliotheksdienst interessiert, dann behaltet die Ausschreibungen im Auge. Fokussiert euch aber nicht zu stark darauf, denn wie gesagt, es ist in weiten Teilen ein Glücksspiel.

Vielleicht habe ich ja dem ein oder anderen mit meiner Einschätzung geholfen!
Eva
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Re: Bibliothekslaufbahn - Erfahrungen?

Beitrag von Eva »

Noch eine Ergänzung zu Sarah: Was in jedem Fall hilft, ist Bibliothekserfahrung z.B. durch einen Nebenjob während Studium oder Promotion. Zu beachten wäre noch die sehr unterschiedliche Regelung des Höchstalters für Verbeamtungen in den verschiedenen Bundesländern (auch eine Einstellungsvoraussetzung).
mezarif

Re: Bibliothekslaufbahn - Erfahrungen?

Beitrag von mezarif »

Schön, dass dieses Thema wieder erwacht ist. Vielleicht hat ja der/die eine oder andere noch Lust, etwas zu schreiben. Bei mir hat sich jetzt der gewünschte Einstieg ins Bibliothekswesen außerhalb Deutschlands ergeben.
Gerade mit einem geisteswissenschaftlichen Studium sieht es dieses Jahr ja mau aus mit Referendariatsstellen. :?
Zuletzt geändert von Sebastian am 13.05.2013, 20:33, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Bezugnahme auf gelöschten anderen Beitrag entfernt.
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