FH als Karriereoption

Irgendwann ist jeder fertig. Und dann darf er sich hier austoben :-)
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Klaus Unruh
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FH als Karriereoption

Beitrag von Klaus Unruh »

Hallo ihr alle

Wie ich im Titel andeute, geht's mir um die FH als Karriereoption. Fast immer, wenn über Wissenschaft als Karriere gesprochen wird, geht es ja im engeren Sinne eigentlich um eine Karriere an einer Universität oder einem angegliederten Forschungsinstitut, MPI, oder so. Die zweite Säule des Hochschulsystems, die Fachhochschule, kommt dabei eigentlich kaum vor.

Was haltet ihr von Fachhochschule als Karriereoption? (Für mich interessant: Der Bereich Soziale Arbeit). Ist der Weg dorthin schwieriger als der an eine Uni? Oder einfacher? Oder einfach was ganz anderes und insofern nicht vergleichbar? Hat jemand vielleicht Erfahrungen mit Berufungen an Fachhochschulen? Es würde mich alles interessieren.

Viele Grüße,

Klaus
algol
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Re: FH als Karriereoption

Beitrag von algol »

In meinem Bekanntenkreis sind einige aus der Sozialen Arbeit, die versuchen, an eine FH zu kommen. Meist Leute, die mal an der Uni oder einem ähnlichen Umfeld gearbeitet haben und da nicht zu einer Professur kommen. Also Diss länger hingezogen wegen verschiedener Gründe, wollen keine Habil machen, haben teilweise viel in irgendwelchen Projekten gearbeitet, teilweise auch in der Praxis, ... Und irgendwann war der Zug für eine Uni-Professur abgefahren und sie bewerben sich auf eine FH-Professur. War bei einigen erfolgreich, teilweise aber auch mühsam.
Also eigentlich Leute, die darunter "leiden", dass man nicht langfristig an der Uni sein kann ohne Professur. Die eigentlich enorme ERfahrungen haben, ..., aber das eben an der Uni nicht langfristig einbringen können, weil der Mittelbau eben nur noch ein Durchlauferhitzer ist.

Kenne aber auch eine, die selbst an der FH studiert hat, praktisch gearbeitet, dann noch mal nachgezogen, promoviert und dann an die FH als Professorin gegangen ist. Also eher als bewusste Entscheidung.
Klaus Unruh
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Re: FH als Karriereoption

Beitrag von Klaus Unruh »

Hallo algol

Hatten denn deine Bekannten, für die die FH eher eine Notlösung war, von Seiten der Fachhochschulen deswegen Schwierigkeiten? Denn immerhin ist der Praxisbezug für die Hochschulen für angewandte Wissenschaften ja doch recht wichtig.

Lieben Gruß,

Klaus
algol
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Re: FH als Karriereoption

Beitrag von algol »

Hallo Klaus,

was meinst Du mit Schwierigkeiten?
Bei dem einen weiß ich, dass es sehr mühsam war, eine zu bekommen. Das lag bestimmt an verschiedenen Dingen. Nach einer Probevorlesung erzählte er, dass die eigentlich einen BWLer für Sozialmanagement suchten (er macht Sozialpolitik, kommt aber von der SozPäd-Seite). Andere wollten viel Englisch (nicht so sein Ding.)

Mir fällt noch ein anderer ein. der hatte an der Uni eine befristete C2 und wollte irgendwann mal auch wegen der Familie etwas Ruhe und hat dann eine FH-Professur in Österreich gekriegt. War wohl ganz gut.

Naja, die Soziale-Arbeit-Community ist halt überschaubar. Man kennt sich im Großen und Ganzen. Da sind teilweise die Grenzen zwischen FH und Uni auf fließend.
Mit diesem Praxisbezug - keine Ahnung, wie eng das so gesehen wird.

Andere Bekannte: Hat sogar auch habilitiert. Wollte aber in der Region bleiben. Da war keine Uni- Professur in Sicht. ist an die örtliche FH gegangen und hatte dann auch Kooperationen mit dem Uni-Institut z.B. bei Promotionen.
Klaus Unruh
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Re: FH als Karriereoption

Beitrag von Klaus Unruh »

Hallo algol

Mit Schwierigkeiten meine ich einerseits die vorgeschriebene Berufstätigkeit außerhalb des Hochschulbereichs und andererseits so was wie Standesdünkel der FH. Auf Seiten der Universitäten habe ich den Eindruck, das eine Tätigkeit an einer FH eher belächelt und nicht so ernst genommen wird. Und da dachte ich mir, dass das umgekehrt vielleicht auch der Fall ist.

Grüße,

Klaus
algol
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Re: FH als Karriereoption

Beitrag von algol »

Hallo Klaus, hm, nee, also spezifisch die Geschichte weiß ich jetzt nicht so. tut mir leid.
mastermind

Re: FH als Karriereoption

Beitrag von mastermind »

Natürlich ist die FH eine Option. Allerdings gibt es da auch einige Haken (z.B. 0,5er Professuren!) und das Klientel ist logischerweise auch ein ganz anderes. Kenne jemanden der an die FH gewechselt ist (als wiss. Mit.) und ziemlich über die Unterschiede jammert.
Das mit der Praxiserfahrung scheint sich je nach Fach und Bewerbersituation stark zu unterscheiden. Kenne z.B. einen Fall, eines FH-Profs der seit Ende seines Studiums durchweg nur an der Uni beschäftigt war. Der durchschnittliche FH-Prof hat aber einen deutlichen Praxisbezug und in der Regel auch mehr als die drei "Pflichtjahre" außerhalb der Uni. Insofern unterscheiden sich die Lebensläufe von Uni- und FH-Profs schon deutlich.
Ich habe mitgekriegt, dass bei einer Weiterbewerbung an eine Uni Leute die aktuell an der FH sind schon gewisse Nachteile haben:
Zum einen merkt man deutlich die bereits angesprochene Geringschätzung und zum anderen haben sie in der Regel deutlich weniger forschen und publizieren können. In meinen Augen ist die Entscheidung FH oder Uni also eher eine Entscheidung, die kurz nach der Promotion gefällt werden sollte.
Soziologe26

Re: FH als Karriereoption

Beitrag von Soziologe26 »

Weiß zufällig jemand etwas dazu, inwieweit sich FH als Karriereoption und Internationalität vereinbaren lassen?
Damit meine ich einerseits, ist für das Ziel "FH-Professur in Deutschland" auch ein Forschungsaufenthalt z.B. als Visiting Fellow an einer Hochschule im Ausland sinnvoll (für eine Unilaufbahn ja auf jeden Fall), und andererseits inwiefern gibt es FHs oder FH-ähnliche Hochschulen im englischsprachigen Raum bzw. wie sind da die Zugangswege für eine Professur??

Wäre schön, wenn jemand dazu etwas weiß. :blume:
Mathilda

Re: FH als Karriereoption

Beitrag von Mathilda »

Hallo zusammen,

speziell zur letzten Frage kann ich leider nichts sagen (sorry :blume: ), aber wollte mich auch kurz zu Wort melden, weil FH-Professur für mich grundsätzlich auch eine durchaus bewusste Karriereoption darstellt.

In meinem Bekanntenkreis ist es zum größten Teil eine Option für die promovierten Frauen, denn - ohne jetzt eine Diskussion über Geschlechterrollen und Problemen bei der Vereinbarung von Beruf+Familie vom Zaun brechen zu wollen - es ist eben im öffentlichen Dienst und/oder als FH-Prof deshalb einfacher, weil man auch von zu Hause arbeiten kann und seine Zeit deutlich freier einteilen kann als in anderen Jobs. Mag auch fachspezifisch sein, aber im BWL-Bereich beobachte ich das durchaus so.

Mittelfristig kann ich mir das für mich auch sehr gut vorstellen - derzeit bin ich in der Privatwirtschaft unterwegs, vielleicht bleibe ich da auch :wink: , aber eine attraktive Möglichkeit finde ich die FH schon - und bei den BWLern kommt es mir zumindest so vor, als gäbe es auch relativ viele Möglichkeiten bzw. Stellen.

Schönen Gruß
Mathilda
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