Perspektive nach Promotion

Irgendwann ist jeder fertig. Und dann darf er sich hier austoben :-)
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Klebe

Perspektive nach Promotion

Beitrag von Klebe »

Hallo Forum,

ich habe meine Promotion im Fach Soziologie im letzten Sommer mit 2,0 (2011) abgeschlossen bin bis dahin 32 Jahre geworden und habe mein Studium 2004 abgeschlossen. Ich habe das Gefühl, das Ganze ist zu dünn, weil mein Magister Abschliuss ebenfalls mit 1,7 nicht so richtig toll ist.

An meinem Graduiertenkolleg haben alle nach einem Jahr ne Anstellung gefunden, während ich immer noch in einer Werbeagentur jobbe - eher ein dead-end job :-/ Nun habe ich das Gefühl, dass ich mich zum Schlusslicht entwickle, wenn ich keinen Job bekomme, wird sich meine Qualifikation nicht verbessern etc. also dass sich das zu einer akademischen Abwärtsspirale entwickelt.

Ich habe das Gefühl, dass ich durch ein paar falsche Lebensentscheidungen in diese Abwärtsspirale gekommen bin. In meiner letzten Beziehung hat sich ein Kind angekündigt und ein Großteil der Familienarbeit ist an mir hängengeblieben, incl. Erziehungszeit und zuhause bleiben, wenn der kleine Krank war und ich mir dabei noch die eine oder andere Kinderkrankheit eingefangen. Die Mum von dem Kleinen ist dabei durch nichts tun aufgefallen, weil sie natürlich im Referendariat war und da hat sie mich immer nach irgendwelchen irrsinnigen Pädagogischen Konzepten gefragt. Ich musste selbst mit, wenn die Mum den Kleinen hatte :-/ So war die Trennung irgendwann die Konsequenz.

Die Arbeit an Studium und Dissertation ist dabei hintern runter gefallen. Jetzt habe ich das Gefühl, dass ich mich von diesem Einbruch in meine akademische Biographie nie wieder erholen werde. Um meinen scientific record ein bisschen aufzumöbeln absolviere ich gerade ein Zweitstudium und gucke ob ich mich neben den Bewerbungen mit ein paar Publikationen verewige.

Was die Bewerbungen angeht, wurde ich ein paar mal zum "Vorsingen" eingeladen, aber die Leute befinden es nicht mal für nötig mir abzusagen, sodass es echt keinen Spaß macht.

Habt Ihr Anregungen, wie das Ganze weiter gehen könnte? Ich habe das Gefühl, dass sich die ganze Geschichte nicht Gut entwickeln wird,
Anne123
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Registriert: 12.05.2010, 13:01
Status: irgendwo mittendrin

Re: Perspektive nach Promotion

Beitrag von Anne123 »

Hallo Klebe,

irgendwie scheint neuerdings das Alter das Maß aller Dinge zu sein. Mit 32 hatte ich gerade 1,5 Jahre meinen Studienabschluss, da ich zuvor eine Berufsausbildung absolviert hatte. Meinen Dr. werde ich (hoffentlich!!) mit 38 haben.

Ist es Dein fester Wunsch, in die Forschung zu gehen, an einer Uni zu arbeiten? Falls ja, haben Deine derzeitigen Misserfolge sicher nichts mit Deinen Noten und Deiner gescheiterten Beziehung zu tun. Das Gros promovierter Soziologen (aber auch Germanisten, Pädagogen, Biologen,...) ist nach der Promotion für eine gewisse Zeit arbeitslos oder landet in völlig anderen Jobs. Das ist wirklich nicht ungewöhnlich, auch nicht, dass Stellen intern besetzt werden und man nicht einmal eine Absage bekommt. Das Leben wäre ein wenig zu leicht, wenn jeder mit einem Titel eine begehrte Stelle in der Forschung bekommen würde.
Du hast den großen Vorteil, schon viele Jahre in der Werbung zu arbeiten. Das ist wertvolle Berufserfahrung. Hast Du Dich auch in diesem Bereich mal nach Jobs umgesehen? Oder im Wissenschaftsjournalismus? In der Marktforschung?

Bitte gib nicht die ganze Schuld Deiner Ex. Ich kann das schon verstehen, aber andere Menschen haben ganz andere Schicksale zu meistern (jahrelang Verwandte gepflegt, etc) und fallen auch auf die Füße. Eine gescheiterte Beziehung ist traurig, aber nicht verantwortlich für einen Karriereknick.
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mastermind

Re: Perspektive nach Promotion

Beitrag von mastermind »

Ich denke jeder muss sich bewusst sein, dass eine Hochschullaufbahn eine relativ riskante und unabwägbare Sache ist. Gerade in geisteswissenschaftlichen Fächern schaut es ziemlich düster aus, wenn man kurz vor der Professur aus dem System rutscht. Und das ist tatsächlich nicht einmal so selten. Ich habe einige Laufbahnen mitgekriegt, bei denen man sich verrechnet hat und es trotz Vertretungsprrofessuren letztlich nicht zur Verbeamtung gereicht hat. Das sind dann nicht mehr ganz junge Leute mit hochspeziailiserten Laufbahnen, für die gibt es keinen Arbeitsmarkt.

Wenn du schon gelegentlich zum Vorsingen eingeladen wurdest, dann ist das aber eigentlich ein sehr gutes Zeichen. Ich war schon in mehreren Komissionen und in der Regel muss man schon relativ gut sein um eingeladen zu werden. Man kann auch mal Glück haben und das Bewerberfeld ist so klein und schwach, dass jeder eingeladen wird, der nur halbwegs passt. Aber ich denke nicht, dass das gleich mehrmals vorkommt. Insofern dürftest du zumindest realistische Chancen haben tatsächlich einmal Prof zu werden.
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