Assistent oder Jun.-Prof.

Irgendwann ist jeder fertig. Und dann darf er sich hier austoben :-)
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BobJames

Assistent oder Jun.-Prof.

Beitrag von BobJames »

Dann möchte ich direkt mal mit einer Frage beginnen, die für alle "An-Der-Uni-Bleiber" interessant sein dürfte. Welchen Weg habt ihr eingeschlagen und wie sind eure Erfahrungen, insb. bei der Frage,
wann man eine Assistentenstelle einer Juniorprofessur vorziehen sollte. Ich halte diese Frage für nicht trivial. Die Vorteile, die ich bisher sehe (bin noch in der Sammelphase) sind die folgenden:

Vorteil Assistent:
- engerer Kontakt zum ehemaligen Betreuer, dadurch ggf. noch mehr (hochrangige) Publikationen als Co-Autor und weniger Gefahr einer "publikationstechnischen Vereinsamung"
- weniger Lehrverpflichtungen und oft auch weniger sonstige organisatorische Aufgaben

Vorteil Jun.-Prof.:
- mehr Eigenständigkeit (kann auch ein Nachteil sein)
- mehr Gehalt

Wie sind eure Erfahrungen?
Hem

Re: Assistent oder Jun.-Prof.

Beitrag von Hem »

Lieber BobJames & lieber Sebastian,

besten Dank für die Erstellung des Post-Doc-Forums - super Idee, ich hoffe, einige glücklich Promovierte, die noch nicht genug von der Uni haben, schauen hier gelegentlich rein...
Meiner Erfahrung nach ist der Austausch auf der Post-Doc-Ebene ja noch schwieriger als der auf der Promovierenden-Ebene - und deshalb habe ich mich auch - nach jahrelangen Mitlesen im Forum (vielen Dank an alle TeilnehmerInnen und "Hallo!" :blume: ) - endlich angemeldet.

Zum Thema:
Vorteil JProf:
- Renomee
- Möglichkeit Gastprofessur / Vertretung einfacher (?)

Nachteil JProf:
- Arbeitsbelastung durch Gremien, Promovierendenbetreuung (ist nicht zu unterschätzen...)
- Habil zur Sicherheit zusätzlich zu der Prof-Stelle
- teils ungeklärter Status

Soweit erstmal.
Beste Grüße
Hem
cj_calliope

Re: Assistent oder Jun.-Prof.

Beitrag von cj_calliope »

Ich ergänze mal (dabei beruhen meine "Erfahrungen" auf Beobachtungen und Gesprächen mit den beiden Gruppen)

Vorteil Assistenz:
- Blick über den Tellerrand des eigenen Diss-Themas leichter, wenn Prof. breit aufgestellt ist
- eher langsameres "Hereinsozialisieren" in weitere Verpflichtungen
- man hat etwas mehr Zeit, sich nach der Diss zu orientieren

Nachteil:
- man bleibt ggf. "Arbeitssklave", nur auf höherem Niveau
- viele Dinge tut man de facto, aber der Prof. schreibt sie sich in den Lebenslauf

Vorteil Jprof.
- ggf. leichter, sich eigenes Forschungsprofil aufzubauen

Nachteil Jprof.
- teilweise Spießrutenlauf bei den älteren, etablierten "vollständigen" Prof.-Kollegen
- wenig Stellenkapazität (Bsp. Hiwi-Mittel) bzw. viel Stress bei Drittmitteleinwerbung
- wg. Drittmitteleinwerbungs-Zwang: Gefahr, sich nicht in die "Breite" aufzustellen, sondern relativ eng am Diss-Forschungsthema "kleben zu bleiben"
- Belastung durch erhöhtes Lehrdeputat (und den genannten Betreuungsaufwand)
- Zeitdruck & Publikationsdruck noch extremer als bei Assistent (Stichwort: Zwischenevaluation)

LG,

Calliope
Klaus Unruh
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Status: Post-Doc

Re: Assistent oder Jun.-Prof.

Beitrag von Klaus Unruh »

Ich habe mir bisher noch nicht so recht Gedanken über den Unterschied gemacht, möchte aber noch mal einen etwas konträr zur Frage stehenden Punkt aufwerfen: Ist diese Frage nicht eigentlich müßig? Denn man nimmt doch eh, was man kriegen kann. Oder, anders gesagt: Wann hat man denn wirklich die Freiheit, sich zwischen zwei dieser Stellen zu entscheiden?

**

Formale Unterschiede sind noch folgende: Der in den letzten drei Jahren höhere Lehraufwand des Juniorprofs wird dadurch 'ausgeglichen', das er keine Habilitation schreiben muss. Außerdem scheint es mir so, als ob Assistenzstellen nicht auf 3+3 Jahre ausgeschrieben werden, sondern auf tendenziell 4 Jahre und u.U. Verlängerung.

Grüße,

Klaus
Hem

Re: Assistent oder Jun.-Prof.

Beitrag von Hem »

Und noch eine Ergänzung:
Mich würde interessieren, wie ihr über die Möglichkeiten/Gefahren eines Habil.-Stipendiums denkt.
Schon klar, dass Stipendium setzt im Regelfall einige mühsame Post-Doc-Jahre voraus; ist es dann aber der Königsweg (wenig Lehrstuhlarbeit und Betreuungen, Unabhängigkeit und Zeit für Habil.) oder ist es nur der zweitbeste (?) Weg (zu weit weg vom Lehrstuhl/Netzwerken, weniger Renomme (?) etc)?
Wie seht ihr das?
Beste Grüße
Hem
Klaus Unruh
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Registriert: 09.12.2009, 11:23
Status: Post-Doc

Re: Assistent oder Jun.-Prof.

Beitrag von Klaus Unruh »

Wenn man schon beim sammeln der Wege ist: Ich habe den Eindruck, dass das meiste Renomee neben der Juniorprofessur vor allem bei Nachwuchsgruppenleitern mit einer Emmy Noether Stelle gegeben ist.

Ansonsten glaube ich, dass das starkt vom Fach abhängt. In einigen Fächern ist die Habilitation weiterhin das Kriterium. Ich glaube, dass das in Geschichtswissenschaften. Philosophie u.a. der Fall ist. In anderen Fächern nur bedingt (Soziologie, Pädagogik) und in einigen Fächern ist eine Habil untauglich (Informatik). Darum wäre es spannend, die Unterschiede von Juniorprofessur und sonstigen Qualifikationswegen jeweils fachbezogen zu benennen. Ich kann, anders gesagt, mit Erfahrungen aus dem Bereich Jura und Informatik und BWL nichts anfangen, dazu sind die Fachkulturen zum Bereich Pädagogik zu unterschiedlich.

Gruß,

Klaus
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