Promotion am Lehrstuhl = Berufserfahrung?

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Bangoo

Promotion am Lehrstuhl = Berufserfahrung?

Beitrag von Bangoo »

Hallo,

auch wenn ich schon einmal ein ähnliches Thema gepostet habe, wollte ich diese Frage dennoch Stellen. Mir wurde eine Promotionsstelle am Lehrstuhl für Distributionsmanagement angeboten (=100%). Doch mir kommen Zweifel ob ich das machen sollte:

Fakten
- Lust zu forschen: Ja, defenitiv. Später in der Forschung verbleiben: Nein, ich will danach in die Wirtschaft.
- Ich habe leider kein einziges Praktikum in meinem Studium gemacht und als Nebenverdienst nur Mathe-Ãœbungen geleitet.
- Die Promotion würde ich mit 26 Jahren anfangen.

Fragen:
- Zählen die 4 bis 5 Jahre am Lehrstuhl als Berufserfahrung? Leider ist kein Praxispartner an Bord, also Elfenbeinturmforschung ist das. Ich werde aber sicherlich mit SPSS und CPLEX o. ä. Softwareprodukten konfrontiert werden.
- Wenn ich mit 30 dann fertig bin, habe ich dann überhaupt noch Chancen in der Wirtschaft genommen zu werden? Ich habe echt Angst, dass wenn ich die Promo abbrechen sollte, ich dann echt alles vermasselt habe. Ich habe ja keine "Berfufserfahrung" als "Versicherung".

Mein Plan ist jetzt erst einmal 2-3 Jahre arbeiten zu gehen und dann zu promovieren (Das würde ich sogar durchziehen, da ich ein Mensch mit Idealen bin). Nur dann ist die Stelle futsch und es ist nicht sicher, dass ich wieder etwas finde/angeboten bekomme.

Ich habe nicht mehr viel Zeit bis ich meiner Professorin Bescheid geben muss. Vielen Dank für jeden Post!

gruß
Anne123
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Re: Promotion am Lehrstuhl = Berufserfahrung?

Beitrag von Anne123 »

Hallo Bangoo,

da Du wie Du schreibst, noch keine Berufserfahrung hast, Praktika fehlen und für Dich feststeht, dass Du in die Wirtschaft möchtest, würde ich den von Dir angedeuteten Plan B anstreben: Erstmal ein paar Jahre arbeiten und dann schauen, ob eine Promotion noch attraktiv ist, oder ob andere Lebensziele in den Vordergrund gerückt sind.

Die Zeit am Lehrstuhl gilt zwar als Berufserfahrung im Sinne der Forschung und Lehre, aber ohne Praxiserfahrung in der Wirtschaft stelle ich mir einen Einstig nach abgeschlossener Diss. schwierig vor. Es sei denn, Du machst parallel zur Promotion Praktika. Ob das aber realistisch ist...
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Wissbegierige

Re: Promotion am Lehrstuhl = Berufserfahrung?

Beitrag von Wissbegierige »

Ich stimme Anne zu, gebe aber zu bedenken, dass man je nach Tätigkeit an der Uni durchaus auch 'wirtschaftsrelevante' Fähigkeiten erwirbt.
In Bangoos Fall halte ich es auch für sinnvoller, jetzt in die Wirtschaft zu gehen. Du könntest ja auch nach 75%-Stellen schauen und die Diss nebenbei machen.
skleine

Re: Promotion am Lehrstuhl = Berufserfahrung?

Beitrag von skleine »

Hast du schon mal über eine externe Promotion nachgedacht?
Um dich nicht zu überlasten, arbeitest du Teilzeit und promovierst gleichzeitig. Es ist schwierig, einen Professor zu finden, der externe Doktoranden betreut, aber sicherlich nicht unmöglich.
Bangoo

Re: Promotion am Lehrstuhl = Berufserfahrung?

Beitrag von Bangoo »

[quote="skleine"]Hast du schon mal über eine externe Promotion nachgedacht?
Um dich nicht zu überlasten, arbeitest du Teilzeit und promovierst gleichzeitig. Es ist schwierig, einen Professor zu finden, der externe Doktoranden betreut, aber sicherlich nicht unmöglich.[/quote]

Danke für die antworten.

Eine externe Promotion hört sich exotisch an. Machen das viele?
Anne123
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Re: Promotion am Lehrstuhl = Berufserfahrung?

Beitrag von Anne123 »

Bangoo hat geschrieben:
skleine hat geschrieben:Hast du schon mal über eine externe Promotion nachgedacht?
Um dich nicht zu überlasten, arbeitest du Teilzeit und promovierst gleichzeitig. Es ist schwierig, einen Professor zu finden, der externe Doktoranden betreut, aber sicherlich nicht unmöglich.
Danke für die antworten.

Eine externe Promotion hört sich exotisch an. Machen das viele?
:D Ich kenne keine Prozentzahlen, aber ich denke doch, dass die meisten Doktoranden extern promovieren und nebenbei ganz normal berufstätig sind oder ein Stipendium haben. Es gibt ja gar nicht genügend Stellen, um allen eine interne Promotion zu ermöglichen. Ich selbst arbeite auch Teilzeit (allerdings zufällig an einem Lehrstuhl) und arbeite die verbleibende Zeit an meiner Diss.

Der große Vorteil ist, dass man nebenbei Berufserfahrung sammeln kann. Für mich z.B. wäre eine interne Promotion nicht in Frage gekommen, gerade wegen des von Dir beschriebenen Elfenbeinturms.

Alles sehr exotisch, ich weiß.:-) Daher hier noch ein link zu einer genauen Definition aus dem Forum hier:
https://doktorandenforum.de/anfangen/in ... vieren.htm
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Laplace

Re: Promotion am Lehrstuhl = Berufserfahrung?

Beitrag von Laplace »

Wie "normal" externe Promotionen sind, und wie eine Promotion generell organisiert und finanziert wird, hängt sehr vom Fachgebiet ab. Externe Promotionen, bei denen der Doktorand einen Broterwerbsjob ohne fachlichen Zusammenhang hat, sind wohl bei Geisteswissenschaftlern üblich. Bei Ingenieuren gibt es auch externe Promotionen in der Industrie - da wird die Finanzierung aber normalerweise durch ein dissertationsnahes Projekt der Firma finanziert.

@Bangoo: In welchem Fach bist du denn unterwegs? Mathematik? Wirtschaft? Psychologie? Soziologie? Statistik machen viele :-)

Du solltest auch darüber nachdenken, wie gut oder schlecht dein künftiger Arbeitsmarkt aussieht. Mathematiker haben im Allgemeinen wohl weniger Probleme mit der Jobsuche als Soziologen.
Mathilda

Re: Promotion am Lehrstuhl = Berufserfahrung?

Beitrag von Mathilda »

Hallo Bangoo,

nur kurz:

- Zählt die LS-Tätigkeit als Berufserfahrung: Kommt drauf an. Ich hab auch an einem BWL-Lehrstuhl gearbeitet, allerdings mit einigen Praxisprojekten, auch die Diss ist in Kooperation mit einem Unternehmen enstanden. Ansonsten Lehre, Forschung, Verwaltung (da lernt man auch so einiges, was man entsprechend verpackt verkaufen kann). Beim Einstieg in die Wirtschaft (btw., mit 33 Jahren) habe ich auf einer Stelle angefangen, die 2-3 Jahre Berufserfahrung voraussetzt (nach 5 Jahren LS), bin aber nach ca. 1 Jahr befördert worden auf eine Stelle, die eher so 5-6 Jahre voraussetzt. Ist meiner Erfahrung nach auch stark branchenabhängig, wäre ich z.B. in die Beratung gegangen, wäre ich vielleicht eher auf einer höher aufgehängten Stelle gelandet, aber in meinem Bereich nicht (Promotionen sind sehr unüblich). Ich habe den Einstieg aber von vornherein so angepeilt, denn ich wusste ja, dass mir die Erfahrung in der freien Wirtschaft fehlt und ich das noch lernen muss. Dafür habe ich in der LS-Zeit so viel gelernt über Selbstorganisation, Zeitmanagement und über menschliches Verhalten, dass mir das jetzt sehr zugute kommt :wink:
- Praxispartner kann man sich auch suchen, wenn man am LS arbeitet. Die müssen nicht schon da sein :wink: - würd ich auch auf jeden Fall empfehlen, gerade in der BWL.

Also, rein "rational" halte ich Deine Einwände für nicht so dramatisch bzw. man kann das alles regeln und sie sprechen nicht wirklich dagegen. Aber für mich klingst Du sehr nach Drang in die Wirtschaft, daher wäre eine externe Promotion sicher auch eine gute Sache? Ist überhaupt nicht exotisch in der BWL (bist Du doch, oder?). An sehr vielen LS sind mehr Externe als Interne.

Viel Erfolg
Mathilda
Bangoo

Re: Promotion am Lehrstuhl = Berufserfahrung?

Beitrag von Bangoo »

Hallo,

das Themenfeld wäre BWL also genauer Vertrieb. Der Lehrstuhl macht aber viel mit Statistik und z T auch gerne was mit Optimierung (z B berechnung optimaler Vertriebsportfolios usw). Wäre am Ende Dr. rer. pol. (BWL).

@Anne: Meinst du dass du 50% am Lehrstuhl bist und dann in den anderen 50% Berufserfahrung machst oder wie meintest du das?

Vielen Dank für die Rückmeldungen!
Anne123
Beiträge: 173
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Status: irgendwo mittendrin

Re: Promotion am Lehrstuhl = Berufserfahrung?

Beitrag von Anne123 »

@ Bangoo: Ja, genau, nur dass es sich eben um keine Promotionsstelle, sondern um mehrere Lehraufträge und Projektarbeit handelt. Ich kenne aber auch viele, die einen ganz normalen Job haben (in der Wirtschaft, als Lehrer, Anwälte, Mütter, etc, etc.)
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