Medizinische Doktorarbeiten der Uni Würzburg

Das Unterforum zur Diskussion um die aus fremden Textpassagen zusammengesetzten Dissertationen Prominenter.

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Wierus
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Re: Medizinische Doktorarbeiten der Uni Würzburg

Beitrag von Wierus »

Laplace hat geschrieben: Würzburger Promotionsordnung:
http://www.uni-wuerzburg.de/index.php?i ... &uid=36303
§6 Dissertation
[...] Sie soll in der Regel nicht mehr als 40 Seiten umfassen. Eine von mehreren Autoren angefertigte Arbeit kann grundsätzlich nicht als Dissertation zugelassen werden, dies gilt nicht, wenn ausschließlich der Betreuer der Arbeit als Mitautor fungiert. [...]
:shock:
Da muss ich mich fast Fragen, ob man solche seltsamen Arbeiten den Doktoranden oder der Universität als Institution vorwerfen muss.
Da hat ja sogar jede geisteswissenschaftliche B.A.-Thesis mehr Umfang! :shock:

Und ich mach mir Gedanken darüber, ob die von mir angestrebten ~250 Seiten reinen Texts nicht doch ein wenig zu knapp sind...
MastaofDissasta

Re: Medizinische Doktorarbeiten der Uni Würzburg

Beitrag von MastaofDissasta »

Laplace hat geschrieben:
§6 Dissertation
[...] Sie soll in der Regel nicht mehr als 40 Seiten umfassen. Eine von mehreren Autoren angefertigte Arbeit kann grundsätzlich nicht als Dissertation zugelassen werden, dies gilt nicht, wenn ausschließlich der Betreuer der Arbeit als Mitautor fungiert. [...]


Im Zweifelsfall der Promotionsausschuss. Bei uns tut sich da gerade etwas ähnlich Unappetitliches (ich muss mir jetzt mal schwer überlegen, wie ich das anonymisieren kann...): Wir haben ein Fachbereich, für den mehrere Promotionsausschüsse zuständig sind. Dann gibt es da einen Prof., der pro Monat locker zehn Publikationen raushaut, weil er sich immer auf die Publikationen seiner Doktoranden mit draufschreiben lässt. Der will jetzt - und das natürlich ohne irgendein Eigeninteresse ...- die kumulative Dissertation zum Regelfall machen. Und damit die Erfolgsquote nicht leidet, muss die Latte niedrig gelegt werden: Es sollen schon drei Publikationen reichen, die noch nicht mal gedruckt sein müssen, sondern "im Reviewverfahren" oder even worse "zur Publikation angenommen" reichen auch. Die läppischen drei Dinger müssen nicht in Zeitschriften mit peer review (geschweige denn mit einem angemessenen Impact-Faktor) veröffentlicht sein und der Gutachter darf auf allen drei Artikeln draufstehen (dann wird er im Gutachten natürlich noch sehr kritisch sein ...). Und wenn der eine Promotionsausschuss nicht will, dann wird eben flugs ein anderer für zuständig erklärt. :x
Leitzordner

Re: Medizinische Doktorarbeiten der Uni Würzburg

Beitrag von Leitzordner »

sondern "im Reviewverfahren" oder even worse "zur Publikation angenommen" reichen auch
1) zur Publikation angenommen bedeutet, dass es in der nächsten passenden Ausgabe erscheint. Manche Zeitschriften stellen damit auch direkt das Manuskript des Authors online bis der ordentliche Artikel gelayoutet und gedruckt ist...
wo ist da das Problem?
2) Je nach Fachrichtung is es die die Regel, dass der Chef auf der Publikation steht.
3) Es sollten schon peer-reviewed Zeitschriften sein. Dann halte ich es aber für sinnvoller als irgend eine Diss zu schreiben die keiner anschaut.
Klar, wechselt von Fach zu Fach, aber Ziel der Diss ist es einen wiss. Beitrag zu leisten bzw. selbstständiges wiss. arbeiten zu lernen/beweisen. Das geht nur durch veröffentlichungen in den relevanten Fachzeitschriften! Ohne Veröffentlichungen sollte es keinen Dr geben.
Bolero

Re: Medizinische Doktorarbeiten der Uni Würzburg

Beitrag von Bolero »

Leitzordner hat geschrieben:Das geht nur durch veröffentlichungen in den relevanten Fachzeitschriften! Ohne Veröffentlichungen sollte es keinen Dr geben.
Ich möchte Dir mit allem möglichen Respekt widersprechen.

Wenn Du auf einen aktuellen Forschungstrend aufspringst, wird es Dir leicht fallen Publikationen unterzubringen. Wenn Du aber wirklich etwas neues schaffst, wird es Dir schwerfallen das zu veröffentlichen. PUNKT!

Widersprichst Du gar der gängigen Meinung des Fachbereichs wirst Du gar keine Veröffentlichungen bekommen obwohl Du vielleicht die Wissenschaft sehr voranbringst.

Das einzige was ein Dr. dann wert ist, ist, dass dieser ein paar Aufsätze schreiben kann. Kein Doktorand geht dann das Risiko ein etwas wirklich Neues zu schaffen und die Wissenschaft zu bereichern.

Einstein und Heisenberg haben mit ihren Dissertationen die Physik weit vorangebracht, beide hätten niemals eine kumulative Dissertation veröffentlichen können.

Hier, schau mal, wieviele Paper kannst Du aus diesen 17 Seiten generieren?
http://e-collection.library.ethz.ch/ese ... 378-01.pdf
Das ist die häufigste zitierte wissenschaftliche Veröffentlichung (http://www.uzh.ch/news/articles/2005/1552.html)

Aber wenn man wirklich neue Erkenntnisse verhindern will zieht man kumulative Dissertationen vor. Da tut sich auch der Prof. leichter. Die Bewertung übernimmt ein anderer, der Prof ist abgesichert.

Wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn kann jedoch nicht aus vielen kleinen Legosteinen (Veröffentlichungen) bestehen, manchmal muss jemand einfach etwas großes leisten. Das wird durch eine kumulative Dissertation unterbunden.
MastaofDissasta

Re: Medizinische Doktorarbeiten der Uni Würzburg

Beitrag von MastaofDissasta »

Leitzordner hat geschrieben:1) zur Publikation angenommen bedeutet, dass es in der nächsten passenden Ausgabe erscheint. Manche Zeitschriften stellen damit auch direkt das Manuskript des Authors online bis der ordentliche Artikel gelayoutet und gedruckt ist...
wo ist da das Problem?

Das bezog sich darauf, dass auch Zeitschriften ohne peer review reichen. Damit kann man die zwei Seiten, die man ganz unproblematischbei einem x-beliebigen Anwenderjournal unterbringt, als Publikation zählen...
2) Je nach Fachrichtung is es die die Regel, dass der Chef auf der Publikation steht.
Joa, aber wenn der Chef Gutachter und Co-Autor ist bei allen Publikationen ist, gibt es bald keine Gutachten mehr, die schlechter als magna sind - denn welcher Gutachter-Co-Autor-Hybrid trasht schon die eigene Publikationsliste...
3)Dann halte ich es aber für sinnvoller als irgend eine Diss zu schreiben die keiner anschaut.
Habe ich etwas gegen kumulative Dissertationen gesagt? Ich hab lediglich etwas gegen kumulative Dissertationen gesagt, bei denen die Hürden so niedrig sind, dass man auch drüber stolpern kann.
musicus

Re: Medizinische Doktorarbeiten der Uni Würzburg

Beitrag von musicus »

Peer review ist alles andere als der Weisheit letzter Schluß, im Gegenteil. Wie Bolero sagt handelt es sich hier um eine Gate-Keeping-Funktion, die neue Theorien oder Paradigmenwechsel eher verhindert. Die Institution Universität basiert (noch) auf asymetrischer Machtverteilung, genau wie die klassischen Massenmedien. Was wir aber brauchen sind herrschaftsfreie Systeme, im Informations- und Wissensbereich könnte hier einiges entstehen. Genau so wie Bürgerjournalisten die Macht der Medienoligopole aufbrechen, könnte man sich ähnliches im wissenschaftlichen Bereich vorstellen. Und dazu wäre m.E. eher eine offene Zeitschrift das Mittel der Wahl. Vielleicht könnte man sogar über eine Pseudonymisierung nachdenken, wie VroniPlag Wiki u.a. zeigen, funktioniert wissenschaftliches Arbeiten auch ohne namentliche Kenntnis der Autoren (-> Machtverlust!)
myfunnyvalentine

Re: Medizinische Doktorarbeiten der Uni Würzburg

Beitrag von myfunnyvalentine »

Sag mal Musicus – meinst Du das alles ernst?
Wenn ja: Wie soll das funktionieren?

Nichts für Ungut, würde mich echt interessieren...

:coffee:
Garion

Re: Medizinische Doktorarbeiten der Uni Würzburg

Beitrag von Garion »

myfunnyvalentine hat geschrieben:Sag mal Musicus – meinst Du das alles ernst?
Wieso sollte er das nicht ernst meinen? Kannst Du Dir denn kein wissenschaftliches Arbeiten vorstellen jenseits von Machtverhältnissen, in denen einige darüber entscheiden, was als wissenschaftlich zu gelten hat und wer auf einen Lehrstuhl berufen wird? Es gab ja auch mal Zeiten, da waren solche Kommissionen viertelparitätisch besetzt.
myfunnyvalentine

Re: Medizinische Doktorarbeiten der Uni Würzburg

Beitrag von myfunnyvalentine »

Kannst Du Dir denn kein wissenschaftliches Arbeiten vorstellen jenseits von Machtverhältnissen, in denen einige darüber entscheiden, was als wissenschaftlich zu gelten hat
Nein, das kann ich mir in der Tat nicht vorstellen – deshalb ja meine Frage, wie das denn aussehen könnte :)
‘Wissenschaftlichkeit’ ist ja kein intrinsischer Wert, sondern eine Zuschreibung, um nicht zu sagen: ein Diskurseffekt.
Und herrschaftsfreie/machtfreie Diskurse halte ich für nicht möglich.

Ich lasse es mir aber gerne erklären :)
Wierus
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Re: Medizinische Doktorarbeiten der Uni Würzburg

Beitrag von Wierus »

myfunnyvalentine hat geschrieben:
Garion hat geschrieben:Kannst Du Dir denn kein wissenschaftliches Arbeiten vorstellen jenseits von Machtverhältnissen, in denen einige darüber entscheiden, was als wissenschaftlich zu gelten hat
Und herrschaftsfreie/machtfreie Diskurse halte ich für nicht möglich.
So sehe ich das auch. Ob "einige", "mehrere" oder "viele" darüber entscheiden, was "wissenschaftlich" ist und was nicht, ändert im Grunde nichts daran, dass letztlich irgendwer (oder zumindest irgendeine Gruppe) über die Regeln in der Institution "Wissenschaft" entscheiden muss.
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