Plagiatsvorwürfe weltweit

Das Unterforum zur Diskussion um die aus fremden Textpassagen zusammengesetzten Dissertationen Prominenter.

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Wierus
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Re: Plagiatsvorwürfe weltweit

Beitrag von Wierus »

Bolero hat geschrieben: Wissenschaft schafft Wissen. Wissenschaft bringt die Menschheit voran. Deshalb bitte alle geisteswissenschaftlichen Promotionen abschaffen! :twisted:
Gerne, dann sollen uns aber Mathematiker und Physiker bitte zuerst einmal zeigen, wie man den Ausbruch des Ersten Weltkrieges, die Interpretation eines Romans von Theodor Fontane, das Wahlverhalten der Bundesbürger oder die Regierungsbildung mit mathematischen Formeln und Axiomen erklärt.
Viel Erfolg! :twisted:
algol
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Re: Plagiatsvorwürfe weltweit

Beitrag von algol »

Also irgendwie finde ich die Entwicklung dieser Diskussion schade und kontraproduktiv.

Als ich dermaleinst mit meinem Studium angefangen habe, habe ich schnell gemerkt, dass jeder Fachbereich sich für was Besseres hält als die anderen. Das war eine befremdliche und allenfalls amüsante Erkenntnis.

Die Quintessenz aus der Guttenberg-Geschichte sollte eigentlich nicht sein, dass wir uns gegenseitig alles absprechen, sondern über das "Dr.-Zuschacher-System" nachdenken und wie man das transparent machen und gegensteuern kann.
musicus

Re: Plagiatsvorwürfe weltweit

Beitrag von musicus »

Ruhig Blut, natürlich war das von mir eine kleine Provokation. Aber was ich im (eigentlich erst nach dem Studium während der Arbeit an der Diss) gelernt habe ist, daß die wenigsten Wissenschaftler überhaupt reflektieren, was sie da eigentlich machen, was dieses ominöse Adjektiv "wissenschaftlich" überhaupt bedeutet und wo genau die Trennlinie zwischen Wissen und Glauben ist.

Insbesondere die Szientisten, die wie oben gesehen ein materialistisch-reduktionistisches Weltbild vertreten und alles außer den "naturwissenschaftlichen" Methoden ablehnen, würden davon profitieren, einmal ernsthaft und unvoreingenommen Wissenschaftskritik zu betreiben.

Ich habe selbst Fächer studiert, von denen ich heute sage, daß sie (wie Medizin) keine Wissenschaft sind, z.B. Volkswirtschaftslehre. Und gerade diese Erkenntnis bringt mich echt weiter. :)

Zum Dr. med.: Natürlich ist der (bei Laien) angesehen, aber Mediziner geben einfachen Dingen ja auch komplizierte Namen, um damit beim Laienpublikum Eindruck zu machen (ich habe selbst eine hochschulmedizinische Ausbildung genossen). 8)
MrSir

Re: Plagiatsvorwürfe weltweit

Beitrag von MrSir »

Junge Junge, ich bin echt baff, mit welcher Selbstverständlichkeit hier einige für sich die Urteilsfähigkeit beanspruchen, Wissenschaften von Nicht-Wissenschaften und den dazugehörigen Wert akademischer Titel abzugrenzen.
Woher nehmt ihr dieses Wissen? Aus „ich hab mich auch mal in eine Medizin-Vorlesung reingesetzt, fand alles doof und finde nun, dass Medizin keine Wissenschaft ist“? Oder „alles ohne Zahlen ist eh nur Laberei und daher keine Wissenschaft“? Ich jedenfalls würde mir diese Einschätzung nicht zutrauen - es gibt sie also doch noch, die Universalgelehrten.
Mal im Ernst: ich finde diese Diskussion absolut lächerlich!
Worüber man hingegen wirklich mal sprechen sollte, ist der Prozess der Erstellung und Veröffentlichung. Ich verstehe nicht, wie sich Doktorarbeiten - über mehrere Jahre geschrieben und betreut, von mehreren Gutachtern bewertet - im Nachhinein als derartige Plagiate herausstellen können.
Da die Korrekturqualität einer Doktorarbeit vermutl. höher als bei einer Diplomarbeit ist, behaupte ich, dass bei Diplomarbeiten die Quote der Plagiate noch höher wäre. Aber diese Überprüfung interessiert ja keinen. Die Sensationsgier, einen unrechtmäßigen Doktor, am besten eine Person der Öffentlichkeit, zu entlarven, ist ja ungleich höher.
Also wenn schon Plagiatsschutz, dann aber bitte auf allen Ebenen der wissenschaftlichen Ausarbeitungen.
musicus

Re: Plagiatsvorwürfe weltweit

Beitrag von musicus »

Ich muß mir diese Urteilsfähigkeit zugestehen, sonst könnte ich ja keine wissenschaftliche Arbeit verfassen, denn ich wüßte nicht, sie von Nicht-Wissenschaft abzugrenzen. :wink:
MrSir

Re: Plagiatsvorwürfe weltweit

Beitrag von MrSir »

Dann würde ich wirklich gerne wissen, nach welchen Kriterien Wissenschaften von Nicht-Wissenschaften abgegrenzt werden.
Eine wissenschaftliche Definition hierzu würde mich sehr interessieren :D
musicus

Re: Plagiatsvorwürfe weltweit

Beitrag von musicus »

:P Ich kann dir nur sagen, wie ich es abgrenze. Wissenschaft wissenschaftlich herleiten kann man auch gar nicht, was beweist, daß eigentlich keine der sogenannten Wissenschaften wissenschaftlich ist. :lol: Wie gesagt, das ist eine spannende Sache, was ich nur sagen will ist, daß es diesen vermeintlich strengen Gegensatz von Wissen und Glauben nicht gibt und das "wissenschaftlich" <> "wahr" bedeutet.
roberto

Re: Plagiatsvorwürfe weltweit

Beitrag von roberto »

@Wierus
Wierus hat geschrieben:Gerne, dann sollen uns aber Mathematiker und Physiker bitte zuerst einmal zeigen, wie man den Ausbruch des Ersten Weltkrieges, die Interpretation eines Romans von Theodor Fontane, das Wahlverhalten der Bundesbürger oder die Regierungsbildung mit mathematischen Formeln und Axiomen erklärt.
Viel Erfolg! :twisted:
Kein Problem. :D

@musicus:
musicus hat geschrieben:Ich muß mir diese Urteilsfähigkeit zugestehen, sonst könnte ich ja keine wissenschaftliche Arbeit verfassen, denn ich wüßte nicht, sie von Nicht-Wissenschaft abzugrenzen. :wink:
Was Du von Dir gibst, klingt pathologisch. Ich empfehle Dir dringend einen Doktor aufzusuchen!
:wink:
Wierus
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Re: Plagiatsvorwürfe weltweit

Beitrag von Wierus »

algol hat geschrieben: Als ich dermaleinst mit meinem Studium angefangen habe, habe ich schnell gemerkt, dass jeder Fachbereich sich für was Besseres hält als die anderen. Das war eine befremdliche und allenfalls amüsante Erkenntnis.
Ja, das stimmt. Ist aber in gewisser Weise auch verständlich, denn es gibt für jede Disziplin, insbesondere die neu hinzugekommenen, einen ziemlich starken Rechtfertigungsdruck nach Außen und ebenso einen nach Innen: einerseits wollen der Staat und die Öffentlichkeit wissen warum dieses oder jenes Fach Gelder für sich in Anspruch nimmt und dann wofür, und der studentische Nachwuchs will wissen, welchen Sinn und welche Vorteile die Ausbildung dort im Vergleich zu anderen Fächern hat.
musicus hat geschrieben:Insbesondere die Szientisten, die wie oben gesehen ein materialistisch-reduktionistisches Weltbild vertreten und alles außer den "naturwissenschaftlichen" Methoden ablehnen, würden davon profitieren, einmal ernsthaft und unvoreingenommen Wissenschaftskritik zu betreiben.
Man kann ja ohne große Probleme ein strikt materialistisches Weltbild auch in den Geisteswissenschaften vertreten. Worum es geht ist doch ganz einfach die Definition von Wissenschaft und niemand ist gezwungen, das wissenschaftliche Modell der Naturwissenschaften - mit dem Popperschen Falsifikationspostulat im Zentrum - als das einzige gültige akzeptieren zu müssen.
roberto hat geschrieben:@Wierus
Wierus hat geschrieben:Gerne, dann sollen uns aber Mathematiker und Physiker bitte zuerst einmal zeigen, wie man den Ausbruch des Ersten Weltkrieges, die Interpretation eines Romans von Theodor Fontane, das Wahlverhalten der Bundesbürger oder die Regierungsbildung mit mathematischen Formeln und Axiomen erklärt.
Viel Erfolg! :twisted:
Kein Problem. :D
Hehe... :wink:

Aber im Ernst: Rechtsprechung, Geschichtsforschung, medizinische Diagnose, hermeneutische Werk-Interpretation, all das ist mit Mathematik nicht fassbar, setzt aber dennoch intersubjektiv übeprüfbare Methoden voraus, und das macht diese Fächer/Praktiken letztlich wissenschaftlich.
Bsp: In den Theorien der Internationalen Beziehungen gab es in den 60ern den Ansatz des Behaviorismus, der das Verhalten von Staaten mit naturwissenschaftlichen Methoden beschreiben und vorhersagen wollte, aber solche und ähnliche Versuch sind bisher immer gescheitert.
Bolero

Re: Plagiatsvorwürfe weltweit

Beitrag von Bolero »

MrSir hat geschrieben:Dann würde ich wirklich gerne wissen, nach welchen Kriterien Wissenschaften von Nicht-Wissenschaften abgegrenzt werden.
Eine wissenschaftliche Definition hierzu würde mich sehr interessieren :D
Im Prinzip kann man Wissen (nur) mit Induktion der der Deduktion schaffen. Das sind die Grundprinzipien wisschenschaftlichen Handelns. Im Laufe der Zeit hat sich das weiterentwickelt. Beispielsweise wird Induktion in einem Käfig angewandt (das Axiomensystem) oder die Deduktion benutzt z.B. die Statistik die wiederum auf der Induktion (dem Gesetz der großen Zahlen) basiert.

Heutzutage wird "wissenschaftlich" oft als Marketingbegriff benutzt oder um sich abzugrenzen. Es basiert aber auf der Induktion und der Deduktion.
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