Rohdaten in den Anhang?

Einreichung, Korrektur, Rigorosum, Disputation, Drucken, Titelführung, Steuern
außerdem auch alles was nach Abschluss der Diss kommt.
Gesperrt
bullabü

Rohdaten in den Anhang?

Beitrag von bullabü »

Hi zusammen,

ich bin es so gewohnt, dass man als quantitative Sozialforscher_in seine Rohdaten, wenn sie denn nicht gesperrt sind, mit veröffentlicht im Anhang, ggf. als spss .SAV auf CD dazu. In einer qualitative Arbeit jedoch nicht, steht ja auch in keinem Verhältnis. Da kommen Interviewleitfaden und Feldprotokolle in den Anhang, aber keine,vollen Transkripte. Bei ner Diss wie meiner würde das auch gleich mal 1500 Seiten werden und als CD sind mir die Texte viel zu sensibel, bezüglich Anonymisierung kann ich nicht 1000%ig garantieren, dass nie jemand etwas rekonstruieren konnte und wenn dann so digitalisierte Texte in die falschen Hände gerieten...
nun hat aber mein Doktorvater gefragt, warum die nicht in den Anhang kämen und ich soll mal prüfen, ob das so üblich sei.
ich meine, die Nachvollziehbarkeit zwecks Validität ist ja m.W. durch die ausführliche Beschreibung der Forschungsmethode, des Samplings und der Analyse sowie der Leitfadengenese gegeben, so dass man die Daten nicht braucht. Zumal intersubjektive reproduzierbarkeit ja ich auch nur sehr begrenzt gegeben ist. Ist eben quali, nicht quanti.
könnt ihr mir da weiter helfen?
Blasius

Re: Rohdaten kn den Anhang?

Beitrag von Blasius »

Guten Morgen,

da ich ethnographisch gearbeitet habe und hier hauptsächlich offene teilnehmende Beobachtungen mit starkem Gewicht auf dem Immersionsaspekt eingesetzt habe würde mir das nie in den Sinn kommen, meine zum Teil höchstpersönlichen Aufzeichnungen dem Anhang beizufügen. Zudem habe ich einzelne Fallverläufe psychosozialer Hilfesettings (sensible Daten) begleitet. Mein DV kannte das Material zum großen Teil, da er auch an den diesbezüglichen Forschungskolloquien meiner Arbeitsgruppe teilnahm. Die auf meinem Feldauftenthalt basierenden Erinnerungsprotokolle sind zum Teil äußerst persönlich und nicht digitialisiert (kryptische Kritzeleien auf Bierdeckeln wenns schnell gehen musste, Notizzettel und meine ganzen Headnotes, die in den ethnographischen Bericht mit eingeflossen sind, zudem die Ergebnisse aus Sitzungen der ethnographischen Supervision, in der meine emotionale Forscherreaktion Thema war), lassen sich mithin unmöglich alle explizieren, geschweige denn inhaltlich sensu stricto nachvollziehen. Meiner Erfahrung nach ist es auch nicht üblich jegliche Feldprotokolle "coram publico" in den Anhang zu packen. Das steht zum Beispiel u. a. auch im Lehrbuch von Roland Girtler (2001). Muss allerdings hinzufügen, dass ich meine Arbeit in sehr engem regelmäßigem Austausch mit meinem DV angefertigt habe und er viel von dem Material grosso modo kennt.
Die Beifügung von vollen Interviewtranskripten habe ich bisher hier auch selten gesehen, mitunter in den Begutachtungsversionen. Soweit in Kürze meine Erfahrung
Viele Grüße
Blasius
DoneXY

Re: Rohdaten kn den Anhang?

Beitrag von DoneXY »

bullabü hat geschrieben:nun hat aber mein Doktorvater gefragt, warum die nicht in den Anhang kämen und ich soll mal prüfen, ob das so üblich sei.
Ich habe noch nie eine qualitative Studie gesehen, die einen Anhang mit den Transkripten hat.
Poppy

Re: Rohdaten kn den Anhang?

Beitrag von Poppy »

Ich war da auch sehr unsicher und hab dann bei einer Kollegin etwas abgeschaut, das mir sehr sinnvoll erschien: Sie hat eine Passage aus einer Gruppendiskussion in den Anhang gepackt, zusammen mit ihrer Interpretation. So ist nachvollziehbar, wie gearbeitet wurde, ohne, dass sämtliche Aufzeichnungen vorliegen müssen. Ich habe das genauso gemacht und eine Passage aus meinen Interviews zusammen mit meiner Interpretation in den Anhang gesteckt.
bullabü

Re: Rohdaten kn den Anhang?

Beitrag von bullabü »

Danke euch schon mal für eure Antworten.
nun, mein DV kennt einen Großteil der Daten auch, da in gemeinsamen bmbf-Projekten erarbeitet. Da sehe ich auch weniger sein Problem sondern vielmehr bei dem Zweitgutachter bzw. dem Fakultätsgremium, was die Annahme der Diss bestätigen muss.
bullabü

Re: Rohdaten kn den Anhang?

Beitrag von bullabü »

@Blasius: Mitunter in Begutachtungsversionen: Meinst du, dort wären volle Transkripte drinn oder du hast auch in Begutachtungsversionen selten welche gesehen??
Blasius

Re: Rohdaten kn den Anhang?

Beitrag von Blasius »

Sorry, ich habe mich etwas unklar ausgedrückt. Ich habe es bisher in meinem Umfeld noch nie mitbekommen, dass da jemand die ganzen Transkripte beigefügt hat. Im Gegenteil wurde uns auf einschlägigen Methodenschools explizit davon abgeraten (Stichwort: Rekonstruierbarkeit). Selbst vor zu langen Ankerbeispielen im Empirieteil wurde da aus diesem Grunde gewarnt. Was ich hingegen kenne, selbst auch gemacht habe und für übliche Praxis halte geht d´accord mit poppys Anmerkung, nämlich das Hauptvorgehen exemplarisch zu demonstrieren.
bullabü

Re: Rohdaten in den Anhang?

Beitrag von bullabü »

ok, danke :)
ich habe unterdessen eine Aussage vom Kommissionsvorsitz. Wörtlich
um Gottes Willen: Nein!
Datenquellen, egal ob SPSS oder sonst was, nie mit anhängen. Aufbewahren, 10 Jahre, ja, aber sonst, nichts. Das wird ja veröffentlicht, das darf man nicht anhängen.
Das wollt ich hören :P
adb

Re: Rohdaten in den Anhang?

Beitrag von adb »

nur kurz zum Verständnis:
Du musst die Transkripte/Daten auch nicht der Version für die Gutachter anhängen?

Viele Grüße und weiterhin viel Erfolg!
bullabü

Re: Rohdaten in den Anhang?

Beitrag von bullabü »

Korrekt. Niemand. Sie müssen sie jedoch anfordern können.
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