Hallo,
zunächst mal denke ich, dass das ganz extrem fächerabhängig ist - magst Du verraten, in welchem Bereich Du suchst?
Ich habe auch in etwa 4 Monaten eine Stelle gefunden, mich allerdings häufiger beworben als @claudine - etwa 40 Bewerbungen habe ich geschrieben, ernsthaft waren allerdings rund die Hälfte davon. Dabei habe ich mich auf einen Radius von 50km beschränkt, wohne allerdings auch ziemlich günstig, es gibt recht viel im Umkreis. In 5 Unternehmen hatte ich Gespräche, habe selbst bei 2en abgesagt, ein vages Angebot (wir melden uns demnächst) und ein konkretes sowie eine Absage nach dem Gespräch bekommen. Das konkrete Angebot hab ich dann direkt mal angenommen
Meine Erfahrung, sowohl aus den Antworten auf meine Bewerbungen als auch aus den Gesprächen, ist die folgende: Manche Unternehmen haben sowas wie "Berührungsängste" mit promovierten (oder bei mir noch: promovierenden) Akademikern. Da wird man dann merkwürdige Dinge gefragt, die so in Richtung "können Sie denn richtig arbeiten", "was machen Sie, wenn Sie eine Deadline einhalten müssen" oder "haben Sie ein Problem mit einem unpromovierten Vorgesetzten" gehen. Da musste ich manchmal richtig aufpassen, nicht zynisch zu antworten
Insofern stimme ich Deiner Aussage
Meine Bewerbungserfahrung bisher: überqualifiziert! Nur dieses eine Argument. Es dreht sich nicht um schräge Gehaltsvorstellungen oder weltfremde eigene Vorstellungen o.Ä.
nur sehr bedingt zu, denn das "überqualifziert" beinhaltet aus Unternehmenssicht häufig genau diese Probleme wie Gehaltsvorstellungen oder vor allem Weltfremdheit.
Aber dann gibt es auch die anderen Unternehmen, die auch die Chancen sehen, die man mitbringt. Die muss man dann natürlich auch verkaufen, sowohl im Anschreiben, als auch im Gespräch. Eine der wichtigsten Fragen lautet aus Unternehmenssicht vermutlich - warum bewirbst Du Dich überhaupt auf die Stelle, wenn Du überqualifiziert dafür bist? Für die keine Promotion benötigt wird? Ich hab das übrigens auch gemacht
- einfach mit dem Hintergedanken: Das akademische Wissen habe ich, ein bisschen Praxiserfahrung habe ich auch, aber an dem Punkt hapert es noch (bei Dir vielleicht: Du bist eine Weile raus). Ich habe kein Problem damit, etwas niedriger einzusteigen und mich dann - vielleicht etwas schneller als andere - hochzuarbeiten, und wenn ich dann akademisches Wissen UND die notwendige Erfahrung habe, bin ich bestens gerüstet für weitere Aufgaben, idealerweise in dem Unternehmen, wo ich anfange (es gibt also eine langfristige Perspektive, aus Unternehmenssicht könnte sich die Investition lohnen).
Genauso habe ich das auch verkauft. Scheint ja plausibel gewesen zu sein
- allerdings bin ich auch wirklich dieser Ansicht und konnte das vermutlich entsprechend authentisch kommunizieren. Ich bin mir allerdings gewahr, dass ich vermutlich aus Unternehmenssicht ein Experiment bin, aber damit komme ich klar
Alternativ könnte man sich natürlich auch nur auf Stellen bewerben, die eine Promo voraussetzen, aber das ist wieder eine Frage des Bereichs.."Bei mir" gibts das nicht so viel bzw. die Jobs, die es gibt will ich nicht machen. Klingt ja so, als wäre es bei Dir vielleicht ähnlich?
Ach so, noch was fällt mir ein: Wie sieht es denn mit der Reputation Deines DVs aus? Meiner hat mir nicht aktiv geholfen, aber sein Name hat durchaus Türen geöffnet (die ich dann natürlich selbst aufhalten musste, sozusagen). Vielleicht fällt Dir da was ein, wo er besonders umtriebig ist und Du mal nachfragen kannst?
Das war jetzt vielleicht etwas konfus. Aber vielleicht kannst Du trotzdem was brauchen
Alles Gute
Mathilda