Promotion fertig - und dann?

Einreichung, Korrektur, Rigorosum, Disputation, Drucken, Titelführung, Steuern
außerdem auch alles was nach Abschluss der Diss kommt.
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Andre_2907

Promotion fertig - und dann?

Beitrag von Andre_2907 »

Hallo Forumsmitglieder,

der Betreff bringt es auf den Punkt. Nach jahrelangen promovierens (ich war schnell!) ist nun die Arbeit fertig und der Titel verliehen.

Nur - was kommt nun?

Ich habe nebenberuflich promoviert und mir eine Auszeit gegönnt. Mein Arbeitgeber hat kein Interesse an den Ergebnissen. Jetzt suche ich den beruflichen Wiedereinstieg und stelle mir die Frage als was? Meine Bewerbungserfahrung bisher: überqualifiziert! Nur dieses eine Argument. Es dreht sich nicht um schräge Gehaltsvorstellungen oder weltfremde eigene Vorstellungen o.Ä.

Wer ist in der gleichen Sitation? Wie gehst Du die Sache an? Welche Erfahrung hast Du gemacht?
Gibt es eigentlich einen Stammtisch mit dem Titel Dr. Arbeitlos im Rheinland?

Liebe Grüße
Dr. Autor
Martin

Re: Promotion fertig - und dann?

Beitrag von Martin »

Mir geht es ähnlich. Ich habe als Externer mit Stipendium innerhalb von drei Jahren promoviert. Seit der Abgabe im März bin ich jetzt schon auf Jobsuche, seit der Verteidigung im Sommer recht intensiv. Ich habe ca. 80 Bewerbungen geschrieben - bislang ohne Erfolg. Das Problem dürfte hier einerseits ebenfalls sein, dass ich für viele Jobs als überqualifiziert wahrgenommen werden. Anderseits ist die Konkurenz um ausgeschriebene Stellen (für Geistes- und Sozialwissenschaftler) riesig. Ich denke, mir fehlen auch einfach die Kontakte, da ich mich während der Promotionszeit im stillen Kämmerlein bzw. der Bibliothek vollständig auf die Diss. konzentriert habe.
Im Moment verdiene ich mir durch einen Nebenjob etwas dazu, engagiere mich ab und zu auf ehrenamtlicher Basis und bewerbe mich einfach weiter - in der Hoffnung, dass es irgendwann klappt.
Mich würde interessieren wie lange es bei anderen mit dem Berufeinstieg nach der Promotion gedauert hat (besonders im Geistes- und sozialwissenschaftlichen Bereich) und wie sie die Sache angegangen sind.
claudine

Re: Promotion fertig - und dann?

Beitrag von claudine »

Hi,

in welchen bereichen bewirbst du dich denn und in welchen regionen? Ich habe mich in 4 Monaten nur insgesamt 5 mal ernsthaft beworben (das waren jeweils 100% passende ausschreibungen) und am ende auch 3 jobangebote bekommen.
beim umhoeren habe ich festgestellt, das man sich auf "normale" programmierjobs (ich arbeite im informatikbereich) gar nicht erst bewerben soll, solche stellen bekommt man als promovierter zwecks ueberqualifiezierung selten.

bist du denn festgelegt auf einen ort oder kannst du in ganz europa suchen? es gibt eine gute suchmaschinen fuer akademische jobs, die mir zumindest weitergeholfen haben.
Mathilda

Re: Promotion fertig - und dann?

Beitrag von Mathilda »

Hallo,

zunächst mal denke ich, dass das ganz extrem fächerabhängig ist - magst Du verraten, in welchem Bereich Du suchst?

Ich habe auch in etwa 4 Monaten eine Stelle gefunden, mich allerdings häufiger beworben als @claudine - etwa 40 Bewerbungen habe ich geschrieben, ernsthaft waren allerdings rund die Hälfte davon. Dabei habe ich mich auf einen Radius von 50km beschränkt, wohne allerdings auch ziemlich günstig, es gibt recht viel im Umkreis. In 5 Unternehmen hatte ich Gespräche, habe selbst bei 2en abgesagt, ein vages Angebot (wir melden uns demnächst) und ein konkretes sowie eine Absage nach dem Gespräch bekommen. Das konkrete Angebot hab ich dann direkt mal angenommen :wink:

Meine Erfahrung, sowohl aus den Antworten auf meine Bewerbungen als auch aus den Gesprächen, ist die folgende: Manche Unternehmen haben sowas wie "Berührungsängste" mit promovierten (oder bei mir noch: promovierenden) Akademikern. Da wird man dann merkwürdige Dinge gefragt, die so in Richtung "können Sie denn richtig arbeiten", "was machen Sie, wenn Sie eine Deadline einhalten müssen" oder "haben Sie ein Problem mit einem unpromovierten Vorgesetzten" gehen. Da musste ich manchmal richtig aufpassen, nicht zynisch zu antworten :lol:

Insofern stimme ich Deiner Aussage
Meine Bewerbungserfahrung bisher: überqualifiziert! Nur dieses eine Argument. Es dreht sich nicht um schräge Gehaltsvorstellungen oder weltfremde eigene Vorstellungen o.Ä.
nur sehr bedingt zu, denn das "überqualifziert" beinhaltet aus Unternehmenssicht häufig genau diese Probleme wie Gehaltsvorstellungen oder vor allem Weltfremdheit.

Aber dann gibt es auch die anderen Unternehmen, die auch die Chancen sehen, die man mitbringt. Die muss man dann natürlich auch verkaufen, sowohl im Anschreiben, als auch im Gespräch. Eine der wichtigsten Fragen lautet aus Unternehmenssicht vermutlich - warum bewirbst Du Dich überhaupt auf die Stelle, wenn Du überqualifiziert dafür bist? Für die keine Promotion benötigt wird? Ich hab das übrigens auch gemacht :wink: - einfach mit dem Hintergedanken: Das akademische Wissen habe ich, ein bisschen Praxiserfahrung habe ich auch, aber an dem Punkt hapert es noch (bei Dir vielleicht: Du bist eine Weile raus). Ich habe kein Problem damit, etwas niedriger einzusteigen und mich dann - vielleicht etwas schneller als andere - hochzuarbeiten, und wenn ich dann akademisches Wissen UND die notwendige Erfahrung habe, bin ich bestens gerüstet für weitere Aufgaben, idealerweise in dem Unternehmen, wo ich anfange (es gibt also eine langfristige Perspektive, aus Unternehmenssicht könnte sich die Investition lohnen).

Genauso habe ich das auch verkauft. Scheint ja plausibel gewesen zu sein :wink: - allerdings bin ich auch wirklich dieser Ansicht und konnte das vermutlich entsprechend authentisch kommunizieren. Ich bin mir allerdings gewahr, dass ich vermutlich aus Unternehmenssicht ein Experiment bin, aber damit komme ich klar :wink:

Alternativ könnte man sich natürlich auch nur auf Stellen bewerben, die eine Promo voraussetzen, aber das ist wieder eine Frage des Bereichs.."Bei mir" gibts das nicht so viel bzw. die Jobs, die es gibt will ich nicht machen. Klingt ja so, als wäre es bei Dir vielleicht ähnlich?

Ach so, noch was fällt mir ein: Wie sieht es denn mit der Reputation Deines DVs aus? Meiner hat mir nicht aktiv geholfen, aber sein Name hat durchaus Türen geöffnet (die ich dann natürlich selbst aufhalten musste, sozusagen). Vielleicht fällt Dir da was ein, wo er besonders umtriebig ist und Du mal nachfragen kannst?

Das war jetzt vielleicht etwas konfus. Aber vielleicht kannst Du trotzdem was brauchen :wink:
Alles Gute
Mathilda
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