Neue Diss - Methode Umfrage/Interviews legitim?

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Aldemar
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Neue Diss - Methode Umfrage/Interviews legitim?

Beitrag von Aldemar »

Hallo, ich möchte gerne in Wirtschaftswissenschaften promovieren. Der gewünschte Fachbereich ist relativ speziell, soll daher nicht genannt werden. Ich bin bereits im Berufsleben und möchte extern promovieren. Mir ist während meiner Berufslaufbahn aufgefallen, dass in meinem Bereich der Expertise (bestimmer Aufgabenbereich von größeren Industriebetrieben) es bei allen fachlich Beteiligten (Geschäftsführung, Lieferanten, Einkäufer, teilweise sogar Weiterbildungseinrichtungen, etc.) große fachliche Schwächen gibt, obwohl teilweise große Geldsummen hinter den verschiedenen Entscheidungen stehen.

Ich fände es daher interessant, eine größere Anzahl (30-40) von Industrieunternehmen zu Ihren Methoden und Leitsätzen zu diesem fachlichen Thema in persönlichen anonymen qualitativen Interviews zu befragen. Dann könnte man feststellen, warum sie welche Methoden wählen und wie sie zu Entscheidungen in diesem speziellen Sachverhalt kommen. Vorher natürlich präzise die zu erfragenden Erkenntnisse und Methoden inkl. fachlicher Grundsätze herleiten (was in dem Fachgebiet auch schon eine Aufgabe ist). Die Befragungsergebnisse dann interpretieren.

Frage: Ist so ein Forschungsansatz "genug" oder "hart genug" für eine Promotion? In diesem Fachbereich gibt es auch viele quantitative Ansätze und Forschungsarbeiten, weshalb ich die Befürchtung habe, dass das Thema für den Prof vielleicht nicht attraktiv oder prestigeträchtig genug wäre bzw. die Methode einer Diss nicht würdig ist.

Vielen Dank für die ein oder andere Einschätzung.
johndoe
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Re: Neue Diss - Methode Umfrage/Interviews legitim?

Beitrag von johndoe »

Hi, ich bin zwar kein BWLer, aber meines Erachtens ist das viel zu dünn und klingt eher nach einer Masterarbeit. Durch Hochskalieren der Interviewpartner wirds auch nicht wissenschaftlicher.

Der Ansatz, aus praktischen Erlebnissen ein Forschungsthema zu entwickeln, ist zwar legitim - aber ich lese hier nichts von ergänzender Literaturrecherche, um deine Forschung anzuknüpfen und die konkrete Lücke zu verifizieren und den Mehrwert zu argumentieren, der durch Schließen dieser Lücke entsteht. Ist die Lücke klar, solltest du Forschungsfragen formulieren, um Scope und Zielsetzung abzustecken, wie du zur Schließung der Lücke beiträgst. Und wenn das steht, macht man sich über die Methoden Gedanken, wie man konkret vorgeht - z.B. weil einzelne Lehrstühle bestimmte Methoden besonders gerne anwenden.

Fun fact: die Evaluierung der Interviews war bei meiner Diss gar keine Forschungsfrage, sondern einfach grundlegende Primärdatenaufbereitung. Erst danach gings ans Eingemachte.

Also schau dir am besten mal aktuelle Dissertationen in deinem Fachgebiet oder spezifischer an Lehrstühlen deiner Wahl an, um einen Eindruck zu bekommen, wie sie aufgebaut sind und welche Art von Ergebnis hier üblicherweise geliefert wird.
SSCI
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Re: Neue Diss - Methode Umfrage/Interviews legitim?

Beitrag von SSCI »

Ist halt alles noch sehr unspezifisch. Schwammige Forschungsfrage von anekdotischer Evidenz gespeist.

Dennoch ist es legitim, dass das durchaus richtige Bauchgefühl in eine Dissertation münden kann. Aber aktuell bist Du noch ganz am Anfang und die Idee ist viel zu unreif und eine klare Forschungslücke ist nicht erkennbar.

Jenachdem wieviel Aufwand Du betreiben möchtest, könnte - mal wieder - Ost-Europa eine Option sein. Hört man hier in "Klein-Harvard" nicht so gerne :-)

Weiteres dann also bestenfalls per PM :dr)
Wierus
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Re: Neue Diss - Methode Umfrage/Interviews legitim?

Beitrag von Wierus »

johndoe hat geschrieben: ↑19.10.2021, 08:08 Hi, ich bin zwar kein BWLer, aber meines Erachtens ist das viel zu dünn und klingt eher nach einer Masterarbeit.
War zwar auch mein erster Gedanke, aber ich glaube nicht, dass man so aus der Ferne pauschal über die wissenschaftliche Wertigkeit der angedachten Studie urteilen kann. Wenn hier eine relevante Fragestellung vorliegt, kann das durchaus als promotionswürdiges Vorhaben angenommen werden.

Außerdem finden sich doch in allen Fächern nicht selten überraschend dünn gebohrte Bretter, was Promotionsleistungen angeht. Ich will das nicht gutheißen, aber andererseits kann auch nicht mit jeder einzelnen Diss das Rad neu erfunden werden.

@TE:
Schreibe doch einfach ein paar Dozenten (vorzugsweise deine Hauptdozenten aus dem Studium) an und du wirst schnell erfahren, ob dein Thema genügend Tiefgang für ein Promotionsvorhaben bietet.
caipirinha11085
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Re: Neue Diss - Methode Umfrage/Interviews legitim?

Beitrag von caipirinha11085 »

Bin auch kein BWLer, aber meine erste Frage wäre, was Ziel der Forschung ist. Wäre geplant, davon ausgehend Lösungsstrategien zu entwickeln oder selbst einen Plan/Methodik herauszuarbeiten, mit welcher solche Entscheidungen besser und präziser getroffen werden können?

In dem Fall klänge das für mich schon nach einem passenden Promotionsvorhaben.
flip
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Re: Neue Diss - Methode Umfrage/Interviews legitim?

Beitrag von flip »

caipirinha11085 hat geschrieben: ↑24.10.2021, 15:32 Bin auch kein BWLer, aber meine erste Frage wäre, was Ziel der Forschung ist. Wäre geplant, davon ausgehend Lösungsstrategien zu entwickeln oder selbst einen Plan/Methodik herauszuarbeiten, mit welcher solche Entscheidungen besser und präziser getroffen werden können?
Ehrlich gesagt ist das keine Forschung, sondern klassische Unternehmensberatung.
Das Problem bei so etwas ist immer, sodass Unternehmen kein Problem damit haben, wenn Interviews anonym geführt werden, es sehr wohl aber zu Problemen kommt, wenn die Inhalte veröffentlicht werden müssen. Und das ist bei einer Diss zwingend der Fall.

Ansonsten kann ich schonmal direkt aus meiner UB-Erfahrung sagen, dass der TO extrem frustriert werden wird, denn sobald Geschäftsführung, Lieferanten, Einkäufer, teilweise sogar Weiterbildungseinrichtungen, etc. involviert sind, wird sich gar nichts ändern, da sich dort Strukturen über im Zweifel Jahrzehnten festgefahren haben die man nicht einfach so aufbricht. Schon garnicht als Externer (der man dann ja für die anderen Unternehmen ist) in einer Diss.

Das mag aus ideologischer Sicht zwar wertvoll sein, scheitert aber im Arbeitsalltag an den Mitarbeitern.
kognitiv
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Re: Neue Diss - Methode Umfrage/Interviews legitim?

Beitrag von kognitiv »

Ja, für den Dr. muss einiges getan werden. Wer keine Statistik drauf hat, der hat es schwer. Die Aneignung wird Dir einiges abverlangen ...
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